
| | W. Popken im Fenster Selbstportrait 08/2004 | | | | | 12.02.2006
Experten
Am Mittwoch fand also die Anhörung der Experten zum Thema Hufbeschlagsgesetz in Berlin statt. In der letzten Woche habe ich versucht herauszufinden, wie sich die Experten für diesen Job qualifizierten. Unter der Adresse » Stellungnahmen hat der Bundestag schriftliche Äußerungen der Experten veröffentlicht, unter » Bericht eine Zusammenfassung.
Die Auslassungen von Prof. Ulrich Schnitzer lassen nicht erkennen, inwiefern er als Experten zu gelten hat. Sowohl er als auch Dr. Schüle lassen sich zu versteckten Diffamierungen hinreißen, die absolut unentschuldbar sind. Hoffen wir, daß die Bundestagsabgeordneten gegen diese Art Demagogie immun sind.
Die Tierärztin Bianka Lücke hat erfreulicherweise zunächst dargestellt, inwiefern sie als kompetent zu gelten hat. Wie sie zu dieser Einladung gekommen ist, wurde dadurch immer noch nicht deutlich. Dabei liegt es darauf der Hand, daß schon die Auswahl der Experten das Spektrum der Meinungen bestimmt.
Nun sind unsere Abgeordneten gewiß nicht auf den Kopf gefallen und gewohnt, von den unterschiedlichsten Interessengruppen in Anspruch genommen zu werden. Wenn Journalisten, wie in der Hauptgeschichte dieser Ausgabe durch vollständige Zitate hinreichend verdeutlicht, das Spiel durchschauen, sollten doch die Abgeordneten, die zweifellos zumindest gelegentlich "Spiegel" und "Frankfurter Allgemeine" lesen, ebenfalls einen klaren Durchblick bekommen. So ein Abgeordneter hat ja einen Mitarbeiterstab, der ihm zuarbeitet, und wenn der gute Arbeit leistet, dann hat er die einschlägigen Artikeln zusammengestellt.
Trotzdem: Die Gesetzesvorlage ist ja nun mal zustandegekommen, und die Leute, die das vollbracht haben, sind ja ebenfalls nicht blöd gewesen. In den angeführten Artikeln kommen Experten zu Wort, angeblich angesehene Hochschullehrer, auf Pferdebeine spezialisiert, die das vorgelegte Gesetzesvorhaben für die Frucht jahrzehntelanger Anstrengungen ansehen. Ich frage mich also nach wie vor, was eigentlich hinter dieser ganzen Machenschaft steckt. Es können doch nicht die paar tausend Schmiede sein!
Vermutlich geht der ganze Streit viel tiefer. Wenn ich lese, daß 95% aller Pferde beschlagen werden, und wenn ich weiß, daß das nicht nötig ist, und wenn ich zudem auch noch weiß, daß jeder das ziemlich schnell einsehen kann, frage ich mich, warum sowohl die Schmiede als auch die Pferdehalter so gerne beschlagen. Es gibt ja auch Pferdehalter, die beschlagen ihre Pferde selbst. Zwar sparen sie dadurch das Geld für den Hufschmied, aber sie müssen sich dafür selber plagen. Wenn das alles völlig überflüssig ist - warum tun die das?
Ist es wirklich nur das überkommene Vorurteil, daß nur reiche Pferdebesitzer sich einen Beschlag leisten konnten und daß man selbstverständlich nicht dahinter zurückstehen will? Die meisten Pferdebesitzer, nehme ich an, lieben ihre Pferde, und wenn sie nur den leisesten Anlaß haben müßten, daß der Beschlag für ihre Pferde schädlich sein könnte - würden sie dann nicht alles darüber in Erfahrung bringen wollen, was es zu wissen gibt, und so schnell wie möglich den Beschlag aufgeben, wenn dies möglich wäre?
