| | | | Das Pony bringt die Brüche | | | |
| Zum Abschluss der Jagd stellen sich alle Teilnehmer noch ein letztes Mal im Kreis auf. Der Kapitän wiederholt nun seine Rede vom Beginn der Jagd in leicht abgewandelter Form. Dieses Mal dankt er zusätzlich auch dem Wetter, weil es so schön mitgespielt hat.
Da das Pferd des Kapitäns jetzt müde ist und freiwillig still steht, bekommt es jetzt keine Leckerlies mehr. Dafür bekommen die Reiter ein paar Blätter und Mohrrüben überreicht, die allerdings von den wenigsten Reitern sofort gegessen werden. Zum Ausklang zeigen die Bläser beim großen Halali noch ein letztes Mal ihr Können.
Dies ist der Moment, wo die Anspannung des ganzen Tages von einem abfällt. Ein Moment, den man mit seiner Ausdruckskraft einfach nur auf sich wirken lassen kann.
Aber zurück zum Anfang der Geschichte.
Im Jahr 2002 beschloss ich plötzlich, mir endlich ein Pferd zuzulegen und damit auch Jagden zu reiten. Der oben beschriebene friedliche Riese war mir inzwischen doch zu friedlich und für eine Jagd selbst im nicht-springenden Feld höchstens als feststehende Landmarke geeignet.
Bei den normalen Warmblütern sprang nie der Funke über. Was war zu tun? Meine Frau, diverse wechselnde Berater und ich schauten uns so an die 30 Pferde verschiedenster Rassen an. Dabei entpuppte sich meine - sonst von mir innig geliebte und in Pferdefragen hoch geschätzte Frau - als eine vollkommen unseriöse Beraterin, weil sie fast jedes zweite Pferd gekauft hätte.
Das Ergebnis bei mir bestand in einer totalen Verwirrung und vollkommener Entscheidungsunfähigkeit. Dem musste der oben erwähnte Feuerwehrhauptmann mit grätzig gewohnter Stimme noch die Krone aufsetzen, indem er irgendwann meinte, dass ich in Wirklichkeit überhaupt keine Pferde mögen würde, sondern nur in die Stute meiner Frau verliebt sei. So ging es nicht weiter!
Irgendwann sah ich auf der Straße zufällig ein schweres und dennoch elegantes Pferd, das an der Hand im Schwebetrab lief. Der Wallach war für seine Rasse eigentlich zu schmal und zu leicht gebaut. Immerhin war er ein echter Schleswiger.
Übrigens eine Rasse, die auf der Liste der bedrohten Tierarten steht. Dieses Pferd verband in meinen Augen meine Faszination für die Haflinger-Stute meiner Frau mit meiner immer noch vorhandenen "Kaltblut-Macke". Auf Befragen riet mir alle Welt vom Kauf eines Schleswiger ab. Nur meine Frau bestätigte mich in ihrer gewohnt unseriösen Art.
Ab sofort wurden nun alle zum Verkauf stehenden Schleswiger besichtigt. Der Verein Schleswiger Pferdezüchter (VSP) stellte gern die Adressen der höchstens zehn Zuchtbetriebe von Pferden dieser Rasse zur Verfügung (» Verein Schleswiger Pferdezüchter (VSP)).
Zur Verwirrung der Verkäufer fragte ich am Telefon zunächst immer, ob sie denn einen "sportlichen" Schleswiger anzubieten hätten. Die Rückfrage lautete grundsätzlich: "Was meinen Sie damit?"
Aber was soll's - ein Pferd zu haben ist ein reines Hobby. Der eine fröhnt seiner Leidenschaft, indem er sich einen tiefer gelegten Opel Manta kauft - der andere will einen sportlichen Schleswiger haben. Es ist nicht gut, gegen seine Macke anzukämpfen. Man muss auf ihr surfen.
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