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Bericht Zum Thema  Jagdreiten · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 314.05 der Pferdezeitung vom 03.04.05
 Menü Hauptartikel 314
 Hubertusjagd Storkow 
 Schlosshotel Hubertushöhe  Sammeln  Es geht los
 Die erste Strecke  Ausrüstungsfehler  Lagerfeuer  Curée  Ausklang
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Rallye Trompes de la Buyére
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Angelika, Brandenburger Hunting Club
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Schlosshotel Hubertushöhe, Storkow
©   Roberto Ansorena

    Hubertusjagd Storkow   
    Ritt um den Storkower und den Großen Selchower See    
von   Claudia Ansorena


Schon seit dem letzten Jahr hatte ich vor, bei einer Jagd mitzureiten. Seit ich erfahren habe, dass es dort auch ein Nichtspringerfeld gibt. Denn meinem Araber Rashim macht das Springen im Gegensatz zu mir einfach keinen Spaß.

Aber ohne Sprünge, das müsste klappen. Laufen kann er lange und schnell, Galopp ist ohnehin seine liebste Gangart und das Ganze findet ja in zumeist sehr schönem Gelände statt.

In unserem Stall, direkt mir gegenüber, steht eine passionierte Jagdreiterin mit ihrem Pferd. Angelika hatte mich bereits einmal zu einer Jagd mitgenommen. Allerdings war diese Jagd ohne Meute, eher ein großer Gruppenausritt und auch ziemlich undiszipliniert.

Nach diesem Ritt hatte ich nicht so rechte Lust, es nochmals zu versuchen, denn alle überrannten den Master, es wurden wilde Wettrennen veranstaltet und die Pferde waren zum Schluss alle sehr aufgeregt.

Aber Angelika, selber Mitglied im Brandenburger Hunting Club, versicherte mir, dass das bei richtigen Schleppjagden nicht so abläuft.

Als dann die Einladung zur 5. Internationalen Hubertusjagd bei uns im Stall ausgehängt wurde, entschloss ich mich nach gutem Zureden von Angelika, mitzureiten.

Gestartet wurde vom Schlosshotel Hubertushöhe aus, und das war ein besonderes Ereignis, denn es war das erste Mal, dass sich dieses Hotel zur Ausrichtung der Jagd bereiterklärt hatte.

Schon die Vorbereitungen auf dieses Ereignis sind spannend. Eine Jagd ist ja nicht nur ein sportliches, sondern auch ein gesellschaftliches Ereignis. Man wird gesehen und möchte dort natürlich samt Pferd eine gute Figur machen. Also brauchte ich jagdliche Bekleidung, als Frau ist der rote Rock nicht gestattet, somit konnte ich im dunkelblauen Turniersakko mit weißer Hose und Stiefeln starten.

Ordentlich aussehen, das heißt bei einem Schimmel, er muss gewaschen werden, denn er ist im Herbst einfach nicht anders sauber zu bekommen. Fragt man Rashim, den Wüstensohn, was er davon hält, so bekommt man allerdings eine sehr deutliche Antwort: "Bleib mir mit Wasser vom Leib!", aber anders ging es diesmal nicht.

Also wurde Rashim bereits eine Woche vorher an einem verhältnismäßig sonnigen Tag eingeseift und unter dem Schlauch abgespült. Im Anschluss wurde er dann bis fast zu den Ohren eingedeckt. Für die folgende Woche blieb die Decke dann drauf, was aber nicht so schlimm war, da es eh grade kalt wurde.

Als Lohn hatte ich dann am Freitag Abend ein wirklich strahlend weißes Pferd. Der Schweif wurde über Nacht eingeflochten (damit er nach ein bisschen mehr aussieht) und am nächsten Morgen ging es dann ab mit dem Hänger. Rashim ließ mich nicht im Stich, er stieg ein, als wäre der Hänger sein Zuhause. Nach einer knappen Stunde Fahrt näherten wir uns dem Schlosshotel Hubertushöhe am Großen Storkower See.



Schlosshotel Hubertushöhe


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freundlicher Helfer
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Oldtimer vor dem Schloßhotel
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Bläser des Rallye Trompes de la Buyére
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Hubertusgottesdienst
Es herrschte ein unglaublicher Betrieb! Ganze Busladungen von Zuschauern strömten die schmale Dorfstraße entlang. Überall standen Autos mit und ohne Hänger herum und ich wurde von einem Soldaten im Tarnanzug in eine Seitenstraße gewinkt. Dort, ganz am Ende der Straße, fand ich dann einen Parkplatz für meinen Hänger.

