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| Editorial zu Ausgabe 360 | ||||||||||||
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Formal falsch Bei der Datenerfassung ist es wichtig, die Validität der Daten zu überprüfen. Es ist noch nicht lange her, da wußte ich gar nicht, was damit gemeint ist. Man kennt das: "Geben Sie mir mal Ihre Telefonnummer!" Und anschließend erreicht man diese Person nicht - man hat sich verhört oder einen Zahlendreher notiert, was im Deutschen durch die merkwürdige Art, Zahlen zu bilden, begünstigt wird. Das ist ein typisches Beispiel; die Gültigkeit der Daten ist nicht überprüft worden. Deshalb wiederholen Profis eine solche Angabe, und in den meisten Fällen werden Fehler auf diese Weise aufgeklärt. Bei der Datenaufnahme im Internet ist eine Überprüfung in der Regel nicht möglich. Man kann also auf Teufel komm raus fabulieren. Mein Name sei Gantenbein, mein Alter 187. 187? Das ist doch wohl nicht möglich! Eben! Es wäre ein Leichtes, Plausibilitätsbetrachtungen einzufügen. GMX nervt durch die Erhebung von Daten, die für deren Werbekunden wichtig sein mögen. Da habe ich die mal getestet: Ihr Alter? 187. Ging problemlos durch. Wofür interessieren Sie sich? Na ja, soll ich denen die Wahrheit erzählen? Deshalb ist es so schwierig, die nächste Bundestagswahl vorherzusagen. Nicht nur, daß der Einzelne sich in letzter Sekunde anders entscheiden kann - woher weiß ich, daß er die Wahrheit sagt? Mit anderen Worten: Wir können die Angaben, die wir erheben, nicht überprüfen. Ich habe zum Beispiel versucht, Telefonnummern auf Plausibilität zu überprüfen. Das ist aber sehr kompliziert. Zunächst habe ich alle Buchstaben ausgeschlossen, aber das war nicht möglich, denn Angaben wie "Anrufbeantworter" usw. müssen möglich sein. Ein Mensch kann mit einem Blick erkennen, ob eine Telefonnummer gültig ist, ein Programm zu schreiben, was das ebenfalls kann, ist nicht ganz einfach und vermutlich den Aufwand nicht wert. Deshalb habe ich es aufgegeben. Es gibt ja auch gute Gründe, warum man die Karten nicht auf den Tisch legen will. Nehmen wir an, ich bin als Reitlehrer angestellt und möchte mich verändern. Soll mein Arbeitgeber mein Inserat finden? Lieber nicht. Weitere Beispiele fallen Ihnen mit Sicherheit selber ein. An einer Stelle jedoch ist eine rudimentäre Prüfung möglich und sinnvoll: Die E-Mail Adresse sollte formal richtig sein. Formal richtig heißt, daß es gewisse Regeln gibt, nach denen eine E-Mail Adresse gebaut wird, und diese Regeln müssen im Normalfall eingehalten werden. Im Normalfall heißt, daß es durchaus eine Grauzone gibt; manche E-Mail-Programme und manche E-Mail-Server akzeptieren Adressen, die andere ablehnen. Im allgemeinen benutzt niemand solche Adressen, die unter Umständen Schwierigkeiten bereiten können. An diese Regeln muß man sich gewöhnen. Man darf z. B. kein Leerzeichen benutzen und keine Umlaute. Wer eine E-Mail-Adresse anmeldet, wird Schwierigkeiten haben, wenn er ein Leerzeichen oder einen Umlaut einbaut. Ob das der Fall ist, ist programmtechnisch leicht zu prüfen. Gestern habe ich zum Beispiel untersucht, warum eine E-Mail-Adresse in die Suchmaschine geraten ist. Ich habe es nicht sofort gesehen: Es war ein Umlaut enthalten. Deshalb ist dieser Ausdruck nicht als E-Mail-Adresse akzeptiert worden; andernfalls hätte das Programm nachgeschaut, ob es eine Adresse im Bestand gibt, die diese E-Mail Adresse benutzt. Also landete der Ausdruck in der allgemeinen Suchmaschine. Natürlich wurde nichts gefunden. Die entsprechende E-Mailadresse war allerdings im Bestand, wobei der Umlaut mit Hilfe des Buchstabens "e" simuliert wurde. Entsprechend werden Leerzeichen mittels "." oder "_" simuliert - jeder kennt das. Leider hat die Überprüfung für ein paar Monate nicht funktioniert - ich weiß heute nicht mehr, warum. In dieser Zeit sind schätzungsweise 200 formal falsche E-Mail-Adressen aufgenommen worden. Da kann man mal sehen, was die Leute so eintippen - und zwar zweimal, denn das ist ja der erste Test, den jeder heutzutage bestehen muß: Geben Sie Ihre E-Mail-Adresse und geben Sie sie noch einmal, weil ein Flüchtigkeitsfehler selten zweimal gemacht wird. Seit der neue Service eingerichtet