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Bericht Zum Thema  Takhi · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 436.07 der Pferdezeitung vom 05.08.07
 Menü Hauptartikel 436
 Wie man die Welt ... 
 Wildpferde  Askania-Nowa  Väter des Erfolgs
 Nehberg  Leserresonanz
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Quagga, Samuel Daniells, 1804 · © 2007
 
Quagga, Samuel Daniells, 1804
F. York, London, Regent\
 
F. York, London, Regent's Park ZOO, 1870, einziges bekanntes Foto eines Quagga
Hustai National Park, Mongolei: Takhi Harem, A.M. Groeneveld, FPPPH · © 2007
 
� Hustai National Park, Mongolei: Takhi Harem, A.M. Groeneveld, FPPPH

    Wie man die Welt ver�ndert   
    Auch Sie k�nnen jetzt etwas tun   
von © 2007  Werner Popken
Zum Thema Takhi


Die Klagen �ber die b�se Natur des Menschen nehmen nicht ab. So soll der Mensch f�r die Ausrottung verschiedener Tierarten verantwortlich sein, unter anderem f�r die Ausrottung der � Mammuts, der � Auerochsen und der � Wildpferde. Auf der anderen Seite empfinden sich die meisten Menschen sicherlich nicht als b�se, im Gegenteil, sie m�chten gerne etwas Gutes tun. Nur wie?

Darum soll es in diesem Artikel gehen, und zwar im Zusammenhang mit - wie k�nnte es anders sein - Pferden. Als Beispiel f�r eine unglaubliche Erfolgsgeschichte der guten Menschen kann ich die Rettung der in freier Wildbahn ausgestorbenen letzten Wildpferde heranziehen und gleichzeitig an dieser Geschichte die Bedeutung dieser Rettungsaktion herausarbeiten. Au�erdem kann ich daran zeigen, was einzelne Menschen bewirken k�nnen. Menschen wie Sie und ich, die einfach nur guten Willens sind, von Fachleuten nicht ernstgenommen werden, sich aber von ihrer Vision nicht abbringen lassen, bis sie vollst�ndig realisiert worden ist.

Viele heute lebende Tierarten stehen kurz vor der Ausrottung, andere sind im Laufe der letzten Jahrhunderte ausgerottet worden, ohne da� etwas dagegen unternommen wurde. So gab es noch bis zum 2. Weltkrieg in einigen Zoos � Tarpane, von denen man heute gerne mehr w��te, ganz abgesehen davon, da� man die Art vielleicht h�tte retten k�nnen. Inzwischen versucht man diese Tiere, ebenso wie den Auerochsen, zur�ckzuz�chten. Dabei handelt es sich allerdings lediglich um eine sogenannte Abbildz�chtung, d. h. die Tiere sehen in etwa so aus wie die ausgestorbenen Tiere, sind aber eigentlich gar nicht mit ihnen verwandt.

Ein weiteres Beispiel eines ausgestorbenen Tieres aus der Familie der Pferdeartigen ist das � Quagga, von dem 1901 noch Herden beobachtet worden sein sollen.

Wann genau das Quagga ausstarb, scheint unklar zu sein. Jedenfalls berichtet der deutsche Schutztruppenoffizier Victor Franke in seinen Tagebuchaufzeichnungen noch 1901 von kleineren Quaggaherden, die er im damaligen Deutsch-S�dwestafrika (heute Namibia) beobachtet hat. Franke unternahm als Oberleutnant �ber Jahre hinweg viele Ritte und "Expeditionen" im ganzen Schutzgebiet. Unterwegs lebte seine Mannschaft auch von Jagderfolgen. Franke berichtet aber an mehreren Stellen, dass er es nicht �ber sich br�chte, auf die wundersch�nen und herrlichen Tiere (die Quaggas) zu schie�en. Sie m�ssen gro�en Eindruck auf den sonst sehr praktisch denkenden J�ger, der aber auch ein ausgemachter Tierfreund war, gemacht haben.
� Quagga

Zu sp�t ist zu sp�t. Und immer noch hat sich die Situation kaum ge�ndert. Die � IUCN (Weltnaturschutzunion), die die Roten Listen herausgibt, verzeichnet alleine 3.524 Wirbeltiere, die ausgestorben, in freier Wildbahn ausgestorben, vom Aussterben bedroht, stark gef�hrdet beziehungsweise gef�hrdet sind. Und was tun wir dagegen? Man k�nnte verzweifeln - noch nie hat irgend jemand ein ausgestorbenes Tier wieder zum Leben erwecken k�nnen.

