Die Grafik, die die Abteilung Levade einleitet, fand ich insofern interessant, als hier ganz deutlich Hilfszügel zu sehen sind. Im übrigen bemühen sich vier Mann um die Ausbildung, einer im Sattel, einer hinter dem Pferd mit einer Peitsche, einer vor dem Pferd mit zwei Gerten, einer vor der Säule, an der das Pferd mittels Kappzaum entweder angebunden ist oder durch ein Seil reguliert werden kann, das eben diese vierte Person bedient.
Auch hier wird dieses Bild langsam in eine Übung übergeblendet, wobei nunmehr kein Reiter im Sattel sitzt, sondern der Meister das Pferd vom Boden aus dirigiert.
Dabei reißt es interessanterweise das Maul weit auf, was ich erst bei der Betrachtung der Standbilder bemerkt habe. Diese Übung wird wiederholt, wobei das Pferd beim zweiten Mal das Maul nicht aufreißt. Das will möglicherweise nichts besagen, ich kann das gar nicht beurteilen, es fällt mir nur auf. Vielleicht ist es sogar ein Bestandteil der Übung, das Pferd möglichst beeindruckend aussehen zu lassen, ganz im Sinne der Leonardoschen Theatralik.
Während der Erhebung bewegt sich das Pferd zugleich auf den Hinterbeinen rückwärts und beim zweiten Mal vorwärts, wie auch schon vorher bei der Pesade unter dem Sattel. Der Unterschied zwischen diesen beiden Übungen wird wie folgt erklärt:
| Mit ihrer Kunstwerdung im 18. Jhd, wurde die Pesade immer flacher und gesetzter. Im 19. Jhd. Taufte man die besonders flache Pesade um in Levade. Nun erlebt der Reiter im Sattel eher ein Absenken als ein Erheben des Pferdekörpers.
Manuskript | | |
Hier ist der Bezug zu Kriegskunst ganz offensichtlich völlig verlorengegangen. Es geht um die Kunst um der Kunst willen, weil es so schön ist und weil man es machen kann. Aber muss man es auch machen?
Es gibt ja eine Menge Leute, die verrückte Sachen tun und damit unter Umständen sogar weltberühmt werden, ohne dass andere den Impuls verspüren, es ihnen nachzumachen. Bekanntlich drängt es so viele Menschen in den Sattel, nicht weil man es tun kann und weil andere es tun, sondern weil es unmittelbar Freude macht bis hin zum Glück der Erde, der im Sattel der Pferde zu finden sein soll. Und wenn ich mich recht erinnere, soll gerade die Levade ein besonderes Glücksgefühl auslösen, von dem in dieser DVD aber keine Rede ist.
Wenn dem so wäre, müsste die Menschheit dann nicht danach streben, diese Übung möglichst oft zu absolvieren, zumindest wenn es sich um Reiter handelt? Oder handelt es sich um eine Übung, die zwar ungeahntes Glück hervorruft, jedoch so schwierig zu bewältigen ist, dass die meisten Menschen schon beim Versuch aufgeben? So wie ja auch die Meditation, richtig angewandt, zu unendlicher Glückseligkeit führen soll, wobei genau dies so gut wie allen Menschen, die es versuchen, verwehrt bleibt. Könnte die Musealität dieser Übungen vielleicht daran liegen, dass sie im Gegensatz zu den sportlichen Übungen, die ja nachweislich Tausenden, wenn nicht gar Millionen Menschen keine besonderen Schwierigkeiten bereiten, nur ganz wenigen ausgesuchten Begabungen vorbehalten bleiben, zu denen dann die Bückeburger Reiter unbedingt zu zählen wären?
Quellen / Verweise
Abbildungen › Gerd Hebrang, › Fürstliche Hofreitschule Bückeburg
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