Diese Arbeit Avenarius' besch�ftigt sich mit der Frage nach der Wirkung Karl Mays. | Wenn die Prosa jedoch ihre "Wirkung auf die Seele" nicht verfehlt, d�rften formelle Unzul�nglichkeiten entschuldigt werden. Technische M�ngel w�rden durch die m�chtige Wirkung, die "ins Innerste der Zuh�rer trifft", aufgehoben sein. Dieser Argumentation Tolstois schlie�en wir uns an. [...] Am Anfang des Jahres 2001 gab es im Internet insgesamt vier Email-Diskussionslisten zum Thema Karl May: und doch war es nicht die von der deutschen Karl-May-Gesellschaft betriebene Mailingliste, auf der am regsten �ber May diskutiert wurde. Die Lorbeeren geh�rten vielmehr der indonesischen Karl-May-Diskussionsrunde (mit �ber 100 Teilnehmern). Fast ein Jahrhundert nach dem Ableben des Autors ist dies ein Beweis, da� die Wirkung auf den Leser - das unumst��liche Alibi jedes noch so dilettantischen Schriftstellers - noch immer ungebrochen ist. [...] Es ist ein neues Verst�ndnis der literarischen Kunst, f�r das May mit seinem Werk eintritt. Seine Forderung ist revolution�r zu nennen: als "wahre Kunst" soll von nun an "etwas ganz Anderes" gelten, "als das, was die heutige Kritik als Kunst bezeichnet". [...] Wenn die Prosa jedoch ihre "Wirkung auf die Seele" nicht verfehlt, d�rften formelle Unzul�nglichkeiten entschuldigt werden. Technische M�ngel w�rden durch die m�chtige Wirkung, die "ins Innerste der Zuh�rer trifft", aufgehoben sein. � Karl May, der unverstandene Triviale, S. 20, 21 | | | Die nachhaltige Wirkung Karl Mays steht ja nun au�er Frage und ist umso erstaunlicher, als er in der �ffentlichkeit haupts�chlich durch die Filme, die mit seinen Werken nur sehr wenig zu tun haben, sowie den Ausgaben aus dem � Karl-May-Verlag bekannt ist, der kaum R�cksicht auf den Schriftsteller genommen und dessen Werke aus vorwiegend kommerziellen Gr�nden auf ein jugendliches Publikum zurechtgestutzt hat. Kein Wunder, da� dieser nun allgemein als Jugendschriftsteller gilt. Avenarius z�hlte beispielsweise auf einer einzigen Seite eines Buches aus diesem dominierenden Verlag 44 Abweichungen; nicht einer der S�tze war unangetastet geblieben. Das ist umso bemerkenswerter, als Karl May selbst sich gegen die redaktionelle Bearbeitung seiner Texte aufs heftigste gewehrt und sich ausdr�cklich als Schriftsteller f�r das ganze Volk, f�r jeden Menschen jeglichen Alters gesehen hat: | Ich habe Korrekturen und K�rzungen nie geduldet. Der Leser soll mich so kennen lernen, wie ich bin, mit allen Fehlern und Schw�chen, nicht aber wie der Redakteur mich zustutzt. Wenn ich sage, da� ich f�r das Volk schreiben wollte, so meine ich damit, f�r den Menschen �berhaupt, mag er so jung oder so alt sein, wie er ist. Karl May: Mein Leben und Streben (1908-10), Kap. 5, S. 147f, Kap. 8, S. 234, nach Avenarius, S. 29 | | | Das Verdienst, Karl May endlich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, darf sich die Karl-May-Gesellschaft anrechnen lassen. Die Karl-May-Gesellschaft wurde 1969 gegr�ndet, 57 Jahre nach dem Tode des Schriftstellers. Damals galt Karl May als flacher Jugendschriftsteller. Inzwischen hat diese Gesellschaft das Bild Karl Mays in der �ffentlichkeit und der Wissenschaft v�llig neu gezeichnet: | Elf "Ur-Mitglieder" haben sie damals gewisserma�en aus dem Nichts heraus geschaffen, ohne Geld, ohne Publikations- und Kommunikationsmittel, ohne Verleger - und sogar unter widrigen Umst�nden. [...] Die Gesellschaft nahm sich bei ihrer Gr�ndung vor, ihrem Namenstr�ger einen Platz in der Literaturgeschichte zu verschaffen. Selten wird man diesen Passus in der Satzung einer literarischen Gesellschaft finden. Tats�chlich war es so, da� sich die Literaturwissenschaft mit diesem wohl meistgelesenen deutschen Schriftsteller bis dahin nicht besch�ftigt hatte; allein Ernst Bloch hatte an verschiedenen Stellen seines Werkes auf ihn aufmerksam gemacht. Das ist anders geworden. Karl May hat inzwischen sein Entree in Universit�ten und Hochschulen gefunden. In der Literaturgeschichtsschreibung sucht man seinen Namen nicht mehr vergeblich. May-Doktoren, junge Wissenschaftler, die mit ihm ihren Doktorhut erwarben, gibt es in betr�chtlicher Zahl. � Der �ganze Karl May�: Eine �fr�hliche Wissenschaft� Die Karl-May-Gesellschaft, heute mit rund 1700 Mitgliedern in mehr als 20 L�ndern eine der gr��ten deutschen literarischen Gesellschaften, hat wesentlichen Anteil an der eigentlichen Entdeckung Mays. [...] In der Karl-May-Gesellschaft treffen sich Germanisten, Juristen, Hausfrauen, Kaufleute, Schriftsteller, Sch�er, immer aber Menschen, die Freude an seinem Werk haben und diese Freude und Neugier mit anderen Teilen wollen. [...] Nichts gegen May als Inspirator f�r Freilichtauff�hrungen und Namensgeber f�rs Indianerspielen. Der Karl-May-Gesellschaft geht es mehr um vorurteilsfreie, n�chterne und wissenschaftlich solide, aber auch im besten Wortsinne amateurhafte, also liebhaberische Besch�ftigung mit May, bei der wacher kritischer Verstand Hand in Hand geht mit Engagement f�r den Webersohn, der sich und uns eine eigene Welt schuf. � Karl-May-Gesellschaft | | | Ein wunderbares und sehr lesenswertes Beispiel f�r diese Haltung ist der Vortrag � Karl May, das Strafrecht und die Literatur des hochdekorierten Strafrechtlers, langj�hrigen Vorsitzenden und jetzigen Ehrenvorsitzenden der Karl-May-Gesellschaft Prof. Dr. Dr.h.c.mult. � Claus Roxin, der in den siebziger Jahren durch Auftritte in der Fernsehsendung � Wie w�rden Sie entscheiden? auch einem breiteren Publikum bekanntwurde. Die von G�nter Fell pr�sentierte Fassung � Karl May, das Strafrecht und die Literatur ist speziell f�r den Bildschirm aufbereitet.
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