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Bericht Zu den Themen  Hofreitschule,  Shows · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 301.05 der Pferdezeitung vom 02.01.05
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Aus der Reitkunstvorführung am 16.12.2004

    Ziele und Geschichte einer Hofreitschule   
    Von Fürsten, Westernreitern und Pferderassen   
von   Werner Popken

Teil 1:  Wiederbelebung einer Tradition


Geschichte wird von Menschen geschrieben, von Menschen, die die Initiative ergreifen und Fakten schaffen, die wiederum andere wahrnehmen und zum Anlaß nehmen, ihrerseits aktiv zu werden. Mit Leidenschaft, Durchhaltevermögen, Ausstrahlungskraft, Fleiß und Initiative kann man viel bewegen. Aber ein bißchen Glück gehört auch noch dazu.

Ein solcher Glücksfall ergab sich für die Eheleute Krischke, deren "Fürstliche Hofreitschule Bückeburg" ich in der letzten Woche vorgestellt habe ( Wiederbelebung einer Tradition). Der Marstall, der besichtigt werden kann und ein kleines Museum enthält, und das Reithaus auf dem Gelände des Schlosses in Bückeburg, in denen die Vorführungen stattfinden (» Reitkunstvorführungen), wurden Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut.

Im 16. Jahrhundert gestaltete der damals regierende Graf Otto IV. von Schaumburg die im 14. Jahrhundert errichtete Wasserburg Bückeburg zu einem Schloß im Stil der Weserrenaissance um. Anfang des 17. Jahrhunderts erhob Graf Ernst Bückeburg zur Residenz und ließ Stadtkirche, Marstall, Schloßtor und Ballhaus erbauen; aus letzterem wurde später das Reithaus (» Geschichtliche Hintergründe).

Seit 1946 hatte der Reitverein Bückeburg diese Gebäude benutzt. Ende 2003 löste sich der Reitverein auf, und damit ergab sich eine unglaubliche Perspektive. Anfang 2004 begannen die Krischkes, die Gebäude für den neuen Zweck herzurichten. Am 7. Mai konnte Alexander, Fürst zu Schaumburg-Lippe, die » Fürstliche Hofreitschule Bückeburg eröffnen.

Damit besitzt Bückeburg eine neue Attraktion und die Reitkünstler der Tjoster Veranstaltungsges. mbH haben eine neue Heimat. Von hier aus können ganz andere Impulse gegeben werden, als das bisher der Fall war. Die Zielsetzung ihrer Arbeit kann vor diesem Hintergrund viel weiter gefaßt werden.

Die Tjoster haben zusammen mit anderen Pferdekünstlern jede Gelegenheit ergriffen, ihr Können in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Zuletzt traten sie im Abendprogramm auf der Pferd & JAGD in Hannover auf ( Die Nacht der Pferde - MAMBOLEO). In Kürze werden sie auf der Equitana 2005 in Essen zu sehen sein.

Mit solchen Auftritten verdienen die Reiter den Unterhalt für sich und ihre Pferde. Im Mittelpunkt stehen historische Inszenierungen vom Mittelalter bis zum Barock, was auch im Namen der Firma zum Ausdruck kommt: » Tjoster Veranstaltungsges. mbH (Tjost = ritterlicher Lanzenritt). Die Aktionen müssen publikumswirksam sein - Sensationen sind gefragt - man muß sich gut verkaufen (siehe z. B. Pressebericht » Das Mittelalter boomt!).

Der kommerzielle Aspekt ist auch bei der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg nicht zu übersehen. Die Krischkes wissen, wie man Shows inszeniert und vermarktet. Die Hofreitschule wird sich zweifellos zu einer Hochburg der Klassischen Reiterei entwickeln. Die in der vorigen Ausgabe vorgestellten » Abendgalas haben sich bereits als Knüller herausgestellt: die letzten beiden Veranstaltungen (Renaissance-Abend am 28.8., Spanischer Abend am 25.9.) waren ausverkauft (» Aktuelles).

