Takhi - ab in die Mongolei Die Auswilderung der Wildpferde von Gerd Hebrang Zum Thema Takhi |
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Wildpferde - gibt's die überhaupt? Gute Frage. In den Berichten über die Mustangs haben wir gelernt, dass die Wildpferde Amerikas gar keine Wildpferde sind, sondern verwilderte Haustiere. Natürlich muss es irgendwann einmal Wildpferde gegeben haben, da Haustiere ursprünglich nicht im Schöpfungsplan vorgesehen waren. Und tatsächlich haben wir Bilder von Wildpferden aus zahlreichen eiszeitlichen Höhlen, ebenso wie Bilder von Wisenten, Auerochsen und anderen Tieren. Die Pferde sind wesentlich häufiger gemalt worden als alle anderen Tiere. Man kann daher annehmen, dass die Wildpferde sehr häufig waren und/oder sehr häufig gejagt wurden. Dabei wurde zumindest teilweise dieselbe Technik angewendet, die wir auch von den amerikanischen Ureinwohnern bei der Büffeljagd kennen: man trieb die Tiere auf eine Klippe, woraufhin diese in den Tod stürzten. Man hat an einigen Stellen unglaubliche Mengen von Skeletten gefunden. Dann aber wurden die Pferde, wie auch andere Tiere, domestiziert. Nun waren die wilden Tiere Konkurrenten. Hinsichtlich der Nahrung zum Beispiel, wie wir ebenfalls anhand der Mustangs gelernt haben, aber auch in Bezug auf die Haustiere selbst. Denn wild lebende Hengste kommen manchmal auf die Idee, sich eine zahme Stute zuzulegen. Oder sollte es andersherum sein? Ich habe es jedenfalls erlebt, dass unsere Leitstute sehr in Not war während ihrer Rosse und sich sofort dem fremden Fohlen angeboten hat, weil das ein Hengst war und schon auf sie reagierte, während der Rest der Herde diesen Eindringling einfach nur abscheulich fand und alles tat, um ihm das Leben schwer zu machen. Wie auch immer - den Menschen war irgendwann daran gelegen, die Wildpferde möglichst weit weg zu sehen. Bis vor wenigen Jahrhunderten hat es in Europa und auch in Deutschland noch abgelegene Gegenden mit Wildpferden gegeben, mehrere davon im heutigen Nordrhein-Westfalen. Ob aber die Dülmener und Senner heute noch als Wildpferde angesprochen werden dürfen, erscheint zweifelhaft. Bereits im 18. Jahrhundert ging man davon aus, dass es keine Wildpferde mehr gibt. Der schwedische Gelehrte Linnaeus (Linné, 1707- 1778) hat deshalb in seinem System Naturae, in dem er alle lebenden Wesen erfasste, Wildpferde nicht berücksichtigt. Desto größer war die Überraschung, als der polnische Oberst Nikolai Przewalski auf seinen Entdeckungsreisen nach Asien, die er im Auftrage des Zaren unternahm, von Wildpferden hörte, die im Südwesten der Mongolei leben sollten.
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