Nun erst mal zu Fuß zurück zum Eingang des Schlosses, denn dort musste man sich unter Vorlage seines Ausweises anmelden. Jeder Gast bekam je nach seinem Rang ein Schleifchen zum Anstecken. Ich bekam das einfache rot-weiße Schleifchen. VIP-Gäste erhielten ein komplett rotes und noch wichtigere Gäste ein goldenes Schleifchen.

Aber mein Fähnchen verschaffte mir Zutritt zum Schlosshof, wo ich zunächst einmal zwei Oldtimer bewundern konnte. Hinter dem Hotel ging es einen gewundenen Weg zum Park hinunter. Unten waren schon Zelte und ein kleiner Altar für die Hubertusmesse aufgebaut.

Es wimmelte nur so von prominenten und neureichen Menschen und entsprechend vielen Fotografen. So hatte ich mir eine Jagd eigentlich nicht vorgestellt. Irgendwann wurde dann auch noch ein Glittersternchen in enger Jeans und eilends gebrachten Reitstiefeln auf ein braves Pferd gehoben, damit die Reporter zünftige Fotos machen konnten. Dass die Frau nicht verkehrt herum gesetzt wurde, war ja schon ein Erfolg.

Zwischen all dem Pomp und den Peinlichkeiten standen aber auch kleine Grüppchen rotgewandeter Jagdreiter mit zum Teil schon recht verblichenen Kappen. Die wirklichen Teilnehmer der Jagd fielen durch ihr zurückhaltendes Understatement auf.

Auch die Bläser des Rallye Trompes de la Buyére versammelten sich bereits. Das heißt, einer der Bläser stand oben auf dem Schlossturm und gab ein Signal vor, worauf hin die anderen unten bei den Zuschauern stehenden Bläser antworteten. Man spielte sich offensichtlich ein. Später bei der Jagd erfuhr ich, dass für jede Situation der Jagd, z. B. wenn es durchs Wasser geht, ein bestimmtes Signal existiert. Jagdexperten können die verschiedenen Signale sicher auseinanderhalten. Das gelang mir als Neuling natürlich nicht.

Es folgte das Jagdfrühstück im beheizten Zelt. Hier war reichlich aufgetischt. Wir quetschten uns an einen der Biertische, und plauderten mit einigen Zuschauern, die die Jagd vom Kremser aus begleiten wollten. Für viele war es die erste Schleppjagd, die sie sahen, und wir mussten ihnen erst einmal erklären, dass hier wirklich keine Tiere gejagt werden, sondern die Hunde einer künstlich gelegten Duftspur (Schleppe) folgen.

Nach dem Frühstück hatte sich der Nebel verzogen und das Wetter zeigte sich besser als erhofft. Laut Wetterbericht sollte es bedeckt bleiben und ab und zu Schauer geben. Nicht gerade sehr einladend. Aber jetzt zeigte sich die Sonne und es war richtig schön.

Der Hubertusgottesdienst unter Leitung eines katholischen Militärgeistlichen begann. Ich hörte noch ein Weilchen zu, und machte mich dann auf den Weg zu meinem Hänger. Ich hatte einen Fußweg von etwa 15 Minuten zurückzulegen und wollte Rashim in aller Ruhe fertig machen.

Am Hänger angekommen, holte ich einen recht aufgeregten Rashim aus seinem Gefängnis. Er war es nicht gewohnt, längere Zeit im Hänger zu bleiben, wenn dieser stand.

Ich sattelte und legte die Kandare an. Für diesen Ritt hatte ich mich vorsichtshalber für eine Springkandare entschieden, da ich davon ausging, dass Rashim in einer großen Gruppe von Pferden heftiger sein würde.

Neben mir machte gerade ein anderer Reiter seine Schimmelstute fertig. Wir kamen ins Gespräch und machten uns dann gemeinsam auf den Weg. Rashim war sehr aufmerksam, den Kopf hochgereckt stolzierten wir zwischen den vielen Hängern die schmale Straße entlang. Die Anwohner nahmen das Spektakel gelassen und grüßten uns freundlich.


