| | Noriker Tigerschecken, r�mische Quadriga | | | |
| Das Pferd als Mittel zur Selbsterkenntnis, genauer gesagt als Mittel, die eigenen Schw�chen zu erkennen: das ist eine der Thesen, die Hempfling im Buch › Wenn sich Pferde offenbaren entwickelt.
Das nun wieder hei�t, da� man sich �ber das Pferd entwickeln k�nnen soll, wenn man sich denn entwickeln will, und das wollen wir nat�rlich alle - wir wollen besser werden, wir wollen unser volles Potential entwickeln, wir haben nur ein Leben hier auf dieser Welt und das mu� es jetzt bringen, oder?
Dazu m�ssen (laut Hempfling) alle Schw�chen gnadenlos erkannt und ausgemerzt werden. Wer einen Guru - pardon: Pferdeschamanen - hat, braucht dazu nat�rlich kein Pferd. Der Pferdeschamane kann den direkten Weg nehmen und die Sch�ler auf Ihre Schw�chen hinweisen; das haben wir im letzten Beitrag gelernt (› Ihr wi�t nicht, was Liebe ist).
Rolf will keine schwachen Anh�nger, sondern starke Menschen, mit denen er seine Vision verwirklichen kann. Was aber ist die Schw�che des Pferdeschamanen? Was lehren die Pferde ihn, der uns zeigen will, was die Pferde uns lehren k�nnen? In meiner Rezension seines letzten Buches, erschienen im Jahre 2003, habe ich vermutet, da� Hempfling ernste Lektionen hat lernen k�nnen, freilich ohne Genaueres zu wissen.
| Auf Seite 44 fa�t Hempfling seine �berlegungen in einer Grafik zusammen, in der die Worte "Ohnmacht-�ngste-Selbstbehauptung-Begierden" die Basis, das Wort Macht die Spitze der Pyramide bilden.
Macht also, wie subtil oder vordergr�ndig sie auch immer sich ausdr�cken mag, ist das Ziel und die erw�nschte Konsequenz allen Handelns.
Da� das nicht funktioniert, erkennt der Mensch erst dann, wenn er wirklich �u�ere Macht zu haben scheint. Wenn er einen riesigen Lottogewinn nach Hause tr�gt oder einen gro�en Posten bekleidet. Denn der Wunsch, noch m�chtiger zu werden, endet damit nicht. Wohl aber kommt die Angst, das Erreichte wieder zu verlieren. Wie gro� auch die vermeintlichen Macht ist, die �ngste und das Gef�hl verbleibender Ohnmacht bleiben in diesen unbewu�ten Strukturen Sieger. Rezension › Wenn sich Pferde offenbaren | | |
Ich habe dieses Zitat damals in meiner Rezension gar nicht kommentiert. Heute frage ich mich, warum nicht? Denn schon die Basis seiner "Weltsicht" erscheint mir extrem spezifisch: Wer w�rde diese Aussagen so ohne weiteres unterschreiben? F�r mich zum Beispiel bedeuten die vier Worte "Ohnmacht-�ngste-Selbstbehauptung-Begierden" sehr wenig. Wenn ich �ber das Leben und die wichtigen Dinge darin sprechen wollte, w�rden diese Worte gar nicht vorkommen. Und schon gar nicht seine Spitze der Pyramide, die � Macht.
Die Aussage, da� "Macht [...] das Ziel und die erw�nschte Konsequenz allen Handelns" ist, wird meines Wissens nur von einer Fraktion innerhalb der vielf�ltig zersplitterten Psychotherapie vertreten, n�mlich von den Anh�ngern � Alfred Adlers. Bei Adler geht es darum, da� Minderwertigkeiten kompensiert werden (m�ssen).
Dieser Verdacht kam mir schon fr�her: Rolf kompensiert. Seine Wutausbr�che sind Zeichen von Schw�che. W�re er souver�n und �berlegen, k�nnte er seinen Anh�ngern helfen, so zu werden, wie er sie haben m�chte: frei und stark. Er w�nscht sich starke Menschen, weil er selber schwach ist. Psychopathen besch�ftigen sich st�ndig mit der Machtfrage - andere l��t das kalt. Warum wohl?
Die Einsicht Hempflings, da� Macht an sich nicht befriedigt, hatte mir sehr gefallen. Ich dachte mir schon, da� er �ber seine eigenen Probleme schreibt, und nahm an, da� er gelernt habe, da� die errungene, nicht unerhebliche Macht ihn nicht von seinen �ngsten befreit hatte. Und da� er aus Einsicht in diese Mechanismen Schl�sse gezogen habe, die ihn aus diesem Teufelskreis herausgef�hrt h�tten.
Da habe ich mich wohl get�uscht. Denn die Rettung aus der Not soll angeblich von den Pferden kommen. Er bringt das Beispiel eines gef�hrlichen Hengstes, �ber den er Macht erlangte, und zwar auf seine "weiche" Weise.
| Pferde wollen und m�ssen uns den Weg weisen, der uns hinausf�hrt aus jenen begrenzten Betrachtungen, die ich in der kleinen Grafik festgehalten habe. Das ist ihre Aufgabe. Wenn sich Pferde offenbaren, Seite 45 | | |
Diese Macht, die gute Macht also, soll aus dem Verzicht auf vordergr�ndige Bed�rfnisbefriedigung und Hingabe an das Leben (was immer das ist) erwachsen. Tja, lieber Klaus Ferdinand Hempfling, so einfach ist das leider nicht. F�r diejenigen, die sich f�r Macht und ihre Rolle in der Erziehung interessieren (es gibt noch viele andere Bezugssysteme f�r Macht, die in diesem Zusammenhang aber nicht relevant sind), empfehle ich den ausgezeichneten Artikel � Macht und Autorit�t in der Erziehung. Aber Vorsicht: Nehmen Sie sich Zeit, es sind fast 45.000 Zeichen. Trotzdem: es lohnt sich f�r alle, die mit der Erziehung zu tun haben (und wer geh�rt nicht dazu?), diesen Artikel sorgf�ltig zu lesen.
Es wird darin insbesondere sehr sorgf�ltig analysiert, wie sich Pers�nlichkeitsdefizite, die mit Macht zu tun haben, letzten Endes also mit Schw�chen, extrem negativ auf die Erziehung und allgemein zwischenmenschliche Beziehungen auswirken m�ssen. Insofern hat der "Meister" Hempfling wieder recht: Der Erzieher mu� sich mit seinen Schw�chen auseinandersetzen und sie kennen. Aber was hei�t das schon? Einzelne Einsichten m�gen richtig sein, aber dadurch ist keineswegs garantiert, da� die richtigen Schl�sse gezogen werden oder da� die ganze Richtung stimmt. Kennt Hempfling seine eigenen Schw�chen? Und wenn ja, welche Schl�sse zieht er daraus? Wie geht er damit um?
| |