| | Aus dem Pferdisch-Prospekt | | | |
| | | Wir vereinbarten einen Termin für die Problemanalyse der beiden Pferde anlässlich einer Supervisionsveranstaltung bei in Warendorf. Zu diesem Termin hatten sich Absolventen der Seminare Praxis und Praxis Plus zu einer Auffrischung und Korrektur des Gelernten getroffen. In der weiteren Schilderung möchte ich mich auf die Tinkerstute namens Bisquit konzentrieren. Es handelt sich um ein bildschönes Pferd, athletisch, glänzend schwarz mit attraktivem langem Behang. Zudem hat Bisquit eine grazile Figur. Dieses Pferd ist ein absoluter "Hingucker". Jeder, der zu uns kam, war auf Anhieb begeistert. Auch wir waren sofort fasziniert von dem Pferd, das sich allerdings auf seine Art spektakulär präsentierte. Ich hatte Bisquit vom Anhänger abgeladen und schon dabei feststellen müssen, dass sie keinerlei Respekt vor Menschen hatte. Und zwar generell vor Menschen. Beim Führen rückte sie mir dermaßen "auf die Pelle" dass sie mir auf die Füße zu treten drohte. Sie war nicht dazu zu bewegen, vor mir zurückzuweichen, in keine Richtung. Statt dessen ging sie förmlich auf den Mann, damit will ich sagen, durch mich durch. Hier war also absolute Vorsicht angebracht. Das Pferd hatte offensichtlich schon die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht. Es ist zu begrüßen, dass die Besitzer uns reinen Wein über die bisherigen Erlebnisse einschenkten. Das ist leider nicht immer der Fall. Vor einigen Wochen hatten wir eine 12jährige Araberstute in Korrektur, die auch wenig Respekt vor den Menschen hatte und die auch meinte, dass sie ein Zweibeiner sei. Dieser Stute haben wir schließlich auch das Steigen abgewöhnen können, wenn auch auf einem ganz anderen Weg, als hier in dieser Geschichte beschrieben. Darauf komme ich weiter unten noch einmal gezielt zurück. Nur soviel sei an dieser Stelle gesagt: Nach einigen Wochen Korrekturarbeit erwähnte die Besitzerin beiläufig, dass sie zuvor mit der Stute bei drei verschiedenen Trainern war, und keiner der drei hätte sich auf das Pferd gesetzt. Vielmehr boten sie ihr an, die entsprechenden Techniken auf deren Pferden zu erlernen, um die notwendige Korrektur mit der Araberstute danach selber vorzunehmen ... Davon kann jeder halten, was er will, aber wir hätten uns gewünscht, diese Information seitens der Besitzerin von Anfang an zu bekommen. Auch wir haben nur eine Gesundheit und sind nicht unsterblich. Und erkanntes Risiko ist bekanntlich halbes Risiko. Bisquit zeigte Symptome, wie sie typische Anbahnungspferde haben, die von den schwarzen Schafen unter den Pferdehändlern verwandt werden. Diese Pferde sind attraktiv und werden schnell aufgrund ihres Aussehens von Käufern ins Herz geschlossen, so dass auch überhöhte Preise akzeptiert werden. Ist dann kein Pferdeexperte als Berater dabei, wird schnell übersehen, dass diese Pferde für das Probereiten präpariert wurden, manchmal sogar mit Tranquilizern. Aber es gibt ja ein Umtauschrecht. Und wenn das Pferd dann zuhause Verhaltensauffälligkeiten zeigt, die mitunter lebensgefährlich sind, dann wird das Pferd halt umgetauscht. Es versteht sich, dass der Käufer dann ein weniger attraktives Pferd akzeptieren muss, welches aber nochmals um einiges teurer ist. Für das Anbahnungspferd ist das eine schlimme Situation, denn immer wieder versuchen die neuen Besitzer und ihre Trainer/Reitlehrer, das Pferd "hinzubekommen". So lernt das Pferd immer mehr, sich Druck zu widersetzen und wird zuletzt regelrecht böse auf den Menschen allgemein. Und dann erfolgt wieder ein Umtausch. Solche Pferde landen irgendwann beim Schlachter. Wir können und wollen aber nun nicht behaupten, dass Bisquit ein solches Anbahnungspferd ist; weder wir noch die Besitzer wissen etwas über ihre Geschichte.
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