Die FN hat neun wunderschön zu lesende ethische Grundsätze in einer » Standard- und sogar Jugendversion auf ihrer Webseite (2) veröffentlicht. Ich finde, diese Grundsätze können wir nicht oft genug lesen:
| Ethische Grundsätze der FN
1. Wer auch immer sich mit dem Pferd beschäftigt, übernimmt die Verantwortung für das ihm anvertraute Lebewesen.
2. Die Haltung des Pferdes muß seinen natürlichen Bedürfnissen angepaßt werden.
3. Der physischen wie psychischen Gesundheit des Pferdes ist unabhängig von seiner Nutzung oberste Bedeutung einzuräumen.
4. Der Mensch hat jedes Pferd gleich zu achten, unabhängig von dessen Rasse, Alter und Geschlecht sowie Einsatz in Zucht, Freizeit oder Sport.
5. Das Wissen um die Geschichte des Pferdes, um seine Bedürfnisse sowie die Kenntnisse im Umgang mit dem Pferd sind kulturgeschichtliche Güter. Diese gilt es zu wahren und zu vermitteln und nachfolgenden Generationen zu überliefern
6. Der Umgang mit dem Pferd hat eine persönlichkeitsprägende Bedeutung gerade für junge Menschen. Diese Bedeutung ist stets zu beachten und zu fördern.
7. Der Mensch, der gemeinsam mit dem Pferd Sport betreibt, hat sich und das ihm anvertraute Pferd einer Ausbildung zu unterziehen. Ziel jeder Ausbildung ist die größtmögliche Harmonie zwischen Mensch und Pferd.
8. Die Nutzung des Pferdes im Leistungs- sowie im allgemeinen Reit-, Fahr- und Voltigiersport muß sich an seiner Veranlagung, seinem Leistungsvermögen und seiner Leistungsbereitschaft orientieren. Die Beeinflussung des Leistungsvermögens durch medikamentöse sowie nicht pferdegerechte Einwirkung des Menschen ist abzulehnen und muß geahndet werden.
9. Die Verantwortung des Menschen für das ihm anvertraute Pferd erstreckt sich auch auf das Lebensende des Pferdes. Dieser Verantwortung muß der Mensch stets im Sinne des Pferdes gerecht werden. | | |
Der Bestand an Pferden sah laut dem stat. Bundesamt am 03.05.2003 so aus: Es gab knapp 525.000 Pferde, wobei nur über die Großpferde Altersangaben veröffentlicht sind. Von letzteren gab es knapp 24.000 Fohlen, gut 57.000 1-3 jährige, ca. 252.500 3-14 jährige und nur gut 74.000 Pferde, die 14 Jahre und älter waren (» Bodennutzung und Viehbestände der Betriebe - Agrarstrukturerhebung 2003).
Also über 80% aller Großpferde kommen nicht einmal über Hälfte des Alters, das Pferde bei vernünftigem Umgang (siehe FN-Ethik) ohne weiteres erreichen können. Hoppla - kenne ich doch so viele Freizeitpferde, die mit über 20 regelmäßig geritten werden! Wildpferde ohne der Obhut eines Menschen werden um die 35, das älteste bekannte Pferd soll mit ca. 60 gestorben sein. Des Rätsels Lösung: Der sehr gerne unter dem Begriff "Pferdematerial" zusammengefasste Teil an "Sport"pferden, die mit 2 1/2 "gearbeitet" werden, um mit 5 schon M laufen zu können - aber wie alle anderen Pferde auch erst mit 6 endgültig ausgewachsen sind und durch Verheizen nur auf eine durchschnittliche Lebenserwartung von 5-7 Jahren kommen. Sind die wenigen Ausnahmen, die Pferde mit 15 oder mehr Jahren noch international zeigen, kein Vorbild? Ich schau mir selten Turniere an, aber wenn ich über so eine Sendung stolpere, dann beeindruckt mich die Ruhe und Sicherheit von den älteren Pferden und ihren Reitern. Zudem habe ich immer den Eindruck, daß letztere mit überdurchschnittlich viel Gefühl unterwegs sind.
Pikanterweise werden laut der Vereinigten Tierversicherungsgesellschaft (VTV) in Deutschland über 80% aller Pferde durch Schäden am Bewegungsapparat "dauerhaft unbrauchbar" - hier sind Tod und Nottötungen noch nicht enthalten.
Es ist also Handlungsbedarf, dem das erklärte Ziel des Seminars entspricht: Beim Pferdehalter Verständnis für die natürlichen Bedürfnisse der Pferde und für die Arbeit der Huf-HP zu wecken.
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