[...] the last quagga died in London Zoo in 1909. It seemed incredible, almost impossible, that people in charge of zoos should have been so ignorant that they did not realise that these animals were tottering on the border of extinction and that they did not do something about it. Surely this was one of the true functions of a zoological garden, to help animals that were being pushed towards extinction?
Der letzte Quagga starb 1909 im Londoner Zoo. Es scheint unglaublich, fast unm�glich, da� die Verantwortlichen in den Zoos so unwissend gewesen sein sollen, da� sie nicht begriffen haben, da� diese Tiere am Rande der Ausrottung torkelten, und da� sie nichts dagegen unternahmen. Es war doch sicher eine der vornehmsten Aufgaben eines zoologischen Gartens, Tieren zu helfen, die zur Ausrottung getrieben wurden?
BEASTS IN MY BELFRY � Gerald Durrell 1973, � ZEBRA, �bersetzung durch den Autor

� Gerald Durrell (1925-1995) ist einer derjenigen, die den Kampf aufgenommen haben und sicherlich ebenfalls gut f�r einen wunderbaren Artikel, aber um ihn soll es hier nicht gehen. Es geht nicht um Klagen, sondern um frohe Botschaften, nicht um irgendwelche gef�hrdeten Tiere, sondern um gef�hrdete, einzigartige Pferde, die einzigen noch lebenden Wildpferde dieser Erde, die durch turbulente Zeiten und wechselvolle Umst�nde bis heute wie durch ein Wunder �berlebt haben.




Wildpferde


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Hustai National Park, Mongolei, A.M. Groeneveld, FPPPH · © 2007
 
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� Hustai National Park, Mongolei, A.M. Groeneveld, FPPPH
In Ausgabe 161 vom 27. April 2002 habe ich unter dem Titel  Ab in die Mongolei �ber die � Takhi, auch � Przewalski-Pferd genannt, berichtet. Als ich jetzt wieder einmal Google zum Thema "Takhi" bem�hte, lie� ich mir wie immer die ersten 100 Suchergebnisseanzeigen: � Google Takhi. Unter diesen 100 Fundstellen fand sich mein Artikel nicht. Die ersten 30 gefundenen Artikel habe ich durchgearbeitet und dabei sehr viel Halbwissen und erstaunlicherweise auch sehr oft falsche Behauptungen gefunden, auch auf scheinbar seri�sen Seiten:

Przewalskipferde sind die einzigen, noch lebenden Urahnen unser Hauspferde.
� Zeckenfeinkost Pferdeblut, Universit�t Z�rich, Prorektorat Forschung

Erstaunlich, von dieser Seite einen solchen Satz lesen zu m�ssen, aber es war keine Ausnahme; die Grenze zwischen Information und Desinformation ist flie�end. Der Grund ist offensichtlich: Wenn man sich informieren will, kostet das sehr viel Zeit, und so viel Zeit ist oft nicht vorhanden. Es ist also nicht unbedingt b�ser Wille, wenn jemand dummes Zeug verbreitet. Wie fast immer bietet die Wikipedia ausgezeichnete Informationen (von Google jedoch auch erst an etwa 40. Stelle pr�sentiert):

Die Entwicklungslinien zwischen Hauspferd und Przewalskipferd haben sich schon vor 120.000 bis 240.000 Jahren getrennt. Hauspferde sind erst viel sp�ter domestiziert worden und stammen deshalb nicht von Przewalski-Pferden ab [30].