Es geht den Krischkes mit der Hofreitschule aber trotz dieser eindeutigen Zeichen in erster Linie nicht um das Geldverdienen, sondern um wesentlich mehr. Im Programm der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg werden die eigentlichen Ziele ganz deutlich zum Ausdruck gebracht:

Die Fürstliche Hofreitschule ist eine Einrichtung zu Erhaltung und Wiederbelebung historischer Reitkunst aus ihrer Blütezeit vor 300 und 400 Jahren.
» Die Hofreitschule stellt sich vor

Eine solche Aussage läßt aufhorchen. Die Fürstliche Hofreitschule reiht sich damit in die kleine Gruppe der Institute ein, die sich der Pflege der Klassischen Reiterei verschrieben haben: » Spanische Hofreitschule, » Königlich-Andalusische Reitschule, » Portugisische Reitkunstschule, » Reitinstitut Egon von Neindorff, » Cadre Noir.



Mission


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4 Fotos aus einer Serie von 10
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Beide Vorderbeine und beide Hinterbeine ...
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... fußen gleichzeitig genau nebeneinander auf.
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16:59:22-28: Mezair, » Reitkunstvorführungen
Denn zweifellos dienen die berühmten Hofreitschulen in » Österreich, » Portugal und » Spanien ebenfalls der Erhaltung historischer Reitkunst, auch die beiden anderen Institute haben sich diesem Ziel verpflichtet. Dieses wird von den Krischkes u.a. wie folgt ausformuliert:

Alte Meister wie G.E. Löhneysen, Baron von Eisenberg und die Franzosen A. de Pluvinel und F.R. de la Guérinière gewissenhaft zu studieren und ihre Schulen und Touren auf Hengsten der aus gleicher Zeit überlieferten Pferderassen zu neuem Leben zu erwecken, gehört zu den Kernaufgaben der Reitmeister der Hofreitschule.

Die Ausbildung der Pferde wird gänzlich ohne Zeitdruck oder materielle Zwänge verwirklicht, ganz so wie am Fürstenhofe in Renaissance und Barock, als die Reitkunst noch in einem Atemzug mit der Malerei, Dichtkunst und der Musik genannt wurde.

Dem geneigten Besucher werden die Augen geöffnet für die Schönheit und Anmut der Kunst, sich zu Pferde zu tummeln, und der Unterschied zur heutigen Sportreiterei aufgezeigt.

Kein Wettkampf, sondern eine Kunst um der Kunst willen ist das Reiten in der Fürstlichen Hofreitschule und zieht Reiter wie Nichtreiter gleichermaßen in seinen Bann.
» Die Hofreitschule stellt sich vor

Ohne Zeitdruck, ohne materielle Zwänge? An den Fürstenhöfen, an denen die besondere Art der Reitkunst entwickelt und gepflegt wurde, für die sich die Krischkes begeistern, wurden die Reitschulen von den Fürsten selbst subventioniert. In diesen Fällen mag man unterstellen, daß es weder Zeitdruck noch materielle Zwänge gab. Für einige der heute existierenden Reitkunstschulen mag das ebenfalls zutreffen, denn bis auf das » Reitinstitut in Karlsruhe werden alle Reitkunstschulen staatlich unterhalten.

Ist also die Fürstliche Hofreitschule Bückeburg eine mäzenatische Großtat des Fürstenhauses Schaumburg-Lippe? Möglicherweise. Die offiziellen Quellen geben keine Antwort. Suchen wir also nach Indizien.

An den Abendprogrammen nimmt Miriam Heinze teil, die als "Hofsängerin seiner hochfürstlichen Durchlaucht Fürst Alexander zu Schaumburg-Lippe" bezeichnet wird. Daraus entnehme ich, daß sich diese Sängerin in Diensten des Fürsten befindet und persönlich für ihn zur Verfügung steht.

Krischkes hingegen werden nicht als "Reitmeister seiner hochfürstlichen Durchlaucht Fürst Alexander zu Schaumburg-Lippe" bezeichnet, was ja konsequent wäre, wenn es sich so verhalten würde. Zwar steht der regierende Fürst Alexander zu Schaumburg-Lippe offenbar hinter der Hofreitschule; er hielt die Eröffnungsrede und ließ sich mit den Krischkes fotografieren. Daraus kann man aber wenig ableiten.

Die Bezeichnung "Fürstliche Hofreitschule" könnte dahingehend gelesen werden, daß diese eine Unternehmung des Fürstenhauses ist. In diesem Fall wären die Krischkes Angestellte oder Honorarkräfte und hätten vermutlich Anspruch auf einen entsprechenden Titel - die hochverehrten Vorgänger konnten sich eines solchen mit Sicherheit erfreuen und es erscheint kaum vorstellbar, daß die Krischkes nicht auf einen solchen gedrungen hätte, wo sie doch die Vergangenheit so authentisch wie möglich inszenieren wollen.

