Es gab einmal den Kannibalismus, das wissen wir. Da haben Menschen andere Menschen gegessen, und das war widerlich.
Das ist lange her. Darüber sind wir hinweg, so was machen wir nicht mehr, kommt nicht in Frage, da sind wir uns einig.
Dann gab es die Sklaverei. Die wurde einmal als ganz natürlich empfunden. In der Reihe über die Vollblutaraber zum Beispiel haben wir immer wieder gehört, daß die Unterlegenen im Kriegsfall in die Sklaverei geführt wurden.
Und irgendeiner dieser Paschas hat noch Ende des 19. Jahrhunderts wegen Sklaverei Ärger bekommen, obwohl er doch legendär gut zu seinen Pferden war ( Trinker der Lüfte, Paschas und Mamelucken, Noble Lady of the Horses).
Am bekanntesten ist die amerikanische Sklaverei, gar nicht so lange her. Da wurden die Menschen diskriminiert aufgrund ihrer Hautfarbe, denn die Sklaven waren alle schwarz, weshalb manche Leute meinen, Sklaverei hätte etwas mit dem Schwarzsein zu tun, aber das ist ein Irrtum.
Im Altertum konnte jeder Freie versklavt werden und wurde auch versklavt, wenn er zu den Besiegten gehörte - Hautfarbe oder Rasse spielte keine Rolle. Im Regelfall gingen die Kriege ja aus wie ein Fußballspiel: die eine Partei gewann, die andere verlor, ganz unabhängig von der Hautfarbe oder Rassezugehörigkeit. Selbstverständlich wurden auch die stolzen freien Germanen in die Sklaverei geführt, zum Beispiel nach Rom.
Die Sklaverei jedenfalls glaubt Helmut F. Kaplan überwunden. Da möchte man ihm im ersten Augenblick doch zustimmen. Manche Menschenrechtsorganisationen sind da aber ganz anderer Meinung. Insbesondere soll es im Bereich der Prostitution die Sklaverei nach wie vor geben, und zwar auch in Europa, in großem Stil.
Ich will jetzt nicht auch noch in diese Richtung recherchieren, aber wenigstens zwei Beiträge im Spiegel aus jüngster Zeit anführen:
Den Rassismus hakt er auch ab, obwohl der doch vor gar nicht so langer Zeit noch eine ganz große Rolle gespielt hat, und, ähem, wie war das noch gleich mit der Antisemitismus-Debatte?
Aber egal, er hat ja recht, philosophisch gesehen ist das Thema erledigt, die anderen haben es nur noch nicht gemerkt, ganz klar, oder sie können nicht denken, und dann können sie auch nicht mitspielen.
Schon mal was von Nazis gehört? Oder Neo-Nazis? Kein Thema. Die sind von gestern. Abgehakt.
Dann kam die Befreiung der Frau. Sexismus ist für Kaplan auch passé, obwohl er zugestehen muß, daß in der Schweiz das Wahlrecht für Frauen erst 1971 auf Bundesebene eingeführt worden ist. Wie wir alle wissen, ist die Wirklichkeit sehr zäh, und auch in der Schweiz war damit längst nicht alles getan.
Der Grundsatz der Gleichstellung von Frau und Mann wird in der Schweiz erst
- 1981 in der Bundesverfassung verankert
- 1983 erst ist das Wahlrecht für Frauen in allen Kantonen außer in den beiden Appenzell verwirklicht
- 1989 stimmen die männlichen Mitglieder der Landgemeinde Appenzell mit knapper Mehrheit dafür
- 1990 zwingt die Bundesregierung den Kanton Appenzell Innerrhoden zur sofortigen Einführung des Frauenstimm- und -wahlrechts
- im Jahre 2000 wird die eidgenössische Volksinitiative 'für eine gerechte Vertretung der Frauen in den Bundesbehörden (Initiative 3. März)' mit 82% Nein-Stimmen abgelehnt
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Zitiert nach Chronik (1981- 2000), Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich, weitere interessante Einzelheiten zu diesem Thema dort.
Aber Schwamm drüber, wir wollen uns nicht mit den Ewiggestrigen aufhalten, wir schreiten voran. Nun kommt also die nächste Runde: wir diskriminieren nicht mehr nach
- Rasse,
- nicht mehr nach Geschlecht,
und jetzt müssen wir die letzte Barriere beseitigen, - die Diskrimination nach der Art.
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Diese Art der Diskrimination nennt man Speziesismus ( Die Philosophie der Tierrechtsbewegung, Maqi - für Tierrechte, gegen Speziesismus). Wieder etwas gelernt. Also eine ganz logische Argumentation: die Menschheit entwickelt sich ständig weiter von der Barbarei zum wahren Menschentum. Dagegen kann doch nun niemand etwas einwenden, diese Entwicklung ist notwendig und bestimmungsgemäß, wir wollen doch alle menschlicher werden, oder? Online tönt es auf der Seite Antispeziesismus:
Speziesismus ist die Diskriminierung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Art, so wie Rassismus und Sexismus die Diskriminierung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe bzw. zu einem Geschlecht sind. Antispeziesismus ist daher ebenso notwendig wie Antirassismus und Antisexismus. | |
Alles ganz einfach: es gibt keine vernünftigen Grenzen zwischen Menschen und Tieren. Also müssen die Tiere alle die Rechte erhalten, die ihnen zustehen. Der Speziesismus muß beseitigt werden.
Damit wir uns nicht mißverstehen und etwa meinen würden, wir wollten Tiere zu Menschen machen, stellt Kaplan klar: ein Hund braucht keine Religionsfreiheit, denn er hat keine Religion. Genausowenig braucht ein Mann Schwangerschaftsurlaub, denn er kann nicht schwanger werden. Jedem das Seine. Einfache Argumente, die jeder einsehen kann.
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