| | Im Galopp übers Stoppelfeld | | | |
| | | | v.l.: Jürgen Schiller, Heike Lüdemann, Angela Schiller, Jochen Seismann | | | |
| "Beim Jagdgericht muß manchmal meine Tochter herhalten, weil die Betroffenen ihre Pferde nach Hause bringen und nicht wiederkommen. Wer gegen die Regeln verstoßen hat, wird hier theatralisch vorgeführt." Natürlich ist auch das ein Spaß. Die Regeln selber nicht. Es gibt eine strenge Kleiderordnung, und während der Jagd müssen sich die Teilnehmer nach den Pikören richten. Wer sich etwas "zuschulden" kommen läßt, bekommt eine "Strafe" aufgebrummt; er muß z. B. sein Pferd um Verzeihung bitten oder über eine Bank springen. Anschließend bekommt jeder Teilnehmer feierlich vom Master einen Knopf verliehen. "Das hat mich immer geärgert: Meine Frau hatte bereits drei Knöpfe vom Hamburger Schleppverein und nur noch zwei Konfektionsknöpfe an ihrer Jacke und ich hatte immer Pech: obwohl ich zwölf Jahre mitgeritten bin, habe ich keinen einzigen Knopf bekommen. Das wollte ich anders machen!" So hat Jürgen Schiller eines Tages im Internet recherchiert, um herauszufinden, wo man sich solche Knöpfe machen lassen kann. Man hält es nicht für möglich: im Nachbardorf! Der Messingknopf verwendet das Sülfelder Wappen - Petersfelde hat keins, es gibt ja auch nur 17 Einwohner. Manche Teilnehmer werden bald sämtliche Knöpfe ihrer Jacke durch die der Petersfelder Herbstjagd ersetzen lassen können, denn es gibt natürlich ausgesprochene Fans, die jedes Jahr dabei sind. Und selbstverständlich wollen sie jedes Jahr wieder den Vogel abschießen (bildlich gesprochen, natürlich). Der Höhepunkt der Jagd ist nämlich die Attacke, die einer militärischen Attacke nachgebildet ist. Die Felder stellen sich in einer Reihe auf einer großen Wiese auf und reiten auf das Kommando ihres Pikörs in breiter Front einen wilden Jagdgalopp auf mindestens 1,5 Kilometer, wobei ausnahmsweise die Piköre überholt werden dürfen. "Ich reite vor, werfe meine Kappe in die Luft und rufe: Für Schleswig-Holstein! - Dann kann alles losrasen." Am Ende der Strecke steht eine uniformierte Puppe ("ich muß mal eine andere Uniform besorgen, meine ist schon ziemlich verschlissen"), die es zu ergreifen gilt. Dem Sieger winkt eine Flasche Sekt. "Da hat schon manch ein Repeater ein langes Gesicht gemacht! Auf den Videos kann man das immer sehr gut sehen - zum Schluß kommt vielleicht ein kleines Pony dahergehoppelt und der Reiter nimmt ganz gemütlich die Puppe in den Arm." Und wieso wird das gemacht? "Ich komme aus dem Osten, wir hatten große Besitzungen. Der erste erbte, der zweite wurde Offizier. Ich habe nie davon geträumt, Lokomotivführer zu werden, ich wollte immer Kosak werden." Das ist aber natürlich nicht der einzige Grund: die Petersfelder Herbstjagd soll doch ein abwechslungsreiches, unvergeßliches Erlebnis werden.
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