| |  | Wird alles gut gehen bis zum Schluß? |  |  |  |
| | | Nach einigen weiteren Schleppen kamen wir nach etwa einer Stunde Rückweg wieder beim Schloss an. Allerdings hatten wir uns etwas zu sehr beeilt. Die Zuschauer waren noch unterwegs und so sollten wir noch nicht einreiten.
Da sich das Ganze hinzog, und die Pferde so geschwitzt nicht auf der Straße herumstehen sollten, beschloss man, nochmals auf das erste Feld zu reiten und dort eine letzte Schleppe zu legen. Gesagt getan, nochmals durch den Wald und auf das Feld.
Dort dauerte es dann noch ein bisschen, bis Einigkeit über die Schleppe bestand. Die Pferde begannen wieder, je nach Temperament, unruhig oder faul zu werden. Ich übte derweil Seitengänge im Trab, denn an Schritt war immer noch nicht zu denken.
Dann ging es los, ein letzter Galopp, recht flott und etwas durcheinander, weil auf dem großen Feld alle wieder ausschwärmen konnten. Wir umrundeten das Feld, kamen wieder am Ausgangspunkt an und die Jagd war vorüber.
Jetzt begann das Halali. Dabei wird jeder Reiter - und besonders die Reiterinnen - mit Handschlag oder einer Umarmung mit Küsschen und dem Ruf "Halali, halali", gegrüßt.
Dabei kommen sich die Pferde zwangsläufig nahe, ab und zu rempeln sie sich auch ein klein wenig. Und genau bei einer solchen Situation fiel plötzlich ganz in meiner Nähe ein Pferd um. Es ging vorn in die Knie, der Reiter, ein älterer Herr, schoss über den Hals und rappelte sich schnell wieder auf.
Ich war zuerst erschocken, doch als ich sah, dass dem Mann nichts passiert war, sondern er nur schimpfte, wer ihn denn gerempelt hätte, entspannte ich mich. Er stieg wieder auf und das Halali ging weiter.
Aber eine Minute später brach das gleiche Pferd, eine schwarze Stute, wieder zusammen und fiel diesmal komplett hin. Der Reiter sprang schnell hinunter und versuchte, dem Pferd wieder auf die Beine zu helfen.
Doch nichts passierte. Die Stute lag und regte sich nicht. Von allen Seiten erschollen Rufe, das Pferd sollte wieder auf die Beine gebracht werden, bald stiegen die ersten Männer vom Pferd, um zu helfen. Der Gurt und das Zaumzeug wurden geöffnet und es gelang, eine Decke unter dem Pferd durchzuziehen. Aber die Stute drehte sich bloß auf die Seite und schloss die Augen.
Wir konnten es alle nicht fassen, immer mehr Männer versuchten durch drücken, stützen und ziehen, das Pferd zum aufstehen zu bewegen, aber erfolglos. Inzwischen war auch der Tierarzt informiert worden, aber der steckte mit den Kremsern im Wald und kam nicht so schnell voran.
Nach etwa 15 Minuten war offensichtlich, dass dem Tier nicht mehr geholfen werden konnte. Der Master bat uns, zum Schloss zu reiten, da dort inzwischen die Zuschauer eingetroffen waren und wir ritten betroffen und schweigsam mit.
Die Stute verstarb tatsächlich am Ende der Jagd. Da ich den Besitzer nicht kannte, konnte ich nichts genaueres in Erfahrung bringen, wahrscheinlich war es tatsächlich die Kombination aus enormer Erschöpfung und dem Sturz, so harmlos er auch ausgesehen hatte.
Es soll sich um ein erfahrenes Jagdpferd gehandelt haben, gut trainiert, aber natürlich durch die Saison auch schon ziemlich beansprucht und immerhin wohl schon etwa 15 Jahre alt.
Die Strecke selber war für ein trainiertes Pferd sicher nicht zu lang und fast vierzig andere Pferde haben sie problemlos überstanden. Aber dennoch warf dieses Unglück einen Schatten auf die ganze Jagdgesellschaft.
Beim Curée, also der Abschlussversammlung, bei der man sich bei allen Helfern bedankt und den Hunden große Stücke frischen Pansen vorwirft, waren dann auch nur noch knapp die Hälfte der Pferde und Reiter anwesend. Wir Reiter bekamen aus der Hand der Veranstalter den Bruch überreicht, ein kleines Zweiglein, als Dank für die Teilnahme, und dann war die Jagd offiziell beendet.
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