Sammeln


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Weitaufgerissene Augen
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Wuchtige Pferde
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Die Meute
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Über vierzig Pferde
Als wir uns dem Schlosshotel näherten, begann Rashim zu tänzeln. Er nahm die vielen anderen Pferde wohl schon war, bevor ich sie sehen konnte. Zu diesem Zeitpunkt fand ich das Tänzeln noch nicht schlimm, schließlich sieht es ja nett aus und sitzt sich bequem. Auch war er leicht zu halten, er lief eben nur keinen richtigen Schritt mehr.

Wir ritten durch die Toreinfahrt und hinunter zum Rasen hinter dem Schloss. Da wir sehr früh ankamen, standen bislang nur wenige Pferde dort unten. Ich versuchte, Rashim zum Grasen zu veranlassen, aber er war zu unruhig.

Er lief in flottem Schritt Kreise über die Wiese und blieb immer nur für Sekunden mit hochgerecktem Kopf stehen, um aus weitaufgerissenen Augen in die Gegend zu schauen. Ich ließ ihn gewähren, denn ich hatte keine Lust, ihn schon vor dem Start zu ärgern.

Das Publikum, das bislang noch im Zelt gefrühstückt hatte, begann sich nun mehr um die Pferde zu scharen, und die Leute erkundigten sich nach Name oder Rasse der einzelnen Tiere. Wie immer wollten viele Kinder Rashim streicheln.

Offensichtlich ist der kleine Schimmel mit seinen 1,46 m Stockmaß weniger furchteinflößend als "ganz große Pferde". Rashim war so gnädig, wenigstens ab und zu mal seine Nase weit genug zu senken, um eine kleine Kinderhand an sich heran zu lassen, aber so richtig freundlich war er nicht.

Immer mehr Reiter trafen ein. Erstaunlicherweise waren diesmal so gut wie keine Ponies dabei. Rashim war bis auf ein Merenge-Pony das einzige kleine Pferd und ich begann zu überlegen, ob ich hier wirklich mitmachen sollte.

Aber die Strecke konnte für ihn nicht zu anstrengend sein. 18 km mit 15 Sprüngen waren angegeben, das war wirklich nicht sehr viel, vor allem, wenn man im Nichtspringerfeld ritt. Außerdem waren etwa drei Stunden mit einer größeren Pause dafür geplant.

Immer mehr Reiter sammelten sich auf dem Rasen.

Es trafen auch drei Reiter mit Kaltblütern ein. Ich staunte, dass sie die Strecke gehen konnten, und war gespannt auf das Galoppiervermögen dieser wuchtigen Pferde.

Dann kam die Equipage mit den Hunden, es waren zwei Meuten, die  » Geiseltal- und die Barbour-Beagle-Meute.

Die Damen der Equipage arbeiteten mit langen Peitschen, um die Hunde vom Pferd aus im Griff zu behalten. Ich konnte über die Ruhe ihrer Pferde nur staunen, stellte ich mir dagegen Rashim vor, wenn ich auf seinem Rücken mit einer Peitsche mit meterlangem Schlag hantieren würde.

Aber es waren durchweg große recht schwere Warmblüter, die meinem Bild des irischen Hunters schon recht nahe kamen. Leider hatte ich keine Gelegenheit, hier nachzufragen.

Als alle vollzählig versammelt waren, standen über vierzig Pferde hinter dem Schloss. Die meisten Reiter schienen sich gut zu kennen, viele von ihnen hatten etliche Knöpfe am Revers, die auswiesen, wie viele Jagden sie in dieser Saison schon geritten hatten.

Ich kam mir sehr neu und unwissend vor und hoffte nur, keine Formfehler zu machen.

Der Master hielt eine Eröffnungsansprache, es gab den obligatorischen Bügeltrunk und dann ging es los. Eine Einteilung in Springer- und Nichtspringerfeld fand noch nicht statt, und mir wurde schon himmelangst, ob es hier vielleicht doch kein Nichtspringerfeld geben würde.

Überhaupt kam ich mir mit meinem kleinen Pferdchen etwas deplaziert vor.


Es geht los


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Knöpfe am Revers
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Mein kleines Pferdchen
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Ein unglaublicher Trubel
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Rashim
Unter den Blicken der Zuschauermassen und begleitet von unzähligen Fotografen ritten wir vom Schlosshof.

