| | | | | Nerviges und stilisiertes Fohlen vor Stier | | | |
| | | | | Unser Pferd von der Seite | | | |
| | | | | | Der Fischschwanz ist deutlich zu sehen | | | |
| | | | | Keine Überraschung: es ist ein Brunnen | | | |
| Die Buchhandlung » Mapquest bietet zum Beispiel die Aphrodite von Knidos als freie römische Marmorkopie (etwa 350 n.Chr.) auf Bestellung in voller Lebensgröße (175 cm) als Gipsabguß für 1865 EUR; in der Ausführung Gußmarmor kostet das Stück 3170 EUR, Versandkosten nicht inbegriffen.
Die Idee ist faszinierend: Man vervielfältige das Beste vom Besten und streue es unter das Volk. Warum nicht? Man macht es mit Büchern, man macht es mit Musik, man macht es mit der Kunst: Druckgrafik ist das Verfahren der Wahl, wenn man Kunst billig und zahlreich anbieten will. Schon Albrecht Dürer hat das geschäftliche Potential erkannt und weidlich ausgenutzt (siehe » Goltz).
Die Firma Ritter, Tod und Teufel bietet eine breite Palette von Repliken an, darunter auch eine Reihe von Pferden, meistens für die Kommode, einige auch für den Garten, darunter sogar das Original eines modernen Künstlers in Lebensgröße: Lino Pinelli, "Pferd im Galopp" (leider kann ich keinen direkten Link angeben, da die Seite mit Frames gearbeitet ist - Sie müssen die Suchmaschine benutzen).
Nirgendwo finde ich aber die Pferde, die es in Rothkreuz gibt. Eine wahre Entdeckung! Nur finde ich Rothkreuz nicht wieder und schon gar nicht den Betrieb, der diese faszinierende Sammlung von Skulpturen anbietet. Ich habe alle Register meines Könnens gezogen, auch den guten alten Straßenatlas nicht verschmäht, die Telefon-CD hinzugezogen - keine Chance! Vielleicht kann ein Leser helfen...
Die schönste Skulptur kann nicht zur Geltung kommen, wenn sie in einem Haufen Gerümpel verborgen ist oder mit anderen Meisterwerken zusammengedrängt wurde. Eine Skulptur braucht Raum um sich herum, sie muß zur Geltung gebracht werden, und das kann dieser Betrieb nicht leisten. Die Räumlichkeiten sind einfach nicht vorhanden, das große Haus liegt an der Straße, der vorhandene Platz wird als Abstellgelände genutzt.
Kunsthandlungen und Galerien siedeln sich bevorzugt in prächtigen Villen an, wo die kostbaren Gegenstände ins rechte Licht gerückt werden können. Je weniger Kunstwerke desto kostbarer, oder umgekehrt: Je mehr Plunder auf einem Haufen desto Trödel.
So macht dieser Betrieb leider mehr den Eindruck eines ungepflegten Second-Hand-Ladens. Aus allen Kulturen dieser Welt findet sich etwas, meistens durchaus in guter bis sehr guter Qualität, aber es ist keine Linie zu erkennen, noch nicht einmal ein bestimmter Geschäftszweck.
Ist das nun eine Galerie, ein Kunsthandel, eine Landschaftsgärtnerei? Im Hause anscheinend jede Menge Kleinzeug, wie man an den Fenstern erkennen kann - also doch ein Trödlerladen? Das erstaunlichste Werk habe ich spontan Tritonengruppe benannt, ohne zu wissen, was das eigentlich ist; also mußte ich wieder ein bißchen recherchieren und wurde klüger.
| | | | Tritonengruppe in Düsseldorf | | | | Triton ist ein Mischwesen aus Mensch (Oberkörper) und Fisch/Delphin (Unterkörper) mit Pferdearmen und gilt deshalb als Meereskentaur. Er ist der Herold seines Vaters Poseidon und bläst zu diesem Zwecke eine schneckenförmige Muscheltrompete, ein beliebtes Motiv in der Malerei.
In Düsseldorf steht eine Tritonengruppe; der Düsseldorfer Triton hat jedoch menschliche Arme und keine Pferdearme. Vielleicht geht in der mythologischen Überlieferung einiges durcheinander - wie soll man mit Pferdearmen trompeten?
Hier aber handelt es sich eindeutig um Mischwesen aus Pferd und Fisch. Was mich wieder ins Internet trieb, denn Tritonen konnten das doch wohl nicht sein. Über eine auf Fabelwesen spezialisierte Seite (» Ars Mundi) stieß ich auf den Begriff Hippokampus:
Seepferd und Reittier der halbmenschlichen Meeresbewohner. Das Hippokampus ist ein Mischwesen aus Fisch (Schwanz und Vorderlaeufe) und Pferd (Oberkoerper und Kopf) Seine Hufe sind Fischschweife. Er beheimatet das Mittelmeer, das rote Meer und den indischen Ozean.
Er kann sich mit extrem hohen Geschwindigkeiten im Wasser bewegen, er atmet unter Wasser mit Kiemen, kann dank der Vorderlaeufe aber auch kurz an Land gehen. | Da scheint mir etwas durcheinander zu gehen: ein Fisch hat keine Vorderläufe. Aber wie dem auch sei, ich hatte einen neuen Begriff, und Google fragte mich, ob ich nicht Hippocampus meinte.
Also danach gesucht, und jetzt dämmerte es mir: das sind die Seepferdchen. Die Suche nach "Hippocampus Mischwesen" erbrachte dann einen unterhaltsamen Artikel aus dem Basler Tages-Anzeiger, der den Untertitel "Männer können vom harmonischen Familienleben der Seepferdchen viel lernen" trägt (» Fabelwesen).
Es stellt sich heraus, daß das Familienleben der Seepferdchen etwa so aussieht wie das Familienleben in menschlichen Gesellschaften zu Zeiten von KKK (Küche / Kinder / Kirche), nur daß die Rollen genau umgekehrt verteilt sind. Das findet der Autor gut.
In Bezug auf meine Skulptur bin ich nicht sehr viel weitergekommen. Es wird sich wohl doch um eine Gruppe von Hippokampi handeln. Die Seepferde wirbeln durcheinander und schrauben sich empor - wenn ich richtig gezählt habe, sind es fünf Seepferde.
Wie es sich für eine ordentliche Skulptur gehört, ergeben sich von jedem Standpunkt aus neue Anblicke. Bei den Fotos, die ich hier eingebunden habe, sieht man jeweils nur vier - mehr sieht man auf keinem meiner Fotos. Das ist vielleicht Zufall; ich nehme an, daß es Stellen gibt, von denen aus man alle fünf sehen kann.
Ob eine solche Skulptur wohl ein Auftragswerk ist, das nicht abgenommen wurde, oder stellen die sich so etwas auf Vorrat hin? Wer macht so etwas? Ist das eine Replik oder eine Originalarbeit? Wer stellt sich so etwas in den Garten? Wer kauft überhaupt alle diese Pferde und Götter und sonstigen Tiere?
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