| | Nostalgie: Der pflügende Bauer | | | |
| | | Ungewöhnliche Dekoration für ein Gestüt | | | |
| | | | Wichtige pädagogische Arbeit | | | |
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Das ist wie mit jungen Frauen Ein Weihnachtsgeschenk und Züchterweisheiten von Werner Popken |
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Das » Welsh-A-Gestüt "Leybucht" liegt, wie der Name schon sagt, an der Leybucht, südwestlich von » Norden, nordöstlich von » Greetsiel in Ostfriesland, auf Grund und Boden, der dem Meer abgerungen ist (» 50 Jahre Leybuchtpolder). Als wir wieder auf dem Gestüt ankamen, herrschte dort reger Betrieb. Feriengäste aus dem Ruhrgebiet ließen ihre Töchter reiten oder hatten sie ganz einfach für eine Weile hier abgeliefert, weil junge Mädchen von Pferden magnetisch angezogen werden, auch und gerade im Urlaub.
Mir waren einige Laubsägearbeiten aufgefallen, mit denen die Gebäude geschmückt sind. Ein pflügender Bauer, eine Sau mit Ferkeln, eine Milchkuh. Daraus schloß ich, daß dieser Hof nicht als Gestüt geplant war, und möglicherweise auch heute als landwirtschaftlicher Betrieb geführt wird.
Enno Siemers, der Besitzer, stellte auch sofort klar: "Das Gestüt ist Hobby, damit machen wir keinen Gewinn. Wir bauen Getreide an, züchten Schweine und Rinder. Wir haben 120 Sauen, 60 Hektar Getreidefläche, sitzen den ganzen Tag auf dem Traktor - das ist ganz schön langweilig. Da kann man sich zum seelischen Ausgleich bei den Pferden gut entspannen. Die Pferde machen einen Mordspaß."
Hinter uns schaute ein Hengst aus dem Fenster. Auf zwei Reitplätzen wurden Erlebnisse auf dem Pferd vermittelt. "Das macht alles meine Frau, die hat vier Mädchen angestellt. Damit habe ich nichts zu tun." Für den versprochenen Kaffee zogen wir uns in die Blockhütte zurück, die zwischen den beiden Reitplätzen liegt und als Reiterstübchen dient. Eine kleine Küche mit Kaffeemaschine steht dort bereit; Frau Siemers versorgte uns mit Kaffee und Waffeln.
"Neulich kam einer, der wollte den Chef sprechen. Den habe ich an meine Frau verwiesen und ihm gesagt: Ich arbeite hier nur." So eröffnete Enno Siemers das Gespräch. Diesem Mann sitzt der Schalk im Nacken. "Ich will meinen Spaß haben." Da war es schon wieder, das Wort "Spaß", das mir bereits in der Einladung der Lokalzeitung aufgefallen war.
Andere reden bierernst von Erfolgen, von Mühen und dem Lohn der ausdauernden Arbeit, arbeiten ständig am Image, achten besorgt auf die Außenwirkung, auf die Konkurrenz - und das erscheint auch durchaus wichtig und wesentlich. Gestüte gibt es reichlich, alle Pferde haben vier Beine, da muß man sich differenzieren und darstellen, um wahrgenommen zu werden. Beim Gestüt Leybucht ist alles etwas anderes. Erfolge hat das Gestüt nun wirklich über die Maßen, aber das Streben nach Erfolg ist nicht der Grund für das Engagement des Eigentümers. Es ist der Spaß.
"Der Spaß ist ganz wichtig." Immer wieder betonte Enno Siemers, daß dies seine Art ist, das Leben in den Griff zu bekommen, und daß er damit sehr erfolgreich ist. Die Feriengäste, das mag man ja noch glauben, wollen sicher ihren Spaß haben, aber gilt das auch die Käufer, für die Züchterkollegen? Züchter haben gemeinsame Interessen und schließen sich deshalb in Verbänden zusammen, sind aber selbstverständlich Konkurrenten. Kann ein solcher Zusammenschluß gutgehen?
Wenn alle Züchter mit Verbissenheit ihre Ziele verfolgen, dürfte es mehr Reibereien geben, als den Mitgliedern lieb sein kann. Tatsächlich hört man reichlich unerfreuliche Geschichten in diesem Zusammenhang, und die Tatsache, daß Zuchtverbände zur Spaltung neigen, spricht für sich. "Ich komme mit allen hervorragend klar. Wenn ich beim Verband anrufe, freut man sich, mit wem ich auch spreche. Was immer ich will, ich erreiche mein Ziel."
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