| | Die Hufe hoch, sonst fällt die Stange! | | | |
| | | Wie kriegt man das Pferd dazu, die Hufe hoch genug zu nehmen, wenn die Stange schon bei geringster Berührung fällt? | | | |
| | | Wie kriegt man das Pferd überhaupt dazu, über das Hindernis zu springen, insbesondere dann, wenn es offensichtlich nicht will? | | | |
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Doping und Befriedigung Menschliche Bedürfnisse und die Hölle der Pferdemädchen von › Werner Popken
Zu den Themen Kommunikation, Tierschutz |
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Sie werden es vermutlich mitbekommen haben: Ein Mitglied der deutschen Olympia-Mannschaft, ein Springreiter, mußte wegen Doping-Verdachts vorzeitig nach Hause reisen. Weitere Mitglieder anderer Nationen wurden mit demselben Vorwurf konfrontiert. Jeder denkt dabei natürlich sofort an schmerzstillende oder leistungsfördernde Mittel. Heute hörte ich, daß es sich um eine Salbe handeln sollte.
Na ja, bei einer Salbe denkt man natürlich ebenfalls an gesundheitliche Probleme, die durch äußerliche Anwendung positiv beeinflußt werden sollen, etwa Schürfwunden oder Prellungen. Diese Salbe hat jedoch eine ganz andere Funktion. Sie wird beim gesunden Pferd angewandt. Normalerweise hat das keinerlei Auswirkungen, angeblich jedenfalls, denn man soll die Anwendung durchaus sehen können, durch Bläschen beispielsweise.
Ich hoffe, ich habe Sie jetzt so richtig auf die Folter gespannt. Was um Himmels willen soll diese Salbe denn bewirken, wenn sie keine Auswirkungen hat und beim gesunden Pferd angewandt wird? Irgendeine Wirkung muß man sich davon doch versprechen, sonst würde man es ja nicht tun! Der Clou der ganzen Sache ist, daß diese Salbe ihre Wirkung entfaltet, wenn man die damit eingeriebene Stelle berührt. Dann nämlich soll sie höllisch brennen.
Na, ist Ihnen jetzt schon klar, was die Salbe bezwecken soll? Es ist dasselbe wie die berüchtigte Technik des Barrens. Diese Salbe wird bei "faulen" Pferden angewandt, die dazu neigen, mit ihren Hufen die Stangen zu berühren. Damit setzen sie den Reiter natürlich der Gefahr aus, daß die Stange fällt. Damit das "faule" Pferd "lernt", die Hufe hochzureißen, hat man früher gebarrt, d. h. die Beine der Pferde mit Stangen geschlagen, damit es weh tut und die Pferde lernen, aus Angst vor den Schmerzen die Beine so hoch wie möglich zu nehmen. Früher, nämlich vor der "Affäre Schockemöhle".
| In die Kritik geriet Schockemöhle Anfang der 1990er Jahre, weil er durch das so genannte Barren seine Pferde zu höheren und weiteren Sprüngen über die Hindernisse antrieb. Das bei Springpferden schon seit je her praktizierte Barren wurde nach einem Bericht der Sendung "Stern TV" allgemein geächtet und zumindest offiziell aus den Trainingsplänen der deutschen Reiter gestrichen. Spätere Recherchen ergaben, dass auch weiterhin im Stall von Paul Schockemöhle Pferde gebarrt wurden.
» Paul Schockemöhle | | |
Aha, diese Praxis wurde also schon immer angewandt, und selbstverständlich auch von einem der erfolgreichsten Springreiter unserer Nation, der laut Wikipedia auf seinem Gestüt erfolgreiche Springpferde "formt". Erst ein Fernsehbericht führte dazu, daß man zumindest offiziell diese Praxis ächtet. Was hinter verschlossenen Türen stattfindet, kann natürlich kein Außenstehender wissen.
Jetzt macht man es anscheinend mit der Salbe. Wenn das Pferd die Stange berührt, brennt es schrecklich, was das Pferd natürlich nicht möchte und infolgedessen hoffentlich lernt, die Hufe ordentlich hochzunehmen. Und weil es mit Chemie zu tun hat, nennt man es heutzutage Doping. Auf dem Weg zum Sieg sind alle Mittel recht. Nur die Goldmedaille zählt. Alle machen mit, müssen mitmachen, weil es alle machen - man dreht sich im Kreis. Dumm nur, wenn man erwischt wird. Dann zeigt jeder mit dem Finger auf den Bösewicht. Pech aber auch!
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