Man muß also auf Fleisch verzichten, kein Thema: wir werden Vegetarier. Na ja, kein Problem, oder?
Solche Leute leben doch auch gut, wir schließen uns also an. Kaplan ist seit seinem 11. Lebensjahr Vegetarier, haben wir gehört, raucht und zeugt und lebt immer noch. Na also.
Wir essen keine Menschen, wir essen keine Pferde, wir essen überhaupt keine Tiere, wir töten auch keine Tiere, das ist ja der springende Punkt, egal welche, noch nicht einmal Insekten.
Verstanden? Auch die Mücken wollen leben, von den Bandwürmern ganz zu schweigen.
Helmut F. Kaplan verläßt nach einem Regen sein Haus, um die Regenwürmer zu retten, die sich vor dem Regen gerettet haben.
Man würde ja schließlich einen Ertrinkenden vor seinem Haus auch nicht im Stich lassen. Soweit es seine Zeit zuläßt, selbstverständlich. Er kann also nur einmal um den Block gehen und die Regenwürmer retten, die da auf dem Gehsteig liegen,die anderen muß er sich selbst überlassen.
Darauf legt er Wert: auch die Regenwürmer, jawohl. Einer muß sich auch um die kümmern, und er kümmert sich. Das sagt er, das schreibt er, das hält er also für ein wichtiges Argument ( Briefwechsel mit Helmut F. Kaplan).
Konkretes Beispiel: Nachdem es geregnet hat, gehe ich hinaus, um die Würmer und Schnecken, die jetzt am Gehsteig sind, zu retten. Irgendwo muß ich mit dieser Aktion aber aufhören - wissend, daß, wenn ich weitergehen würde, ich gewiß noch weitere Tiere retten könnte. Wo ist die Grenze? Wie weit muß ich gehen? Um den Häuserblock? Auch um den nächsten? Soll ich eine Viertelstunde gehen? Oder eine Stunde? Oder den ganzen Tag? Irgendwo muß ich eine Grenze ziehen, aber es gibt keinen Punkt, der von vornherein und offensichtlich, geschweige denn von allen akzeptiert der "wirklich richtige" ist. | |
Diese Argumentation führt er an, um zu begründen, warum er nicht ganz konsequent ist. Er kann einfach nicht immer vollkommen konsequent sein. Muß man doch einsehen, daß er nicht unbegrenzt Würmer und Schnecken retten kann, denn schließlich soll er doch auch seine Artikel schreiben.
In Bezug auf die Ethik fordert er aber doch die Konsequenz ein. Denn falls nun jemand meinen sollte, durch artgerechte Tierhaltung, Bio-Bauernhöfe oder dergleichen Schönfärberei aus dieser Falle herauskommen zu können, hat er sich getäuscht. Im Gegenteil: den ganz gemeinen Tierschutz greift Helmut F. Kaplan schonungslos an.
Der normale, gut gemeinte Tierschutz macht die Situation nämlich viel schlimmer, indem er die Symptome lindert und den Leuten Beruhigung vorgaukelt. Aber, wie jedermann einsehen kann: es gibt keine sanfte Vergewaltigung. Es gibt keine glückliche Sklaverei. Wenn das Tier ein glückliches Leben hat und anschließend im Kochtopf landet, sieht man, daß es in der Konsequenz dasselbe ist. Logisch.
Tierschutz ist von Übel, Tierschutz muß überwunden werden! Ganz klar. Da hilft kein Wenn und Aber, der Mann hat recht. Wenn schon Tiere schützen, dann richtig. Sonst kann der intellektuell redliche Mensch ja nicht mehr in den Spiegel schauen, ohne rot zu werden.
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