Die Bezeichnung der Pferde als » Fürstliche Hengste könnte (müßte?) man ebenfalls als Besitzverhältnis deuten. Andererseits taucht der Fürst als Besitzer bzw. sein Verwaltungsapparat als Behörde nirgendwo auf. Das Impressum führt lediglich die Tjoster Veranstaltungsges. mbH und ansonsten weitere Adressen ohne spezifische Firmierung an (» Kontakt/Impressum). Der Zusatz "Fürstlich" könnte demnach lediglich marketingtechnische Bedeutung besitzen - damit würde das Vorhaben sozusagen geadelt werden und eine ganz andere Bedeutungsebene bekommen.

Würde es sich nämlich um ein fürstliches Unternehmen handeln, wäre eine entsprechende Kennzeichnung nicht nur angebracht, sondern aus rechtlichen Gründen vermutlich sogar zwingend notwendig. Daraus schließe ich, daß der Fürst, wenn überhaupt, lediglich stiller Teilhaber sein dürfte. Mithin wäre das ganze Unternehmen privat und in Händen der Familie Krischke bzw. der Tjoster Veranstaltungsges. mbH, als deren Geschäftsführer Wolfgang Krischke genannt wird.

Wenn ich Christin Krischke richtig verstanden habe, muß sich die Hofreitschule selbst tragen, was dafür sprechen würde, daß die Tjoster die Gebäude gemietet und ihren gesamten Besitz inklusive Pferde eingebracht hätten. Zu dieser Lesart würde auch gut passen, daß das Fürstenhaus einige wertvolle Gegenstände (Kutsche, Geschirre) als Leihgabe in das Museum eingebracht hat.

Wenn es sich also um ein Unternehmen der Familie Krischke oder der Tjoster Veranstaltungsges. mbH handelt, dann subventioniert sich das Unternehmen selbst. Es leistet sich eine Ausbildungseinrichtung, die allerdings durch ihre Methoden Pferde und Reiter hervorbringt, die wiederum in der Lage sind, die notwendigen Mittel einzuspielen, die für die Ausbildung benötigt werden. Langsam verstehe ich, warum diese Kombination von Kommerz und Mäzenatentum nicht nur möglich, sondern geradezu Voraussetzung ist.

Man könnte es auch so ausdrücken: Wer so reiten will, muß ohne zeitliche und materielle Zwänge arbeiten (selbst wenn er diesen unterliegt), weil die Ausbildung anders gar nicht möglich ist. Und wenn man ohnehin so arbeitet, dann kann man auch zahlendes Publikum zulassen, welches dann die unerläßliche Ausbildung auch noch subventionieren hilft. Freilich bedingt das eine eiserne Disziplin. Die Ausbildung hat dann zwingend mindestens zu den Zeiten stattzufinden, zu denen man sie angekündigt hat - vorausgesetzt, ein Publikum ist vorhanden.


Ideologie


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Ruhige Arbeit an der Hand
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Vorbereitende Stellung
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Die Bergziege auf den Gipfel stellen
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Pesade an der Hand
Unter der Adresse » Die Ideologie der Hofreitschule werden die Ziele der Hofreitschule weiter ausgeführt und mit "Standpunkte Christin u. Wolfgang Krischke © 2003" gekennzeichnet.

Möglicherweise diente diese interessante Proklamation als Thesenpapier, um den Fürsten und andere Institutionen, z. B. Banken als klassische Geldgeber, für das Projekt zu gewinnen. Immerhin dürften allein die Umbaumaßnahmen gewaltige Summen verschlungen haben (mehr als 100 Tonnen Sand, » Porträt der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg).

Die Ausführungen enden mit den pathetischen Worten:

Die Kunst um der Kunst willen, zum Wohle des Pferdes.

Aber der Reihe nach: Zunächst wird unter der Überschrift "Das Pferd als kulturelles Wesen" kurz auf die Verwendung des Pferdes im Kriege angespielt und darauf, daß die Pferde vielfach furchtbar gelitten haben. In einer poetischen Sprache werden die Seelen verblichener Pferde beschworen:

Heute in Zeiten des Friedens und Wohlstandes sollen diejenigen Pferde zu Wort kommen, die zu Recht behaupten können, im Menschen einen Freund gefunden zu haben.

