|  | | Schwarzwälder Fuchs und Württemberger |  |  |  |
| |  | | Aufzuchtidylle: Fohlenhof Hau |  |  |  |
|
| Am weitesten auf dem Weg zur Menschenzucht ist die Reproduktionsmedizin fortgeschritten. In amerikanischen Samenbanken können sich Frauen in umfänglichen Katalogen einen Vater für ihre Kinder aussuchen. Alle Haar- und Hautfarben, Größen, Abstammungen und akademischen Titel bis hin zum Nobelpreisträger stehen zur Wahl. "Praktisch betreiben wir ja schon Auslese", sagt der Bonner Hirnforscher Detlef Linke, "im Fetozid, in der Sperma-Auslese da ist schon Realität, was viele für unmöglich halten."
Und alljährlich wird mehr möglich: In der letzten Woche verkündete ein Ärzteteam, dass es ihm erstmals gelungen sei, einer 30jährigen Tänzerin aus Arizona einen Eierstock zu implantieren. Prompt legten Forscher aus New York noch nach: Sie planen die Verpflanzung eines Hoden. In Japan wird derweil bereits am nächsten Kapitel der Fortpflanzungsmedizin gearbeitet: Eine Plastikwanne, in der künstliches Fruchtwasser schwappt, soll dereinst die Gebärmutter ersetzen. Ziegenföten konnten die Wissenschaftler darin bereits drei Wochen lang am Leben erhalten. » Zucht und deutsche Ordnung, DER SPIEGEL 39/1999 | | |
Na also! Diese Aussagen stammen aus einem Artikel, der jetzt schon sechs Jahre alt ist. Ausgelöst wurde dieser durch eine hitzige Diskussion, die monatelang die Republik erregt hat. Ursache war ein Vortrag des bekannten Philosophen Peter Sloterdijk, in dem dieser auf Ideen von Platon, Nietzsche und Heidegger zurückgegriffen hatte: » Regeln für den Menschenpark. Und dann hat er offen über Menschenzucht und deren Notwendigkeit gesprochen.
Sehen Sie! Ich liege mit meinen Überlegungen gar nicht falsch. Denn die Ideen, die unsere Pferdezüchter umzusetzen versuchen, liegen auf der Hand, die Analogie zum Menschen ebenfalls. Es verwundert deshalb nicht, daß schon die alten Griechen, die bekanntlich fast alles, was uns heute umtreibt, schon gedacht haben, über die Idee, das Menschenmaterial durchgezielte Zuchtwahl zu verbessern, philosophiert haben. Damit war der Gedanke in der Welt und mußte immer wieder neu gedacht werden.
Einige der großen Namen, die sich mit diesen Gedankenspielen beschäftigt haben, sind so berühmt, daß fast jeder sie kennt. Und wenn die sich für so etwas stark machen, kann es ja nicht ganz verkehrt sein, oder? Die Intensität der Diskussion, die der Vortrag Sloterdijks ausgelöst hat, beweist allerdings, daß die Sache noch längst nicht ausdiskutiert ist.
Nun spielt in dieser Diskussion die Pferdezucht so gut wie gar keine Rolle. Die war ja unser Ausgangspunkt; von daher haben wir neue Einsichten in das Thema Menschenzucht gewonnen. Vermutlich erhalten wir durch die Diskussion der Probleme der Menschenzucht umgekehrt neue Einsichten in Bezug auf die Pferdezucht und das, was wir da eigentlich tun. Und außerdem dürfte endlich deutlich werden, warum Einzelheiten der modernen Pferdezucht Betroffenheit bei einzelnen Menschen auslöst.
Aber um das alles zu erläutern, muß ich weiter ausholen. Deshalb vertröste ich Sie jetzt auf die nächste Woche. Genug für heute.
Quellen / Verweise
Foto
© Gerd Hebrang
| |