Ich fürchte, die Welt ist rätselhaft und ich werde sie nie verstehen. Seit geraumer Zeit lese ich an der Kasse des Supermarkts, wie schädlich Zigarettenrauchen ist - nicht irgendwo, sondern auf der Packung von Zigaretten. Ich kenne die Statistiken nicht, aber ich nehme an, daß der Zigarettenkonsum nicht etwa abgenommen hat, sondern eher im Gegenteil zugenommen. Und wenn ich dann noch junge Leute sehe, die sich ein paar Packungen auf das Band legen, vielleicht noch mit einem großen Karton Windeln, dann bedaure ich diese. Freiwillig begeben sie sich in die Abhängigkeit der Zigarettenkonzerne. Und dann tröste ich mich mit dem Gedanken, daß ich diese Leute und die Welt nicht retten muß.
E-Mails
Vor einigen Tagen rief mich jemand an und war ziemlich verzweifelt. Es ging um viel Geld, um ein krankes Pferd, um eine gerichtliche Klage und um E-Mails, E-Mails, die die Pferdezeitung verschickt hat und die diese Person hätte lesen sollen, weil der Inhalt rechtlich relevant war. Es ist nicht das erste Mal gewesen, daß jemand zugegeben hat, die E-Mails der Pferdezeitung nicht zu lesen. Ich habe daraufhin die Konditionen entsprechend abgeändert und weise jetzt in jeder E-Mail auf die Konditionen hin.
Das ist gut gemeint, aber wenn jemand seine E-Mails nicht liest, nützt das alles nichts. Seit ich Mitte Januar eine Verbesserung eingeführt und dabei einen Fehler eingebaut habe, schicke ich mir für eine Zeit lang wieder Bestätigungen zu, um die Sache zu beobachten, nachdem ich den Fehler entdeckt hatte. So habe ich davon Kenntnis erhalten, daß es eine Handvoll Leser gibt, die jeden Tag oder besser jede Nacht eine Nachricht von der Pferdezeitung bekommen und nicht darauf reagieren.
Gestern habe ich eine diese Personen angerufen und sie auf den Sachverhalt hingewiesen. Selbstverständlich hat sie diese E-Mails bekommen und selbstverständlich nicht gelesen. Sie fand das ganz normal, wunderte sich nur etwas, daß sie jeden Tag eine E-Mail von der Pferdezeitung bekam. Man stelle sich vor, die Leute würden ihre Briefpost nicht lesen! Das Finanzamt schickt einen Brief und man schmeißt den in den Papierkorb! Damit ist das Problem aus der Welt, oder?
Das Internet ist keine Spielwiese! Das Internet ist unsere wirkliche Welt, genauso wie die Briefpost oder das Fernsehen! Hier werden Verträge geschlossen, Pferde verkauft und sicher auch oft betrogen. Und manchmal kommt es dann eben zu einem Gerichtsverfahren. Gut, wenn man dann die entsprechenden E-Mails vorweisen kann. Genauso wie irgendwelche Briefe, die als Belege dienen können. Sollten Sie dies lesen und auch dazu neigen, E-Mails auf die leichte Schulter zu nehmen, rate ich Ihnen, diese Haltung zu überdenken.
Suchbox
Es ist nicht mehr so schlimm, aber nach wie vor gibt es unerklärliche Systemeinbrüche. Seit 14 Tagen beobachte ich aus diesem Grunde unsere Suchmaschine. Ich hatte sie im Verdacht, für die Probleme verantwortlich zu sein, aber dieser Verdacht hat sich nicht bestätigt. Dafür habe ich viele wertvolle Erkenntnisse bezüglich der Suchmaschine gewinnen können und diese auch erheblich verbessert. Ich habe sogar neue Funktionalitäten eingebaut; so bekommt man jetzt die Statistik zu sehen und kann sogar die Statistik befragen. Nehmen wir einmal an, ich würde Reithallen bauen, dann würde mich interessieren, ob jemand nach dem Stichwort "Reithalle" oder "Hallenbau" oder gar nach meinem Firmennamen gesucht hat, und wenn ja, wie häufig eine solche Suche war.
