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Bericht Zum Thema Hufpflege · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 359.06 der Pferdezeitung vom 12.02.06
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  Magazin


Glosse F.A.Z. 27.12.05 · Copyright wie angegeben
Glosse F.A.Z. 27.12.05 

    Wie kann man's besser machen?   
    Lobbyismus und Bürokratismus pervers   
von Copyright wie angegeben  Stefan Hölzl

Teil 1:  Hufeisen - Glücksbringer auf Pferdehufen
Teil 2:  Krieg der Weltanschauungen
Teil 3:  Im Zeichen der Ganzheitlichkeit
Teil 4:  Fast alle unnötig getötet


Die Presse ist auf den Entwurf zum neuen Hufbeschlagsgesetz aufmerksam geworden. Die Artikel sind gut recherchiert und lassen an grimmiger Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.

Erstes Beispiel: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Am 27. Dezember 2005 bringt sie zunächst auf Seite 11 eine Glosse, auf Seite 13 dann einen längeren Artikel. Beide sind so interessant, daß wir sie hier in voller Länge zitieren.

Wie heißt es so schön? Hinter dieser Zeitung steckt immer ein kluger Kopf:

Pferdefuß

Web. Das kommt dabei heraus, wenn Lobbyisten ahnungslosen Bürokraten den Text in die Feder diktieren - ein Gesetz zur Beseitigung des Wettbewerbs. Denn mit dem neuen Hufbeschlagsgesetz der alten Regierung, das gerade den Bundestag passiert, entledigen sich die staatlich geprüften Schmiede der Konkurrenz durch Abgänger privater Schulen. Das Berufsverbot stützt sich auf zwei üble Annahmen: daß die Kunden zu dumm sind, gute von schlechten Dienstleistern am Huf zu unterscheiden, und daß jeder, der an den Füßen der Pferde raspelt, ein Tierquäler ist, auch wenn er das schon seit Jahren erfolgreich macht. Außer er ist ein staatlich geprüfter Schmied. Wo ist der Beweis, daß die Hufpfleger oder Huftechniker mehr pfuschen als die Schmiede? Die neuen Berufe sind entstanden, weil manche Pferdebesitzer moderne Materialien an den Füßen ihrer Tiere haben wollen, die viele Schmiede ablehnen. Wenn immer noch neun von zehn beschlagenen Pferden auf den alten Eisen herumlaufen, stellt das der Branche kein gutes Zeugnis aus. Und die soll jetzt Artenschutz erhalten. Daß es auch anders geht, zeigen jene Schmiede, die auf Tradition pfeifen und ihre Kunden weitgehend auf stoßdämpfenden Hufschutz umgestellt haben. Die Ausschüsse im Bundestag wollen das mißlungene Gesetz angeblich durchwinken. Wer möchte wetten, daß der Vorgang bei großen Themen anders abläuft?
 » Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dienstag, 27. Dezember 2005, Nr. 301 / Seite 11



Wettbewerbsschutz


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In der gleichen Ausgabe und als Artikel auf Seite 13

F.A.Z. Wirtschaft, Nr. 301 / Seite 13 · Copyright wie angegeben
F.A.Z. Wirtschaft, Nr. 301 / Seite 13
Wettbewerbsschutz für die Hufschmiede

Neues Gesetz gegen die Konkurrenz durch private Hochschulen / Der Pferdefuß im Bundestag / Von Lukas Weber

Frankfurt, 26. Dezember.
Mit eher lästigem Gepäck sind die für Agrar und Bildung zuständigen Ausschüsse des Bundestags in den Weihnachtsurlaub gegangen. Darinnen ist, als Altlast des Verbraucherministeriums von Renate Künast, ein Gesetzentwurf, der die Arbeit an den Füßen von Pferden und Klauentieren neu regeln will. Der greift so heftig in die bestehende Praxis ein, daß Verbraucherminister Horst Seehofer nun wütende Protestebriefe der Betroffenen lesen muß, obwohl er für die Vorschläge gar nichts kann.

Im Kern geht es dabei um den Berufszugang für die Arbeit am Huf. Die soll künftig ausschließlich den Absolventen der staatlichen Lehrschmieden vorbehalten sein. Das wäre das Ende der privaten Hufschulen, für deren Abgänger es dann faktisch ein Berufsverbot geben wird, das durch ein paar Übergangsregelungen versüßt werden soll. Der Ausschuß im Verbraucher Ministerium, der sich das ausgedacht hat, begründet die Notwendigkeit einer solchen Regelung mit den Tierschutz. Es habe zuviel Pfusch am Pferde Huf gegeben, erklärt Uwe Lukas, der Vorsitzende des Ersten Deutschen Hufbeschlagschmiedeverbandes (EDHV). Die Pferdehalter müßten davor geschützt werden.

Untersuchungen darüber, ob die rund 800 Abgänger der privaten Hufschulen tatsächlich schlechter arbeiten als die 4000 staatlich legitimierten Schmiede, gibt es freilich nicht. Eher ist es eine Vermutung, weil deren Lehrzeit vergleichsweise kurz ist. Der Schmied macht bisher nach einer Ausbildung als Metallbauer mindestens ein Jahr Praktikum, dann vier Monate Schule, wobei das Praktikum künftig auf zwei Jahre verlängert werden soll. Die vier großen privaten Schulen bieten verschiedene Ausbildungswege an, einige beschränken sich dabei grundsätzlich auf die Versorgung des unbeschlagenen Hufs. Diesen Beruf des (Bar-) Hufpflegers wird es in Deutschland bald nicht mehr geben, da in seltsamer Definition künftig als Huf-"Beschlag" im Sinne des Gesetzes sämtliche Verrichtungen am Huf zu verstehen sein sollen, die über das Reinigen hinausgehen. Dort, wo das Anbringen von Hufschutz gelehrt wird, kommen in den privaten Schulen nach einigen Wochen Ausbildung etwa 90 Tage Praktikum zusammen.

