Vier große Organisationen kümmern sich weltweit um die planmäßige Zucht der Przewalski-Pferde, die schon erwähnte Organisation FPPPH in Rotterdam, eine weitere in Australien, der Species Survival Plan (SSP) in Nordamerika mit etwa 190 Tieren in 21 Zoos und die europäische Schwesterorganisation EEP mit 600 Pferden in 16 Ländern. Die Zoologen sind inzwischen generell sehr erfolgreich mit ihren Zuchtprogrammen, nicht zuletzt durch die Initiative und Unterstützung der FPPPH.
Leider kocht jede Organisation ihr eigenes Süppchen, was die Auswilderung betrifft, die im übrigen von allen angestrebt wird. Das liegt zum Teil daran, dass man sich nicht einig ist, wo die Takhi ursprünglich gelebt haben. Manche meinen nämlich, dass die letzten Weidegründe auch die angestammten waren. Und das wären dann die Trockensteppen der Wüste Gobi.
Andere glauben, dass die Przewalski-Pferde eher in die Gras-Steppen gehören. Die letzten Pferde in der Wüste seien unfreiwillig dorthin abgedrängt worden. Eine dritte Gruppe glaubt, dass diese Frage unerheblich ist, nie geklärt werden kann und möglicherweise sogar irreführend ist, weil die Takhi vielleicht beide Arten von Habitat bewohnt haben. Immerhin sind diese Pferde in ganz Europa in Höhlenzeichnungen dargestellt worden.
Also konzentrierte man sich darauf, die Pferde zurück in die Mongolei zu bringen. Dabei ergab sich ein Wettlauf zwischen den Organisationen. Jede wollte sich bei den Mongolen besonders lieb Kind machen. Die wiederum waren mit Beginn ihrer Unabhängigkeit 1990 heiß darauf, nach 65 Jahren Sowjetregierung die Takhi rechtzeitig zu ihrem nächsten jährlichen Nationalfest Naadam einzuführen. Bei diesem Fest geht es um Ringkämpfe, Bogenschießen und Pferderennen.
Die Kosten sind aber nicht unerheblich und liegen bei deutlich mehr als 5.000 US-Dollar pro Pferd. Selbstverständlich sieht sich die mongolische Regierung außerstande, diese Kosten aufzubringen.
In dieser Situation sprang ein deutscher Geschäftsmann ein, der aus der Mongolei allerhand Produkte importiert, Hirsche, exotische Lebensmittel und andere Rohmaterialien. Jedenfalls berichtet das eine der Quellen, die anderen schweigen sich darüber aus.
Der Vorstoß von Christian Oswald hat sich leider nicht bewährt. Die Probleme häuften sich. Die Ukraine, Partner im europäische Zuchtprogramm, schickte 1992 fünf Takhis und 1993 weitere acht.
Wie üblich, hielt man die Pferde zunächst in einem begrenzten Bereich, um sie an das Wildleben zu gewöhnen, da sich inzwischen Anzeichen von Domestizierung eingeschlichen hatten. Dabei machte man eine Reihe von Fehlern.
Die ausgesuchte Gegend Takhin Tal (mongolisch für Tal der wilden Pferde) hat nicht genug Futter, der Wind ist im Winter sehr stark und sehr kalt und es gibt nur einen einzigen Wasserlauf, der zudem die meiste Zeit im Jahr trocken ist.
Außerdem hatte man nicht bedacht, dass das Revier das Sozialverhalten der Tiere berücksichtigen muß. Die Wildpferde verhalten sich ähnlich wie unsere Hauspferde, die Hengste konkurrieren um die Stuten, um Weidegründe und Wasserstellen.
Im ersten Jahr hat der dominierende Hengst die besten Stellen für sich reklamiert, wie zu erwarten war, mit der Folge, dass die ausgeschlossenen Tiere gestorben sind. Das war jedenfalls das Ergebnis einer Untersuchung, die die Vereinten Nationen 1993 erarbeitet und veröffentlicht haben.
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