Es war ein unglaublicher Trubel. Wir wurden sogar von einem Hubschrauber begleitet, in dem Prominente saßen.

Ich versuchte, möglichst weit vorn zu sein, da Rashim immer unruhiger wurde. Je mehr Pferde vor ihm waren, desto heftiger versuchte er, nach vorn zu kommen.

Wir ritten im Schritt (tänzelnd!) eine schmale Waldstraße entlang, die sich nach einigen Minuten auf ein Feld öffnete.

Dort verteilten sich alle, und es wurde die Einteilung in das Springer- und das Nichtspringerfeld vorgenommen. Das Nichtspringerfeld wurde von Herrn Schiel geleitet, der diese Aufgabe routiniert und umsichtig meisterte.

Natürlich startete das Springerfeld zuerst. Und jetzt wurde es schwierig mit Rashim. Er musste zusehen, wie zunächst die beiden Schleppenleger losritten. Sie legten mittels eines am Sattel befestigten Kanisters die Duftspur für die Hunde.

Anschließend raste die Meute unter lautem Gebell "Geläut" hinterher, gefolgt von den Reiterinnen der Equipage. Dann kam das Springerfeld, etwa 20 Pferde. Und erst danach durften wir vom Nichtspringerfeld hinterher.

Zu diesem Zeitpunkt kreiselte Rashim schon in höchster Aufregung zwischen den anderen Pferden herum. Zum Glück war auf dem Feld genügend Platz. Als ich dann die Galopphilfe gab, startete er wie ein Turbolader durch und riss mir sofort die Zügel aus der Hand. Beim ersten Mal war ich so perplex, dass er mit seinem Schwung mehr als hundert Meter weit kam, bevor ich ihn einigermaßen unter Kontrolle hatte.

Und das trotz Kandare! Da ich genug Raum hatte, ließ ich Rashim vom Feld weg einen großen Bogen machen, um ihn dann wieder hinter die anderen Pferde zu bekommen, zumindest hinter den Master! Das gelang mir dann auch, aber ich hatte mehr Gewicht in den Händen als mir lieb war. Ich wusste, dass Rashim das länger aushalten als ich gegenhalten konnte.


Die erste Strecke


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Kremser sechsspännig mit Ausgeschiedenen
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Die wilde Meute
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Das springende Feld
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Die Fotografenmeute
Die erste Strecke verlief um ein Feld herum und diente zum Warmlaufen, es waren noch keine Hindernisse da, und auch die meisten Zuschauer, die den Reiterfeldern im Kremser oder in Kutschen folgen sollten, waren noch nicht angekommen. Nach dieser ersten Schleppe sammelten wir uns alle wieder und dann ging es ab in den Wald zwischen dem Storkower See und dem Großen Selchower See.

Dort folgte der erste richtig lange Galopp auf einer wunderschönen Strecke. Überall lag goldenes Laub auf dem Boden, die Hunde bellten, die Hörner erschallten immer wieder und wir galoppierten in einem flotten, aber kontrollierten Tempo dahin.

Das Tempo war gut und unter normalen Umständen wäre es auch Rashims Tempo gewesen, wenn wir allein unterwegs waren. Nur die Tatsache, dass die meisten Pferde vor ihm waren, veranlasste ihn weiterhin, um jeden Meter mit mir zu kämpfen. Aber ich schaffte es, hinter dem Master und der Hornbläserin zu bleiben.

Als wir nach dieser Schleppe anhielten, stellte wir fest, dass etwa acht Pferde unseres Feldes nicht mehr da waren. Wir warteten eine Weile und das Ganze klärte sich auf.

Die Kaltblüter hatten wir bei uns im Feld und diese hatten nach etwa der Hälfte der Galoppstrecke einfach keine Puste mehr. Sie kamen jetzt im flotten Trab hinterher und alle anderen Pferde, die hinter ihnen waren, mussten ebenfalls traben.

Das war nicht so schön, denn eine Jagd lebt natürlich von den langen Galoppstrecken und es ist einfach nicht möglich, immer wieder auf einzelne Pferde zu warten, wenn diese sehr viel langsamer sind. Einer der Reiter fragte dann auch noch, ob noch mehr galoppiert würde. Und das nach der zweiten Schleppe!

Diese Pferde machten noch einige Schleppen mit, gesellten sich dann aber zu den Kremsern und konnten den Rest der Jagd im Schritt und Trab begleiten.

