| | Unübersehbare Ähnlichkeit | | | |
| | | Otto klingt sehr ähnlich wie Onno, Ocko, Ubbo und viele andere ostfriesische Vornamen. Obwohl Otto als deutscher Vorname gilt und viele deutsche Kaiser geziert hat, vermute ich, daß Otto und Anna ursprünglich ostfriesische Vornamen waren und es ins allgemeine Bewußtsein geschafft haben - im Gegensatz zu anderen Vornamen wie Meppe und Eilert (männlich), Rindelt und Taalke (weiblich), die für den Rest der Republik sehr exotisch klingen.
Mit Otto ist aber nicht irgend einer gemeint, sondern "der" Otto, und das machte gerade die Pointe der Sequenz aus. Otto ist sozusagen der "Ostfriese vom Dienst" - wohl jedem ist dieser Name ein Begriff. Wer kennt schon seinen Nachnamen? Otto heißt mit Nachnamen Waalkes.
Ein Nachname, der auf "s" endet - na? Mit Hilfe von Google konnte ich schnell den Beweis für meine Vermutung erbringen. In Frankfurt lehrt Prof. Dr. » Jan-Waalke Meyer Vorderasiatische Archäologie. Er ist allerdings nicht in Ostfriesland geboren, sondern in Varel (Oldenburg). Vermutlich ein Butenostfriese, also ein Ostfriese, den es nach außen, nach außerhalb verschlagen hat.
Die Oldenburger sind Nachbarn der Ostfriesen, und gute Nachbarn sind verfeindet. Nach der Kreisreform ist der Regierungsbezirk Aurich aufgelöst und dem Regierungsbezirk Oldenburg einverleibt worden - furchtbar. Kein Wunder, daß sich Widerstand regt.
Oldenburger und Ostfriesen "bekämpfen" sich aber schon viel länger, vornehmlich in der Disziplin Klootschießen, wie man in der Oldenburger Chronik » LVO-Klootwerfen nachlesen kann:
| Klootschießen hat eine ruhmreiche Geschichte und ist ein einzigartiger Sport. Nur Topathleten, erkämpft durch jahrelanges Training, beherrschen diese leichtathletische Wurftechnik und können die 475 Gramm schwere Klootkugel über 90 Meter werfen. Von über 35.000 aktiven Sportlern im Friesischen Klootschießerverband schaffen nur knapp 6 Werfer diese Weite. » LVO-Klootwerfen | | |
Aber es gibt noch weitere Sportarten, die typisch für Ostfriesland sind. Eine erste Einführung finden Sie in der » Botschaft van Oostfreesland in't Internet, die im Vorgriff auf einen zu gründenden Freistaat Ostfriesland eingerichtet worden ist: » Friesensport, » Klootschießen, » Boßeln, » Pultstockspringen. Dort sind natürlich auch Hinweise zur » Kultur und » Bestimmungen zur Einreise zu lesen. Ich begreife diese Internetseite als Ansatz zum Ostfriesenschutz.
Den ersten Teil dieses Berichts hatte ich mit der Feststellung geschlossen, daß die Ostfriesen Tee trinken. Enno Siemers hatte uns überraschenderweise Kaffee angeboten, vermutlich ein Zugeständnis an die Touristen und uns, die wir als vermeintliche Nicht-Ostfriesen, sogenannte "Hochdütsche" (Hochdeutsche), in seine Welt einbrachen.
Da hatte er sich gründlich getäuscht, aber wir ließen ihn in seinem Irrtum, denn die Familiengeschichte meiner Frau tat in diesem Zusammenhang nichts zur Sache. Popke ist ein ostfriesischer Vorname - mithin heißt Popken "Abkömmling des Popke". Damit erweist sich Popken als klassischer ostfriesischer Familienname. Enno Siemers hätte stutzen können (siehe auch Exkurs zur Namensrecherche).
Anfänglich war er etwas zugeknöpft, so daß ich mich nach der Fohlenschau besorgt fragte, wie ich aus den kargen Äußerungen wohl einen Bericht basteln sollte. Beim Kaffee taute er aber auf und brachte eine Fülle von Geschichten und Anekdoten, die reichlich Stoff für drei Ausgaben boten.
Daß dieses Verhalten eine typische ostfriesische Eigenschaft ist, erfährt man aus einem kürzlich erschienenen Kriminalroman, der in einem fiktiven Fürstentum Ostfriesland spielt: » Tote brauchen keine Bücher. Wenn der Kommissar Zeugen und Verdächtige besucht, wird nämlich immer zunächst einmal Tee zubereitet, und erst danach entwickelt sich ganz allmählich das Gespräch. Natürlich ist dieser Roman von einem Ostfriesen geschrieben. Wer sonst könnte sich so gut auskennen?
Leider kommt darin kein Pferd vor, so daß ich das Buch nicht im Rahmen der Pferdezeitung besprechen kann, aber wer sich für Ostfriesland, die Ostfriesen und die ostfriesische Kultur und Geschichte interessiert, wird viel Freude an den beiden Büchern des Autors haben (das erste ist ein historischer Roman: » Du sollst nicht stehlen).
Enno Siemers interessierte sich als Geschäftsmann auch für die Pferdezeitung und stellte die naheliegende Frage nach dem Geschäftsmodell. Damit brachte er mich ein wenig in Verlegenheit. Auf der Fahrt zurück von der Fohlenschau hatte ich meiner Frau gegenüber nämlich geäußert, daß wohl keiner der anwesenden Züchter für die Pferdemesse in Frage käme, einschließlich Enno Siemers. Diese Einschätzung brachte ich ihm gegenüber denn auch zum Ausdruck, nachdem ich das Konzept der » Pferdemesse erläutert hatte. Aber da hatte ich mich getäuscht.
"Wieso? Warum denn nicht? Wir haben doch viel Spaß miteinander gehabt, warum sollen wir auch nicht Geschäfte miteinander machen?" Nun war ich verblüfft. So hatte ich das Geschäftsleben noch gar nicht gesehen. Enno Siemers macht Geschäfte mit Leuten, mit denen er Spaß hat. Mit anderen Leuten will er nichts zu tun haben. Dieses Lebenskonzept gefällt mir.
Quellen
Fotos
© Gerd Hebrang
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