| | Schnappschuß Equitana 2005 Alltäglicher Anblick auf Shows und Turnieren | | | |
Die Schrecken des Pferdesports Ist die Rollkur ein spezielles Übel oder nur ein Symptom? von Gerd Hebrang
|
|
|
Der Artikel "Dressur pervers" der St. Georg, der kurz vor den Europameisterschaften im Herbst 2005 erschien, hat die Gemüter sehr erregt. Alle waren sich einig: Die modernen Dressurmethoden, ob von den Holländern oder den Deutschen angewandt, sind widerlich und unzulässig.
Die FEI sah sich sogar genötigt, eine Tagung zu dem Thema durchzuführen. Das Resultat der Beratungen von 60 Experten sorgte seinerseits für Empörung und Aufruhr. Im Grunde wurden die neuen Methoden nämlich für zulässig gehalten. Eine Sprachregelung sollte dies auch zum Ausdruck bringen.
Das Publikum, das sich wiederholt durch den Anblick der trainierenden Sportler auf dem Abreiteplatz alarmiert fühlte, mußte sich sagen lassen, daß die beanstandeten Übungen akzeptabel und für die Pferde gesundheitlich unbedenklich sind, zumindest dann, wenn Spitzensportler diese verlangen.
Das war Anfang des Jahres 2006. In vielen Foren äußerten sich Pferdefreunde dazu, und zwar ziemlich einhellig und deutlich. Man war empört und entrüstet. Bis zur Weltmeisterschaft waren die Wogen der Empörung allerdings verebbt. Ein Sturm im Wasserglas. Hatte sich irgend etwas im Sport geändert? Natürlich nicht. Alles blieb beim Alten.
Also viel Lärm um Nichts? Hat wieder einmal das Geschäft gesiegt und die Kritiker sind verstummt, weil sie machtlos sind? Oder haben diese etwa nur schwache Argumente, vielleicht sogar Unrecht?
Die ganze Angelegenheit ist meines Erachtens ziemlich verwickelt und nicht leicht zu durchschauen. Nachdem ich mich lange und ausführlich damit beschäftigt habe, bin ich zu einem Schluß gekommen, der vermutlich keiner der streitenden Parteien gefallen wird. Aber überzeugen Sie sich selbst.
Das Publikum auf internationalen Abreiteplätzen reagierte entsetzt, weil die Szenen, die man allenthalben beobachten kann, entsetzlich sind. Wer nur ein bißchen Mitgefühl mit den armen Kreaturen hat, kann diese Methoden nicht gutheißen:
| Beobachtungen am Abreiteplatz bei der Weltmeisterschaft junger Dressurpferde: Fünf- und sechsjährige Pferde mit niederländischen Reitern werden auf ihren großen Auftritt vorbereitet. Parallele Bilder: Das Pferd beißt sich in die Brust. Der Reiter zieht bei extrem breiter Zügelführung, die Hände vor dem Bauch, den Kopf des Pferdes hin- und her. Dann hält er an. Wieder ziehen, ein schneller Stich mit dem Sporn, das Pferd trabt an. Keine drei Meter später wird wieder angehalten: Der Reiter streckt die Beine weg, lehnt sich mit aller Macht zurück. Wieder wird am Zügel hin- und hergezogen. Die Nase des Pferdes ist beinahe 45 Grad hinter der Senkrechten, der Hals aufgerollt. In dem Moment, in dem das Pferd zum Halten kommt, hat das Bein des Reiters auch schon wieder ausgeholt. Wieder der Sporn, wieder Halten, wieder hin - und herziehen. "Dressur pervers", St. Georg, 08/2005 | | |
Der Appell der St. Georg hat wenig genützt. Man hat sich ein bißchen aufgeregt, aber als es darum ging, etwas zu tun, aufzuklären oder Widerstand zu leisten, stellte sich sehr schnell heraus, daß es mit der kämpferischen Energie nicht weit her ist. Eine Forumsdiskussion wurde beispielsweise am 19. Dezember 2005 gestartet, lief bis 23. Dezember, wurde am 2. Februar aus Anlaß des FEI-Kongresses wiederbelebt und schlief am 25 Februar wieder ein. Am 8. März wollte man zur Tat schreiten, und am 17. März war alles schon wieder vorbei (» Reiten - Klassik kontra "Rollkur" !?).
| |