Das Przewalski-Pferd unterscheidet sich in unter anderem in folgenden Punkten vom Hauspferd:

  • Es hat eine h�here Zahl von Chromosomen (66 statt 64)
  • Sowohl die Randhaare der M�hne als auch die kurzen Randhaare der Schweifr�be machen den Fellwechsel mit
  • Die Profillinie des Kopfes weist beim Przewalski-Pferd einen Winkel von 16� bis 18�30� auf, w�hrend der von Hauspferden zwischen 25 bis 32 betr�gt
  • Alle 6 von Eberhard Trumler untersuchten Skelette haben 19 statt 18 Brustwirbel
Aufgrund dieser Untersuchungsergebnisse wird es gelegentlich als eigene Art vom Hauspferd abgetrennt. Genauso h�ufig werden beide Formen jedoch zusammen mit dem ausgestorbenen Tarpan zu einer einzigen Art (Equus ferus) zusammengefasst. Dieser systematischen Einordnung wird hier gefolgt und das Przewalskipferd entsprechend als Equus ferus przewalski bezeichnet. Ein Indiz f�r die Validit�t dieser Einordnung ist, dass Haus- und Przewalski-Pferde uneingeschr�nkt untereinander fortpflanzungsf�hig sind.
� Przewalski-Pferd

Erst danach habe ich meinen eigenen Artikel zu Rate gezogen und gestaunt: Es war der bei weitem umfangreichste und informativste Artikel zum Thema, der s�mtliche relevanten Informationen zum damaligen Zeitpunkt ausgewertet hatte. Merkw�rdig, da� Google einen solchen Artikel unter ferner liefen behandelt. Auch die erste Fundstelle, die das K�rzel zur ma�geblichen Seite � FPPPH im Titel f�hrt, kommt erst auf einem gesch�tzten 70. Rang, also weit abgeschlagen. So viel zum Thema "Leistungsf�higkeit von Suchmaschinen" - wieder einmal ein St�ck Realit�tsgewinn durch Desillusionierung.

Die gute Nachricht: In den letzten 35 Jahren ist bez�glich der Takhis nicht nur etwas getan worden, sondern man hat in vielerlei Hinsicht gro�e Erfolge erzielt. Und in den letzten f�nf Jahren hat man so viel gelernt und ist so erfolgreich gewesen, da� man die Auswilderung der Takhis als erfolgreich bezeichnen kann. Dabei hatte es gar nicht gut ausgesehen.

Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde im Westen bekannt, da� es in der Mongolei Wildpferde gibt. Die erste vollst�ndige Systematik enthielt diese Tiere nicht. Der russische Offizier � Nikolai Michailowitsch Prschewalski, zu dessen Ehre diese neu entdeckten Rasse benannt wurde, erhielt lediglich einen Sch�del und eine Decke. Auf seiner ersten Reise bekam er die Pferde nicht zu Gesicht. Die Wikipedia bringt eine kurze, aufregende Schilderung seiner ersten Forschungsreise 1870-1873; von der zweiten Reise 1876-1877 brachte er die Pferde-Troph�e zur�ck. Auf seiner dritten Reise 1879 konnte er von weitem zwei Herden beobachten. Das war alles.



Askania-Nowa


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Die russischen Brüder · © 2007
 
Die russischen Brüder
Askania-Nowa · © 2007
 
Askania-Nowa
Takhis aus dem Kölner Zoo · © 2007
 
Takhis aus dem Kölner Zoo
Hustai National Park, Mongolei, A.M. Groeneveld, FPPPH · © 2007
 
» Hustai National Park, Mongolei, A.M. Groeneveld, FPPPH
Wappen der Mongolei mit fliegendem Pferd · © 2007  
Wappen der Mongolei mit fliegendem Pferd
Zehn Jahre später konnten zwei russische Brüder einige dieser Pferde erlegen; auch sie schickten Schädel und Felle nach Moskau. In den folgenden Jahren verbreitete sich die Kunde und ein russischer Großgrundbesitzer und mehrere Zoos interessierten sich für diese Pferde - lebend natürlich. Das erwies sich als extrem schwierig. Man mußte die erwachsenen Pferde töten und die überlebenden Fohlen durchbringen. Im ersten Ansatz hatte man Pech, weil man die Fohlen mit Schafsmilch fütterte. Sie gingen daraufhin ein.

Da die Mongolen, die selber Pferdemilch trinken und daraus alkoholische Getränke brauen, ihre Stuten nicht zur Verfügung stellen wollten, mußten die Russen notgedrungen Ammenstuten aus Rußland holen, was lange dauerte und sehr teuer war. Aber schließlich gelang es, einige der Fohlen in den Westen zu bringen. Der deutsch-russische Großgrundbesitzer Baron Friedrich von Falz-Fein hat für dieses Abenteuer über 10.000 Rubel ausgegeben - 500 Pfund Tee kosteten um diese Zeit in der Mongolei einen Rubel.