Dann folgt unter dem Titel "Geschichtlicher Abriß" eine kurze Geschichte des Pferdes im Krieg, die besonders auf die Römer (weil wir von denen schriftliche Überlieferungen haben) und die Ritter eingeht, mit denen sich die Tjoster intensiv befaßt haben:

Wenige Regimenter waren beritten, man berichtete ehrfurchtsvoll von den unerklärlich geschulten numidischen Kriegspferden, die ohne Zügel nur mit einem Stöckchen gelenkt wurden und die Römer an Schlagkraft und Wendigkeit weit übertrafen. Rom bezahlte bald berittene numidische Legionäre für besondere Aufgaben.

Unzweifelhaft den höchsten gesellschaftlichen Stellenwert hatte das Pferd im Mittelalter. Alle Fortbewegung oblag der Trag- und Zugkraft der Pferde (Maultiere und Ochsen), es gab schnelle und gemütliche, starke und trittsichere, bequeme und Prestigepferde.

Der gesamte Berufsstand der Ritter beschäftigte sich ausschließlich mit Reiterei und Waffenfertigkeit. Das Pferd diente dem einzelnen Ritter im Nahkampf als Kampfgesell, als Waffe und als Fluchthelfer, und das Leben des Aristokraten hing wesentlich von der Rittigkeit, Wehrhaftigkeit, Nervenstärke und Gehorsamkeit seines Rosses ab.

Zu Friedenszeiten übte man sich in Turnierspielen, in denen genau diese Eigenschaften immer wieder erprobt und geschult wurden. Es wurden für die Ritter immer feinere Schutzpanzer entwickelt, ihre Waffen wurden zunehmend effizienter und parallel dazu wurde auch die Ausbildung der Pferde immer besser. Man erfand das Rad keineswegs neu, vielmehr gewann man Erkenntnisse über die Denkweise der Pferde und nutzte diese bei der immer subtiler und individueller werdenden Ausbildung. Im Ergebnis erreichten die Pferde der Ritter eine Rittigkeit und Zuverlässigkeit, wie die Geschichte des Abendlandes sie nie gesehen hatte.

Die Entwicklung der Ausbildung eines ringfertigen Pferdes gipfelte im 16. Jahrhundert als auch die Schusswaffen immer präziser und durchschlagstärker wurden. Das Pferd des Reiterkriegers im Nahkampf hatte ausgedient, wieder befehligten berittene Offiziere Fußarmeen. Doch die Erkenntnisse der Reiterei blieben im Ritterturnier als lustbarem Zeitvertreib erhalten.

In den Epochen der Renaissance, des Barock und des Rokoko entstand Reitkunst zum Selbstzwecke dort, wo Wohlhabende den Reitkünstlern die Zeit und die Mittel ließen, Pferde mit Bedacht zu vollster Blüte auszubilden. Mit den Folgen der Französischen Revolution versiegten die Fonds der adeligen Mäzene und viele Pferderassen wurden binnen weniger Jahrzehnte zu duldsamen Militärpferden für nicht selten ungeschulte Reitersoldaten umgezüchtet.


Reitkunst


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Arbeit im Sattel
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Piaffe
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Pesade
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Levade
Damit ist die Situation der heutigen Zeit ebenfalls charakterisiert. Die Fürstliche Hofreitschule setzt sich ausdrücklich von sämtlichen anderen Reitweisen, insbesondere den sportliche Disziplinen, ab.

Diese extreme Haltung, die in den dann folgenden Passagen der "Ideologie" ihre Begründung findet, kann man eigentlich nur dann recht würdigen, wenn man die Geschichte Wolfgang Krischkes kennt.

Dem Beitrag » Ganz der historischen Reitkunst verschrieben... werden zwei Zitate Krischkes vorangestellt, die die damalige Problemlage kennzeichnen:

Reiten sollte wie eine leidenschaftliche Rede sein.

Die von mir angestrebte Harmonie konnten mir meine damaligen Lehrer auf dem konventionellen Weg nicht vermitteln.

