|  | | Knien: Das kann ich auch! |  |  |  |
| |  | | Doch, da war selbst Oscar baff! |  |  |  |
| Sadko G. Solinski
In höchst eigenwilliger Weise wird eben dies bei Sadko G. Solinski deutlich (ABC des Freizeitreitens. Die Voraussetzungen für artgemäße Pferdeausbildung), indem er "die selbsternannten Gurus" (S. 272) an den Pranger stellt und in deren "'Freizeitreiterselbstdarstellung' in Video und Buchform, nach dem Motto: 'Ich bin der Größte'" (S. 271) den derzeitigen Tiefpunkt im Verfall einer pferdegemäßen Ausbildungskultur beklagt.
Für ihn erstickt "das heute eben wieder aktuelle Mißverständnis des "reiterlichen Dominierens"" (S. 194) "jede eigene Äußerung und Initiative" des Pferdes schon im Keim. "Das longenlose Herumscheuchen" "der heute eben modischen 'Freiheitsdressur' in Paddocks, Picadeiros und Korralen" nehme "ihnen erfahrungsgemäß jede Neigung, Freude oder Lust, auch bei sich lohnenden, echten Aufgaben je wieder mit dem Menschen zusammen zu arbeiten." (S. 255)
Wahrhaft "erfahrene Pferdemenschen" hingegen drängten sich deswegen keinem Tier je auf, sondern warteten immer ab, bis das Pferd "den ersten Schritt mache" und seinerseits die Anlehnung an sie selber und an ihre Hilfen suche. Wer warten könne, werde dafür in der Regel reich belohnt. (S. 178)
Offenkundig wird auch Solinski dabei in "vernachlässigten Anfängen" fündig: Allerdings knüpft er sie an eine "pferdegemäße" (nicht "dressurmäßige") Gymnastizierungskultur, deren vor- und frühgeschichtliche Spuren er aus der sehr speziellen Erlebenslage eines ganz bestimmten Menschentums eines genau umschriebenen geographischen Raums herauszuspüren sucht.
Die gegensätzlichen Resultate skizziert er kurz folgendermaßen: "Frühere Meister der Dressur ... behaupteten, bis heute unwidersprochen, die wirksamste Belohnung eines Pferdes bei der dressurmäßigen Ausbildung sei nach wie vor das Aufhören, Absteigen und In-Ruhe-lassen. Scheint somit jedes Dressurpferd sowohl im Training als auch in der Prüfung erst aufzuatmen und sich zu entspannen, wenn das Schlimmste endlich überstanden ist, so drängeln nur gymnastizierte Stier- und Freizeitpferde meistens geradezu zur Arbeit." (S. 255)
Pia Rennollet
Pia Rennollet entdeckt die Welt der Pferde neu, indem sie sie ganz einfach "zu Wort kommen" lässt: "Nur aus der Aktion des Pferdes heraus bist Du in der Lage, dein Pferd kennen zu lernen ... Gib also dem Pferd durch dein Nichts-tun die Möglichkeit, eine Aktion zu zeigen." (Der Traum vom Pferd. Zugang finden-Vertrauen gewinnen-Freundschaft schließen, S. 16) Damit stellt sie den Aktionismus eines ausschliesslichen Dominanzumgangs in Frage, der die Aktion immer vom Menschen, vom Pferd hingegen nur die Reaktion einfordert.
Dies wirkt befreiend, so dass sie in einem ganz konkreten Fall aufatmen kann: "Es war eine prima Idee, sie frei gewähren zu lassen." (S. 90) Und so bestätigt es sich ihr immer wieder, dass "letztendlich die Pferde die besten Lehrmeister sind." (S. 37 u. S. 82)
Sie gibt Raum, wo andere die Räume eng machen und legt ihrem Leser ans Herz: "Ich möchte Dich darum bitten, die ersten Versuche mit Deinem Pferd auf dem größten Platz zu unternehmen, der Dir zur Verfügung steht." (S. 152)
Und so klärt sie die gegenwärtige Entwicklung auf ihre eigene Weise: "Alle wahren Pferdemenschen sind Pferdeflüsterer, aber nicht alle Pferdeflüsterer sind wahre Pferdemenschen." (S. 193) Sie entdeckt für sich einen "Streifen Fruchtlands" (R.M.Rilke, 2. Duineser Elegie), wo das Wachsen der Beziehung von Mensch und Pferd als ihr gemeinsames Grundinteresse Nahrung finden kann.
Sicherlich öffnet sich der eine und der andere im Zuge der gegenwärtigen Auseinandersetzungen - nach dem Abklingen anfänglicher Verwirrung - in ganz neuer Weise für die Anfänge, bis hin zu den höheren Schulen der Pferdeausbildung.
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