| | Osterpost xx im Galopp bei Erreichen der Schwebephase (Aufnahme 1959). | | | |
| GRUNDSÄTZLICHES ZUM GALOPP Da im Galopp immer ein seitliches Beinpaar weiter vorspringt als das der anderen Seite, ist es nur logisch, dass man dieses weiter vorspringende Beinpaar nicht in seiner Bewegungsfreiheit behindern darf. Will der Reiter also zum Beispiel den Rechtsgalopp, dann darf er das Pferd auch nicht mit dem rechten, dem inneren Zügel daran hindern, sondern muss, vor allem beim Einspringen in den Galopp, mit der rechten, inneren Zügelhand nachgeben, um den Galoppsprung �heraus zu lassen'. Der linke, äußere Zügel bleibt währenddessen in der gewohnten Anlehnung. Dein Pferd braucht diese Anlehnung an den äußeren Zügel zur Unterstützung seiner Balance. Du hast ganz sicher schon Ballettschüler gesehen, die ihre Übungen mit jeweils einem kreisenden und schwingenden Bein und eventuell auch Arm absolvieren und sich dabei an einem Holm festhalten, der an der Wand fixiert ist. Er dient ihnen als Unterstützung, um die Balance halten zu können. Ähnlich wie an diesem Holm holt sich auch Dein Pferd Unterstützung über den Zügel an Deiner äußeren Hand, die ihm hilft, die Balance zu halten; es lässt sich vom elastischen äußeren Zügel auf der vorgesehenen Linie führen. Selbst wenn das junge Pferd anfangs dabei eine leichte Außenstellung nimmt, ist das nur eine Fortsetzung des gewohnten Galopps in Freiheit ohne den Reiter. Du wirst bei Pferden, die auf großen Koppeln in forschem Tempo auf einer gebogenen Linie galoppieren feststellen, dass sie sich dabei auf die innere Schulter stützen und mit Kopf und Hals in Außenstellung galoppieren. Es wäre also absolut falsch, wenn man sie bei den anfänglichen Versuchen unter dem Gewicht des Reiters anzugaloppieren, in Innenstellung halten wollte, im Gegenteil: Du darfst in diesem Ausbildungsstand Deines Pferdes beim Angaloppieren eher den inneren Zügel für ein, zwei Sprünge ganz �wegschmeißen', als mit ihm eine Innenstellung halten zu wollen. Hier gilt ganz besonders - und nicht nur für den Galopp - die allgemeine Regel: DIE INNERE HAND, DER INNERE ZÜGEL, SOLL STETS ZUM NACHGEBEN BEREIT SEIN. Mit Unnachgiebigkeit des inneren Zügels blockierst Du die Bewegungsfreiheit der inneren Schulter Deines Pferdes und auch das weite Vorspringen seines inneren Hinterbeines! Du solltest Dir das Einspringen in den Galopp ganz deutlich vorstellen können: Beim Einspringen in den Galopp hebt sich das Pferd auf dem äußeren Hinterfuß zum ersten Sprung und ermöglicht damit dem inneren Beinpaar, nach vorwärts zu schwingen. Dann schließen sich noch fünf weitere Bewegungsphasen an bei denen sich das Pferd wechselnd auf einem, zwei oder drei Beinen abstützt und als letztes die Schwebephase zeigt, bei der alle vier Beine vom Boden abgehoben sind. Bei der weiteren Ausbildung kannst Du ganz allmählich eine leichte Innenstellung beim Galoppieren fordern, aber das hat noch Zeit; erst einmal muss Dein Pferd Deine Aufforderung zum Galopp verstehen lernen und musst Du Herr über den Galopp bleiben. Das heißt, Du musst den Galopp ohne Schwierigkeiten auch mit sich wiederholenden halben Paraden statt mit Fuhrmannsbremse beenden können. Auf jeden Fall muss ich jetzt Schluss machen mit meinem Brief, denn das Angaloppieren des Pferdes unter dem Sattel, ohne es in den Galopp zu jagen, ist so ein großes und schwieriges Lernprogramm, dass Ihr beiden lange Zeit damit beschäftigt sein werdet.
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