"Das läßt sich schlecht vergleichen", sagt Alexander Wurthmann, der Geschäftsführer der privaten BESW Hufakademie in Glonn. In der Metallbauerausbildung lernten die jungen Leute, Eisen zu biegen, aber nichts vom Pferd. Im Praktikum sei es dann Glückssache, ob der Schmied seinem Lehrling etwas beibringe oder ihn monatelang die Huf hochhalten lasse. Die privaten Schulen beschäftigen sich ausschließlich, wenn sie nicht nur den Barhuf propagieren, mit Hufschutz aus Kunststoffen, der geklebt oder genagelt wird. Sie seien ja gerade deshalb entstanden, weil die Schmiede den modernen Hufschutz nicht verwenden wollten, erklärt Thekla Friedrich, Prüfungsbeauftragte der Gesellschaft für Hufs- und Klauenpflege (GdHK), die Eisen ablehnt. Da das alte Hufbeschlagsgesetz aus dem Jahre 1940 sich auf das Anbringen von Eisen bezieht, konnte um die modernen Werkstoffe ein neues Berufsbild (Huftechniker) entstehen, die nun mit dem Gesetz der Garaus gemacht werden soll.

Daß die stoßdämpfenden Materialien dem Pferdefuß guttun, ist allerdings von vielen Studien belegt. Der Pferdefuß habe mehr Elastizität, als man glaube, erklärt Professor Karl-Heinz Budras von der Universität Berlin, ein bekannter Spezialist für Pferde-Orthopädie. Beschläge aus weichen Werkstoffen schonten den Bewegungsapparat. Hufschmied Lukas verweist allerdings darauf, daß in der Metallbauerausbildung auch andere Werkstoffe gelehrt würden. Außerdem stehe die zweijährige Ausbildung künftig den Absolventen jedes beliebigen Berufs offen - die einzige Regelung im Gesetzentwurf, die von allen Seiten gutgeheißen wird. In der neuen Prüfungsordnung werden sogar zwei Füße mit alternativem Schutz verlangt, auch wenn nicht sicher ist, ob der Kandidat dessen Anbringung im Praktikum gelernt hat. "Nur der Schmied kann und darf sämtliche Materialien anbieten und die Pferdebesitzer daher umfassend beraten", erklärt Lukas.

"Aber er macht es oft nicht", sagt Martin Vögele. Der Schmied aus Magstadt, erster (von zweien) sowohl staatlich geprüfter Hufschmied als auch privat geprüfter Huftechniker, kann gleich reihenweise fußkranke Pferde vorstellen, die er mit gummiummanteltem Hufschutz wieder zum Laufen gebracht hat. Die meisten Schmiede machten Nicht-Eisen-Beschläge nur halbherzig oder gar nicht - eine Erfahrung, die von Pferdehaltern und von der Statistik des Handels bestätigt wird, nach der das Eisen noch rund 95 Prozent Marktanteil hält

Den Besitzern der rund 1,5 Millionen Pferde in Deutschland wird unterdessen von Gesetzgeber und Schmiedeverband bescheinigt, daß sie zu wenig Ahnung haben, sich ihren Dienstleister selbst auszusuchen. Wenn es den Hufpfleger nicht mehr gebe und den Schmiede der Nachwuchs ausgehe, weil sich die Ausbildungszeit verdoppelt hatte, führe das zu einer weiteren Verknappung des Angebots, meint die Vereinigung der Freizeitreiter (VFD). Die VFD hat sogar bemerkt, was den meisten entgangen ist: Nach dem Wortlaut des Gesetzentwurfs dürfen die Pferdebesitzer den Huf nur noch putzen. Wenn ein Eisen locker ist oder das Pferd wegen eines hineingetretenen Steines lahmt, müssen sie warten, bis der Schmied kommt. Es lahmt dann solange im Dienste des Tierschutzes.
 » Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dienstag, 27. Dezember 2005, Nr. 301 / Seite 13


Huf-Quacksalber


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Genüßlich zieht der Spiegel die Angelegenheit durch den Kakao:

SPIEGEL ONLINE, Panorama, 28.11.05 · Copyright wie angegeben
» SPIEGEL ONLINE, Panorama, 28.11.05
GESETZESREFORM

Kampf den Huf-Quacksalbern

Von Lisa Wandt

Seit Jahrzehnten versucht eine Hufschmiedelobby sich unliebsamer Konkurrenz zu entledigen. Ihr Vorhaben muss nur noch eine parlamentarische Hürde nehmen. Kanzler Schröders letzte Reform scheiterte vorerst an seinem eigenen Neuwahl-Coup.

Es zischt und qualmt, dann riecht es nach verbranntem Haar. Dieter Kröhnert nagelt ein glühendes Eisen an einen Pferdefuß. 46 Männer - Teilnehmer einer Fachtagung der Berliner Uniklinik für Tiere - sehen dem Hufschmiedelehrmeister zu. "Pferde werden krank, wenn sie unbequeme Schuhe tragen", erläutert der Meisterschmied.

Deswegen verpasst er dem Modellhengst "Immerda" die Spezialhufe "Rock'n'Roll". Der beißende Geruch, der sich dabei im Stall ausbreitet und in Haut und Haar festsetzt, gehört zu seinem Gewerbe. "An der Supermarktkasse treten die Frauen immer einen Schritt zurück", klagt der Pinneberger Norbert Großkopf. Ein Schicksal, das ihn mit Pommesverkäufern verbindet.

Doch im Gegensatz zu diesen soll der Hufschmied bald besonderen staatlichen Schutz genießen. Zurzeit dürfen Hufpfleger, Huftechniker oder auch Hufheilpraktiker dem offiziell geprüften Hufschmied noch Konkurrenz machen. Denn das bislang geltende Reichsgesetz aus dem Jahr 1940 sieht nur eine staatliche "Anerkennung" für die Ausübung des Huf- und Klauenbeschlages vor, was den Hufschmieden allerlei unerbetene Konkurrenten beschert hat.

Das soll nun anders werden: Ein neues Gesetz soll Pferde vor Huf-Quacksalbern beschützen, Hufschmieden unliebsame Konkurrenten vom Hals halten und Pferdehaltern bei der Auswahl des richtigen Pferdeschusters helfen. Schröders letzte Reform würde dem "rechtlich sehr bedenklichen Graubereich Hufpflege" Einhalt gebieten, heißt es in einer Stellungnahme des dafür seit 2002 zuständigen Verbraucherschutzministeriums.

Neben einer abgeschlossenen Berufsausbildung schreibt der Gesetzesentwurf daher eine viermonatige Ausbildung mit anschließender zweijähriger sozialversicherungspflichtiger Anstellung als Lehrling vor. Begründung: Mit der Tätigkeit des Hufschmiedes gehe "ein großes Gefahrenpotenzial für Tier und Mensch einher". Und: Die "Bedingungen haben sich verändert".

