| 13 Nationen gehen in der Dressur an den Start. Erster Deutscher ist Major Freiherr Eugen v. Lotzbeck auf dem Vollblüter Caracalla v. Dr.-Ing. Caramba, der zuvor von Felix Bürkner geritten wurde. Hätte das Paar nicht vier Fehler in den Galoppwechseln von Sprung zu Sprung kassiert, wäre wohl ein besseres Ergebnis als Platz sechs zustandegekommen. Rittmeister Hermann Linkenbach auf dem Ostpreußen Gimpel v. Wandermann-Adler wird, so der Tenor vieler Diskussionen und Zeitungsartikel, von drei Richtern eher schwach bewertet (Platz 11). Die Prüfung seines Lebens reitet als letzter deutscher Starter Freiherr v. Langen auf dem siebenjährigen Hannoveraner Draufgänger v. Aldeck-Nordgraf. Von minimalen Fehlern abgesehen, gelingt eine perfekte Vorführung, bei der besonders die "Trabarbeit mit haarscharf eingeteilten Traversalen, der famos gesteigerte Mitteltrab, die schönen Übergänge zwischen den verschiedenen Tempi, der machtvolle Mittelgalopp und die immer peinlich saubere Stellung" lobend hervorgehoben werden. Mit sattem Punktevorsprung (237,42) verweist v. Langen den französischen Kommandanten Pierre Marion auf den zweiten Platz (231). Die Bronzemedaille erringt der schwedische Reiter Ragnac Olsen (229,78). In der Mannschaftswertung führt Deutschland vor Schweden und Holland. a. a. O., Seite 69/70 | | |
Ein Krimi! Sehr spannend! Und erfreulich, weil erfolgreich. Die anderen beiden reiterlichen Disziplinen geben freilich keinen Anlaß zum Jubel, obwohl die Erfolge von v. Langens, wie wir gelesen hatten, zu den besten Hoffnungen Anlaß gaben; die Berichte von den Wettbewerben sind aber ebenso dramatisch:
| Enttäuschend hingegen verlaufen die Springwettbewerbe. Lediglich Hauptmann Krüger von der Bayerischen Schutzpolizei auf Donauwelle rettet halbwegs die deutsche Ehre und plaziert sich mit zwei Springfehlern an elfter Stelle. Der von Freiherr v. Langen gerittene zweimalige Derby-Sieger Falkner (1927 und 1928), aus deutscher Sicht das zuverlässigste und beste Pferd, versagt völlig und reißt gleich zu Beginn des Jagdspringens zwei Hindernisse (8 Fehler, Platz 28) ein. Der vermutlich aus der Traberzucht stammende Wallach Corregio unter Leutnant Richard Sahla springt manierlich, machte aber vier Fehler, weil seine Reiter ein zu schnelles Tempo im Parcours wählt. Die Einzelmedaillen fallen an Kapitän Ventura/Tschechoslowakei (Gold), Leutnant Bertran de Ballanda/Frankreich (Silber) und Major Kuhn/Schweiz (Bronze). In der Mannschaftswertung rangiert Spanien vor Polen und Schweden. Die überragenden italienischen Reiter erleben in Amsterdam ihr Waterloo. Noch wenige Wochen zuvor beim Vorbereitungsturnier in Luzern gewannen sie alle wichtigen Prüfungen. In identischer Reiter- und Pferdebesetzung will ihnen in Amsterdam nichts gelingen. Zwei Reiter erzielen Platz 22 und 24, der Dritte scheidet aus. In der Mannschaftswertung behauptet sich das deutsche Team nur auf dem siebten Platz, was bereits während der Olympischen Spiele einmal mehr die Forderung laut werden läßt, Deutschlands beste Springerreiter künftig in einer eigenen Springschule zu fördern und dem internationalen Leistungsstandard anzupassen. a. a. O., Seite 70/71 | | |
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