Unter den Fundstellen zum Stichwort "Thraker" fand sich ein interessanter Artikel mit dem Titel » Die Thraker. Der Artikel ist in der Domain » Die Hunde des Krieges erschienen, die sich "Das e-zine mit der Sozialgeschichte der Söldner, Glücksritter und Abenteurer" nennt. Sämtliche Artikel wurden verfaßt von Dr. Frank Westenfelder.
Dieser Aufsatz beschäftigt sich mit dem Aspekt des Schreckens, der ein Verbündeter oder Gegner des Söldners sein kann. Wer dem Feind einen Schrecken einjagen kann, hat schon halb gewonnen. So erfahren wir:
| Weitere Mittel der magischen Verwandlung sind Tätowierung und Kriegsbemalung. So waren Skythen, Sarmaten, Thraker, Kelten und Germanen oft tätowiert, manchmal sogar vom Scheitel bis zur Sohle. Pikten, Britannier, Gallier und Germanen färbten sich mit Waid ihre Gesichter, um im Kampf ein furchterregendes Aussehen zu erhalten. Dass dies den gewünschten Effekt hatte, bestätigt Cäsar: "Alle Britannier färbten sich mit Waid, der eine blaue Färbung bewirkt ... und hierdurch sind sie im Kampf so schrecklich anzusehen". Auf magische Rituale mit Hilfe von Farbe deutet auch das deutsche Wort "Zauber", das von Rötel abgeleitet wird. Manche germanischen Stämme zogen vollständig schwarz bemalt in den Krieg. Bei den kultivierten Griechen und Römern waren solche Sitten verpönt; später wurden sie dann von der christlichen Kirche als heidnisch verboten, hielten sich aber unter den keltischen Stämmen auf den britischen Inseln bis ins Mittelalter. | | |
In diesem Zitat findet sich unser Stichwort. Mich faszinierte aber besonders die Schilderung der Grausamkeiten, deren sich die Söldner zu allen Zeiten schuldig gemacht haben. Selbstverständlich aus aktuellem Anlaß. Der Autor bleibt bei den "Mördern und Foltertknechten" des späten 20. Jahrhunderts stehen - von den neueren Greueln hatte er zum Zeitpunkt der Niederschrift vermutlich keine Kenntnis.
| Moderne Elitesoldaten greifen allerdings noch weiter in der Geschichte zurück. Der auf sich gestellte Einzelkämpfer scheint sich weniger am Mythos des schwarzen Ordens zu orientieren als am archaischen Krieger. So fällt zum Beispiel auf, dass bei Tätowierungen die klassischen Legionärs- und Seemannsmotive immer mehr durch sogenannte "Tribals" ersetzt werden, die Muster, wie man sie von Skythen und Maoris kennt, aufgreifen. Man sollte auch einmal beobachten mit welcher Liebe die Gesichter für den Einsatz bemalt werden. Hier geht es nicht mehr einfach um Tarnung - das ist archaische Kriegsbemalung. Im Umgang mit dem eigenen Schrecken und der gleichzeitigen Verwendung des Terrors als Waffe wird wieder auf uralte Riten nomadischer Krieger zurückgegriffen. | | |
Er bringt anschließend zwei Beispiele aus modernen amerikanischen Filmen, die auf Erfahrungen im Kongo beziehungsweise Vietnam zurückgreifen. In diesem Licht müssen wir die Medusa als einen Versuch begreifen, dem Gegner einen Schrecken einzujagen, wozu eben auch die Tätowierung gehörte.
Das Gemetzel, das die siegreichen Krieger unter den Verlierern anrichten, begreife ich als Kompensation für die Todesangst, die diese armen "Helden" ausgestanden haben. Leider machen sie sich nicht klar, daß diese Greueltaten auf sie selbst zurückfallen. Der Autor betrachtet die Situation als Wissenschaftler und beschreibt emotionslos, was beobachtet werden kann. Oder sollte er doch fasziniert sein von den schrecklichen Kriegern?
Die Wikipedia schreibt:
| Wegen ihrer kämpferischen Geschicklichkeit und Furchtlosigkeit waren Thraker als Gladiatoren (dieser Gladiatorentypus hieß "thraex") sehr begehrt und geschätzt. Der berühmte Gladiator und Anführer eines Sklavenaufstandes Spartacus war ein Thraker. » Kriegsreisende | | |
Genau. Auch das heutige Publikum ist fasziniert von Greueltaten jeder Art. Je schlimmer desto virtueller, oder umgekehrt, und manchmal wird es doch Realität. Dann ist die Empörung groß, vor allen Dingen, wenn die Scheußlichkeiten in offizieller Mission begangen worden sind. Die Handelnden empfinden sich wie eh und je als nicht schuldig, da sie ja nur Befehle ausgeführt haben. Und die Befehlshaber machen sich bekanntlich die Hände nicht schmutzig. Man darf gespannt sein, wie das Drama auf der öffentlichen Bühne weitergeht.
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