Geändert hat sich vor allem das geschäftliche Umfeld. Etwa 400 Huf-Homöopathen bieten derzeit mit undurchsichtigen, weil nicht offiziell geprüften Qualifikationen, ihre Leistungen an. Sie machen den 4500 geprüften Hufschmieden in der Republik Konkurrenz. Mit Hilfe der neuen Paragraphen sollten sie zurückgedrängt werden.

Das Hufbeschlaggesetz trägt die Handschrift von Hufschmiedelobby, Hufheilpraktikern, Pferdehaltern und Tierärzten. Das riecht - wieder einmal - nach lobbygesteuerter deutscher Regelungswut. Ein Vorwurf, den die organisierte Hufschmiedelobby allerdings entrüstet zurückweist. Auch Tiermediziner wie Bodo-Wolfhardt Hertsch, der alljährlich zur Berliner Fachtagung lädt, berichtet lieber von kranken Pferden und gefährlichen Huf-Quacksalbern. Der Chef der Berliner Pferdeklinik befasst sich bereits seit 40 Jahren mit der Reform des hochbetagten Gesetzes aus dem Dritten Reich. "Mir geht es vor allem um die Gesundheit von über einer Million Pferden in Deutschland", sagt der Professor.

Dass es aber auch ums eigene Geschäft geht, geben einige Hufschmiede, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand, am Rande der Fachtagung durchaus zu: "Klar haben wir Angst vor Konkurrenten, die uns durch Preisdumping die Kunden klauen", meint Michael Kostezki, 39, ein Meister aus Bielefeld.

Bislang fanden vor allem Hufbeschlagverbände und Pferdeärzte politisches Gehör: Weil der einfache Pferdenarr nicht beurteilen könne, ob sein Hufpfleger auch "eine wirkliche Fachkraft ist", muss der Gesetzgeber einschreiten, argumentiert der SPD-Abgeordnete Wilhelm Priesmeier. Als Tierschutzexperte seiner Fraktion und beurlaubter Tierarzt muss er das wissen.

An den mündigen Pferdehalter, der den richtigen Schuster für sein Ross auszuwählen weiß, glaubt er jedenfalls nicht. Jugendliche Pferdebesitzer aus besseren Kreisen, so klagt er, fielen "in großer Zahl" auf die "geschickten" Internetauftritte der Hufpfleger herein. Der SPD-Parlamentarier reitet zwar nicht, aber drei Jahre Ausschussarbeit haben ihm offenbar tiefe Einblicke in die komplizierte Materie des Hufbeschlages ermöglicht.

Der Bundesrat hatte dem Gesetz am 8. Juli mit Ausnahme kleiner Veränderungen bereits zugestimmt und vermutlich wäre das Gesetz inzwischen längst sang- und klanglos verabschiedet worden.

Aber mit seinem Neuwahl-Coup hat Gerhard Schröder die von langer Hand geplante "Reform" vorerst vereitelt. Nun bedarf die Novellierung des Gesetzes noch einmal der Zustimmung des neu gewählten Parlaments. Es ist durchaus denkbar, dass der zukünftige Agrarausschuss andere Präferenzen hat als sein Vorgänger. "Da muss man abwarten", sagt eine Sprecherin des zuständigen Ministeriums. Pferde-Professor Hertsch befürchtet indes, dass "40 Jahre Einsatz für einen qualifizierten Hufbeschlag umsonst" gewesen sein könnten.
» SPIEGEL ONLINE: Kampf den Huf-Quacksalbern


Wachstumsmarkt


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Wer "Recht" bekommt, wird sich zeigen. Vielleicht wird das Thema nun doch nicht mehr einfach durch den Gesetzgebungsprozess durchgewunken. Wie dem auch sei, es ändert meiner Ansicht nach nichts an dieser Tatsache:

Es gibt auf allen Seiten Pfuscher. Und es gibt genug Pferdebesitzer, denen der Preis für die Hufpflege der wichtigste Maßstab ist, die zu lange warten, denen es egal ist - Hauptsache Pferd läuft, oder die so schwierig im Umgang sind, daß die guten Hufdienstleister dankend abwinken und damit den Weg für die Pfuscher frei machen.

Als bekennender Barhuf-Fan kenne ich jedenfalls Schmiede, die deutlich besser ausschneiden als mancher Barhufspezialist. Umgekehrt haben schlechte Schmiede einen Vorteil: Wenn die schlecht arbeiten, merkt der Besitzer es oft nicht, weil beschlagene Pferde durch die abgeklemmte Blutpumpe meist kaum noch Gefühl in den Hufen haben. Ein falsch geschnittenes Barfußpferd mit lebendigen Hufen reagiert da schon schneller und deutlicher.

In meinen Augen bringt es den Fundamentalisten nichts, auf den Schmieden rumzuhacken. Die haben in meist guter Absicht eine meist sehr langwierige Ausbildung durchgezogen, in der ihnen im Schwerpunkt handwerkliche Fähigkeiten, ein wenig Wissen ums Pferd an sich und das hunderte von Jahren alte Weltbild "Hufschutz ist unabdingbar" vermittelt wurde. Sie mußten sich vor dem Aufbau ihres Kundenstamms für ihre Selbständigkeit reichlich Ausrüstung und Material zulegen und in ein entsprechendes Fahrzeug packen. Der (Bar-)Hufheilpraktiker lernt das Wesentliche in deutlich kürzerer Zeit und bringt sein Equipment locker in einem Kleinwagen unter.

Auch für Schmiede, vor allem für die, die hauptberuflich arbeiten, gilt: Sie leben von ihrem Kundenstamm, der sie und ihre Familien ernährt. Diese Kunden nach einer eigenen Bekehrung vor den Kopf zu stoßen, sie zum Teil zu verlieren und im Sinne der Fundies sofort sein Leben komplett zu ändern, kann nicht von jedem Schmied verlangt werden. Zumal sich die Art, auf das Gegenlager zuzugehen, in meinen Augen bei keiner Seite durch besondere Diplomatie ausgezeichnet hat.

Gut - Schmiede sind auch Menschen und damit nur bedingt bereit, gewohnte Bahnen zu verlassen und Alternativen auszuprobieren. Es sei denn, der Kunde will eine Alternative, genau den betreffenden Schmied und hat dazu die entsprechende Überzeugungskraft.

