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In der letzten Woche haben wir uns mit dem Tummeln beschäftigt, Galoppbewegungen mehr oder weniger auf der Stelle, die sich aus dem Einsatz des Pferdes im kriegerischen Geschehen mit der Handwaffe entwickelt hatten. Christin Krischke, Direktorin der » Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg, betonte in der DVD › Schulen und Touren der barocken Reitkunst immer wieder, dass die einzelnen Figuren der barocken Reitkunst ihren Ursprung und Sinn im Nahkampf zu Pferd haben.
Später haben sich daraus dann Kunstfiguren entwickelt, die nicht unbedingt im Kampf zum Einsatz kamen, sondern ihren Sinn in der Darstellung selbst fanden, als Zurschaustellung der reiterlichen Fähigkeiten und natürlich der Fähigkeiten des Pferdes, das dafür speziell ausgebildet werden musste. Um die Ausbildung des Reiters und Pferdes ging es natürlich in den überlieferten Reitlehren, auf deren Texte und Bilder sich die Hofreitschule beruft, deren Seele sie wieder zum Leben erwecken möchte, die sie schöpferisch nachempfindet und dem geneigten Publikum live und im Film präsentiert.
Selbstverständlich hat jeder Reitmeister dabei auch seine eigenen Steckenpferde geritten, woraus sich manche Ungereimtheit und Verwirrung ergab:
| Das besonders hohe und kraftvolle Mezair wurde Courbette genannt, manche Reitmeister verzichteten auf den Ausdruck Mezair und lobten jedes Tummeln zu zwei Zeiten als Courbette aus.
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Alles klar? Mezair war eine der Vokabeln, die in der letzten Woche durchgenommen worden sind - falls diese noch nicht gut genug sitzt, einfach nachlesen. Aber die Begriffsverwirrung hört natürlich im Prinzip nie auf - jeder kann jederzeit jeden Begriff für sich umdefinieren, und wenn er Gehör findet, darf der Zuhörer entsprechend transponieren.
| Der Ausdruck Courbette, wie wir ihn aus der Wiener Hofreitschule für die Hankensprünge kennen, ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts eben dieser Einrichtung.
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Mit anderen Worten: Was die Wiener Courbette nennen, ist etwas ganz anderes als das, was die Bückeburger darunter verstehen. Die dürfen immerhin die Autorität der Meister, auf die sie sich beziehen, für sich in Anspruch nehmen, während die Wiener zu erklären hätten, warum sie diesen Begriff für sich umdefiniert haben.
Ich vermute, dass es Hankensprünge im Barock ganz generell gar nicht gab, denn soweit ich mich erinnere, führen die Bückeburger so etwas nicht vor. Die obige Formulierung würde meine Vermutung ebenfalls stützen. Da die Bückeburger nun den Galoppwechsel, der ebenfalls im neunzehnten Jahrhundert erst erfunden wurde, durchaus in ihr Programm aufgenommen haben, stellt sich die Frage, warum sie das bei den Hankensprüngen nicht tun.
Die Illustrationen zu diesem Abschnitt zeigen die Überblendung dieses Abschnitts des Films. Wie immer, wird der Abschnitt mit einem Stich eingeleitet, und sehr häufig wird dann in die passende Vorführung überblendet. Dabei ergibt sich natürlich eine unvermeidliche Schwierigkeit. Das Bild ändert sich nicht, die lebendige Vorführung ununterbrochen. Deshalb habe ich davon abgesehen, aus dieser Sequenz eine Animation zu machen - sie würde die Absicht nicht so gut wiedergeben können wie die Standbilder. Das Auge kann nämlich die winzigen Änderungen zwischen den Zuständen des lebendigen Bildes nicht so gut erfassen und dadurch lässt sich leichter die Absicht verdeutlichen, dass nämlich die Nachschaffung des barocken Bildes vollkommen gelungen ist.
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