|  | | Fritz Thiedemann 1958 erneut Derby-Sieger |  |  |  |
| Zwar nahm der Pferdebestand Anfang der sechziger Jahre immer noch dramatisch ab, andererseits aber nahm der Turniersport kontinuierlich zu, und zwar sowohl in der Breite als auch in der Tiefe. Insofern hatte Willi Daume allen Grund zu seiner Prophezeiung.
Schon nach dem Ersten Weltkrieg hatte Gustav Rau die Bewegung der ländlichen Reiterei gegründet und diese auch nach dem Zweiten Weltkrieg wieder beleben können. Reiner Klimke und Hans Günter Winkler sind zwei prominente Reiter, die über die ländlichen Reiterei zum Sport gekommen waren.
Fritz Thiedemann war in den 50er Jahren extrem populär und ein hervorragendes Beispiel für Spitzensport, der aus der bäuerlichen Basis hervorgegangen ist. Neben den Bauern, die jahrhundertelang selbstverständlich Pferde gehalten hatten und sich diese Pferde leisten konnten (Thiedemann war Landwirt und arbeitete auf dem Feld mit seinen Pferden), waren es die Reichen und Adeligen, die sich für den Pferdesport interessierten.
In der Autobiographie ...und ritt nur zu meinem Vergnügen, kann man nachlesen, wie schwierig es noch Anfang der siebziger Jahre für einen leitenden Angestellten war, sich ein Pferd zu leisten. Mittlerweile ist die Reiterei zu einem Volkssport geworden, eine Entwicklung, die einer ganze Reihe von einst elitären Sportarten zuteil geworden ist: Tennis, Golf, diverse Motorsportarten, Segeln, Segelfliegen usw.
Diese Entwicklung war gegen Ende der 50er Jahre schon erkennbar:
| Alfons Schulze Diekhoff, Geschäftsführer der HDP-Abteilung Leistungsprüfungen, bilanzierte 1959 auf der Jahrestagung des Verbandes schlagwortartig eine Vielzahl kritischer Entwicklungen und dringend nötige Veränderungen im Turniergeschehen. "Zu viel Großturniere, mehr mittlere und kleine Turniere, stärkere Heranziehung der Jugend und mehr Jugendprüfungen, kein Vernachlässigen der Prüfungen für junge Pferde, vernünftiger und zweckmäßiger Einsatz der Pferde in den Prüfungen verschiedener Klassen, besserer Aufteilung der Geldpreise für Sieger und Plazierte, ungesundes Punktejagen um die Championate, Mißverhältnis zwischen genannten und gestarteten Pferden auf den Turnieren, übertriebene Großzügigkeit in der Vergebung wertvoller Sonderehrenpreise, ungesundes Umwerben und zu starke Inanspruchnahme der Spitzenreiter, zu wenig qualifizierter Reitlehrer." a.a.O., Seite 165 | | |
Die Klagen klingen merkwürdig modern und frisch. Die FN ist bekanntlich zur Zeit mitten in einer neuen Offensive zur Verbesserung des Unterrichts. Die Klage bezüglich der Championate fiel auf fruchtbaren Boden, denn noch im selben Jahr wurde beschlossen, die Deutschen Meisterschaften analog den internationalen Championaten auszuschreiben.
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