Falz-Fein hatte seinen Besitz » Askania-Nowa (Neu-Askanien) im Süden der Ukraine vom Herzog von Anhalt-Dessau gekauft, das dieser vom letzten Herzog Heinrich von Anhalt-Köthen geerbt hatte (aus dem Geschlecht der » Askanier). Dessen Bruder Ferdinand Friedrich hatte das Gebiet als Kolonie 1828 vom russischen Zaren erworben.

Ferdinands Interesse für die Landwirtschaft konzentrierte sich vor allem auf die Schafzucht, da Wolle ein wichtiger Exportartikel Anhalt-Köthens war. In Grimschleben bei Nienburg erbaute der Hofbaumeister Gottfried Bandhauer einen architektonisch bedeutenden klassizistischen Schafstall. Angesichts des knappen Weidelands in Anhalt gründete Ferdinand 1828 die Schafzuchtfarm "Askania Nowa" in der Südukraine, die noch heute unter diesem Namen als Naturschutzgebiet für Steppentiere weiter existiert.
» Ferdinand Friedrich von Anhalt-Köthen

Die Jagd auf die wilden Pferde war schnell vorüber. Zwischen 1899 und 1904 wurden 24 Hengstfohlen und 30 Stutfohlen gefangen und zum Teil über den Hamburger Tierhändler » Carl Hagenbeck bis nach Amerika verkauft. Von diesen 54 Tieren starben viele vor der Geschlechtsreife. Nur 12 hatten nachweislich Nachkommen.

Das Territorium Askania-Nowa ist auch heute für die Auswilderung der Urpferde wichtig; zwar fiel die gesamte Population den Wirren des Zweiten Weltkriegs zum Opfer, aber seit 1949 wurde dort wieder gezüchtet, und zwar mit einer Stute aus der Wildbahn, dem letzten gefangenen Pferd, das damit wertvolle neue Genereserven einbrachte; außerdem mit zwei Stuten aus dem Zoo in Prag, der auf die längste Zuchtgeschichte verweisen kann und seine ersten drei Przewalski-Pferde 1921 und 1923 vom Haustiergarten des Landwirtschaftlichen Institutes Halle erhielt, und einem Hengst aus dem » Tierpark Hellabrunn, dem Zoo der Stadt München.

Pferde sind bekanntlich Steppentiere und waren in ganz Europa verbreitet, als diese Landschaft weitgehend Steppe war. Als sich durch den Klimawandel die Steppe in Wald verwandelte, mußten sich die Pferde zurückziehen - ihr Lebensraum schrumpfte. Askania-Nowa ist eines der wenigen Gebiete in Europa, die heute noch eine natürliche Steppenvegetation besitzen, und eignet sich daher für diese Pferde prinzipiell sehr gut.

Besonders berühmt geworden sind die Auswilderungsversuche durch die Wiederansiedlung in der Mongolei, wo die Vorfahren der heute lebenden Takhis gefangen wurden. Darüber hinaus sind Takhis in der ungarischen Steppe und in den verseuchten Gebieten um Tschernobyl angesiedelt worden. Man kann es sich heutzutage leisten - es gibt inzwischen wieder etwa 2000 davon. Die kann man einfach nicht alle in Zoos halten. Auch in Deutschland werden Przewalskipferde als Landschaftspfleger eingesetzt, zum Beispiel im » Tennenloher Forst auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz der USA. Die Pferde sollen dafür sorgen, daß die heideartige Landschaft nicht in kürzester Zeit verbuscht und verwaldet.

Das klingt nun alles sehr schön und harmlos - Friede Freude Eierkuchen. Eine in der Wildnis ausgestorbene Tierart, die über dreizehn Generationen ausschließlich in Zoos und Tierparks überlebte, konnte der Natur zurückgegeben werden. Jubel, Jauchzen, Triumph - vor allem für die Mongolen, die als typisches Reitervolk nach der Befreiung von der Sowjetunion die Geistpferde (Takhi = Geist) als Symbol für die befreite Nation nur zu gut gebrauchen konnte. Die Mongolen halten bei fast drei Millionen Einwohnern 38 Millionen Weidetiere - diese Zahlen muß man sich mal richtig zu Gemüte führen!

