Wie Pferde Sie verstehen Wenn ich in einem Satz ausdrücken sollte, wie man mit Pferden auskommt, wäre es dieser:
| Pferde achten darauf, wann der Druck nachläßt, den Sie ausüben, um sie zu etwas zu veranlassen. | | | Pferde benutzen selten ihre Stimme, um untereinander zu kommunizieren. Statt dessen benutzen Sie das "Gefühl". Mit Körpersprache üben sie "Druck auf den persönlichen Bereich" eines anderen Pferdes aus. Das bedrängte Pferd versucht dann, diesen Druck zu stoppen. Wenn es tut, was das andere Pferd wollte, hört dieses sofort mit dem Druck auf und sagt damit: "Ja, das wollte ich. Vielen Dank." Auf dieselbe Weise kann ein Pferd durch Körpersprache ein anderes einladen, näherzukommen, zum Beispiel zur Körperpflege oder zum Spiel. Wenn man etwas von einem Pferd will, ist es sehr hilfreich, absolut klare und deutliche Signale zu senden, besonders wenn wir etwas Neues verlangen oder etwas, das Pferde normalerweise nicht tun. Beispielsweise ist "Bitte geh in den Waschraum" eine sehr große und unklare Aussage. "Bitte bewege deinen linken Fuß vorwärts" ist klein und deutlich. Wir können die Bewegung des Fußes mit dem Nachlassen des Drucks am Führseil beantworten; aufbauend auf diesem "Ja" können wir dann weitere Schritte fordern, die jeweils mit einem Nachlassen des Drucks beantwortet werden, und unversehens ist das Pferd im Waschraum. Der Zeitpunkt des Nachlassens vermittelt dem Pferd genau, was wir wollten. Wenn wir genau in dem Moment nachgeben, wo der Fuß sich vorwärts bewegt, kann das Pferd nachvollziehen, daß wir diesen Schritt wollten. Wenn wir zu spät reagieren, zwei oder drei Sekunden nach dem Schritt, sagen wir dem Pferd, daß die "richtige Handlung" etwas anderes war (nehmen wir an, es habe seinen Kopf zum Fenster bewegt), nämlich das, was es gerade tat, als wir nachließen. Wenn wir das nächste Mal anfragen, wird es zum Fenster schauen, weil es das Richtige tun will, und wird gescholten werden. Ganz klar, daß das Pferd konfus werden muß. Und dann wird es auch noch "dumm" genannt. Der Zeitpunkt des Nachlassens ist dermaßen wichtig, daß man sich genau darauf konzentrieren muß, was man mit dem Pferd macht. Je besser man sich konzentrieren kann, desto besser versteht das Pferd einen und desto besser kommt man mit ihm aus. Falls Sie es noch nicht wußten, daß es das NACHLASSEN ist, das dem Pferd "Ja" sagt, werden Sie mit dem Druck fortfahren, während das Pferd macht, was Sie wollen. Normalerweise ist das Resultat eine der beiden folgenden Alternativen:
- Da das Pferd keinen Hinweis bekommt, daß es schon verstanden hat, probiert es weiter aus, was es wohl sein könnte, das von ihm verlangt wird, um ein Nachlassen des Drucks zu erreichen. Das könnte dann viel stärkere Reaktionen hervorrufen als wir erwarten.
- Wenn es niemals ein Nachlassen erfährt, wird das Pferd aufgeben und abschalten. Es wird schließen, daß der Druck unangenehm, aber bedeutungslos ist. Es dauert nicht mehr lange und wir haben ein stumpfes Pferd. Diese Trägheit wirkt sich auch auf andere Bereiche aus. Wenn wir zum Beispiel beim Führen ständig Druck auf das Führseil ausüben, werden wir beim Reiten merken, daß es dort auch nicht reagiert, was wir dann "hartmäulig" nennen.
Bitten Sie Ihr Pferd, etwas Neues zu tun, oder das Pferd eines anderen, irgend etwas zu tun, hat das Pferd keine Ahnung, was Sie wollen. Geben Sie ihm Zeit, verschiedene Dinge zu probieren, um herauszufinden, was Sie wollen. Nehmen wir an, ich stupse meinen Finger in Ihre Rippen und sage: "Tu es!" Sie würden sagen: "Tu was?" Wenn ich jetzt weiterhin sagen würde: "Tu es!", müssen Sie einige Sachen ausprobieren, bis Sie herausfinden, was "es" bedeuten sollte. Nehmen wir an, es sollte etwas wenig Naheliegendes sein, wie zum Beispiel herunterzulangen und seine Ferse zu berühren - dann können Sie sich vorstellen, wie sich das Pferd pausenlos fühlt. Wir müssen deshalb ständig darüber nachdenken, wie wir die Situation am besten gestalten, damit es leichter herausfinden kann, was wir wollen, und dann müssen wir ihm genau zum richtigen Zeitpunkt durch Nachlassen des Drucks sagen: "Das war's! Du hast es begriffen!" Man kann solche Situationen dadurch gestalten, daß man sich vorstellt, wie das Pferd die gewünschte Bewegung ausführt. Die besten Reiter und Pferdeleute erzeugen ständig einen Vorstellungsfilm, den ihre Pferde aufgreifen können. Man muß dazu sehr konzentriert und diszipliniert sein, aber die Auswirkungen auf Kommunikation und Verständnis sind gewaltig.
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