Wir anderen genossen die nächsten Schleppen sehr, die abwechselnd im Wald oder auf Feldern gelegt wurden und an deren Ende wir immer wieder kleine Pausen einlegen konnten, wenn wir auf die Kremser mit den Gästen warteten oder einer der Hunde zurückblieb.

Da es schon das Ende der Jagdsaison war, waren die Hunde nicht mehr so frisch wie am Anfang. Einige mussten unterwegs aus der Meute genommen werden, weil sie immer wieder zurückfielen und zwischen die Pferde gerieten. Das ist gefährlich, denn dort bekommen sie leicht einen Tritt ab, der für so kleine Hunde besonders bei beschlagenen Pferden lebensgefährlich sein kann.

In den Pausen hatten wir immer wieder Gelegenheit zu einem kleinen Bügeltrunk. Ein richtiger Jagdreiter führt natürlich auch einen Flachmann bei sich, der großzügig in die Runde gereicht wird.

Nun erreichten wir das erste Feld mit Sprüngen. Diese waren vorbildlich gebaut, breit und sehr gut einzusehen.

Wieder einmal ärgerte ich mich über Rashims Unwilligkeit beim Springen, denn die Höhe dieser Hindernisse (60 - 90 cm) wäre wirklich auch für ihn kein Problem. Aber ich beherrschte mich, denn die Gefahr, dass er direkt davor stoppen und mich hinüberkatapultieren würde, war mir doch zu groß.


Ausrüstungsfehler


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Falsche Handschuhe, falsche Zügel
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Not macht erfinderisch
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Manche werden ruhiger, andere nervöser
Im weiteren Verlauf der Jagd merkte ich, dass ich einen großen Fehler gemacht hatte. Ich hatte mir extra für diese Jagd neue weiße Handschuhe gekauft und diese nicht vorher ausprobiert.

Es waren ganz einfache Baumwollhandschuhe mit Noppen. Und diese Noppen waren überhaupt nicht rutschsicher, im Gegenteil, sie waren aus recht hartem Plastik und völlig glatt!

Außerdem hatte ich - wie blöd - Lederzügel ohne jeden Steg. Das heißt, nach dem ersten Schwitzen des Pferdes waren sie glitschig. Und Rashim merkte sofort, dass er mir die Zügel sehr leicht aus den Händen reißen konnte.

Jetzt wurde ich erfinderisch: wickelte mir die Zügel um die Hand, lies sie hin- und zurück über den Zeigefinger laufen und ähnliches. Letzteres half zwar ein bisschen, aber meine Zeigefinger begannen nach kurzer Zeit zu kribbeln und wurden taub.

Außerdem mochte ich mir nicht vorstellen, was bei einem Sturz passieren würde, wenn ich die Zügel nicht schnell genug los ließ. Aber es war die einzige Möglichkeit, Rashim daran zu hindern, in immer höherem Tempo das ganze Feld hinter sich zu lassen.

Die teilnehmenden Pferde ließen sich grob in zwei Kategorien einteilen. Solche, die nach mehreren Schleppen ruhiger wurden, weil der erste Dampf raus war, und die anderen, die immer nervöser wurden.

Hier war Rashim einsame Spitze. Obwohl er aus meiner Sicht nicht ängstlich oder gar panisch war, benahm er sich sehr ungehorsam. Es passte ihm einfach nicht, dass er so viele andere Pferde vorlassen sollte.

Sicher machte sich hier auch seine lange Distanzpferdlaufbahn bemerkbar. Ein gewisser Ehrgeiz ist dabei einfach Grundvoraussetzung für gute Leistung. Auch ist er es nicht gewohnt, sein Tempo im Schritt an langsamere Pferde anzupassen. Obwohl wir öfter mit anderen Pferden ausreiten, weigert er sich immer noch, langsamen Schritt zu gehen. Er wird dabei im Verlauf des Ausritts immer wütender, wenn er sich zurückhalten muss.

Mir war das alles klar, aber in der Situation, in der ich inzwischen war, mit gequetschten Fingern und schmerzenden Schultern und Oberarmen, war ich trotzdem recht ärgerlich. Vor allem, wenn ich dann von anderen Reitern, die ihre Pferde bei jedem Galopp treiben mussten, gefragt wurde, wie alt der Kleine denn sei.

