|  | | Frau mit dreik�pfiger Schlange |  |  |  |
| | Dieser Schatz, der sich in einem Bronzegef�� befand, ist ein Zufallsfund. Au�er der Trense und dem Stirnschmuck enthielt er kleine, durchbrochene Silberpl�ttchen, die auch zum Schmuck des Pferdegeschirrs geh�ren k�nnen. Jedes Zierpl�ttchen hat an der R�ckseite eine �se, mit der es am Riemenzeug befestigt wurde.
Die durchbrochenen Zierplatten erinnern an �hnliche St�cke aus anderen Funden. Neu sind hier die vielen quadratischen und rechteckigen Pl�ttchen, auf denen Szenen aus der Mythologie oder phantastische Tiere dargestellt sind. Sie sind das Werk eines zweiten Meisters. Sie zeigen starken �stlichen Einflu�, sie zeichnen sich aber vor allem durch ihren originellen Realismus aus.
Die auf einigen der rechteckigen Pl�ttchen dargestellten Szenen unterrichten uns �ber die mythologischen Vorstellungen der Thraker. Die Menschen- und Pferdek�pfe hinter dem Helden-Ritter sind vielleicht als Wesen zu deuten, die ihm geopfert werden, damit er sie unter seinen Schutz nimmt.
Antike Autoren berichten von Menschen- und Pferdeopfern zu Ehren des thrakischen Kriegsgottes. Man k�nnte daraus schlie�en, da� diese Werke gerade die verschiedenen Aspekte des thrakischen Ares widerspiegeln. Auf einem Zierpl�ttchen �berreicht der Held eine Phiale - das Attribut seiner k�niglichen W�rde, auf einer weiteren k�mpfte er gegen einen aufrecht stehenden B�ren.
Besonders interessant ist eine Gruppe von vier Pl�ttchen, auf denen verschiedene Episoden aus einem indoeurop�ischen Hauptmythos dargestellt sind. Der dreik�pfige Drache hat die Gew�sser ausgetrocknet und die Frauen eingesperrt (ein M�dchen mit Spiegel - Eheattribut - steht vor einer Schlange mit drei Tierk�pfen). Infolge der Trockenheit h�ren die Menschen auf, sich zu vermehren.
Ein mutiger Held, der das Ungeheuer im Zweikampf t�tet (diese Applike ist verloren), rettet das Leben und die Menschen. Die Gew�sser �berfluten den durstigen Boden (die Periode des Hippokampos), der Sieger wird Ehemann der befreiten Frauen und dadurch zum Stammvater des neuen Volkes. Seine Heldentaten berechtigen ihn auch, der erste K�nig zu werden (er reitet mit dem Bogen auf dem R�cken). Hier scheint zum erstenmal in der thrakischen Kunst der ganze Mythos folgerichtig wiedergegeben zu sein.
[...]
Zierbeschlag
In einem rechteckigen Rahmen ist ein 'hieros gamos', die Vereinigung zweier Gottheiten, dargestellt. Der Gott, mit auf dem Kopf zusammengebundenem Haar und Bart, umarmt mit seiner Rechten die auf seinem Scho� sitzende G�ttin. Mit der Linken streift er ihr Gewand zur�ck. Links neben dem sich umarmenden Paar steht eine langgewandete Frau mit einem langen Zweig in der Linken und einer Kanne in der Rechten. Beide Attribute sind offenbar Fruchtbarkeitssymbole. Seite 139-141 | | |
Die heilige Hochzeit wird griechisch bezeichnet und soll damit nicht etwa einen profanen Geschlechtsverkehr, sondern einen religi�sen Akt darstellen. Ich habe zu diesem Terminus ein wenig recherchiert. Soweit ich herausfinden konnte, gab sich die G�ttin dem K�nig hin, stellvertretend vollzogen durch die Oberpriesterin, wobei allerdings der K�nig dann wiederum Stellvertreter f�r den g�ttlichen Geliebten der G�ttin war.
Die Angelegenheit war �u�erst wichtig, weil dadurch die Fruchtbarkeit f�r das kommende Jahr beschworen wurde. Es handelt sich damit um ein religi�ses Ritual von Ackerbauern, die darauf angewiesen waren, da� das Jahr ohne St�rungen verlief und eine gute Ernte eingebracht werden konnte. Ein letzter Rest dieser Feierlichkeiten ist selbst nach 2000 Jahren Christentum in unseren Maibr�uchen nachweisbar (� Die Birke - Symbol des Neubeginns).
Der Hippokampos ist ein Mischwesen aus Pferd und Fisch; ich war darauf schon einmal gesto�en (› Rothkreuz) und hatte sp�ter einen › Hippokamposbrunnen in Salzburg vor der Kathedrale entdeckt.
| |