Von Seiten der Alternativen, also den Barhufleuten und den Huftechnikern, heißt es: Es ist genug Potenzial für alle, Berufe um den Pferdehuf sind ein Wachstumsmarkt!

In Deutschland gab es nach der offiziellen Zählung in 2003 über 500.000 Pferde und Ponies, mittlerweile sind es sicher mehr. Andere Quellen sprechen von 1,5 Millionen Pferden. Nehmen wir die Mitte, also 1 Million. Auch die Angaben über die Zahl der Schmiede und die derer, die nicht staatlich geprüft sind, gehen auseinander: Es ist die Rede von 400 bis 800 Huforthopäden, -heilpraktikern und -technikern gegenüber den 4500 Schmieden. Nach meinen Informationen sind über 60% der "Alternativen" nur im Nebenerwerb tätig, bei den Schmieden sind das vielleicht 40%. Es gibt nämlich deren viele, die hauptberuflich ihre Schlosserei haben - allein schon wegen der körperlichen Belastung eines "Hufmenschen".

Ein guter "Alternativer" schafft am Tag vielleicht 5-8 Pferde, ein Schmied mit Aufhalter 10. Für die Nebenberufler nehme ich schätzungsweise 5 pro Woche an. Der Hufpflegerythmus sei beim Schmied 8 Wochen, beim Alternativen 4 Wochen wegen der überproportional vielen Krankheitsfälle, die sie wieder hochpäppeln. Die Blitzrechnung ergibt:

360 nebenberufliche HHP betreuen regelmäßig je 65 Pferde, 240 hauptberufliche HHP je 390, 1800 nebenberufliche Schmiede schaffen da je 33, die 2700 Hauptberuflichen je 325 Pferde zu betreuen. Das ergibt gut eine Million Pferde, die nur extern und nicht vom Halter selbst betreut werden. Die Pferde, die von ihren Besitzern autark versorgt werden, sind also nicht dabei.

Stimmt diese Rechnung, haben wir einen Verdrängungs-, keinen Wachstumsmarkt! Das erklärt die Situation und das Verhalten des Schmiedeverbands recht gut, finde ich. Das Verdrängen kann man gut spüren: Beide Seiten werfen der anderen vor, die Preise kaputt zu machen, und beide Seiten haben recht: Die Schmiede haben ein Problem, weil eine saubere Rundum-Barhufpflege aufwendig, aber trotzdem billiger ist als der Beschlag. Zudem ist auf dem Material eine Spanne kalkuliert, die beim reinen Ausschneiden wegfällt.

Umgekehrt haben Hufheilpraktiker ein Problem mit den etablierten Preisen für das Ausschneiden durch den Schmied. Dieser ist damit in der Regel deutlich schneller fertig als ein ernsthafter HHP, nimmt vielmehr diese Arbeit oft nicht wirklich ernst und läßt sich das mit einem Freundschaftspreis von 15 oder 20� bezahlen. Das wird vom Kunden als Meßlatte gesehen. Also steht der HHP vor der Wahl: Entweder pfuschen oder im Extremfall mit 5� Stundenlohn auskommen, wenn er die Fahrzeit mitrechnet.

Aufklärungsarbeit ist also gefragt! Und jetzt kommt der HHP zum Zug. Er versteht in der Regel mehr von der Sache und kann den interessierten Kunden einweisen und schulen. Mit dieser Anleitung kann sich der geneigte Pferdebesitzer in das Gebäude und die Hufe seines Pferds einarbeiten und diese im wesentlichen selbst pflegen, bei regelmäßiger Kontrolle durch seinen "Meister". Diese Konstellation geht bei Beschlag nicht, selten hat ein Kunde Ausrüstung und Möglichkeiten, selbst zu beschlagen.


Wer bewegt wen


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Diese Frage stellen erfahrenere Pferdeleute beim Umgang mit ihrem Pferd, Stichwort Parelli. Doch hier ist es übertragen gemeint: Wodurch bewegt sich etwas?

Durch DICH!

Nicht ein Verband hat es in der Hand, was mit deinem Pferd passiert, sondern DU. Du bist Auftraggeber für alle Dienstleistungen im Zusammenhang mit deinem Pferd. Du bestimmst, wo es steht, was der Stallbetreiber anzubieten hat, welcher Hufdienstleister und welcher Tierarzt ran darf. Mit deiner Marktmacht bestimmst du langfristig die Zukunft. Was du bezahlst, wird produziert und verarbeitet und es überleben die Dienstleister, die dir das alles in deinem Sinne kredenzen!

Wenn die Pferdebesitzer mündig werden, das Pferd als solches und seinen Bedürfnissen nach nicht als Menschen mit Hufen sehen, wenn sie sich hinreichend informieren und dann entscheiden, dann wird sich langfristig das durchsetzen, was für die Pferde am besten ist, also was ihrer Natur entspricht.

Bei denen, die ihr Pferd als reinen Wirtschaftsfaktor, als Sportgerät oder als Mittel zum Angeben nutzen, spielt das eine untergeordnete Rolle. Da wird nach Verbrauch des Pferdematerials halt Neues beschafft.

Ich glaube an das Gute und daran, daß die Schöpfung sich zum Guten entwickelt. Ansonsten hätte sie sich doch schon längst selbst eliminiert. In diesem Sinne...

Es war einmal ein Stallbetreiber. Er liebte immer schon Pferde und konnte mit ihnen und mit seinen Kunden, den Pferdebesitzern, gut umgehen. In den letzten Jahren war ihm aufgefallen, daß sich einiges ändert: Er hörte von Pferdeflüsterern, von denen er einige nützliche Anregungen übernommen hat. Auch sah er, daß immer mehr Pferde das ganze Jahr draußen leben und denen es dabei sichtlich gut geht.

Nachdem öfters Interessenten bei ihm danach fragten, hat er dies auch probiert und seine Boxen bis auf ganz wenige Ausnahmen umfunktioniert. Bei der Gelegenheit ist eine Werkstatt und sogar ein schönes warmes Reiterstüberl entstanden. Die Pferde sind jetzt immer draußen und haben eine Art Laufstall als Unterstand.

Auch bei seinen Kunden hat sich etwas getan: Es sind Neulinge dazugekommen, die ihre Pferde das ganze Jahr barfuß laufen lassen und die anderen damit richtig angesteckt haben, weil es so praktisch und viel günstiger ist. Zum Beispiel haben jetzt im Winter alle viel mehr Spaß, weil die Pferde nicht mehr aufstollen und weniger rutschen.