Aber trotz der Auseinandersetzungen mit Rashim war es ein tolles Gefühl, in dieser schönen Landschaft in der großen Gruppe zu galoppieren. Wir hatten uns inzwischen in einem weiten Bogen wieder dem Storkower See zugewandt, diesen nahe Wendisch Rietz auf einer Holzbrücke überquert und ritten jetzt auf der anderen Seite des Sees Richtung Bad Saarow.


Lagerfeuer


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Neben das Feuer gestellt
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Beagle sind wirklich schnell
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Pferdetrockner
Die Sonne kam immer wieder hervor, und der Waldboden war bedeckt mit goldenem Laub. Dann wieder schoben sich dunkle Wolken vor die Sonne und es kam ein kräftiger Wind auf. Der blies uns eine dicke Regenwolke entgegen, die uns dann genau bei der letzten Schleppe vor der Pause erwischte.

Jetzt sah man kaum die Hand vor Augen, ein weites Feld, wieder mit einigen Hindernissen bildete den feucht-kalten Abschluss. Wir ritten in ein Dorf ein, Dahmsdorf, und dort wurden wir, nass und klamm wie wir waren, von einem großen Lagerfeuer und warmer Suppe mit Brezeln erwartet.

Ich stieg ab und versuchte Rashim davon zu überzeugen, dass jetzt Pause sei. Er brauchte noch einige Minuten, um zu akzeptieren, dass es wirklich nicht weiterging. Dabei schien es ihm egal, dass die anderen Pferde schon dösten, und ich ihm eine Decke überlegte.

Wie ein kleines Aufziehpferdchen ging er immer noch im Kreis herum. Erst als ich ihn neben das Feuer stellte und er, klatschnass geschwitzt, dort die Wärme spürte, wurde er ruhig und begann sich auszuruhen. Auf diese Weise bekam ich ihn bis zum Weiterritt wieder fast trocken.

Auch ich stärkte mich mit einer Brezel und einem Saft, und unterhielt mich mit interessierten Zuschauern der Jagd über die Strecke, die Hunde und anderes.

Viele Zuschauer waren besonders beeindruckt von dem Tempo der Hunde. Und das hatte auch mich überrascht. Beagle sind nicht sehr groß und haben auch nicht so sehr lange Beine, aber sie waren wirklich schnell.

Allerdings kam es schon ab und zu vor, dass ein erschöpfter Hund auf eines der Pferde gehoben wurde und bis zum nächsten Treffen mit den Kremsern in einer speziellen Satteltasche mitreiten durfte. Bei den Kremsern war dann auch immer der Wagen der Meutebetreuer. Sie nahmen sich der erschöpften oder verletzten Hunde an.

Ich habe einmal mitbekommen, dass ein Hund getreten wurde, ansonsten ist glaube ich, den Hunden nichts schlimmeres passiert.

Bei den Pferden gab es bis zur Pause auch keine Ausfälle, lediglich die Kaltblüter und ein weiteres Pferd schlossen sich den Kremsern an, konnten aber bis zum Ende mitkommen.

Dann war es Zeit zum Aufsitzen, die Pause durfte nicht zu lange andauern, da die Pferde sonst zu müde wurden. Der zweite Teil der Strecke war deutlich kürzer und traumhaft schön. Wieder schien die Sonne, jetzt schon ganz tief am Himmel und wir ritten direkt am Storkower See entlang.

Über dem See der Wald und direkt an den Baumwipfeln die rot-goldene Sonne zwischen wilden Wolkenformationen. Auf dem Wasser ein strahlend weißes Motorboot, das uns, die wir jetzt direkt am Ufer entlang galoppierten, begleitete und dabei eine funkelnde Gischtfontäne hinter sich aufwarf.

Langsam begann Rashim zu akzeptieren, dass ich das Tempo bestimmte. Ich hatte schon Momente, in denen ich im Galopp zum Nachgeben kam. Er begann zu akzeptieren, dass in einer Jagd jeder seinen festen Platz hinter einem bestimmten Pferd hat. Auch wenn ihm das nicht wirklich gefiel. Ich schätze, wenn ich im nächsten Jahr mehrmals bei Jagden mitreiten kann, wird er sich daran gewöhnen.


