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Reiten, Fahren, Schießen Ritt zur Moser Alm und Fahrt mit der Postkutsche von Werner Popken |
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Sattelfest bei Vollmondschein - so war die Pressereise vom 21. bis 23. April überschrieben, zu der ich gemeinsam mit Kollegen auf die Mühlviertler Alm eingeladen worden war. Der dritte Tag, ein Samstag, sollte mit besagtem Ritt bei Vollmond enden.
Am Morgen stiegen wir aber ausnahmsweise zunächst nicht in den Sattel, sondern ins Auto, und fuhren nach Weitersfelden. Das "Wollbad" war unser Ziel. "Wollness" war angesagt. Was sollte das denn sein?
Wellness war mir ein Begriff, wenn ich auch kaum eine Vorstellung davon hatte. Wellness liegt im Trend, Wellness ist ein großes Geschäft. Aber Wollness? Vorsichtshalber hatte ich eine Badehose mitgenommen, aber die ließ ich dann doch im Koffer. Wenn man in Wolle badet, wird man wohl nicht naß.
Denn so viel hatte ich mittlerweile begriffen: Es ging um Wolle. Bereits im Zimmer war mir Wolle begegnet. Unübersehbar hing eine Urkunde der » Textilwerkstatt Weitersfelden an der Wand, die mir bereits vorab zu einem erholsamen und gesunden Schlaf gratulierte.
Dies wurde der besonderen Matratze zugeschrieben, die von der Textilwerkstatt Weitersfelden geliefert worden war. Diese Matratze verfügt über eine Wollschicht, und der werden ganz besonders positive Wirkungen nachgesagt.
Ich persönlich schlafe überall sehr gut - da ich normalerweise viel zu wenig schlafe, ist das vielleicht keine große Kunst. Meine Kollegin Karin klagte aber am nächsten Morgen darüber, daß sie kaum habe schlafen können. Manche Leute schlafen eben nur in ihrem eigenen Bett gut. Da hilft wohl auch kein Wollbett.
Die Textilwerkstatt Weitersfelden beschäftigt sich nicht nur mit Wolle, aber Wolle war der Ausgangspunkt dieses Unternehmens und spielt nach wie vor die größte Rolle. Treibende Kraft ist Walter Punkenhofer, der uns stilecht in einem schicken Leinenhemd, weißer Hose und Natursocken begrüßte. "Walter" war unübersehbar auf die Hemdtasche gestickt.
Walter hat sicher allen Grund, stolz zu sein. Er residiert in einem riesigen Holzhaus, das erst vor wenigen Jahren errichtet worden ist. Für das Gebäude wurden ausschließlich heimische Hölzer verwendet. Für die Dämmung dieses Hauses ist - erstaunlich, aber konsequent - Wolle verwendet worden. Eine ganze Jahresproduktion der heimischen Schäfer ist dabei draufgegangen.
Wolle als Dämmaterial war zwar nicht unser Thema, aber Walter ließ es sich natürlich nicht nehmen, auf die positiven Eigenschaften der Wolle hinzuweisen, die sich dadurch vorzüglich für die Wärmedämmung und Klimatisierung von Häusern eignet. Entsprechend angenehm fühlt sich der Mensch in diesem Haus, und zwar sowohl im Sommer als auch im Winter - was der eine oder andere Besucher unmittelbar bemerkt und verwundert zur Kenntnis nimmt.
Dieses Haus ist für mich ein beeindruckendes Symbol. Symbol für die Kraft der Region, Symbol für den Erfindungsreichtum, der aus der Not geboren ist, Symbol für den Erfolg, die sich eingestellt hat. Denn auch Walters Eltern waren Bergbauern, und die Zeit der Bergbauern lief ab. Was tun? Die Eltern mußten auf die Entwicklung reagieren und stellten irgendwann auf Schafhaltung um. Das war nicht schlecht, es gab einen Markt für das Fleisch, aber die Wolle war ein Problem. Hier setzte Walter an. Auf Vereinsbasis wurde gewissermaßen eine Vermarktungsgesellschaft gegründet. Die Wolle wird veredelt und die Erzeuger erhalten für die Rohware Edelprodukte. Zum Beispiel "Kraftbetten".
Eine schöne Kollektion an Kraftbetten wird in der Textilwerkstatt ausgestellt. Zwei Tischlereien in Weitersfelden produzieren Naturholzmöbel ohne Nägel und Schrauben, unter anderem auch Betten, die dann mit einer speziellen Lattenkonstruktion und einer auf den Kunden abgestimmten Matratze zu einem "Kraftbett" verwandelt werden, für das dann eben auch Wolle verarbeitet wird. In großzügigen Räumlichkeiten werden eine Vielfalt von Produkten rund um das Naturmaterial Wolle ausgestellt. Hüte, Pullover und Jacken kennt man, Betten mit Naturholzmöbeln und Wollauflagen sind in ähnlicher Form auch anderswo zu haben, aber das Wollbad ist einzigartig. Zum Wollbad gelangt man über eine beeindruckende Rundtreppe, denn es befindet sich im ersten Stock.
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