Gewaltfreie Dominanztechniken? Eingehende Betrachtung und Bewertung von › Karin Rupprecht
Zu den Themen Kommunikation, Tierschutz |
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Die im ersten Teil erwähnten Dominanztechniken möchte ich kurz noch "hinterleuchten". Tiefenpsychologische Erklärungen dazu finden Sie in diverser Literatur, die ich am Ende des Berichts empfehle.
» Join up® nach Monty Roberts bzw. "Rope-Methode"
(Wer diese Technik nicht kennt, bitte an anderer Stelle nachlesen, z.B. Bücher von Monty Roberts / diverse Internetseiten.)
Diese Technik funktioniert nur in einem runden, beengten Raum, warum? Das Pferd ist von Natur aus ein Fluchttier, in einem runden Raum gibt es keinen Anfang und kein Ende und außerdem keine Ecke. In Freiheit würde das Pferd einfach geradeaus weglaufen. In einer Ecke würde es sich mit der Hinterhand zum Angreifer drehen und sich gegen diesen wehren, den Kopf schützend in der Ecke haltend.
Da dieser sogenannte "Roundpen" nun keine Ecke hat und meistens so hoch eingezäunt ist, dass das Pferd nicht darüber schauen oder gar springen kann, tritt irgendwann (früher oder später, je nach Charakter und psychischem Zustand des Pferdes) die psychische Resignation ein, das Pferd unterwirft sich, gibt seinen eigenen Willen auf, ergibt sich seinem Schicksal, kapituliert, sieht keinen Ausweg. Punkt � Ende - So ist das und nicht anders!
Der genaue Vorgehensprozess im Pferdegehirn mit allen Erklärungen von Nervenreaktionen kann in guten Büchern über die Psyche des Fluchttieres Pferd nachgelesen werden.
Ist das nun gewaltfrei? Ist das natürlich? Ist das pferdefreundlich? Für mich niemals!
Warum ist Monty Roberts´ Join-up oder die in den USA verbreitete Rope-Methode des "Willen-brechens" dennoch bei vielen Pferdeleuten so beliebt? Ich denke, weil diese Methode zur schnellen "Kapitulation" des Pferdes, also zum sofort sichtbaren "Erfolg" führt. In unserer heutigen Welt mit Mottos wie "Zeit ist Geld" wohl eine annehmbare Sache für viele Pferdeleute.
Meiner Meinung nach ist diese Methode die gewalttätigste, um ein Pferd zu "brechen". � oder ist psychische Gewalt keine Gewalt!? Wenn diese Unterwerfungsmethode dauerhaft angewendet wird, macht der Mensch das Pferd zu einem willenlosen, ergebenen Verlierer.
Hängerverladen nach Monty Roberts
Es wird eine lange, schmale Gasse gebildet, die durch hohe Einzäunungen begrenzt ist, am Ende dieser Gasse steht der Pferdeanhänger. Nun führt der Mensch das Pferd in diese Gasse. Das Pferd sieht keinen Ausweg, es kann nicht zur Seite weg, ja nicht einmal über die seitliche Begrenzung hinwegsehen. Der Blick durch ein Gitter ist für das Fluchttier Pferd genauso beengend wie der Blick gegen eine geschlossene Wand.
Das Pferd wird nun auf den Hänger zugeführt und kurz davor mit Gerte und Strick scharf rückwärts gedrängt und das immer wieder � vor und zurück � vor und zurück � vor und zurück, irgendwann tritt im Gehirn des Fluchttieres Pferd die psychische Resignation ein, das Pferd sieht keinen Ausweg und ist verwirrt, es unterwirft sich und "ergibt sich seinem Schicksal".
Also folgt das Pferd nach etlichen vor und zurück dem Menschen in den Hänger oder was immer am Ende dieser künstlichen Gasse steht.
Gewaltfrei? Für mich nicht, denn psychische Gewalt ist auch Gewalt. So etwas ist wahrer Psychoterror für ein Pferd.
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