| | | | Master Schiller und Frau Schiller | | | |
| Plötzlich erscheint eine größere Ausflugsgruppe mit Fahrrädern und will mal eben die wenigen Toiletten stürmen. Das Tor wird jedoch von einer Frau bewacht, die es von ihrer Arbeit bei irgendeiner Behörde gewohnt ist, marodierende Bürger abzuwehren.
So werden sie nicht auf den Platz gelassen, sondern an den Gasthof im nahen Nachbarort verwiesen. Die Radler sind sauer. Hier scheinen zwei Welten aufeinander zu prallen. Für die Radler sind wir elitäre Snobs, die archaischen Ritualen nachgehen und am besten in der Rumpelkammer der Geschichte verschwinden sollten.
Ich denke nur, wie sich die Bilder doch in Wirklichkeit ähneln. Auch die Radler sind mit ihrer Sportswear und den Helmen merkwürdig einheitlich angezogen und der Wert einiger Räder erreicht häufig schon den Wert eines Pferdes.
Endlich geht es los. Die Zuschauer werden auf die Wagen gebeten, auf denen sie die Jagd verfolgen werden. Die Reiter sitzen auf und versammeln sich im Halbkreis. Ihnen gegenüber versammeln sich die Veranstalter. Die Bläser blasen so schön sie können - gefolgt von einer längeren Rede des Kapitäns.
Sie beginnt mit den Worten "Ich danke..", enthält im Mittelteil mehrere Danksagungen und wird mit den Worten "unser besonderer Dank gilt auch..." abgeschlossen. Außerdem enthält sie wichtige Informationen über das gerade vorherrschende Wetter, die den anwesenden Reitern bisher bestimmt unbekannt waren.
Da die anderen Veranstalter glücklicherweise auf das Wort verzichten, können die Bläser ein weiteres Mal in�s Horn stoßen. Zwischenzeitlich ist das Pferd des Kapitäns durch die vielen Danksagungen unruhig geworden.
Es wird nun von einer Helferin gehalten und gelegentlich mit Kleinigkeiten gefüttert. Die Stute meiner Frau ist genauso nervös. Weil sie aber keine Leckerlies bekommt, verlässt sie den Halbkreis und tänzelt irgendwo in der Gegend herum.
Trotz der inneren Unruhe bei Menschen und Tieren herrscht eine wunderschöne Stimmung. Die Vormittagssonne streift über Reiter und Pferde und das gelegentliche Schnaufen der Pferde mischt sich mit den Klängen der Waldhörner.
Sonst ist Stille. Wäre es nicht der falsche Zeitpunkt, dann könnte ich jetzt noch etwas der immer noch tänzelnden Stute meiner Frau zuschauen und dann auf meinem Trecker einschlafen.
Aber irgendwann haben die Bläser wohl keine Luft oder keine Lust mehr. Sie blasen daher ein letztes Mal zum Aufbruch. Die schöne Ruhe wird jetzt schlagartig von einer enormen Geschäftigkeit abgelöst.
Die Feuerwehr hat ihren ersten Einsatz. Die Landstraßen der Gegend müssen immer wieder gesperrt werden, damit die Gruppen der Reiter über die Straßen gelangen können. An manchen Stellen wird auch ein Stück Straße im Schritt geritten, weil ein Feld zu sehr aufgeweicht ist. An diesen Stellen sperrt die örtliche freiwillige Feuerwehr kurzzeitig die Straßen.
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