In dem Stall geht schon lange ein guter Schmied ein und aus. Mit ihm waren bisher alle zufrieden, auch wenn es manchmal ein bischen lange dauerte, bis ein Termin frei war. Auf Fortbildungen und Messen hat er sich mit den verschiedensten Alternativen zu Hufeisen beschäftigt und das für sich rausgesucht, von dem er persönlich etwas hält. Aber die Neuen haben auch ihren Hufpfleger mitgebracht, der ihre Pferde schon jahrelang betreut.

Der Schmied und der Hufheilpraktiker trafen sich immer wieder am Stall und kamen ins Gespräch. Schließlich sind sie ja beide Pferdefans und verdienen noch dazu mit dem gleichen Thema ihr Geld. Natürlich blieb es da nicht aus, daß der Hufheilpraktiker, der ja ganz gegen das Beschlagen war, seinen Kollegen nach dem Sinn der Eisen fragte.
Da erklärte der Schmied, daß er es so gelernt hat und seine Pferde alle gut laufen.

Zwar habe ihm sein Lehrmeister immer gesagt, daß gar kein Beschlag der beste Beschlag wäre, aber so viele Pferde können ohne Eisen einfach nicht laufen. Sie gehen so klamm und wenn dann wieder Eisen drauf kommen, ist das Problem erledigt. Darum wollen seine Kunden lieber Eisen. Er erzählte auch, wie er bei schwierigen Fällen eng mit dem Tierarzt zusammen arbeitet.

Da erzählte der Hufheilpraktiker von seiner Ausbildung, die in einer Pferdeklinik stattfand und die immer mehr Anhänger findet, weil die Methode so gut funktioniert. Er konnte auch logisch erklären, warum das so ist. Der Schmied hatte wirklich Bedenken, schließlich hatte er 5 Jahre lang lernen müssen, bis er selbstständig beschlagen durfte und der Hufheilpraktiker war nach 2 Jahren Nebenher-Ausbildung fertig. Trotzdem wurde er neugierig, schließlich liefen die neu dazugekommenen Pferde recht gut. So versprach der Hufheilpraktiker, ihm Bücher zu leihen und der Schmied versprach, sie auch zu lesen.


Ein Märchen


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Mittlerweile hat auch der Stallbetreiber die Veränderungen mitbekommen und probierte die Methoden des Hufheilpraktikers bei ein paar eigenen Pferden aus. Sie kamen ins Gespräch und der HHP erzählte ihm von regelrechten Pferdespielplätzen, mit verschiedenen Böden, Wälzplatz, einer Hufbadewanne und Hindernissen, wo Pferde gerne drüberklettern und sich dabei selber trainieren.

Der Stallbetreiber versprach, das bei der nächsten Einstellerversammlung anzusprechen, weil die Neuen das ja auch schon kannten und ihn deswegen schon gefragt hatten. Auf der Versammlung diskutierten alle über den Sinn der Aktion, aber die Neuen konnten von guten Erfahrungen mit dem Spielplatz und vor allem mit den befestigten Flächen berichten, wodurch die Hufe ihrer Pferde so viel besser geworden waren.

Im Endeffekt haben also alle was davon: Der Stallbetreiber tut sich bei den befestigten Böden leichter mit dem Sauberhalten und die Einsteller mußten nicht mehr so oft duch den Matsch, um ihre Pferde zu holen. Den Ausschlag gab dann der Vorschlag, daß alle zusammenhelfen, die Einsteller mit ihrer Arbeitskraft und der Stallbesitzer mit Material und Maschinen. Bei der Gelegenheit bauten sie gleich einen schönen Trailparcours mit und das Ganze wurde mit einem super Stallfest abgeschlossen.

Die Monate gingen ins Land und immer weniger im Stall wollten ihre Pferde beschlagen lassen. Der Schmied hatte sich in die Bücher des HHP eingelesen und setzte auch Einiges um. Seine wachsende Zahl an Barfußpferden lief daraufhin nicht mehr so leicht klamm.

Er mußte jetzt zwar für das Ausschneiden mehr verlangen, weil es größerer Aufwand war, aber viele seiner Kunden waren froh, trotzdem weniger zahlen zu müssen als für einen Rundum-Beschlag. Kürzlich hat er erfahren, daß diese HHP-Schule für Schmiede eine Art Aufbaukurs anbietet und das zu einem Sonderpreis für Umsteiger. Auch mit dem Tierarzt hat er schon gesprochen und der hat bestätigt, daß die aktuelle Forschung sich mehr durchsetzt.

Aber, so hat er auch geklagt, viele seiner Kunden erwarten von ihm, daß das Pferd gesund oder zumindest schmerzfrei ist, wenn er vom Hof fährt. Nur wenige haben die Geduld von Wochen oder gar Monaten, wenn die Hufe sich komplett umbauen müssen.

Trotzdem geht es ihm vor allem um seine Patienten und der Anteil der Einsichtigen wird immer größer. Alle drei, Hufheilpraktiker, (Noch)Schmied und Tierarzt versprechen, eng miteinander zusammenzuarbeiten und sich so zu ergänzen.

Den Stallbetreiber freut die neue Stimmung im Stall. Die wenigen Unverbesserlichen vom alten Schlag sind gegangen und Neue sind gekommen, die zur Gemeinschaft passen. Zudem ist er ein diplomatischer Mensch. Er hat deshalb auch einen guten Draht zum Jäger und Förster. An einem Sommerabend, bei einer halben Bier im Hof, kamen sie auch auf die vielen Veränderungen zu sprechen. Dabei erzählte der Förster, daß die Wege jetzt nicht mehr so ramponiert sind, seit die Pferde ohne Eisen drübergehen. Auch mit einigen Bauern habe er darüber schon geplaudert.

So verstärkte sich bei allen der Eindruck, daß die anderen rücksichtsvoller mit ihnen umgehen, und mit ihren Pferden, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.


