Wie äußern sich die Vergiftungen, welche Symptome zeigen Weidetiere? Die Symptomatik ist sehr variabel, weil viele Einflußgrößen beteiligt sind (STRICKLAND ET AL. (2007)(70)). Neben der Genetik des Grases, des Endophyten und des Weidetieres spielt die Witterung eine wichtige Rolle, aber auch die Nutzung und Bearbeitung des Grünlandes wie beispielsweise die Düngung (HAHN ET AL. (2007)(35), JENSEN ET AL. (2007)(44), REINHOLZ (2000)(63), THOMPSON ET AL. (2001)(71)). Es treten bei Weidetieren zwei verschiedene Vergiftungen auf, die Schwingelvergiftung und die Weidelgrastaumelkrankheit. Die Schwingelvergiftung kann nicht nur durch den Rohrschwingel (Festuca arundinacea) verursacht werden, sondern auch durch Weidelgräser (Lolium), da beide Gräser Ergotalkaloide enthalten können. Im Folgenden wird diese Vergiftung daher nach dem mengenmäßig wichtigsten Gift als Ergovalinvergiftung bezeichnet. Die Taumelkrankheit wird dagegen nur durch Weidelgräser verursacht. Die entfernter verwandten Feinblättrigen Schwingel sind bisher nicht durch Tiervergiftungen aufgefallen. Im Gegenteil: Rotschwingel (Festuca rubra) kann zu 100% mit seinem Endophyten infiziert sein, ohne daß nennenswerte Ergovalingehalte meßbar sind (YODER & FOURNIER (2002)(80)). Ergovalinvergiftung Es liegen zahlreiche Veröffentlichungen zu fast allen Fragen bei Rindern und Schafen vor. Forschung an Pferden ist abgesehen von den Auswirkungen auf Zuchtstuten selten. Pferde spielen wirtschaftlich im Bereich Grünland weltweit kaum eine Rolle. Allgemein werden folgende Symptome beim Vieh beobachtet (z.B. BALL ET AL. (NO DATE)(5), BAYER EQUINE CONNECTION (NO DATE)(8), JENNINGS ET AL. (NO DATE)(42), JONES (NO DATE)(44), ROBERTS (NO DATE)(63), SELK & BARNES (NO DATE)(68), BOND ET AL. (1984)(11), BALL ET AL. (1991)(6), PUTNAM ET AL. (1991)(56), CROSS ET AL. (1995)(19), CROSS (1997)(20), BROWNING ET AL. (1998)(15), CROSS ET AL. (1999)(21), MCCLUSKEY ET AL. (1999)(49), REED (1999, A)(58), (B)(59), REINHOLZ (2000)(63), BONY ET AL. (2001)(12), LEWIS (2001)(48), THOMPSON ET AL. (2001)(71), HILL ET AL. (2002)(38), MCLEAY ET AL. (2002)(50), REED (2002)(62), ROBERTS ET AL. (2002)(65), YODER & FOURNIER (2002)(80), HOVELAND (2003)(40), KENNINGTON (2003)(46), PARSONS & BOHNERT (2003)(54), HOVELAND (2005)(41), BOHNERT & MERRILL (2006)(10), FRIESEN (2006)(32), BROWN ET AL. (2007)(14), DELORME ET AL. (2007)(22), STRICKLAND ET AL. (2007)(70)): - Abmagern, rauhes Fell, Entkräftung, totaler Haarverlust Rinderquast, Nervosität, Probleme beim Harnen, Durchfall
- periphere Gefäßverengung: Verlust der Thermoregulation mit exzessivem Schwitzen (Pferd) bzw. Fieber (Rind, Schaf) oder Erfrierungen an Extremitäten
- Lahmheit, Kronsaumentzündung und geschwollene Beine, Hufrehe, Ausschuhen und Verlust von Gliedmaßen (Hornkapseln, Ohren, Schwänze, Hoden)
- Unfähigkeit im Frühjahr das Winterfell zu wechseln
- katastrophale Wirkung auf tragende Stuten und Fohlen zum Geburtstermin (auch Geburtsrehe)
- Unfruchtbarkeit der Stuten
- bis 57 % verminderte Gewichtszunahme bei Jährlingen
- Beeinflussung des Mineralstatus und des Hormonspiegels
- Immunschwäche
Gräsergifte wurde lange Zeit in den USA für Mineralmangel oder Vitaminmangel gehalten und behandelt. Die Gifte verursachen Mineralmangel. Ein auffälliges Beispiel für den gestörten Mineralstatus ist Kupfermangel bei Angusrindern, die dann statt der schwarzen Fellfarbe bronzefarben sind. Die Mutterkornalkaloide machen sich bei hohen Sommertemperaturen und im Winter nach plötzlichem Temperaturabfall bemerkbar. Sie können aber zu jeder Jahreszeit Erkrankungen verursachen. Die Spelzen der Blüte sind besonders giftig, was in Heu und Silage ein Problem darstellt. Üppige Stickstoffdüngung kann zu extrem hohen Giftgehalten führen. Im Frühjahr ist die Gefahr hoher Giftgehalte witterungsbedingt z.T. sehr hoch. Statistisch konnte bereits 1995 ein Zusammenhang zwischen Hufreheerkrankungen bei Pferden und der Verwendung von Rohrschwingel als Futtergras hergestellt werden (ROHRBACH ET AL. (1995)(66)). Die gefäßverengende Wirkung der Schwingelalkaloide bei Pferden ist seit 1993 bekannt (ABNEY ET AL. (1993)(1)).
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