Es beginnt also mit einer unerfüllten Sehnsucht. Krischke gab die Reiterei auf und beschäftigte sich mit der Falknerei, die bis heute sein zweites Standbein ist (» Der Falkenhof im Wisentgehege Springe - seit Frühjahr 2002, Vorführungen zweimal täglich à 45 Minuten um 11:30 u. 15:00 - hm, da muß er sich wohl zweiteilen).

1979 fiel ihm ein Westernreitbuch von Hardy Oelke in die Hände. Besonders ein Sliding Stop auf einem Isländer sprach ihn an:

Ich las zum ersten mal etwas von "Horsemanship" und besuchte sofort ein Westernturnier. 14 Tage später hatte ich wieder ein Pferd samt Westernsattel, Cowboystiefeln und Hut. Volker Laves brachte mir endlich etwas über das Wesen der Pferde bei. Mit dem vertieften Verständnis wuchs auch mein reiterliches Können.

1984 wechselte Krischke in das Profilager. Als Westernreiter beschäftigte er sich ausschließlich mit Quarter Horses und Arabern. Seine heutige Frau Christin nahm bei ihm Unterricht, verliebte sich in einen Araber und in den Trainer. Seit 1989 sind die beiden ein Paar.

Ein Jahr zuvor erlebte Wolfgang Krischke jedoch eine tiefe Krise. Mit 29 Jahren gewann er die Junior-Cutting-Europameisterschaft auf dem selbst importierten Quarter Horse Leo San Frost. Ein paar Tage später stellte er fest, daß er sein Pferd durch das anstrengende Training körperlich ruiniert hatte:

Ich hatte sportlich-kommerziell Erfolg gehabt, aber reiterlich eine totale Niederlage erlebt. Das hat mir unglaublich leid getan und ich habe mir geschworen, daß ich nie wieder an einem Wettbewerb teilnehmen werde.

Ich wollte reiten, ohne einem Pferd jemals wieder zu schaden, und das geht eben nur mit einer systematischen Gymnastizierung ohne Erfolgs- und Zeitdruck.

Zunächst wandte sich Krischke der kalifornischen Reitweise zu, traf dann aber » Richard Hinrichs, der sich bekanntlich große Verdienste um die Klassische Reitweise erworben hat, während einer Show auf dem Vollblutarabergestüt Ismer ( Vollblutaraber in Niedersachsen,  Die große Gestütsschau).

Er nahm Unterricht bei Hinrichs in Hannover, der dabei sein Vorbild wurde, und lernte bei ihm iberische Pferde kennen und schätzen.

1990 wollten Krischkes selbst iberische Pferde kaufen. Sie fuhren nach Südfrankreich und kehrten mit drei Berbern zurück (kurz gesagt - die Langfassung war als  Weite Reise veröffentlich):

Die Berber haben mit ihrer Menschenbezogenheit das gehalten, was uns bei den Arabern immer versprochen wurde. Hinzu kamen Reiteigenschaften wie beim Spanier und diese Kombination ist für uns bis heute unschlagbar.

Das war der Beginn eines großen Engagements für diese Rasse. Dazu gehörte auch ein umfangreiches Literaturstudium, das die beiden mehr und mehr gefangennahm:

Wir studieren die alten Stiche und bemühen uns, alles so gut wie möglich nachzubilden [...] Je weiter die Pferde ausgebildet sind, desto sensibler müssen auch die Werkzeuge, sprich Gebisse und Sporen werden, um die Pferde mit immer weniger Hilfen frisch zu halten. [...] Derart durchgerittene, also ringfertige Pferde eignen sich hervorragend für alle unsere Shows, in denen wir die barocke Reiterei wieder ihrem ursprünglichen Zweck zuführen. Und um auf unsere Berber zurückzukommen: Sie lassen sich perfekt bis zu diesem Niveau ausbilden, ohne dabei heiß zu werden!



Barockpferde


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Training nach der Vorführung
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Gerte als Hilfsmittel
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Vorsichtiges Taktgeben
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Geduldiges Üben
Man kann also nicht über die Reitweise sprechen, ohne zugleich die dafür geeigneten Pferde zu berücksichtigen. Die Wandlung, die das Pferd im Militär erfuhr, betraf nicht nur die Reitweise, sondern auch die Zucht. Deshalb gehen die Krischkes in ihrer » Ideologie der Hofreitschule als nächstes auf die Pferderassen ein:

Jahrhundertelange Selektion ließ die heute bekannten unzähligen Pferderassen entstehen. Die meisten sind für einen konkreten Zweck gezüchtet wie z.B. Rennen, Ausdauer, Zugleistung, ausholendes Gangwerk, bequeme Fortbewegung oder Springeignung. Pferde sind zu Spezialisten geworden. Nur wenige bringen die Voraussetzungen für einen anmutigen, losgelassenen Tanz im Sinne der Reitkunst mit.

