|  | | Kampfgrasen auf der Gourmet-Tour |  |  |  |
| Später und halbwegs beruhigt habe ich mir dann die hochwertige Abstammung der einstehenden Dressierer auf den an den Boxen angebrachten Täfelchen angesehen und traf auf die Bereiterin, die den Vater meiner Stute kannte, und mir versicherte, der Vater wäre ähnlich zickig in Angelegenheiten, die das Verarzten beträfe.
Wir bewunderten sie, die auf den Hengsten S-Dressur und höher ritt, und sie uns im Gegenzug, daß wir so abenteuerliche Dinge wie Wanderritte unternahmen. Dann mußte sie weiterarbeiten und wir weiterreiten.
Beim Aufsatteln noch einmal seitens Dorina die Schnellversion von: "Nein, ich ertrage die Fliegenhaube auf meinen empfindlichen Ohrwascheln nicht!", dann aber war auch Dorina abmarschbereit.
Vielleicht hat sie auch meine Überlegungen mitbekommen, ob ich sie ihrer Abstammung gemäß nicht gleich hier lassen sollte, in einer Umgebung mit Boxenhaft, Befressen-Verboten-Rasen und Dressurplatzglück, oder gleich zum Schlachter bringe, und mir ein Pferd zulegen sollte, das zum Wanderreiten besser geeignet wäre und mir keine Anbindedramen und -traumen bescherte!
Kompromißbereit wie Dorina war, habe ich sie also nicht dagelassen, und auch vom Gedanken an den Schlachter Abstand genommen, wir sind aufgesessen und davon geritten. Nur leider nicht so überlegen lässig, wie wir uns das vorgestellt hatten!
Zu unserem Glück waren jedoch alle beim Heuen, denn sie hätten sich arg gewundert, warum wir drei Mal ihren Stall umkreisten. Es war auch kein magisches Ritual, es dauerte nur einfach, bis wir von der richtigen Seite an ein verwittertes Wanderwegtaferl herankamen, welches uns darauf hinwies, dass der Wanderweg nun einmal mitten über die Wiese führte.
Wer aber würde guten Gewissens, in Reitstallnähe, noch dazu wo die Mittagsverpflegung der Pferde umsonst gewesen war, quer über eine Wiese reiten? Wir ließen uns von dem kleinen Hinweis überzeugen und ritten einer schöner Wegstrecke entgegen.
Die Sonne war inzwischen durchgekommen, aber es blieb bei milden 27°C. Die kleinen Teerstraßen blieben unbefahren, immer wieder brachten Feldwege uns durch kleine Wäldchen, und viele Kilometer hatten wir auch nicht mehr vor uns (ich hatte mir bereits "ein wie lange müssen wir noch reiten Frageverbot" eingehandelt; ganz so orientierungslos ist auf die Dauer auch nichts!).
Wir waren heiter, die Pferde konnten friedlich zu dritt nebeneinander gehen, selbst Dorina verzichtete darauf, die Ohren warnend anzuklappen und immer wieder fand sich köstlich fettes Gras für die Pferde.
Wir vermuteten, dass die Pferd den Ritt für etwas hielten, wo die Menschen sie von einer fetten Grasgelegenheit zur noch besseren Wiese brachten, also so eine Art Gourmet - Tour für Pferde. Warum sollten die Pferde nicht irgendeinen Sinn darin sehen, Kilometer unter die Hufe zu bringen, wenn's daheim auf der Koppel viel gemütlicher wär'!
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