Epilog

Die Erde ist eine Scheibe
Der Mensch ist die Krone der Schöpfung
Pferde können ohne Eisen nicht vernünftig laufen


 » Muster Protestbrief




Quellen


  1.  " Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dienstag, 27. Dezember 2005, Nr. 301 / Seite 11
  2.  " Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dienstag, 27. Dezember 2005, Nr. 301 / Seite 13
  3. » SPIEGEL ONLINE: Kampf den Huf-Quacksalbern
  4.  " Muster Protestbrief
  5.  Hufeisen - Glücksbringer ++auf Pferdehufen, Prolog - Odyssee eines engagierten Pferdebesitzers
      Ausgabe 354 · Teil 1
  6.  Krieg der Weltanschauungen, Hufseminar - 3 Tage geballte Information
      Ausgabe 355 · Teil 2
  7.  Im Zeichen der Ganzheitlichkeit, Pferde sind Lebe-Wesen
      Ausgabe 357 · Teil 3
  8.  Fast alle unnötig getötet, Wie kann man's besser machen?
      Ausgabe 358 · Teil 4



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Messeseite: TV-Vogel und Pferdia


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1. Thomas Vogel

 
 TV, der Pferdefilmer
 
 
TV ist hier Thomas Vogel und mit seinen Filmen ein Begriff in der Pferdewelt.

Der gelernte Pferdewirt und Schüler des berühmten Pferdekenners Hans Joachim Köhler gründete 1989 mit seiner Frau Inge die Filmproduktionsfirma "TV-Produktion".

Was zunächst klein begann, boomte schon bald: Thomas Vogel vereint Filmerblick und Pferdeverstand und produziert auf eine Weise Filme, die seinesgleichen suchen. Ob Lehrfilm, Dokumentation oder Werbefilm, "TV" findet sich in jedem Genre zurecht und bringt dabei sowohl Sachverstand als auch Gefühl mit ein. Thomas Vogel liebt Pferde - das sieht man seinen Filmen an.

In Thomas Vogels Schnittstudio in der Nähe der Reiterstadt Verden/Aller war schon viele Persönlichkeiten zu Gast, die in der Pferdeszene Rang und Namen haben. Seine Filmografie ist beeindruckend und lang.

Alle seine Werke, eigene Filme sowie eine breite Palette an Auftragsproduktionen sind auf seiner Website übersichtlich und informativ zusammengestellt. Wer also gut gemachte Pferdefilme sucht oder einmal selber einen Film in Auftrag geben möchte, sollte die Homepage von Thomas Vogel unter » www.tv-vogel.de anklicken.

Seine Frau Inge, oftmals Ideengeberin für neue Filmprojekte, zeichnet für Organisation und Ablauf der Filmprojekte verantwortlich und leitet den seit 1992 bestehenden Video Verlag, heute Fachversand.

Kontakt
Thomas Vogel pferdia tv
Hehrenwiese 8 27299 Langwedel-Völkersen
E-Mail   Thomas Vogel » www.pferdia.de
Tel. 04232-93100 Fax 04232-9310-1

 

 
Messeseite » Pferdia · Pferdevideos, DVDs rund ums Pferd
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Gift: Fingerhut


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Sorry, diese Ausgabe ist veraltet. Die Inserate haben keine Gültigkeit mehr.

Editorial: Experten


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W. Popken im Fenster
Selbstportrait 08/2004
 
 
12.02.2006

Experten

Am Mittwoch fand also die Anhörung der Experten zum Thema Hufbeschlagsgesetz in Berlin statt. In der letzten Woche habe ich versucht herauszufinden, wie sich die Experten für diesen Job qualifizierten. Unter der Adresse » Stellungnahmen hat der Bundestag schriftliche Äußerungen der Experten veröffentlicht, unter » Bericht eine Zusammenfassung.

Die Auslassungen von Prof. Ulrich Schnitzer lassen nicht erkennen, inwiefern er als Experten zu gelten hat. Sowohl er als auch Dr. Schüle lassen sich zu versteckten Diffamierungen hinreißen, die absolut unentschuldbar sind. Hoffen wir, daß die Bundestagsabgeordneten gegen diese Art Demagogie immun sind.

Die Tierärztin Bianka Lücke hat erfreulicherweise zunächst dargestellt, inwiefern sie als kompetent zu gelten hat. Wie sie zu dieser Einladung gekommen ist, wurde dadurch immer noch nicht deutlich. Dabei liegt es darauf der Hand, daß schon die Auswahl der Experten das Spektrum der Meinungen bestimmt.

Nun sind unsere Abgeordneten gewiß nicht auf den Kopf gefallen und gewohnt, von den unterschiedlichsten Interessengruppen in Anspruch genommen zu werden. Wenn Journalisten, wie in der Hauptgeschichte dieser Ausgabe durch vollständige Zitate hinreichend verdeutlicht, das Spiel durchschauen, sollten doch die Abgeordneten, die zweifellos zumindest gelegentlich "Spiegel" und "Frankfurter Allgemeine" lesen, ebenfalls einen klaren Durchblick bekommen. So ein Abgeordneter hat ja einen Mitarbeiterstab, der ihm zuarbeitet, und wenn der gute Arbeit leistet, dann hat er die einschlägigen Artikeln zusammengestellt.

Trotzdem: Die Gesetzesvorlage ist ja nun mal zustandegekommen, und die Leute, die das vollbracht haben, sind ja ebenfalls nicht blöd gewesen. In den angeführten Artikeln kommen Experten zu Wort, angeblich angesehene Hochschullehrer, auf Pferdebeine spezialisiert, die das vorgelegte Gesetzesvorhaben für die Frucht jahrzehntelanger Anstrengungen ansehen. Ich frage mich also nach wie vor, was eigentlich hinter dieser ganzen Machenschaft steckt. Es können doch nicht die paar tausend Schmiede sein!

Vermutlich geht der ganze Streit viel tiefer. Wenn ich lese, daß 95% aller Pferde beschlagen werden, und wenn ich weiß, daß das nicht nötig ist, und wenn ich zudem auch noch weiß, daß jeder das ziemlich schnell einsehen kann, frage ich mich, warum sowohl die Schmiede als auch die Pferdehalter so gerne beschlagen. Es gibt ja auch Pferdehalter, die beschlagen ihre Pferde selbst. Zwar sparen sie dadurch das Geld für den Hufschmied, aber sie müssen sich dafür selber plagen. Wenn das alles völlig überflüssig ist - warum tun die das?