ist, bekomme ich täglich zwischen fünf und zehn Fehler gemeldet; da wir in einem Monat durch sind, schätze ich den Gesamtbestand an falschen E-Mail-Adressen auf etwa 200. Ich versuche, offensichtliche Fehler zu korrigieren, und davon gibt es eine ganze Menge, muß aber in manchen Fällen nachtelefonieren, weil ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie die Adresse lauten könnte. Bisher hatte ich immer Glück - die Telefonnummern waren korrekt. Neuer Service Diese neuen Probleme habe ich mir durch den neuen Service eingebrockt, den ich Mitte der Woche eingeführt hatte, und der sich im übrigen schon sehr bewährt hat. Was bietet der, und warum brauchen wir ihn? Bekanntlich laufen Inserate nach sechs Wochen aus. Zwei Wochen vorher bekommt der Inhaber eine Erinnerung. Diese Erinnerung wird auch dann verschickt, wenn das Inserat automatisch verlängert wird. Auf diese Weise soll die Datenbank frisch gehalten werden. Alle Inserate sollen auch wirklichen Angeboten entsprechen. Nun wird E-Mail-Kommunikation immer problematischer. Wer hat nicht mit Spam zu kämpfen? Da kann es schon mal passieren, daß eine E-Mail untergeht. Die Folge ist im Fall der nicht beachteten Erinnerung, daß das Inserat 14 Tage später aus den aktuellen Angeboten verschwindet. Es wird nicht gelöscht und ist für den Inhaber durchaus sichtbar. In seiner aktuellen Auflistung › Ihre Daten/Ihre Pferdeangebote beziehungsweise › Ihre Daten/Ihre Kleinanzeigen tauchen die ausgelaufenen Inserate mit der entsprechenden Kennzeichnung auf. Hier kann der Inhaber löschen oder reaktivieren. Allerdings wurde er bisher nie wieder auf diesen Sachverhalt aufmerksam gemacht. Das ist jetzt geändert worden. Jeden Tag wird an diejenigen Inserate erinnert, die an diesem Tagesdatum ausgelaufen sind. Wer seine E-Mails nicht liest, wird natürlich durch diese Erinnerung ebenfalls nicht erreicht. Wen es nicht stört, alle vier Wochen erinnert zu werden, der kann sein Inserat auch gern stehenlassen. Ansonsten empfiehlt sich die Löschung, falls eine Reaktivierung nicht in Frage kommt. Es gibt sicher auch viele Fälle, wo eine Reaktivierung vielleicht in Frage kommt, aber nicht jetzt. Dann nimmt man man diese E-Mail am besten zwar zur Kenntnis, handelt aber nicht. Da dieser Service neu ist, sind derzeit knapp 25.000 Inserate davon betroffen. Da wir insgesamt knapp 80.000 Inserate geschaltet haben, kann man aus dieser Zahl schließen, daß die meisten Inserate tatsächlich ordnungsgemäß gelöscht worden sind. Und da aufgrund dieser Aktion nur ein Teil neu eingestellt wird, gehe ich davon aus, daß sich die meisten Inserate tatsächlich erledigt haben. Pro Tag sind das im Moment fast 1000 Inserate, die auf diese Weise in Erinnerung gerufen werden. Nach vier Wochen wird sich der Aufwand auf etwa 100 einpegeln, schätze ich. Doppelfehler Wie das so ist, wenn man etwas Neues macht - es unterlaufen Fehler. In diesem Fall wurden beim ersten Mal etwa 500 E-Mails verschickt, wo der Link auf das betreffende Pferdeangebot gebaut war wie der Link auf eine Kleinanzeige: fataler Fehler! Ich merkte es ziemlich schnell, aber zu spät. Nun stellte ich mir vor, daß 500 Leute auf diesen Link klicken und frustriert sind. Das wollte ich korrigieren. Also habe ich ein kleines Programm geschrieben, das eine neue E-Mail herausschickt mit dem Betreff " Sorry: Fehler / Ihr Inserat ist ausgelaufen: Ihr Pferdeangebot ***", und dabei ist mir ein weiterer Fehler unterlaufen, noch unangenehmer! Ich habe die einschränkende Bedingung vergessen, und deshalb sind E-Mails an alle herausgegangen, die jemals ein Pferdeangebot gemacht und dieses nicht gelöscht haben. Infolgedessen habe ich eine ganze Reihe irritierter Antworten bekommen, vor allen Dingen von Leuten, deren Pferdeangebot ganz frisch war. Also mußte ich notgedrungen an alle diese Adressaten eine weitere E-Mail herausschicken, was mir natürlich empörte Antworten eingebracht hat von Leuten, die sich dadurch belästigt fühlten. Tut mir wirklich leid. Ich hoffe nur, daß diesen Leuten keine Fehler unterlaufen! Es hat aber auch Rückmeldungen gegeben, die Verständnis signalisierten. Die habe ich gern zur Kenntnis genommen.
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