Irgendwann hörte der auf der Karte eingezeichnete Feldweg an einer Feldkante auf. Kurz entschlossen - zum Nachdenken war's zu heiß - nutzen wir die Traktorspuren auf dem Nachbarfeld, um auf eine gerade abgemähte Wiese zu gelangen, als uns, ganz modernistisch, ein grüner Jeep quer über die Wiese entgegenfuhr und ihm ein wutentbrannter Naturschützer entsprang.
Die Karte sei alt, und wir wüßten genau, dass wir hier nicht reiten dürften, das sei ihm egal, dass wir nichts beschädigt hätten, wenn er uns noch ein mal hier erwische; niemals mehr wolle er uns hier reiten sehen!
Ergebend nickend und letzteres mit guten Gewissen versprechend, setzten wir unsere Reise fort. Der Höllenhitze zu entkommen!
Das würde uns gelingen, so hofften wir, wenn wir die Donauebene verließen. Es galt an einer Burgruine vorbei (neuere Geschichte ist nicht mein Ding, deswegen nicht einmal ein Namen) den steilen Anstieg ins Hausruckviertel zu nehmen und damit hoffentlich sanft Wind umwehte Hügel zu erreichen.
Noch pausierten wir erstmals im Bergschatten und mit herabkühlenden Lebensgeistern unter dem Hinweisschild: zur Burgruine. Würde es uns dieses Mal gelingen, kulturelle Sehenswürdigkeiten mit dem Ritt zu verbinden?
Nein, daraus sollte nichts werden. So wie ich unter heißen Ebenen leide, so empfindet Sylvia Steigungen als Martyrium.
Es ihr zu erleichtern, machten wir nach jeder Serpentine, also so ungefähr alle hundert Meter eine Verschnaufpause, der weder Ute und ich abgeneigt waren noch die Pferde - was man an ihrer Bereitschaft, wie festgenagelt stehen zu bleiben, ablesen konnte.
Als dann nach der siebten Serpentine, oder die wievielte sie auch immer war, das bräunliche Gemäuer auftauchte, waren die Sitzbank, der Verlust Sylvias Reitgerte, und wo um alles in der Welt jenseits der Straße der auf der Karte eingezeichnete Wanderweg weitergehen sollte, wichtiger als sich von dem schweren Mauerwerk beeindrucken zu lassen.
Achtlos blieb es links liegen gelassen, ausführlich dafür wurde ein kleiner Pfad mit erschöpfender Steigung diskutiert. Ob es der Richtige wäre oder wir uns inmitten der ganzen Steigungen nun verreiten würden?
Inzwischen war es schon sieben Uhr abends, aber die Sonne brannte noch recht unbarmherzig, als befänden wir uns mitten in Italien oder Griechenland, und nicht in einer erbärmlichen feucht kalten Provinz, wo für einen Römer außer dem Tod nichts zu holen wäre!
- Okay, ich höre schon auf! Aber mein Gehirn war wieder betriebsbereit!
Sich stur an die Karte zu halten, hatte sich gelohnt, der Weg war richtig gewesen, nun wechselten sich kleine Teersträsselchen mit Schotterwegen ab. In dem hügeligen Land verlor ich bald die Orientierung, und war auch noch glücklich darüber!
Der Urlaub war also wieder genießbar geworden. Und der Ute kann man getrost das Leben anvertrauen, sie findet den Weg! Irgendwann, als schon die ersten Tropfen das sich nahende Gewitter ankündigten und der Tag sich auch im Juni zu Ende neigte, erreichten wir Birihub und damit unsere Nachtstation.
Olivia und Thomas, Utes Freunde, bewirteten uns nett, die Hitze aber hatte mich so geschafft, dass ich mich sehr bald ins Bett zurückzog, während sich Ute und Sylvia noch mit den Gastgebern unterhielten. Mein Fazit: zwei lange Tagesetappen bei Temperaturen bis zu 35° C gehören schon eher in die Kategorie Strapaze.
Teil 2 nächste Woche...
Quellen
Abbildungen
© S. Umschaden, U. Wagner, C. Zürner
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