Am häufigsten findet man diese sowohl seelisch als auch körperlich prädestinierten Pferde unter den heute so genannten Barockpferderassen. Ein Pferd seines Zwecks zu entfremden mag den Reiter in das Licht des Könners rücken, widerspricht jedoch dem Gelübde des Reitkünstlers an sein künstlerisches Medium PFERD.

Genau: Wir reden von Reitkunst und vom Reitmeister, der demzufolge ein Künstler ist. Ein Künstler braucht ein Medium, durch das er sich ausdrückt:

Was dem Maler der Pinsel, dem Musiker sein Instrument und dem Dichter die Feder ist, ist dem Reitkünstler sein Pferd. Nur mit ihm kann er seine Kunst vortragen. Ohne das Pferd ist der Reitkünstler zu keiner Reitkunst fähig.

Ein Reitkünstler ist jedoch nicht wie andere Künstler im Vollbesitz seiner Fähigkeiten, wenn er seine Mittel zur Verfügung hat, da das Mittel in diesem Falle ein lebendiges Wesen ist. Bei der Reitkunst geht es also um ein Zusammenwirken zwischen Mensch und Pferd. Deshalb bezeichnen die Krischkes das so entstehende Werk als ein Gesamtkunstwerk:

Viel mehr noch besteht diese Abhängigkeit auch darin, dass des Reitkünstlers Medium ein lebendiges, fühlendes und denkendes Tier ist, von dessen Gewogenheit und dessen Lebenslust sein Kunstwerk in jedem Moment des Vortrages abhängt.

Und nun erläutern sie, warum die sanfte Methode die einzige ist, die in diesem Fall Erfolg verspricht:

Man kann die Anmut nicht erzwingen, nicht die Pointe herauspressen.

Die Kunst des Reitkünstlers hängt unmittelbar von der Eignung und ebenso eng von der geduldigen, einfühlsamen Ausbildung des Pferdes ab, das ganz individuell und seinem Naturell entsprechend geschult werden muss, um zu brillieren.

Zum Wohlbefinden eines Pferdes gehören eine artgerechte Haltung und Unterbringung, eine ausgewogene Ernährung und eine sachverständige medizinische Versorgung ebenso dazu, wie ein Lehrer, der ohne pekuniären Druck und Zeitvorgaben zu schulen in der Lage ist. Das zeigen uns die Ergebnisse der Reitmeister an den Königshöfen. [...]

Die Namen der Meister der Reitkunst nennen viele Menschen heute mit großer Ehrfurcht. Xenophon, Antoine de Pluvinel, Gustav Eugen von Löhneysen, Baron von Eisenberg, Francois Robichon de la Guérinière (u.a.) stellen die Reiter heutiger Tage vor die Frage, wie man in einem einzigen Leben ein solches Wissen anhäufen konnte.

Der Schlüssel liegt im von allen Zwängen losgelösten Forschen mit auserlesenen Pferden, nur geprüft vom wohlmeinenden Blick der Mäzene, seiner königlichen Majestäten.

Welcher Künstler würde nicht von einem Mäzen träumen, dessen wohlwollenden Blickes er sich sicher weiß und der ihn unbeschwert arbeiten läßt, ohne jegliche Zwänge?

Kann ein Pferdemensch auf einen Mäzen hoffen? Oder sind mit diesen Zeilen nur die außergewöhnlichen Begabungen gemeint, die wirklichen Künstler, die Meister?

Geht es Krischkes um die Sache einiger Weniger oder zielen sie auf Breitenwirkung, und wenn ja, beziehen sich diese Worte auch auf "normale Reiter", die sich nicht unbedingt als Künstler sehen? Oder ist jeder, der klassisch reitet, automatisch ein Künstler? Möglicherweise vielleicht sogar noch mit Anspruch auf einen Mäzen?