Ist es wirklich nur das überkommene Vorurteil, daß nur reiche Pferdebesitzer sich einen Beschlag leisten konnten und daß man selbstverständlich nicht dahinter zurückstehen will? Die meisten Pferdebesitzer, nehme ich an, lieben ihre Pferde, und wenn sie nur den leisesten Anlaß haben müßten, daß der Beschlag für ihre Pferde schädlich sein könnte - würden sie dann nicht alles darüber in Erfahrung bringen wollen, was es zu wissen gibt, und so schnell wie möglich den Beschlag aufgeben, wenn dies möglich wäre?

Ich fürchte, die Welt ist rätselhaft und ich werde sie nie verstehen. Seit geraumer Zeit lese ich an der Kasse des Supermarkts, wie schädlich Zigarettenrauchen ist - nicht irgendwo, sondern auf der Packung von Zigaretten. Ich kenne die Statistiken nicht, aber ich nehme an, daß der Zigarettenkonsum nicht etwa abgenommen hat, sondern eher im Gegenteil zugenommen. Und wenn ich dann noch junge Leute sehe, die sich ein paar Packungen auf das Band legen, vielleicht noch mit einem großen Karton Windeln, dann bedaure ich diese. Freiwillig begeben sie sich in die Abhängigkeit der Zigarettenkonzerne. Und dann tröste ich mich mit dem Gedanken, daß ich diese Leute und die Welt nicht retten muß.



E-Mails

Vor einigen Tagen rief mich jemand an und war ziemlich verzweifelt. Es ging um viel Geld, um ein krankes Pferd, um eine gerichtliche Klage und um E-Mails, E-Mails, die die Pferdezeitung verschickt hat und die diese Person hätte lesen sollen, weil der Inhalt rechtlich relevant war. Es ist nicht das erste Mal gewesen, daß jemand zugegeben hat, die E-Mails der Pferdezeitung nicht zu lesen. Ich habe daraufhin die Konditionen entsprechend abgeändert und weise jetzt in jeder E-Mail auf die Konditionen hin.

Das ist gut gemeint, aber wenn jemand seine E-Mails nicht liest, nützt das alles nichts. Seit ich Mitte Januar eine Verbesserung eingeführt und dabei einen Fehler eingebaut habe, schicke ich mir für eine Zeit lang wieder Bestätigungen zu, um die Sache zu beobachten, nachdem ich den Fehler entdeckt hatte. So habe ich davon Kenntnis erhalten, daß es eine Handvoll Leser gibt, die jeden Tag oder besser jede Nacht eine Nachricht von der Pferdezeitung bekommen und nicht darauf reagieren.

Gestern habe ich eine diese Personen angerufen und sie auf den Sachverhalt hingewiesen. Selbstverständlich hat sie diese E-Mails bekommen und selbstverständlich nicht gelesen. Sie fand das ganz normal, wunderte sich nur etwas, daß sie jeden Tag eine E-Mail von der Pferdezeitung bekam. Man stelle sich vor, die Leute würden ihre Briefpost nicht lesen! Das Finanzamt schickt einen Brief und man schmeißt den in den Papierkorb! Damit ist das Problem aus der Welt, oder?

Das Internet ist keine Spielwiese! Das Internet ist unsere wirkliche Welt, genauso wie die Briefpost oder das Fernsehen! Hier werden Verträge geschlossen, Pferde verkauft und sicher auch oft betrogen. Und manchmal kommt es dann eben zu einem Gerichtsverfahren. Gut, wenn man dann die entsprechenden E-Mails vorweisen kann. Genauso wie irgendwelche Briefe, die als Belege dienen können. Sollten Sie dies lesen und auch dazu neigen, E-Mails auf die leichte Schulter zu nehmen, rate ich Ihnen, diese Haltung zu überdenken.



Suchbox

Es ist nicht mehr so schlimm, aber nach wie vor gibt es unerklärliche Systemeinbrüche. Seit 14 Tagen beobachte ich aus diesem Grunde unsere Suchmaschine. Ich hatte sie im Verdacht, für die Probleme verantwortlich zu sein, aber dieser Verdacht hat sich nicht bestätigt. Dafür habe ich viele wertvolle Erkenntnisse bezüglich der Suchmaschine gewinnen können und diese auch erheblich verbessert. Ich habe sogar neue Funktionalitäten eingebaut; so bekommt man jetzt die Statistik zu sehen und kann sogar die Statistik befragen. Nehmen wir einmal an, ich würde Reithallen bauen, dann würde mich interessieren, ob jemand nach dem Stichwort "Reithalle" oder "Hallenbau" oder gar nach meinem Firmennamen gesucht hat, und wenn ja, wie häufig eine solche Suche war.

Da so oft nach "Pferdenamen" gesucht worden ist, habe ich ein neues Angebot eingeführt: eine Statistik der  Pferdenamen im  Pferdemarkt. Es sind über 10.000 - der Spitzenreiter ist Merlin mit 33 Nennungen. Man kann die Suche nach Häufigkeit und Anfangsbuchstaben eingrenzen. Wer das wohl braucht? Sind das die virtuellen Reiterhöfe oder sucht da jemand einen Namen für sein Pferd?

Es wird auch angezeigt, wie oft die Suchmaschine nichts finden konnte. Natürlich findet die Suchmaschine nichts, wenn man sich vertippt, das ist klar ("pferkauf"), aber es ist schon merkwürdig, daß Suchbegriffe eingegeben werden, die sich im Menü finden, zum Beispiel "Bildschirmschoner". Vor zehn Tagen etwa habe ich die  Fotoalben eingeführt und per Schlagzeile daraufhingewiesen, etwa einen Zentimeter neben der Suchbox. Da wundert es mich schon, wenn jemand "Pferdebilder" in die Suchbox eingibt. Oder die Suche nach "Kosten" oder "kostenlose Annonce", wo doch oben ganz dick in der Mitte und rot steht: "kostenlos inserieren". Manche Leute schreiben mir auch eine E-Mail und fragen nach den Kosten.



Optimierung

Nun werde ich die Leser nicht ändern können, aber ich kann aus dem Suchverhalten lernen und dem Leser das geben, was er sucht, ohne die allgemeine Suchmaschine in Gang setzen zu müssen und ihn mit Tonnen von Ergebnissen zu überschütten, aus denen er dann wieder das heraussuchen muß, was ihn interessiert. Selbstverständlich kann ich dabei zuviel des Guten tun, indem ich eine allgemein gemeinte Suche spezialisiere. Zum Beispiel hätte ja derjenige, der nach "Bildschirmschoner" gesucht hat, gar nicht Bildschirmschoner gemeint, sondern Artikel, in denen das Wort "Bildschirmschoner" vorkommt. Der käme dann nicht zum Ziel.

