| | | | Blick zu den Menschen, hinten Dhimaar | | | |
| | | Blick zu den Hengsten, hinten Dieone | | | |
| | | Dior hat die Stuten im Blick | | | |
| | Wunderschöne Farben, eine angenehme Atmosphäre - woher kommt das? Es ist schwer zu sagen, aber der Eindruck eines Raumes setzt sich aus vielen Einzelheiten zusammen.
Dazu gehört das Verhältnis von leerem Raum zu Fläche, die Proportionen, die rhythmische Gliederung, die Farben, die Materialien, die Bevölkerung des Raumes mit Accessoires.
Ich habe schon viele Ställe erlebt, die meisten waren mehr oder weniger zweckmäßig, mehr nicht, überwiegend kalt, manchmal sogar geradezu häßlich und unangenehm. Dieser Stall wirkt auf mich ausnehmend angenehm, und ich frage mich, ob so etwas für Pferde wichtig ist.
Wir werden sie nicht fragen können, aber wir wissen, daß Tiere z.B. auf Musik reagieren, und zwar auf manche Musik positiv, auf manche negativ. Man hat das z. B. in Bezug auf die Milchleistung bei Kühen eindeutig feststellen können.
Warum sollten Pferde nicht auch bezüglich des Auges empfindlich reagieren, ein ästhetisches Empfinden haben, das dem unseren vergleichbar ist?
Wenn ich kostbare Ställe gesehen habe, bin ich davon ausgegangen, daß die Besitzer sich selbst damit feiern, aber vielleicht liege ich damit nicht ganz richtig. Denn die kostbare Ställe sind im allgemeinen auch schön.
Und wie steht es mit den Menschen? Die fühlen sich in schönen Ställen bestimmt wohler, und das dürfte sich dann auch auf die Pferde übertragen. Also sollte es sich doch lohnen, auch die Pferdeställe angenehm einzurichten.
Dabei empfinde ich persönlich schon die Einrichtung einer Wohnung als sehr schwierige Aufgabe; einen Pferdestall angenehm herzurichten, würde meine Fähigkeiten vermutlich überfordern. Insofern ist es bestimmt kein Zufall, daß dieser Stall von Architekten eingerichtet worden ist.
Mir als Laie ist die Deckenverkleidung aus Rohrmatten aufgefallen. Die bringen eine angenehme Farbe ins Spiel und auch die Oberflächenstruktur erfreut das Auge. Dann habe ich natürlich die einfachen Ornamente und die gedeckten Farben wahrgenommen, überhaupt die Farbenharmonie, die klaren Strukturen der Ständer, die großen Bodenplatten, die Großzügigkeit der ganzen Anlage. Es wird alles seinen Beitrag zum Gesamteindruck leisten.
Dabei hätte ich fast vergessen: Dieser Stall ist ja von Pferden bevölkert! Hengste und Stuten, die einen links, die andern rechts, und alle leben friedlich und in Eintracht, die Hengste nebeneinander, die Stuten im Blick, die ihrerseits die schicken Herren jederzeit beäugen können. So etwas habe ich noch nie gesehen! Die Hengste sind immer weggesperrt, ganz woanders, für sich, weit weg von den Stuten, die unter sich sind, als wäre das das Normalste von der Welt.
Es gibt ja Tierarten, die sich so verhalten, wo die männlichen Tiere ihrer Wege gehen und nur zum Zwecke der Fortpflanzung kurzzeitig mit den weiblichen Tieren Kontakt haben. Das ist bei den Pferden anders, wie wir wissen. Natürlich gibt es Junggesellenherden, weil es in jeder Herde nur einen Deckhengst gibt und geben kann, aber männliche Tiere gehören auf jeden Fall dazu. Das männliche Jungvolk muß erst dann weichen, wenn es dem Chef gefährlich wird.
Deshalb gehe ich davon aus, daß die Art der Haltung, wie die Sißmanns sie praktizieren, den Pferden viel mehr gemäß ist und das Wohlbefinden sowohl der Stuten als auch der Hengste und nicht zuletzt der Fohlen beträchtlich fördert. Wie sagte Werner Sißmann doch zu seinem Weidesystem? "Ganz einfach." Genau. Man muß nur etwas von Pferden verstehen. Auch der Stallbau und die Stallhaltung kann ganz einfach sein.
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