| "Wenn wir diese Sanftheit, zu der dieses Pferd fähig ist, nicht verstehen, können wir keine Pferdezähmer sein." "Si no comprendemos esta ternura de la que es capaz este caballo, no podemos ser domadores." Oscar Scarpati Schmid "Die Indios zähmten für sich selbst, sie zähmten nicht für Dritte." "Los indios domaban para sí mismos, no domaban para terceros." Oscar Scarpati Schmid | | |
Am Anfang war die Scheu ...
"Von Anfang an hatten die südamerikanischen Indianer große Angst vor Pferden", gibt Cleve Richardson in seinem Buch "Die Wahrheit über Pferdeflüsterer" in befremdlicher Eindeutigkeit zu verstehen - so zu lesen im Abschnitt "Die Indianer Südamerikas und das Pferd" (S. 158-164; 1999 auf Deutsch erschienen, ist das englische Original von 1998 ohne Umschweife "The Horse Breakers" betitelt!).
"Während die südamerikanischen Indianer Angst vor Pferden hatten, eine Tatsache, die die Spanier im Krieg für sich ausnützten, fürchteten die nordamerikanischen Indianer das Pferd nicht und ließen sich auch nicht von ihm einschüchtern." (S. 134)
Doch - ich atme auf - lesen wir zu guter Letzt bei Richardson: "Als sich die Wildpferde in Südamerika ausgebreitet hatten, überwanden die Indianer ihre Furcht und begannen mit dem Einfangen, Abrichten und Reiten der Pferde." (S. 158)
Wie dem auch sei ... von Bedeutung scheint mir die Konsequenz, die in Oscars Charakterisierung diesbezüglich zum Tragen kommt: "Da sie das Pferd nicht kannten, näherten sie sich ihm ganz allmählich, das Pferd flößte ihnen einen Heidenrespekt ein, sie glaubten, dass es ein mystisches Tier sei, sie bewunderten es zutiefst. Dieses Unwissen veranlasste sie vorsichtig, wahrnehmend und geduldig zu sein." "Al no conocer al caballo fueron acercándose despaciosamente, el caballo les imponía un respecto impresionante, creían que era un animal místico, lo admiraban profundamente. Ese desconocimiento los llevó a ser cautelosos, observadores y pacientes."
Die Doma India sei aus dieser Ausgangslage heraus von den Indianern der Pampa selbst entwickelt worden. Dies hatten wir bereits in Oscars selbstbewusster Abgrenzung von Martín Hardoy gehört: "Dem Pampaindianer gelingt es, eine eigene Form der Zähmung zu entwickeln, ohne jeglichen fremden Einfluss." "El Indio Pampa logra desarrollar una forma propia de domesticación, sin ningún tipo de influencia extranjera."
Oscar gibt dem "Heidenrespekt" demnach von Anfang an eine durchweg positive Wendung! Dementsprechend hält Oscar auch die ganze Dominanzwelle schlicht für eine Erfindung des nordamerikanisch-europäischen Marktes.
Er lässt die Pferde sehr wohl an sich reiben, als Ausdruck ihres freundlichen Wohlbefindens mit ihm! In seinen Kursen finden sich Anfänger wie Profis, die dort alle einen fruchtbaren Anfang suchen.
Wir haben dafür auch ein - in seiner Konsequenz beeindruckendes - Beispiel auf dem deutschen Pferdebuchmarkt: Imke Spilker weist in "Selbstbewußte Pferde. Wie Pferde ihre eigenen Übungen und Lektionen entwickeln" auf eben "diese achtungsvolle Anfänger-Grundhaltung" hin.
Dies sei die entscheidende Grundlage einer echten, nicht nur einbahnigen Kommunikation mit dem Pferd und habe einschneidendste Auswirkungen auf die folgende Zusammenarbeit: "Mit Pferden kommunizieren - tatsächlich ist es für schwächere oder pferdeunerfahrene Menschen regelmäßig leichter, diesen ersten, entscheidenden Schritt zu tun: das Pferd wirklich und in aller Konsequenz zu respektieren. Vielleicht liegt es an der natürlichen Scheu, die dieses große und mächtige Wesen in den Menschen hervorruft, die es noch nicht kennen. Und so nähern sie sich vorsichtig, zurückhaltend, höflich. Genau diese achtungsvolle Anfänger-Grundhaltung gilt es zu finden: Denn nur wenn Pferde sich respektiert fühlen, werden sie kommunikativ!" (S. 55)
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