In zwei verschiedenen Gebieten in der Mongolei sind erfolgreich Przewalskipferde ausgewildert worden. Sie haben extrem scharfe Winter und Angriffe von Wölfen überlebt, sie sind durch Krankheiten dezimiert worden, gegen die sie nicht immunisiert waren, aber das hat dem Erfolg keinen Abbruch getan. Viele Wissenschaftler haben die Projekte begleitet und die Probleme untersucht und aufgeklärt.

Die Auswilderung ist ein grandioser Erfolg und vermutlich Musterbeispiel für weitere Projekte, denn die Urpferde sind ja nicht die einzige Tierart, die vom Aussterben bedroht ist. Die Zoologen sind endlich aufgewacht. Sie haben begriffen, was ihre Aufgabe ist, und arbeiten international zusammen, um gemeinsam dem Projekt zum Erfolg zu verhelfen. Auch das klingt einfach wunderbar, nicht wahr?



Väter des Erfolgs


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Hustai National Park, Mongolei, A.M. Groeneveld, FPPPH · © 2007
 
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Hustai National Park, Mongolei, FPPPH · © 2007
 
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Hustai National Park, Mongolei, John de Meij, FPPPH · © 2007
 
» Hustai National Park, Mongolei, John de Meij, FPPPH
Kennen Sie die Menschen? "Undank ist der Welten Lohn". "Der Erfolg hat viele Väter. Der Misserfolg ist ein Waisenkind." Nachdem ich mich jetzt sehr lange und sehr intensiv mit dem grandiosen Erfolg der Auswilderung der Urpferde beschäftigt habe, kommen mir diese Sprichwörter in den Sinn. Damit bezeichnet der Volksmund die merkwürdige Tatsache, daß sich viele Menschen mit einem Erfolg schmücken, dessen Ursache sie eigentlich nicht sind.

Natürlich kann niemand alleine etwas bewegen. Wenn irgendwo auf breiter Front etwas erreicht werden soll, müssen viele Menschen dazu beitragen. Und alle diese Menschen haben natürlich Verdienste, die keinesfalls geschmälert werden sollen. Im Gegenteil, der Gesinnungswandel bei den Zoologen verdient natürlich den größten Beifall. Trotzdem muß die Frage erlaubt sein, wer den Stein ins Rollen gebracht hat. Und es muß schon sehr verwundern, wenn diejenigen, deren Hartnäckigkeit über Jahrzehnte hinweg schließlich und endlich die schönsten Blüten trieb, bei den Jubelfeiern ungenannt bleiben.

Nun bin ich wieder bei meinem Anliegen, Sie nämlich zu ermuntern, den Kopf nicht hängen zu lassen, sondern Ihrerseits Visionen zu entwickeln und die Ärmel aufzukrempeln. Man muß nicht resignieren, man kann etwas tun. Es war nämlich ein Ehepaar aus Rotterdam, Jan and Inge Bouman, blutige Laien in Bezug auf Ihre gewählte Aufgabe, die im Gegensatz zu den studierten Experten in Amt und Würden die Situation der Przewalskipferde realistisch einschätzten und eine Perspektive entwickelten, die sich als gangbar erwies.

Nach ihrer Argumentation konnte man die Zukunft der Rasse nur dann sichern, wenn es gelänge, sie wieder in ihrer angestammten Heimat, in der Wildnis, anzusiedeln. Das aber wäre mit Tieren, die in Zoos geboren und aufgewachsen sind, vermutlich schwierig bis unmöglich. Denn die dreizehn Generationen in Gefangenschaft hätten zu ganz erheblichen Veränderungen geführt, die die Überlebensfähigkeit der Tiere in der Natur erheblich beeinträchtigten.

Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, ließen sie sich etwas einfallen. Sie stellten sich vor, daß man die Pferde Schritt für Schritt auf die Freiheit vorbereiten müsse. Tiere, die im Zoo geboren wurden, sollten möglicherweise nie die Freiheit kennenlernen, weil sie dafür einfach nicht fit genug wären. Sie hofften allerdings, daß diese Tiere in einer behüteten Umgebung - sie erfanden dafür den Begriff "Semi-Reservat" - überleben könnten und die dort geborene Generation genug Erfahrungen sammeln könnte, um schließlich den Sprung in die Freiheit zu wagen.

Als ganz wesentliches Problem sahen sie allerdings auch die Inzucht, die von den zoologischen Gärten ohne große Gewissensbisse betrieben wurde, und regten deshalb als ersten Schritt die zentrale Erfassung der Abstammungsdaten und den Austausch der Tiere im Rahmen von Zuchtprogrammen zur Verminderung der negativen Effekte an: vermehrte Sterblichkeit des Nachwuchses, verminderte Lebensdauer, erhöhte Krankheitsanfälligkeit. Schon diese Anregung, die auch Laien einleuchtet, stieß auf erhebliche Widerstände.

Die Ignoranz der Fachwissenschaftler, die Gerald Durrell beklagte, traf natürlich auch die niederländischen Pferdefreunde mit voller Wucht. Sie ließen sich aber nicht beirren. Man kann sich die Borniertheit und Eitelkeit der Fachleute, ganz gleich auf welchem Gebiet, nicht übertrieben genug ausmalen. Wo kämen wir denn hin, wenn dahergelaufene Laien, die selbstredend von nichts eine Ahnung haben, den Experten gutgemeinte Vorschläge unterbreiten? Umso schlimmer, wenn diese Amateure sogar Recht behalten und auf voller Linie Erfolg haben! Da fällt den Hütern der Wissenschaft nichts mehr ein, außer Ignoranz. Man muß diese Leute totschweigen.

Glücklicherweise geht es solchen Leuten meistens nicht um persönlichen Ruhm. Sie wollen gar nicht im Rampenlicht stehen und für ihre guten Taten belobigt werden. Sie arbeiten um der Sache willen und können gut damit leben, daß andere Leute sich den Lorbeer ans Revers heften, wenn nur die Anliegen verwirklicht sind. Da ich nun zu wissen glaubte, wer hinter der ganzen Sache steckt, kam mir die öffentliche Beweihräucherung der Fachwissenschaftler bei gleichzeitiger Mißachtung der Initiatoren recht merkwürdig vor. Noch einmal: Ich habe kein Problem damit, wenn jeder Beteiligte mit seinen Leistungen kräftig herausgestrichen wird. Mich stört nur, wenn man die Urheber nicht würdigt, wenn deren Leistungen systematisch verschwiegen werden.



Nehberg


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Mich beeindruckt die Vision und die Konsequenz, mit der die Sache der Pferde betrieben wurde. Wieviel Energie und Engagement im Laufe der letzten drei�ig Jahre hier verbraucht wurde, kann man sich kaum vorstellen. Da� die Eheleute schlie�lich wenigstens im eigenen Lande und auch von den Mongolen geehrt wurden, ist das mindeste. Zum Zeitpunkt der Verleihung des Ordens � Silbernelke durch die K�nigin der Niederlande war Jan Bouman allerdings leider schon verstorben.

Königin Beatrix, Prinz Bernhard, Frau Bouman und Frau Groeneveld bei der Verleihung des Silbernelken-Ordens · © 2007
 
K�nigin Beatrix, Prinz Bernhard, Frau Bouman und Frau Groeneveld bei der Verleihung des Silbernelken-Ordens
The story of what the Bouman family achieved is an excellent example of what individuals can do for nature and that indeed individual people can make a difference! [...] Having followed their commitment over many years I personally feel that the work of the Bouman family is one of the best success stories in the field of nature conservation.

Bernhard

Prince of The Netherlands

Die Geschichte der Erfolge der Familie Bouman ist ein ausgezeichnetes Beispiel daf�r, was einzelne Menschen f�r die Natur erreichen k�nnen und da� in der Tat einzelne Menschen den Stein ins Rollen bringen! [...] Ich habe ihr Engagement �ber viele Jahre verfolgt und glaube pers�nlich, da� die Arbeit der Familie Bouman eine der besten Erfolgsgeschichten im Bereich des Naturschutzes darstellt.