Was ein rechter Künstler ist, der läßt sich ja bekanntlich ohnehin nicht unterkriegen und darbt lieber, als daß er von seiner Berufung ließe. Immerhin haben es die Krischkes auch ohne Mäzen schon recht weit gebracht. Gibt es heute überhaupt noch Mäzene? Es sind ja nur noch wenige königlichen Majestäten übriggeblieben. Aber vermutlich ist hier eher die majestätische Haltung gemeint, die natürlich erst durch ein entsprechendes Vermögen ermöglicht wird.


Programm


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Courbette, Fotomontage » Unsere Leistungen
Links Christin Krischke auf Andalusierhengst Fuego, rechts Baron von Eisenberg
Oder sollten diese Zeilen einer bestimmten Majestät das Mäzenatentum schmackhaft machen?

Wie kann Reitkunst einen anderen Nutzen haben, als die Vollendung der Harmonie, die Beglückung des Betrachters und das Erreichen des Erstrebten mit den Mitteln der Sanftmut und des Verständnisses? Das Ansehen desjenigen, der dem Künstler die "Luft zum Atmen" gibt, wird geschmückt und erhöht durch dessen Kunst vor dem Panorama der Kulturhistorie.

Reitkunst von ihrer schönsten erhaltenswerten Seite zum Erblühen zu bringen ist eine Reminiszenz an das hochedle Tier Pferd, dessen Zauberhaftigkeit die Künste aller Kulturkreise beflügelt hat und jedem Menschen dieser Erde Anerkennung abringt.

Das Traktat endet mit einem Programm:

Menschen, denen das Pferd heute fremd und unheimlich ist, muss ein anderer Zugang ermöglicht werden als der triste Alltag in der Reithalle im Dorf nebenan.

Um der Natur willen, für die das Pferd stellvertretend wirbt, und um der Kunst willen, die nicht vergessen werden darf, wird das Lebendige Pferdemuseum ein Ort der Rückbesinnung, des Kunstgenusses und des Lernens sein.

Denn vieles ist in Vergessenheit geraten, was einst in den Reithäusern der Könige erblühte und als gesichertes Wissen weitergegeben werden sollte. Und vieles bedarf des Überdenkens, des Neubelichtens mit Methoden moderner psychologischer und biologischer Erkenntnisse. Es ist unsere Aufgabe und die der kommenden Generationen, wieder zu finden, neu zu formulieren und zusammenzufügen.

Die Kunst um der Kunst willen, zum Wohle des Pferdes.

Also doch Reitkunst für die Massen? Oder soll sich die Massen nur die Reitkunst in der Fürstlichen Hofreitschule in Bückeburg anschauen, die hier noch "Lebendiges Pferdemuseum" genannt wird? Kunstgenuß heißt nicht unbedingt Kunstproduktion.

Nun sind die Fürsten von Schaumburg-Lippe nie Könige gewesen, aber ein Reithaus haben sie besessen und züchterisch aktiv waren sie ebenfalls. Die Zuchtrichtung hat sich im 19. Jahrhundert auch in Bückeburg wie überall von den barocken Pferden abgewandt, bis schließlich die Pferdezucht überhaupt abgeschafft wurde. Über entsprechende Aktivitäten der Verwandten in Detmold haben wir schon mehrfach berichtet ( Senner).

Christin Krischke hat eine kurze Übersicht über das Geschlecht der Schaumburger verfaßt (» Geschichtliche Hintergründe). Es wurde 1110 mit der Grafschaft Holstein belehnt und gründete im 12. und 13. Jahrhundert Lübeck, Hamburg und Kiel. » Wilhelm Graf zu Schaumburg-Lippe war ein bedeutender Mann, der als Militär in Portugal eine Akademie gründete, die der portugiesische König ihm zu Ehren "Fort Lippe" nannte. Christin Krischke schreibt über ihn:

Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe ist ein bedeutender Staatsmann, Feldherr und Philosoph. Er errichtet die Festung Wilhelmstein im Steinhuder Meer. Seine militärische Hilfe bei der Verteidigung Portugals verschafft ihm Zugang zu weiteren berberischen, spanischen und portugiesischen Zuchthengsten und Zuchtstuten. Reger Verkauf der in Bückeburg gezüchteten Genetenpferde als Kriegspferde und an die Hofreitschulen.

