Genug von Herrn Meyer, zurück zu KORALLE und dem Ernst des Lebens: Ich habe mit Schrecken entdeckt, dass mir am Ende meines Briefes vom 15. Dezember ein blamabler Flüchtigkeitsfehler passiert ist: im Text zum Übertreten lassen auf dem Zirkel schrieb ich: �beide äußeren Beinpaare kreuzen auch hier vor und über die inneren.' Dass das natürlich kompletter Unsinn ist und umgekehrt ein Stiefel draus wird, hast Du bei Dir sicher schon selbst konstatiert. Zu diesem Innen und Außen beim Kreuzen der Pferdebeine kann man sich als Faustregel merken: Bei Seitwärtsbewegungen in Stellung und Biegung entgegen der Gangrichtung tritt der innere Vorderfuß über den äußeren, beziehungsweise bei der Vorhandwendung in der Bewegung, beim Schenkelweichen und Übertreten lassen treten die inneren Beinpaare über die äußeren Beinpaare. Bei Seitwärtsbewegungen mit Stellung und Biegung in Gangrichtung treten die äußeren Beinpaare über die inneren Beinpaare. Mit dem Aussitzen klappt es ja wieder besser, nachdem Du damit eine Pause gemacht hast. Und bezüglich der Zirkellinie habt Ihr beiden Euch jetzt auch geeinigt. Dann kannst Du jetzt den nächsten Schritt wagen und versuchen, stufenweise vom Leichttraben direkt zum Aussitzen zu kommen, denn DU MUSST DU BEI PARADEN AUS DEM TRAB ZUM SCHRITT GESCHMEIDIG AUSSITZEN KÖNNEN, OHNE DAS PFERD IM RÜCKEN ZU STÖREN Beginne auf der ganzen Bahn mit Leichttraben, sitze zwei Tritte aus, gehe wieder über zu ein paar Takten Leichttraben, sitze wieder zwei Tritte aus und so weiter. Wenn das störungsfrei geht und Dein Pferd locker bleibt, dann erweitere diese Wechsel stufenweise um immer mehr Trabtritte im Aussitzen. Lass Dir auch hier wieder Zeit, und achte drauf, dass Du beim Leichttraben auf dem richtigen Fuß sitzt. Eine ähnliche Art, um zu etwas längerem, störungsfreiem Aussitzen aus dem Leichttraben überzugehen wäre, dass Du zum Beispiel an der geschlossenen Seite des Zirkels aussitzt, dann aus dem Zirkel wechselst und dabei leicht trabst, an der geschlossenen Seite wieder aussitzt, wieder wechselst und leicht trabst. Deiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn Du Dir noch andere Variationen wählen willst, Du solltest Dich nur korrekt an die gebräuchlichen Hufschlagfiguren halten. Sie geben dem Reiter die Möglichkeit, zu überprüfen, ob er das Pferd �auf den Punkt' reiten kann. Erst wenn das Aussitzen für Euch beide so selbstverständlich ist, dass sowohl Du Dich als auch Dein Pferd sich dabei wohl fühlt und wenn Du dabei nicht mehr untertourig reiten musst, sondern auch während des Aussitzens durch Treiben und leichte halbe Paraden leichte Tempowechsel reiten kannst, bist Du in der Lage, korrekte halbe und später auch ganze Paraden zu reiten. Letztere werden durch vorhergehende halbe Paraden eingeleitet. Gehe weiterhin langsam vor bei Deinen Versuchen auszusitzen, baue sie nur abwechslungsreich in Deine Übungsstunde ein, damit KORALLE sich nicht vorher schon darauf einstellen kann und vorsorglich schon mal ihren Rücken festhält. Versuche nur dann auszusitzen, wenn sie losgelassen geht und sich, leicht am Zügel stehend, etwas nach der Tiefe dehnt. Ohne Anlehnung an Deine Hand wird sie �auseinander fallen' und den Rücken nach unten durchhängen lassen; dann kannst weder Du gut sitzen, noch kann sie die richtigen Muskeln aufbauen. Und vergiss nicht: ERLAUBE DEINEM NOCH SEHR JUNGEN PFERD GENÜGEND OFT PAUSEN IM SCHRITT, MIT HINGEGEBENEM ODER AM LANGEN ZÜGEL. Wiederhole und verbessere in jeder Stunde alle oder doch einzelne der schon geläufigen Ausbildungselemente, um keine Langeweile aufkommen zu lassen oder um Dein Pferd von Schwierigkeiten wieder abzulenken und die gute Laune mit einem Lob wieder herzustellen. Beiß Dich nicht fest, wenn etwas nicht so gut klappt, wie Du es Dir vorgestellt hast. Beim Reiten geht man meist zwei Schritte vor und einen zurück, wie bei Vielem, was man im Leben lernen und tun muss. Und das geht allen Reitern so, nicht nur Dir. Unterliege nicht der Mentalität vieler anderer Reiter: �mein Pferd wird durch mich versorgt, drum kann ich auch von meinem Pferd etwas verlangen, mein Pferd ist für mich da!' - nein, Du bist für Dein Pferd da! Dein Pferd ist auf Deinen guten Willen, ihm auch im Sattel gerecht zu werden, und auf Deine zuverlässige Fürsorge angewiesen. Sobald die psychische Verfassung Deines Pferdes während des Reitens eine negative Richtung nimmt, bist Du nicht mehr in der Lage, es zu einer vertrauensvollen Mitarbeit zu motivieren. In solchen Fällen musst Du versuchen, Dich in Dein Pferd hinein zu denken, um den Grund dafür und den besten Weg zu finden, durch eine andere Arbeit seine Gemütsverfassung positiv zu beeinflussen. Du weißt selbst am besten, was Dein Pferd gerne tut und was es schon gut kann. Ziehe auch immer körperliche Schwierigkeiten in Betracht, wenn Dein Pferd sich �sperrt', nicht mitmachen will.
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