Da so oft nach "Pferdenamen" gesucht worden ist, habe ich ein neues Angebot eingeführt: eine Statistik der › Pferdenamen im › Pferdemarkt. Es sind über 10.000 - der Spitzenreiter ist Merlin mit 33 Nennungen. Man kann die Suche nach Häufigkeit und Anfangsbuchstaben eingrenzen. Wer das wohl braucht? Sind das die virtuellen Reiterhöfe oder sucht da jemand einen Namen für sein Pferd?
Es wird auch angezeigt, wie oft die Suchmaschine nichts finden konnte. Natürlich findet die Suchmaschine nichts, wenn man sich vertippt, das ist klar ("pferkauf"), aber es ist schon merkwürdig, daß Suchbegriffe eingegeben werden, die sich im Menü finden, zum Beispiel "Bildschirmschoner". Vor zehn Tagen etwa habe ich die › Fotoalben eingeführt und per Schlagzeile daraufhingewiesen, etwa einen Zentimeter neben der Suchbox. Da wundert es mich schon, wenn jemand "Pferdebilder" in die Suchbox eingibt. Oder die Suche nach "Kosten" oder "kostenlose Annonce", wo doch oben ganz dick in der Mitte und rot steht: "kostenlos inserieren". Manche Leute schreiben mir auch eine E-Mail und fragen nach den Kosten.
Optimierung
Nun werde ich die Leser nicht ändern können, aber ich kann aus dem Suchverhalten lernen und dem Leser das geben, was er sucht, ohne die allgemeine Suchmaschine in Gang setzen zu müssen und ihn mit Tonnen von Ergebnissen zu überschütten, aus denen er dann wieder das heraussuchen muß, was ihn interessiert. Selbstverständlich kann ich dabei zuviel des Guten tun, indem ich eine allgemein gemeinte Suche spezialisiere. Zum Beispiel hätte ja derjenige, der nach "Bildschirmschoner" gesucht hat, gar nicht Bildschirmschoner gemeint, sondern Artikel, in denen das Wort "Bildschirmschoner" vorkommt. Der käme dann nicht zum Ziel.
So biege ich grundsätzlich alle Abfragen nach einer Pferderasse auf den Pferdemarkt um; ich zeige also nicht das Rasseporträt, sondern nur die Verkaufspferde. Ob das immer richtig ist, sei dahingestellt. Wir werden sehen, ob die Strategie gut ist oder nicht. An einer Stelle habe ich jedenfalls schon gemerkt, daß ich vorsichtig sein muß. Jemand suchte nach "Tinker Eddy", und der wollte sicherlich nicht einen Tinker namens Eddy kaufen, sondern die Artikel finden, die sich auf den Tinker Eddy beziehen.
Also habe ich die Umleitung auf die Pferdeangebote "Tinker" eingeschränkt und leite nicht weiter, wenn das Wort "Eddy" zusätzlich mit genannt wird. Und wo ich schon einmal dabei war, habe ich dasselbe für "Bella" eingerichtet. Diese beiden Pferdenamen sind in der Pferdezeitung gewissermaßen reserviert.
Können Sie etwas mit "romano giorgio" anfangen? Danach wird ständig gesucht. Ich habe schon gedacht, hier komme immer wieder eine Suchmaschine vorbei, aber das kann aus zwei Gründen nicht zutreffen. Zum einen erkenne ich, wenn es eine Suchmaschine ist, und gebe ihr die Antwort "404", d. h.: "die Seite existiert nicht", woraufhin die Suchmaschine lernt und nie wieder danach fragt. Zum anderen wird auch nach diesem Namen in Abwandlungen gefragt, die ganze offensichtliche Tippfehler sind, etwa Buchstabendreher. So etwas würde eine Suchmaschine nicht machen. Ich habe schon Google nach "romano giorgio" gefragt, bin aber nicht recht schlau geworden. Vielleicht sollte ich mal die Suchmaschine der Pferdezeitung fragen - ich glaube, ich habe es noch gar nicht gemacht.

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