Am Rande des Sees, unter einer Galerie von Geschäften in Tignes, steht eine reizvolle Hütte. In seiner unmittelbaren Nähe genießen zwölf Pferde von der winterlichen Sonne verwöhnt ihr Mittagsschläfchen: sechs Fjordpferde, fünf Shetlandponies und ein gewichtiger Percheron.
Ihr Fell ist vorbildlich gebürstet, alle sind schön gesattelt... Wie könnte nur ein richtiger Pferdeliebhaber dem Anblick und Duft dieser edlen Tiere wiederstehen?
"Guten Tag. Ich würde gerne einen Ausflug mit den Fjordpferden machen", sprach ich einen freundlichen und braungebrannten jungen Franzosen an, der mit einer Schaufel in der Hand gerade dabei war, die duftenden und frischen Rossäpfel zu beseitigen und dabei den Eindruck machte, gerade die richtige Person für Pferdeangelegenheiten zu sein.
"Gerne, aber wie gut sind Sie im Reiten?", antwortete er mir. "Ja, ich weiß nicht, ob ich sagen darf, dass ich reiten kann. Sagen wir, dass ich ganz gut im Sattel sitze...", erwiderte ich mit Ungewissheit.
"Nun, können Sie galoppieren?", fragte er unzufrieden. "Nun, das schon...", kommt mir die selbstverständlichste Antwort. "Ich möchte Ihnen offen sagen, dass die meisten, die hierher kommen, von der rechten Seite aufs Pferd klettern, doch sie sind keineswegs Linkshändler.... Sie verstehen wohl, was ich ihnen sagen möchte...?", schmunzelte er mir entgegen.
"OK. Ich klettere auf das Pferd von der linken Seite; haben wir uns verstanden?", wollte ich auf Nummer sicher gehen. "Keine Panik. Ich bin Cedric, Pferdeliebhaber von Beruf. Ich reite das ganze Jahr über und bin autorisierter Führer für Geländeritt bei unserer Agentur Evolution 2. Das Reiten im Winter ist hier eigentlich nur zum Spaß, da es wegen der dicken Schneeschicht kaum Reitwege gibt oder sie sind etwas eigenartig.
Im Sommer, wenn wir hier 50 Fjordpferde haben, ist es ganz anders. Dann machen wir ganzwöchige oder auch längere Bergtouren, schlafen in Zelten, streiten mit Alpenmurmeltieren, die in unseren Alpen zahlreich vertreten sind und an unseren Zelten oder Ausrüstung nagen, und genießen diese wunderschöne Berglandschaft.
Kommst du öfter?", wurde er sofort heimisch und offen, was mir eigentlich Freude bereitete. "Weißt du, ich würde ganz gerne... Ich bin Agata", stellte ich mich kurz vor.
"Wo kommst du her?", wurde er neugierig. "Aus Slowenien", erwiderte ich ihm so, als ob ich sagen wollte "als Franzose kannst du nicht den blassesten Schimmer haben, wo das ist."
"Du meinst Slowenien, das kleine, reizvolle Land mit Ljubljana als Hauptstadt und Bled und Portoro�. Grenzt an Italien, Österreich, Ungarn und Kroatien, nicht wahr?", schoss er los, als ob er Konsul bei uns wäre und natürlich hätte es mich fast umgehauen.
"Das ist aber praktisch, dass du so gut Bescheid weißt, wo mein kleines Land liegt... ", erwiderte ich fast gerührt. "Ja, neben Reiten ist meine große Leidenschaft Geographie... ich lese viel und stöbere gerne durch Karten", sagte er bescheiden.
(Kartenübersicht: Slowenien und die Islandpferde)
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