Bernhard
Prinz der Niederlande
� Brief April 1998, �bersetzung durch den Autor

Genau! Es sind die einzelnen Menschen, die etwas bewirken. Prinz Bernhard ist �brigens einer, der das Projekt der Boumans finanziell unterst�tzt hat. Das ist die kleine M�nze f�r jedermann - man kann sich �berall mit geringen oder gr��eren Betr�gen beteiligen und damit eine oder mehrere gute Sachen direkt unterst�tzen. Der j�hrliche Mindestbeitrag bei FPPPH betr�gt 12,50 EUR, das sind gerade mal ein EUR pro Monat (� Support our foundation). Wenn Sie die von mir angef�hrten Links ein bi�chen verfolgen, finden Sie jede Menge unbekannter Initiativen, die immer auf den Entschlu� einzelner Personen zur�ckgehen und Unglaubliches bewirken.

So habe ich z. B. in der Sponsoren-Liste des "Konkurrenzunternehmens" � ITG International Takhi Group unter � Unsere Sponsoren sogar einen gemeinn�tzigen Verein gefunden: � Parmed - Medizinischer Partner in der Dritten Welt. Auch dieser Verein ist von einem Ehepaar gegr�ndet worden und hat in zwanzigj�hriger Arbeit enorm viel Gutes geleistet. Dessen Wahlspruch hat mir besonders gut gefallen, weil er zu diesem Artikel pa�t: "Es ist besser, eine Kerze anzuz�nden als �ber die Dunkelheit zu klagen."

Aber ein Artikel in � brand eins hat mich so beeindruckt, da� ich den Gedanken zu diesem Artikel gefa�t habe. Sicher haben Sie den Namen � R�diger Nehberg schon einmal geh�rt, selbst wenn Sie nichts damit verbinden k�nnen. Das ist dieser B�cker- und Konditormeister, der sein Leben auf Abenteurerreisen riskiert hat. Das ist ja alles sch�n und gut, aber was soll das?

Im September 2000 gr�ndete er die Menschenrechtsorganisation TARGET, die gute Erfolge im Kampf f�r die Beendigung der weiblichen Genitalverst�mmelung erzielt. Im November 2006 organisierte und finanzierte TARGET eine Konferenz unter der Schirmherrschaft des �gyptischen Gro�muftis 'Ali Gum'a an der Azhar-Universit�t in Kairo. Als Ergebnis dieser Konferenz verurteilten f�hrende islamische Rechtsgelehrte die Praxis der Genitalverst�mmelung.
� R�diger Nehberg

Donnerwetter! Da kommt ja schon wieder so ein dahergelaufener Laie und will den Experten Vorschriften machen! Wo k�men wir denn hin? Das war doch schon immer so! Und �berhaupt! Nat�rlich lassen sich die hartgesottenen Fanatiker nicht so leicht ins Bockshorn jagen (� Wird die Genitalverst�mmelung je aufh�ren?). Aber so ist das mit den Visionen - man darf nicht loslassen, dann wird man am Ende doch den Erfolg davontragen.

Rüdiger Nehberg, 25. März 2007 · © 2007
 
� R�diger Nehberg, 25. M�rz 2007
"Bei so was", sagt Nehberg, Tr�nen in den Augen, "h�lt mich niemand auf, kein religi�ser Fanatiker, kein Bedenkentr�ger." [...] "Am meisten bereue ich, dass ich nicht fr�her gelernt habe, Abenteuer mit Sinn zu verbinden und dieses, mein heutiges Leben zu f�hren." [...]

Wenn er heute Managern Vortr�ge h�lt, erz�hlt er, "wie man Visionen aufbaut, wie man Strategien entwickelt, um Ziele zu erreichen". Wichtig: "Alles beginnt als Idee." Noch wichtiger: "der Wille". Wenn der Wille da ist, ist die ganze Welt eine Backstube. [...]

