| | W. Popken im Fenster Selbstportrait 08/2004 | | | | 10.06.2007 Spitzenfotos Aufmerksame Leser haben es vermutlich längst bemerkt: Die Fotos von Eberhard Holin sind noch besser geworden! Eberhard Holin ist bekennender Welsh-Fan und in dieser Eigenschaft viel unterwegs. Immer wieder habe ich gern seine Beiträge gebracht, aber in diesem Jahr ist mir etwas aufgefallen: Seinen neuen Fotos sind geradezu atemberaubend. Darauf angesprochen, gab er zu, sich neues Equipment geleistet zu haben. Mit dem neuen Objektiv kann er einfach näher ran an das Objekt. Das ist die Vorbedingung für Qualität: Gutes Werkzeug. Jeder Handwerker weiß das und gibt deshalb entsprechend viel für sein Werkzeug aus, denn es soll nicht nur seinen Zweck optimal erfüllen, sondern auch lange halten und Freude machen. Das gilt für die Fotografie natürlich gleichermaßen. Bildausschnitt Das allein ist es aber nicht. Wenn dem so wäre, wäre jeder, der sich gutes Werkzeug leisten kann, auch gleich ein guter Handwerker. Das ist bekanntlich nicht der Fall, denn man muß meistens lange lernen, um mit dem Werkzeug vertraut zu werden und so umzugehen, daß auch etwas Gutes dabei herauskommt. Im Falle der Fotografie bestimmt zum Beispiel der Bildausschnitt die Wirkung. Die Bildausschnitte sind meistens so optimal, daß man sich fragt, wie es möglich ist, bei diesem Tempo genau diesen Ausschnitt zu treffen. Ganz wesentlich für ein gutes Foto ist natürlich auch die Schärfe. Die Schärfe kann man vorher einstellen, wenn man weiß, an welcher Stelle man den Schnappschuß machen möchte. Eberhard Holin hat sich ganz gezielt an Stellen postiert, die dramatische Fotos versprechen, etwa Hindernissen, die eine rasante Kurvenfahrt erfordern. Den Bildausschnitt kann man in etwa abschätzen, weil die Dimensionen einigermaßen bekannt sind. Und dann kommt es auf den richtigen Moment an, in dem der Finger gedrückt wird. Schnappschuß Das nennt man dann einen Schnappschuß. Der Fotograf hat ganz einfach zufällig im richtigen Moment den Auslöser gedrückt. Denn letzten Endes machen ja alle dasselbe, nämlich den Zeigefinger krumm. Aber bei manchen kommen eben Meisterfotos heraus, bei den meisten lediglich Schnappschüsse. Es gibt ganze Bibliotheken von Fachbüchern, die aus Hobbyfotografen Meisterfotografen machen wollen. Dabei geht es natürlich erst einmal um das simple Handwerkszeug, schließlich aber um den Begriff des "guten Fotos". Wenn man solch ein Buch studiert, schult man vor allen Dingen sein Urteilsvermögen, also die Fähigkeit, ein gutes Bild von einem schlechten zu unterscheiden. Oder anders gesagt: Ein Gefühl dafür zu bekommen, was ein Bild wirklich gut macht. Und wenn man dieses Gefühl hat, dann braucht man nicht mehr darüber nachzudenken, dann erkennt das Auge im richtigen Moment das gute Bild und der Finger drückt ab. So entstehen Meisterfotos. Der Unterschied von einem Schnappschuß und einem Meisterfoto ist also "lediglich" das Wissen um die Qualität. Der Meisterfotograf muß nicht erklären können, was ein gutes Foto ausmacht. Er weiß es und er kann es umsetzen. Ob der Betrachter es erkennt, kann ihm egal sein. Lernen Wenn Sie selbst ein Meisterfotograf werden wollen, sollten Sie also vor allem ein Gefühl für gute Fotos entwickeln. Dazu muß man noch nicht einmal fotografieren. Man braucht zu diesem Zweck natürlich gute Fotos, und die finden sich meistens in Büchern und neuerdings auch im Internet. Man muß die Texte in den Büchern gar nicht lesen; es reicht, sich die Bilder anzuschauen. Wenn man das lange genug getan hat, entwickelt sich das Gefühl für Qualität von ganz allein. Und wenn man dann anfängt zu fotografieren, geht es nur noch darum, das Werkzeug beherrschen zu lernen. Das kommt auch ganz von allein, denn wenn man genug Fotos gemacht hat, muß man über die einzelnen Handgriffe nicht mehr nachdenken. Ist das nicht wunderbar? Zuerst genießt man die Fotos, und dann produziert man sie. Das Lernen findet vollautomatisch im Hintergrund statt. Freilich gibt es Leute, die lernen es nie. Die produzieren immer geschmacklose Fotos, egal wie viele Meisterfotos sie sich anschauen. Und so kommt es, daß die Leute, die wirklich gut sind, vorbehaltlos bewundert werden. Die können wirklich was. | | Chefredakteur und Herausgeber | | | |
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