Zunächst die Kritik: » Isabell Werth wird mit einem Bild als Beleg für die Fehlentwicklung der modernen Dressur zitiert; die Worte lassen keinen Zweifel daran, dass die Bückeburger die Entwicklung des Reitsports nicht gutheißen können:
| Reiten mit Köpfchen... ...vor der Senkrechten
Ein Pferd zeigt sich im ausgelassenen Spiel und beim Imponieren auf der Wiese in seiner aktuell schönsten und gesündesten Form. Diese natürliche Schönheit beeindruckt uns Menschen immer wieder und doch entspricht das, was der Dressursport heute als „schön“ ausweist nur in wenigen Punkten diesem Grundsatz. Damit seien nicht die Lippenbekenntnisse der FN gemeint, die durchaus die richtige Intention erkennen lassen, sondern die praktische Umsetzung und deren Bewertung durch die Richter sowie die Sehgewohnheiten der breiten Masse.
Zweck der Reiterei ist heute, das Pferd körperlich und geistig optimal zu fördern, sodass es Vorteile aus dem Reiten zieht im Bezug auf seine Gesundheit und sein Selbstbewusstsein. Kein menschliches Interesse rechtfertigt es, dem Pferd über andauernde Zeit Schmerzen oder Unwohlsein zuzufügen. Alles, was Pferden körperlichen oder seelischen Zwang bereitet ist zu überdenken und durch geeignetere Methoden zu ersetzen.
Das ist im Grunde ganz einfach: Um die natürliche Schönheit eines Pferdes auch unter dem Reiter herzustellen, muss man es in der Form und in den Bewegungen schulen, die es uns auf der Wiese zeigt. Dann wird es gesund bleiben und seine Fitness, Sportlichkeit und Motivation unaufhörlich verbessern. Und das Lernen hört nie auf: Durch die Befähigungen, die sein Reiter ihm gibt, baut das Pferd sein natürliches Bewegungsrepertoire aus und zeigt uns immer wieder beim Toben, wozu es als nächstes „Lust“ und „das Zeug“ hat.
Betrachten wir das auf der Wiese tollende Pferd genauer: Wo trägt es seinen Kopf?
Beim Anspringen in den Galopp, beim Kehrtmachen, beim stolzen Aufstellen und beim Erhabentraben hoch, die Ohren am höchsten Punkt, die Nase satt vor der Senkrechten.
Beim Schnauben an Nachbars Zaun, beim zornigen Scharren, beim Buckeln und bei Freudensprüngen tiefer (mit „falschem Knick“ ), das Genick offen oder leicht eingerollt.
Beim rasenden Galopp, vor dem Wälzen und beim Treiben anderer Pferde unter dem Widerrist mit weit vorgestrecktem Kopf.
Können Sie diesen Bildern Namen zuweisen?
Die sich in Diskussionen spinnefeind gegenüber stehenden Theorien um den Nutzen absoluter Aufrichtung, Hyperflexion und Dehnungshaltung sehen wir friedlich vereint in einem Individuum der Spezies ecuus caballus.
In logischer Konsequenz wird ein Reiter, der sein Pferd nach dem Vorbild der Natur in den einzelnen Übungen aufrichten oder abstrecken lassen kann, die längste Freude an seinem Tier haben.
Wechseln sich Auf und Ab in kurzen Intervallen ab, so erbringen sie den größten Nutzen – Entspannung folgt auf Anspannung – Muskelmasse wird aufgebaut, Balancegefühl und Selbsthaltung gefördert und das Pferd nie überfordert.
Nun ist der Blick für das richtige Maß geschweige dessen Umsetzung zu Pferd nur wenigen Reitern gegeben, die meisten sind mitunter jahrelang damit beschäftigt, einen zügelunabhängigen Sitz zu erlernen, weil sie von konzeptlosen Lehrern viel zu früh mit der Aufrichtung oder gar der Überzäumung konfrontiert werden.
Zum Reitenlernen ist die Dehnungshaltung für Pferd und Reiter das gesündeste und für die Breite Masse der Freizeitreiter ein absolut erstrebenswertes und viel zu selten formuliertes Ziel.
Der unsouveräne Sitz vieler Reiter selbst auf höchstem Niveau zeigt diese mangelnde Sitzschulung und fehlende Fähigkeit des Auslassens der Hilfen.
Hier sei absichtlich die Formulierung „vorwärts-abwärts“ umgangen, die so häufig fehlinterpretiert wird und mirnichtsdirnichts zum „abwärts-rückwärts“ (Hyperflexion) mutiert.
Zu sagen, Hyperflexion trete im Imponiergehabe des Pferdes NIE auf, ist inkorrekt.
Aber Hyperflexion ist sehr selten, wird nur in verhaltener Bewegung, nur sehr kurz und nur in höchster Erregung (=Anspannung) gezeigt, häufig in Verbindung mit einem Kopfschleudern.
Das Pferd ist seelisch erregt und ballt sich zur Kugel. Manuell ist diese Erregung nicht herzustellen und die „Kugel“ ist allen Ãœbungen unzuträglich, ebenso wie das Schleudern.
Egal auf welchem Niveau jemand reitet, den reflektierten Reiter erkennen Sie daran, dass sein Pferd das Genick immer zumindest leicht offen trägt und an seinem entspannten, passiven Sitz ohne ständige Hilfen.
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