So biege ich grundsätzlich alle Abfragen nach einer Pferderasse auf den Pferdemarkt um; ich zeige also nicht das Rasseporträt, sondern nur die Verkaufspferde. Ob das immer richtig ist, sei dahingestellt. Wir werden sehen, ob die Strategie gut ist oder nicht. An einer Stelle habe ich jedenfalls schon gemerkt, daß ich vorsichtig sein muß. Jemand suchte nach "Tinker Eddy", und der wollte sicherlich nicht einen Tinker namens Eddy kaufen, sondern die Artikel finden, die sich auf den Tinker Eddy beziehen.

Also habe ich die Umleitung auf die Pferdeangebote "Tinker" eingeschränkt und leite nicht weiter, wenn das Wort "Eddy" zusätzlich mit genannt wird. Und wo ich schon einmal dabei war, habe ich dasselbe für "Bella" eingerichtet. Diese beiden Pferdenamen sind in der Pferdezeitung gewissermaßen reserviert.

Können Sie etwas mit "romano giorgio" anfangen? Danach wird ständig gesucht. Ich habe schon gedacht, hier komme immer wieder eine Suchmaschine vorbei, aber das kann aus zwei Gründen nicht zutreffen. Zum einen erkenne ich, wenn es eine Suchmaschine ist, und gebe ihr die Antwort "404", d. h.: "die Seite existiert nicht", woraufhin die Suchmaschine lernt und nie wieder danach fragt. Zum anderen wird auch nach diesem Namen in Abwandlungen gefragt, die ganze offensichtliche Tippfehler sind, etwa Buchstabendreher. So etwas würde eine Suchmaschine nicht machen. Ich habe schon Google nach "romano giorgio" gefragt, bin aber nicht recht schlau geworden. Vielleicht sollte ich mal die Suchmaschine der Pferdezeitung fragen - ich glaube, ich habe es noch gar nicht gemacht.

 
Chefredakteur und Herausgeber
 
 




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Rezension: Dual-Aktivierung


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Geitner, Michael

Dual-Aktivierung


160 Seiten, 1 sw-Abbildungen, 150 Farbabbildungen, 4 Zeichnungen, gebunden
Cham, 2005 � M�ller R�schlikon
ISBN 9783275015399


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Der Verlag sagt über das Buch:

Michael Geitner ist es gelungen, mit einer Fahne, mehreren Kegeln, Blau � Gelben Gassen und den dazu passenden Übungen die Konzentrationsfähigkeit und somit die Leistungsfähigkeit des Pferdes zu steigern und auch Problemen wie Scheuen, Beißen oder Steigen entgegenzuwirken. Bei der Dual-Aktivierung wird das Pferd ständig wechselnden Reizen ausgesetzt, um im Pferdehirn die Rechts-Links-Koordination anzuregen und so die einzelnen Hirnhälften zu aktivieren. Die Methode wurde in Zusammenarbeit mit mehreren namhaften Ausbildern entwickelt und liegt voll im Trend.



Informationen zu Michael Geitner:

Michael Geitner ist Pferdetrainer und bietet u. a. auf seiner eigenen Reitanlage in Bayern Kurse zur Korrektur von Problempferden an. Mit seiner Methode "Be strict" ist er seit Jahren enorm erfolgreich. Er eröffnet damit immer mehr Reitern und Pferdebesitzern ein neues Verständnis für den Umgang und die Arbeit mit Pferden. Seine Bücher "Be strict � Denken wie ein Pferd" und "Be strict � im Sattel" sind Bestseller.



Inhalt des Buches:

Vorwort

Der Urknall
- Wie alles begann
- Auf der Spur von Gelb und Blau
- Der Kampfsport Eskrima
- Lernen von Dick und Doof
- Einer geht noch
- Lösung durch Rechts-Links-Reize
- Was kann die Dual-Aktivierung?
- Die Arbeit mit dem Pferd
- Einwirkung auf den Pferdekörper

Grundlagen der Dual-Aktivierung
- Voraussetzungen fürs Training
- Die Ausrüstung
- Ausrüstung für den Trainer
- Ausrüstung fürs Pferd
- Die Zeit
- Warum Muskeln wachsen
- Muskelwachstum ohne Doping
- Der Trick des Umlastens
- Kampf dem Stress
- Die magischen Zahlen: 10-10-5

Bodenarbeit � Fahnen, Führen und Longieren
- Führen: Ich Geitner, du Freitag
- Die Regeln fürs Zusammensein
- Flucht-Aufe und Sicherheits-Auge
- Training mit der Fahne
- Führen in den Dual-Gassen
- Training an der Longe
- Position
- Schiefe erkennen
- Vom Schritt zum Trab
DIE FIGUREN:
Die Doppel-Gasse
Das Trichterviereck
Die Quadratvolte
Der Fächer
Die engen Gassen
- 1001 Trainingsmöglichkeiten
- Mögliche Probleme
- Fahne fressen
- Verweigern
- Häufige Fehler

Dual Aktivierung geritten
- Die Reittechnik in den Gassen
- Die Arbeit vor der Arbeit
- Die erste Gasse
- Trab und Tempowechsel durch die Gasse
- Es wird schmaler
DIE FIGUREN BEIM REITEN
Das Dreieck
Die Quadratvolte
Die Pylonen-Acht
Das Pylonen-Doppel-S
Die Cavaletti-Gasse
Parallel quer; parallel quer (PQPQ)
Die Lang-Gasse
Die Lombard-Gasse
Das Mikado
Das Kreuz
- Fliegende Galoppwechsel
STIMMEN ZUR DUAL-AKTIVIERUNG
Roger Kupfer; Westerntrainer
Karin Link; Pferdesport-Therapeutin
Desmond O'Brian; Instructor A
Ralf Kornprobst; Pferdewirt
Roland Freund; Military-Reiter
Christiane Brandl; Pferdewirtschaftsmeisterin
Thomas Kranz, Mooshof

Gelb-Blau im Praxistest
- Der erste Eindruck
- Unter dem Sattel
- Prognose und Training
- Flagrantis Trainingsplan
- Arbeit an der Hinterhand
- Zwischen grausam und Fortschritt
- Ein Musterschüler
- Springtraining
- Sechs Wochen spä