Leserbrief › 1460 zu Ausgabe › 323 07.06.05
Lieber Gerd Hebrang!
Von wegen ich fände Kritik nicht interessant. Ihre fand ich hochinteressant, weil all diese Dinge an mir vorbeigegangen sind. Anscheinend haben Sie den richtigen Riecher für die entsprechenden Lesermeinungen oder Rezensionen im Internet. Ihr Satz, ich schätzte es nicht, wenn man sich in meine Dinge einmischt, stimmt zwar, bezieht sich aber sicherlich nicht auf meine Bücher - denn die werden ja mit dem Tag ihres Erscheinens öffentlich. Und jeder Schreiberling, Musiker oder Maler muss sich der Meinung des Lesers/Hörers/Betrachters stellen, sonst darf er nie etwas veröffentlichen. Ich danke aber meinen Lesern, denn ein absolutes "Bäh!" habe ich nirgends heraushören können, das freut mich doch schon wieder. Und Sie haben sich wirklich viel Zeit genommen und große Mühe gegeben. Klasse!!! Dass der Fuchs über den Ochser springt ... ich musste lachen und gleich nachschlagen - solche Dinge passieren manchmal bei einer der letzten Korrekturen im Verlag. Nicht, dass mir so etwas nicht auch passieren könnte. Aber in einem gebe ich Ihnen auf alle Fälle Recht: Den Pferdeliebhabern war es zu wenig Pferd und den anderen zu viel. Mir hingegegen hat die Geschichte beim Schreiben Spaß gemacht und ich habe jetzt auch die Verfilmung gesehen (Ausstrahlung im Oktober in der ARD, Termin am besten über meine Homepage) und ich bin begeistert. Bisher sind sechs meiner Bücher verfilmt worden, aber das ist so richtig klasse - Christiane Hörbiger und Michael Mendl ("Der Untergang")sind in ihrer Rolle bestechend.
Und noch eines: Unter Erfolgsdruck stehe ich nie. Ich bin Journalistin, habe für Rundfunk und Fernsehen gearbeitet, und der "Impotente Mann" wurde zum Erfolg, als ich gerade mit meinen Filmchen erfolgreich wurde. Mit dem "Toten Mann" dachte ich eigentlich, dass das Buchthema erledigt sei, denn die Hauptfigur war über fünfzig, der Roman keine Komödie sondern eher schwarzer Humor. Als der Roman dennoch zum Bestseller wurde, musste ich aus Zeitgründen das Filmen aufgeben. Ich will damit nur sagen: Ich bin ziemlich überlebensfähig, auf äusseren Druck lasse ich mich nicht ein - ich mache ihn mir aus Zeitgründen höchstens selbst - und wenn mich meine Leser eines Tages nicht mehr mögen, fällt mir auch wieder was anderes ein ...
mit herzlichem Gruß und auf einen "Steigenden Hengst" im Reiterhotel Vox (apropos: Freeman ist der Hengst!)
Gaby Hauptmann
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