| | Auf den ersten Blick nur ein Pferd auf einer mageren Weide mit reichlich Baumbestand | | | |
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Ende April 2000 hatte die Pferdezeitung aus einem besonderen Anlaß die Senner in einem Rasseporträt und einer Personality Story vorstellt ( Senner-Pferde, Große Hilfe - ganz bescheiden). Der Artikel trägt den Untertitel "Die älteste Pferderasse Deutschlands" und beginnt einigermaßen sensationell:
Können Sie sich Vollblüter als Wildpferde vorstellen? Nein? Na, dann haben Sie vermutlich noch keinen Senner kennengelernt. Diese Großpferde, die in ihrem Stammbaum so viel Vollblut-X aufweisen, daß sie jedem Rennpferd Konkurrenz machen könnten, waren von jeher Wildpferde ... und werden es auch zukünftig wieder sein. | Mit Fug und Recht können die Senner als die älteste Pferderasse Deutschlands bezeichnet werden. Schon 1160 wurden die ungezähmten Stuten in einer Schenkungsurkunde des Bischofs von Paderborn erwähnt.
Im Jahr 1493 wurden die "wilden perde" der Gemahlin des Grafen Bernhard VII. erfaßt und katalogisiert; der Bestand betrug 64 Stück, darunter 23 Mutterstuten und 18 Fohlen, woraus man auf eine vorzügliche Fruchtbarkeit schließen kann.
Aus dem Jahre 1500 existiert ein Testamentsentwurf des Grafen. Darin wurden die Pferde in der "Senne" unter seinen Söhnen aufgeteilt. Der Besitz war also entweder inzwischen vom Kloster Herwidehusen (Hardehausen bei Warburg) auf die Grafen zur Lippe aus Detmold übergegangen oder die Herden der Senner befanden sich in Streubesitz .
Wilde Pferde in sogenannten Wildbahnen waren über Hunderte von Jahren an verschiedenen Stellen in Deutschland anzutreffen; im 19. Jahrhundert sind alle verschwunden, bis auf die Dülmener. Die Ponies des Herzogs von Croy sind die einzigen Pferde in Deutschland, die ganzjährig in einer "Wildbahn" gehalten werden ( Die grauen Wilden, siehe auch Bildschirmschoner Dülmener, Dülmener2, » Interessengemeinschaft des Dülmener Wildpferdes Deutschland).
Obwohl der Bestand der Dülmener auf mehr als 400 Stück geschätzt wird, wobei 300 in der Wildbahn gehalten werden, hält die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (» GEH) diese Rasse für extrem gefährdet (» Dülmener).
Wieviel mehr muß das für die Senner gelten, deren Bestand mit gerade mal 40 Tieren etwas weniger als ein Zehntel dessen beträgt! Die GEH (» Senner) betont, daß die Senner immer als Reitpferde gezüchtet wurden, selbst zu Zeiten, in denen anderwärts massiv in Richtung Arbeitspferd umgezüchtet worden war. Eine Rasse ist ja keineswegs etwas in sich Stabiles, sondern zunächst einmal von Menschen so Definiertes. Und im Falle der Pferderassen nimmt der Mensch im Regelfall Einfluß auf die Entwicklung der Rasse im Hinblick auf das jeweils definierte Zuchtziel, das sich sehr schnell ändern kann.
Mit diesem Satz beschreibt man den Begriff "Zucht" recht gut. Die heute dominierenden Reitpferderassen sind Sportpferde und haben ausnahmslos diese wechselhafte "Umzuchtgeschichte". Je nach Bedarf wurden Vollblüter oder schwere Warmblüter, zuweilen sogar Kaltblüter eingebracht. Entsprechend haben sich sowohl Exterieur als auch Interieur der Rassen im Laufe der Zeit immer wieder geändert, teilweise ziemlich drastisch. Sogar innerhalb der letzten Jahrzehnte wurden wir Augenzeugen, wie manche Rassen bis zur Unkenntlichkeit umgezüchtet wurden.
Das ist bei den Sennern nie der Fall gewesen. Zwar hat man dort auch durch den Einfluß der Hengste unterschiedlichen Vorstellungen Ausdruck gegeben, jedoch immer mit dem Ziel eines guten Jagdpferdes. Bis 1780 wurde den barocken Vorstellungen gemäß gezüchtet, 1772 wurde der erste Araber angekauft, bald darauf der erste Vollblüter als "Wettläufer Race". Mit diesem Typwechsel vom barocken Prunkpferd zum eleganten Reitpferd hat sich die äußere Erscheinung des Senners stabilisiert (» Die Herkunft der Senner).
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