| | | Kraftfuttergabe im Offenstall | | | |
| | | Begutachtung der Mähne für den Turniereinsatz | | | |
| "Ein Fohlen muß abgesetzt, und in einer Gruppe Gleichaltriger aufgezogen werden! Es geht doch hier um Zucht! Ein Fohlen muß mit seinen Jahrgangsgefährten zur Eintragung vorgestellt werden; erst im Vergleich mit den anderen Fohlen kann man sich ein Bild über die Leistungsfähigkeit und den Leistungsstand der Zucht machen. Das wird überall so gehandhabt!"
Das leuchtet mir ein. Zwar hat Lackner bisher im wesentlichen allein gezüchtet, aber so konnte er die Fohlenschau wenigstens für die eigenen Pferde veranstalten. Wenn die Zucht nun auf eine breitere Basis gestellt werden soll, dann muß natürlich die Fohlenschau gemeinsam abgehalten werden.
"Zwei der Fohlen sind auf der letztjährigen Fohlenschau nicht vorgestellt, und damit auch noch nicht gebrannt worden. Warum? Ich kann nur mutmaßen. Vielleicht fehlte es an der sachverständigen Hand, die Pferde zu verladen und zu transportieren, vielleicht fürchtete man aber auch nicht zu sehr im Rampenlicht zu stehen, wenn die Fohlenschau wie immer bei uns im Sennergestüt stattfindet."
Sachverstand - damit sprach Lackner ein Wort aus, das mich traf. Den Artikel der letzten Woche hatte ich Biologen als Züchter benannt. Damit wollte ich schon andeuten, daß nach meinem Dafürhalten die beiden Begriffe nicht gut zusammengehen, daß ein Biologe nicht automatisch und unversehens Züchter wird.
Nun aber mußte ich an meine eigenen Erfahrungen denken. Durch einen Weideunfall war die Stute, die ich für meine ältere Tochter Merle erworben hatte, tragend. Die Erfahrung der Geburt und der Aufzucht war für uns alle sehr schön und lehrreich ( Große Überraschung im Winter).
Allerdings hatten wir das Hengstfohlen ebenfalls nicht abgesetzt, weil wir sentimental waren und Mutter und Sohn nicht einfach trennen wollten. Im übrigen wäre das auch gar nicht gut gegangen, denn wir hatten nicht die entsprechenden Bedingungen.
Bald nach dem eigentlich angebrachten Absetztermin bekamen wir zunehmend Probleme mit dem kleinen Kerl und wußten uns gar nicht zu helfen. In der Annahme, daß er einen gleichaltrigen Kameraden brauchte, bemühte ich mich zunächst vergebens um ein weiteres Fohlen und kaufte dann schließlich eines ( Krankheit und Neuzugang). Damit waren unsere Schwierigkeiten aber nicht etwa beendet, sondern bewegten sich in neuen Dimensionen.
Unglücklicherweise starb die Mutterstute ein paar Monate später und kurz darauf auch die "Tante", meine eigenen Stute. Nur 14 Tage lang konnte der Wallach meiner jüngeren Tochter Leevke den Onkel spielen, dann tanzte ihm das Muttersöhnchen auf der Nase herum.
Das tat dem noch nicht einmal Zweijährigen natürlich gar nicht gut, das sahen wir ganz deutlich, aber wir waren machtlos. In die hierarchischen Verhältnisse zwischen den Pferden konnten wir nicht eingreifen. Das Ende vom Lied war, daß meine Töchter nicht mehr mit ihm umgehen konnten und ihn an einen Händler verkaufen mußten ( Tod und Verwirrung). Es fehlte uns einfach an Sachverstand.
Der mangelnde Sachverstand ist es aber nicht allein, der Karl-Ludwig Lackner geärgert hat. "Der letzte Sommer war recht trocken, so daß das Nahrungsangebot in der Moosheide schon während der Vegetationszeit nicht üppig war. Der November und der Dezember waren extrem naß und kalt. Die Pferde befanden sich kurz vor Weihnachten in der Moosheide in einem Futter- und Pflegezustand, der in keiner Weise meinen Vorstellungen von einer artgerechten Pferdehaltung entsprach, wie sie in den Leitlinien gefordert werden. Ich habe daraufhin der Biostation sofort ein Ultimatum zum Abtransport und Aufstallung der Pferde gestellt." Man merkt Karl-Ludwig Lackner die Empörung über die unhaltbaren Zustände immer noch an.
Hier muß ich innehalten, der Artikel ist jetzt lang genug. Über die ursprünglichen Intentionen Lackners, die Geschichte der Wildbahn Moosheide aus seiner Sicht, die weitere Entwicklung bis heute, die Geschichte der Lacknerschen Zucht und die Zukunft der Senner aus der Sicht Lackners berichte ich in der nächsten Woche.
Quellen
- Pferde in der Wildbahn, Hauptartikel Ausgabe 271
- Biologen als Züchter, Hauptartikel Ausgabe 272
- Rückkehr der Senner Pferde, Rezension Ausgabe 271
- Senner-Pferde, Hauptartikel Ausgabe 57
- Große Hilfe - ganz bescheiden, Hauptartikel Ausgabe 58
- Strichmuster, aus "Spanisches Erbe - bunt gemixt", Hauptartikel Ausgabe 272
- Shetty Wichtelmann, aus "Fallgeschichten Telepathie", Hauptartikel Ausgabe 263
- Pferde in der Wildbahn, Hauptartikel Ausgabe 271
- » Es grünt so grün..., Dr. Renate Vanselow, "Schatz", 08/2003 Nr. 24, Seite 1ff
- » Fruktane - So ein Fraß! Dr. Renate Vanselow, "Cavallo", 11/2002, Seite 146ff
- » EU-Agenda: Zum Grünland, Dr. Renate Vanselow, "Pferd & Freizeit", 02/2003, Seite 14
- Sympathieträger, aus "Biologen als Züchter", Hauptartikel Ausgabe 272
- » Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten
- Große Überraschung im Winter, Hauptartikel Ausgabe 195
- Krankheit und Neuzugang, Hauptartikel Ausgabe 200
- Tod und Verwirrung, Hauptartikel Ausgabe 201
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Fotos
© Gerd Hebrang
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