Da kommt ein alter Mann an den Tisch. Er sagt zu Nehberg: "Sehr �berzeugender Vortrag, wenn man Sie h�rt, dann fasst man wieder Mut in Zeiten der Klimakatastrophe und des Giganto-Kapitalismus." Auch die Kinderarbeit in der Dritten Welt sei schrecklich. Ob man dagegen nichts tun k�nne. Nehberg k�nnte einstimmen. Er hat es oft genug gesagt, geschrieben: "Die Habgier der Welt, der Wachstums- und Fortschrittswahn ist die gr��te Gefahr f�r die Menschheit." Nehberg nickt zun�chst, verpackt weiter B�cher. Doch dann sagt er: "Ich kann nicht mehr tun, als ich schon tue. Warum machen Sie nicht selbst was?"
� Es gibt Schlechtere

Genau. Man mu� einfach anfangen. Meckern bringt nichts. Es gibt viele lehrreiche Beispiele, aber der eigenen Weg ist nat�rlich immer etwas ganz Besonderes und ganz anders als alles, was je dagewesen war. Die l�ngste Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Und dann kommt der zweite, usw. So einfach ist das. Ein Abenteuer. Wie nennt Nehberg seinen Vortrag? "Ein selbst erlebter Krimi."



Quellen / Verweise


  1. � Mammuts
  2. � Auerochsen
  3. � Wildpferd
  4. � Tarpan
  5. � Quagga
  6. � IUCN
  7. � ZEBRA
  8. � Gerald Durrell
  9.  Ab in die Mongolei
  10. � Takhi
  11. � Przewalski-Pferd
  12. � Google Takhi
  13. � Zeckenfeinkost Pferdeblut
  14. � FPPPH
  15. � Nikolai Michailowitsch Prschewalski
  16. � Askania-Nowa
  17. � Askanier
  18. � Ferdinand Friedrich von Anhalt-K�then
  19. � Carl Hagenbeck
  20. � Tierpark Hellabrunn
  21. � Tennenloher Forst
  22. � The Silver Carnation (1997)
  23. � Brief April 1998
  24. � Support our foundation
  25. � ITG International Takhi Group
  26. � Unsere Sponsoren
  27. � Parmed - Medizinischer Partner in der Dritten Welt
  28. � brand eins
  29. � R�diger Nehberg
  30. � Wird die Genitalverst�mmelung je aufh�ren?
  31. � Es gibt Schlechtere



Fotos

Wie angegeben



Leserresonanz


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1 Leserresonanz zu Ausgabe 436 vom 05.08.07


Leserbrief  2006 zu den Ausgaben  161,  436
05.09.08



Reservat in den Niederlanden

Hallo Gerd Hebrang!

Ich habe gehört, dass in den Niederlanden ein Reservat mit Przewalski-Pferden geben soll. Leider finde ich im Netz nichts genaues darüber. Meine Frage, können Sie mir Auskunft geben, wo dieses Reservat genau liegt, und ob man die Pferde dort wirklich in freier Wildbahn erleben kann.

Da meine Tochter, nachdem wir in Dülmen waren, auf den Geschmack dieser Pferde gekommen ist, würden wir gerne mal dieses Reservat besuchen. Ich wäre ihnen sehr dankbar für eine Antwort, mit der ich dieses Gebiet finden würde.

Mit freundlichem Gruß

Wolfgang de Rooy
Guten Morgen Herr de Rooy,

herzlichen Dank für Ihr Schreiben! Ich habe mich für die beiden folgenden Artikel mit diesen Pferden beschäftigt:

 Takhi - ab in die Mongolei
 Wie man die Welt verändert

Meine Beschäftigung beschränkte sich aber auf das Literaturstudium.

Abgesehen von den Niederlanden gibt es noch weitere Reservate, u. a. auch in Deutschland; eines davon habe ich mit Internet-Adresse aufgeführt:

» Beweidung durch Przewalski-Pferde im Naturschutzgebiet Tennenloher Forst

In Holland sind nur zwei Halbreservate für die Öffentlichkeit zugänglich; die näheren Einzelheiten sind telefonisch zu erfragen:

» General Information on the semi-reserves
0031-320-253643

Mit freundlichen Grüßen

Gerd Hebrang



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Es ist jetzt der 04.02.2010, 17:20, GMT +01:00
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  Aus Ausgabe 566 unseres Wochenmagazins: Angebot der Woche 10-05
z.B.   Westphalen/10-05: Pferdekauf heute von Antje Rahn, Eberhard Fellmer, Sascha Brückner FNverlag der Deutschen Reiterlichen ...

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