Die Tradition ist also vorhanden. Von einer Zucht kann aber zur Zeit noch keine Rede sein, weil ausschließlich Hengste gehalten werden: zwei Berber, sechs Pura Raza Espanola, drei Andalusier, zwei Lusitanos, ein Genete, ein Knabstrupper, ein Friese, ein Kladruber, ein Lipizzaner (» Die Fürstlichen Hengste). Alle diese Pferderassen sind miteinander verwandt. Möglicherweise gehen sie alle auf die Berber zurück, und vielleicht ist dort auch der Ursprung der klassischen Reitweise zu suchen (» Reiter und Jäger ...eine mögliche Symbiose).

Mit Glück und Initiative, vor allem aber Talent und Leidenschaft haben sich die Krischkes im letzten Jahr einen Traum erfüllt, der nach meinem Gefühl ganz wunderbare Auswirkungen haben wird. Die Ansprüche, die in der » Ideologie formuliert worden sind, werden ihre Wirkung auf die Pferdefreunde nicht verfehlen, wenn ich von der Wirkung der Pferdeflüsterer schließen darf. Diese haben einen Nerv getroffen, der ihnen zu unerwarteter Wirkung verholfen hat, aber sie konnten leider die Hoffnungen, die sie weckten, nicht vollständig erfüllen.

Deshalb sind viele Menschen immer noch auf der Suche. Die Vision der Krischkes müßte sie ansprechen. Die Krischkes wissen viel, können viel und sind darüber hinaus auch noch in der Lage, ihr Wissen und Können zu vermitteln und zu vermarkten (» Unsere Leistungen). Wer würde nicht gerne so reiten können wie die Reitmeister? Das soll das wahre Glück auf dem Rücken der Pferde sein!

Pferdefreunde auf Shows zu begeistern und zu beeindrucken ist eine Sache - das Wissen und Können weiterzugeben eine andere. Beides zusammen könnte eine Breitenwirkung entfalten, wie sie derzeit noch undenkbar ist. Die Fürstliche Hofreitschule Bückeburg ist für die Krischkes ein Glücksfall - und für die Pferdewelt ebenfalls. Aber das werden wir vermutlich erst in vielen Jahren beurteilen können. Ein Hoch der Reitkunst und dem Mäzenatentum - wer immer sich in diesem Falle als Mäzen angesprochen fühlen mag!



Quellen


  1.  Wiederbelebung einer Tradition, Die Fürstliche Hofreitschule in Bückeburg, Hauptartikel Ausgabe  300
  2. » Reitkunstvorführungen
  3. » Geschichtliche Hintergründe
  4. » Willkommen in der Residenzstadt Bückeburg!
  5.  Die Nacht der Pferde - MAMBOLEO, Eine Geschichte von Liebe, Leid, Verlust und Verzicht, Hauptartikel Ausgabe  298
  6. » Tjoster
  7. » Das Mittelalter boomt!
  8. » Abendgala
  9. » Aktuelles
  10. » Marstallmuseum, Stall der Fürstlichen Hengste und Reithaus der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg
  11. » Spanische Hofreitschule in Wien
  12. » Königlich-Andalusische Reitschule in Jerez
  13. » Portugisische Reitkunstschule in Queluz, Portugal
  14. » Reitinstitut Egon von Neindorff in Karlsruhe
  15. » Cadre Noir, Ecole Nationale d'Equitation in Terrefort bei Saumur
  16. » Die Fürstlichen Hengste
  17. » Kontakt/Impressum
  18. » Die Ideologie der Hofreitschule
  19. » Porträt der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg
  20. » Ganz der historischen Reitkunst verschrieben...
  21. » Der Falkenhof
  22. » Institut für klassische Reiterei e.V.
  23.  Vollblutaraber in Niedersachsen, Ein Bauernhof verwandelt sich, Hauptartikel Ausgabe  163
  24.  Die große Gestütsschau, Familienunterhaltung und Marketing, Hauptartikel Ausgabe  164
  25.  Weite Reise, Abenteuer Berber-Import und Entstehung eines Zuchtverbandes, Hauptartikel Ausgabe  84
  26. » Unsere Leistungen
  27.  Senner
  28. » Wilhelm Graf zu Schaumburg-Lippe - Wikipedia
  29. » Reiter und Jäger ...eine mögliche Symbiose
  30. » Schaumburg-Lippe - Wikipedia
  31.  Wiederbelebung einer Tradition, Die Fürstliche Hofreitschule in Bückeburg, Hauptartikel Ausgabe  300 ·