| | Broschüre Senne-Parcours Hövelhof, Coverfoto Coburger Fuchsschafe | | | |
| Die Beiträge der Biologen im Buch Senne-Parcours Hövelhof sind hochinteressant, beschäftigen sich aber entweder gar nicht mit den Pferden (Die westfälische Heidelandschaft, Seite 34, Verhalten im Naturschutzgebiet, Seite 86) oder sehen die Pferde nur als Landschaftspfleger (Wildbahn Moosheide, Seite 51).
Das entspricht der beruflichen Ausrichtung und dem Hauptauftrag der Biologischen Station, nämlich der Landschaftsentwicklung und dem Artenschutz. Pferde sind sozusagen die besseren Heidschnucken. Die letzteren werden schon lange in Heideprojekten eingesetzt.
Die Schafe sorgen dafür, daß sich aus der Heide kein Wald entwickelt. Die Heidelandschaft ist nämlich keineswegs, wie ich angenommen hatte, naturgegeben, sondern das Ergebnis einer systematischen Mißwirtschaft. Durch die Plaggenwirtschaft wurde die ohnehin spärliche Vegetationsschicht entfernt, auf dem sandigen Boden siedelten sich Pionierpflanzen an, schließlich das Heidekraut. Wenn man nicht weiterhin die Natur "quälen" würde, wäre die Heide bald verbuscht und verwaldet. Das hätte wiederum zur Konsequenz, daß eine Fülle von Pflanzen und Tieren verschwinden müßte, weil diese keinen Lebensraum mehr hätten.
Die Biologische Station Paderborner Land besitzt eine Herde von inzwischen 1000 Schafen, die mittlerweile von einer Schäfermeisterin betreut werden. Die Landschaftspflege mit Schafen ist üblich und hat die erwünschte Wirkung. Die Lüneburger Heide wäre ohne die Heidschnucken ebenfalls bald verwaldet. Die Biologische Station Senne hat keine eigene Schafherde. Dafür zieht die Wanderschafherde der Schäferei Bethel unter der fachlichen Betreuung der Biologischen Station Senne mit ihren Coburger Fuchsschafen mehrmals im Jahr aus dem Teutoburger Wald in die Senne und wieder zurück.
Es liegt auf der Hand, daß die Pferde in der Heidelandschaft wesentlich größeren Schaden anrichten als die Schafe. Aber das ist in diesem Falle hochwillkommen! Denn die Pferde vollbringen mit Leichtigkeit etwas, was die Schafe überhaupt nicht oder nur kaum erreichen können: die Freilegung des Sandbodens. Ich hatte entsprechende Illustrationen der letzten Ausgabe bereits beigefügt. Nicht nur, daß oft die Hufspuren deutlich sichtbar sind, die Pferde legen großflächige Wälzplätze an, und damit stehen Flächen zur Verfügung, die spezialisierte Pflanzen und Tiere brauchen, die sonst keinen Platz finden würden.
Durch die wissenschaftliche Begleituntersuchung hat sich herausgestellt, daß die Artenvielfalt sowohl bei den Pflanzen als auch bei den Tieren stark zugenommen hat. Insbesondere unterscheidet sich die Entwicklung sehr stark von der, die durch Schafbeweidung beeinflußt wird. In dieser Hinsicht ist das Projekt ein voller Erfolg.
Die Biologische Station Senne und ihre Mitarbeiter haben vorzügliche Arbeit geleistet. Um eine solche Untersuchung überhaupt durchführen zu können, bedarf es eines erheblichen Aufwandes. Im Jahr vor dem ersten Auftrieb, 1999, wurde eine Reihe von Flächen festgelegt und das Vorkommen von Pflanzen und Tieren sorgfältig katalogisiert. Im Jahre 2003 wurden Tiere und Pflanzen erneut gezählt und mit der ersten Zählung verglichen.
Dieses erste Ergebnis wird sicherlich durch weitere Untersuchungen in den nächsten Jahren ergänzt werden, stimmt aber sehr optimistisch. Pferde können in der Senne mit großem Gewinn als Landschaftspfleger eingesetzt werden. Nachteile sind nicht zu beobachten. Möglicherweise wird bald auch die Winterweide getestet werden. Die Biologische Station Senne hat keine Eile. Sorgfalt geht vor.
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