| | | Familie Bücker im gepflegten Innenhof | | | |
| | | Tobias Bücker vor dem Reiterstübchen | | | |
| | | Bernhard Bücker auf Krücken | | | |
| Daß die Bückers sich dieses Hobby etwas kosten lassen, war unübersehbar. In meiner Betrachtung über den Fahrsport hatte ich bereits früher einfließen lassen, daß die finanzielle Belastung beim Fahrsport vermutlich größer sein dürfte als beim Reitsport, was der Hauptgrund für die geringere Popularität des Fahrsports sein könnte.
Nun sollte man sich generell hüten, Äpfel mit Birnen zu vergleichen - ich vermute, Spitzenpferde im Reitsport kosten so viel, daß man damit leicht ein Dutzend Fahrpferde und ein halbes Dutzend Kutschen für den Fahrsport finanzieren könnte. Natürlich ist auch dieser Vergleich eine wilde Spekulation. Bleiben wir lieber bei den Bückers.
Mich interessierte, wie Vater und Sohn zum Fahrsport gekommen ist und wie die sportlichen Erfolge sich eingestellt haben. Bevor wir uns aber diesem Thema widmen konnten, wollte ich genaueres über das Geschäft wissen, das dieses Hobby ganz offensichtlich finanziert und Bernhard Bücker davon abgehalten hatte, sich auf die sportlichen Wettbewerbe so intensiv vorzubereiten, wie er das gern getan hätte.
Die Behinderung stand dabei sozusagen die ganze Zeit vor meinen Augen, denn wir führten das Gespräch im Stehen vor dem Pferdestall. Bernhard Bücker stützte sich dabei auf seine beiden Krücken und skizzierte kurz seinen beruflichen Werdegang. Ende der siebziger Jahre hatte er sich mit wenigen Angestellten selbständig gemacht, und zwar im Bereich der Kunststofftechnik, die damals relativ neu war.
Heute fertigt die Firma Bücker an drei Standorten und produziert eine enorm breite Produktpalette. Dazu gehören riesige Abdeckhauben für Kläranlagen genauso wie die komplette Karosserie eines exclusiv gefertigten Sportwagen oder die Abdeckungen für Windkraftanlagen.
Eines der ersten und das bekannteste Produkt, das auch heute noch ein wichtiges Standbein für die Firma darstellt, kommt aus dem Pferdebereich. Wenn Sie einen Polyanhänger von Böckmann besitzen, dann ist ein Teil davon von der Firma Bücker produziert worden, nämlich der gesamte Polyester-Aufbau.
Nach den kleinen Anfängen ist die Firma in den achtziger Jahren sehr stark expandiert. Heute beschäftigt sie fast 400 Mitarbeiter. Der Erfolg der Firma ist der Erfolg des Gründers, der, wie wir gesehen hatten, nach wie vor der Motor des Geschäfts ist und ohne Zögern seinen Sport fahren läßt, wenn ein wichtiger Kunde bedient werden muß - selbst wenn es sich um die Deutsche Meisterschaft handelt.
Inzwischen engagiert sich die nächste Generation an entscheidender Stelle. Der Hauptstandort ist Emsdetten; hier agiert der Senior. Der älteste der drei Söhne, Tobias, ist Geschäftsführer der zweiten Firma, die ganz in der Nähe angesiedelt ist, der zweite Sohn steht der dritten Firma vor, die in den neuen Bundesländern liegt. Der dritte Sohn studiert noch, hat aber bereits signalisiert, daß er ebenfalls in die Firma eintreten möchte. Ob Bernhard Bücker dann eine vierte Firma Gründen wird, vielleicht im Ausland?
Verständlicherweise erfüllt diese Entwicklung den Vater mit Stolz und Genugtuung, aber der Vater ist realistisch genug, um anzuerkennen, daß diese Entwicklung keineswegs selbstverständlich ist, sondern auch ein Geschenk. Die Söhne hätten sich allesamt vom Geschäft des Vaters abwenden können, um ihre eigenen Wege zu gehen und damit indirekt anzudeuten, daß sie mit dem Werk ihres Vaters nicht einverstanden sind oder zumindest nichts anzufangen wissen und sich auf eigene Faust bewähren wollen.
Was ein Vater zu dieser schönen Entwicklung beitragen kann, hat Bernhard Bücker anscheinend getan. Die Bemerkung, daß der dritte Sohn ebenfalls Interesse signalisiert habe, interpretiere ich nämlich so, daß Bernhard Bücker seinen Söhnen die Wahl läßt. Sie hätten sich auch anders entscheiden können. Erst mit dieser freien Entscheidung für den Vater und für dessen Werk wird diese Hinwendung so recht bedeutsam und tragfähig. Und wenn Vater und Sohn sich dann auch noch im Hobby treffen, mag das fast unglaublich erscheinen.
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