Curée


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Wer bestimmt das Tempo?
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Wird alles gut gehen bis zum Schluß?
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Ein letzter Galopp
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Schloßtor
Nach einigen weiteren Schleppen kamen wir nach etwa einer Stunde Rückweg wieder beim Schloss an. Allerdings hatten wir uns etwas zu sehr beeilt. Die Zuschauer waren noch unterwegs und so sollten wir noch nicht einreiten.

Da sich das Ganze hinzog, und die Pferde so geschwitzt nicht auf der Straße herumstehen sollten, beschloss man, nochmals auf das erste Feld zu reiten und dort eine letzte Schleppe zu legen. Gesagt getan, nochmals durch den Wald und auf das Feld.

Dort dauerte es dann noch ein bisschen, bis Einigkeit über die Schleppe bestand. Die Pferde begannen wieder, je nach Temperament, unruhig oder faul zu werden. Ich übte derweil Seitengänge im Trab, denn an Schritt war immer noch nicht zu denken.

Dann ging es los, ein letzter Galopp, recht flott und etwas durcheinander, weil auf dem großen Feld alle wieder ausschwärmen konnten. Wir umrundeten das Feld, kamen wieder am Ausgangspunkt an und die Jagd war vorüber.

Jetzt begann das Halali. Dabei wird jeder Reiter - und besonders die Reiterinnen - mit Handschlag oder einer Umarmung mit Küsschen und dem Ruf "Halali, halali", gegrüßt.

Dabei kommen sich die Pferde zwangsläufig nahe, ab und zu rempeln sie sich auch ein klein wenig. Und genau bei einer solchen Situation fiel plötzlich ganz in meiner Nähe ein Pferd um. Es ging vorn in die Knie, der Reiter, ein älterer Herr, schoss über den Hals und rappelte sich schnell wieder auf.

Ich war zuerst erschocken, doch als ich sah, dass dem Mann nichts passiert war, sondern er nur schimpfte, wer ihn denn gerempelt hätte, entspannte ich mich. Er stieg wieder auf und das Halali ging weiter.

Aber eine Minute später brach das gleiche Pferd, eine schwarze Stute, wieder zusammen und fiel diesmal komplett hin. Der Reiter sprang schnell hinunter und versuchte, dem Pferd wieder auf die Beine zu helfen.

Doch nichts passierte. Die Stute lag und regte sich nicht. Von allen Seiten erschollen Rufe, das Pferd sollte wieder auf die Beine gebracht werden, bald stiegen die ersten Männer vom Pferd, um zu helfen. Der Gurt und das Zaumzeug wurden geöffnet und es gelang, eine Decke unter dem Pferd durchzuziehen. Aber die Stute drehte sich bloß auf die Seite und schloss die Augen.

Wir konnten es alle nicht fassen, immer mehr Männer versuchten durch drücken, stützen und ziehen, das Pferd zum aufstehen zu bewegen, aber erfolglos. Inzwischen war auch der Tierarzt informiert worden, aber der steckte mit den Kremsern im Wald und kam nicht so schnell voran.

Nach etwa 15 Minuten war offensichtlich, dass dem Tier nicht mehr geholfen werden konnte. Der Master bat uns, zum Schloss zu reiten, da dort inzwischen die Zuschauer eingetroffen waren und wir ritten betroffen und schweigsam mit.

Die Stute verstarb tatsächlich am Ende der Jagd. Da ich den Besitzer nicht kannte, konnte ich nichts genaueres in Erfahrung bringen, wahrscheinlich war es tatsächlich die Kombination aus enormer Erschöpfung und dem Sturz, so harmlos er auch ausgesehen hatte.

Es soll sich um ein erfahrenes Jagdpferd gehandelt haben, gut trainiert, aber natürlich durch die Saison auch schon ziemlich beansprucht und immerhin wohl schon etwa 15 Jahre alt.

Die Strecke selber war für ein trainiertes Pferd sicher nicht zu lang und fast vierzig andere Pferde haben sie problemlos überstanden. Aber dennoch warf dieses Unglück einen Schatten auf die ganze Jagdgesellschaft.

Beim Curée, also der Abschlussversammlung, bei der man sich bei allen Helfern bedankt und den Hunden große Stücke frischen Pansen vorwirft, waren dann auch nur noch knapp die Hälfte der Pferde und Reiter anwesend. Wir Reiter bekamen aus der Hand der Veranstalter den Bruch überreicht, ein kleines Zweiglein, als Dank für die Teilnahme, und dann war die Jagd offiziell beendet.


Ausklang


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