|  | | Stute & Fohlen, Gestütsmuseum Offenhausen |  |  |  |
| Die Austragung eines Embryo durch eine Frau ist nicht nur mit sehr vielen Risiken behaftet, sondern auch sehr beschwerlich; es wäre gesamtgesellschaftlich höchst wünschenswert, auch diesen Vorgang extrapersonell abzuwickeln. Solange die Entwicklung eines Embryos bis zur Geburt in einem Apparat nicht machbar ist, wird man sich notgedrungen mit einer Zwischenlösung begnügen müssen - aber die steht zur Verfügung und ist höchst effektiv: Embryotransfer.
Denn nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen tragen bei der Zeugung zum Zuchterfolg bei. In der Pferdezucht hatte man zwar lange Zeit lediglich die Hengste im Visier - sämtliche modernen Rassen sind durch Verkuppelung edler Hengste mit den gemeinen Stuten der Landrassen entstanden, insbesondere das englische Vollblut, die Leistungsrasse schlechthin. Mittlerweile sehen Züchter die Problematik differenzierter. Manche meinen sogar, daß der Anteil der Stuten wesentlich mehr als 50% betrage.
Da aber eine Stute durch die Trächtigkeit mindestens 11 Monate lang beeinträchtigt ist und die leistungsfähigen Stuten ihre Leistung ebenfalls unter Beweis stellen müssen, leuchtet es ein, daß man diese nicht als Gebärmaschinen mißbrauchen darf.
Ähnlich wie bei Hengsten wird man also differenzieren müssen: Stuten, die für die Zucht geeignet erscheinen, werden ausschließlich als Eiproduzenten genutzt, während diejenigen, die nicht geeignet erscheinen, die Embryos austragen. Bestens! Das nenne ich Optimierung! Die Konsequenzen für den Zuchtfortschritt sind unabsehbar.
Denn damit hat man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Das wertvolle weibliche Zuchtmaterial wird optimal genutzt bei gleichzeitiger Leistungskontrolle, und die züchterisch unbrauchbaren Stuten können sinnvoll eingesetzt werden. Lediglich die züchterisch nicht interessanten männlichen Exemplare stehen für den allgemeinen Markt zur Verfügung, was aber nicht negativ zu werten ist, da diese als optimal umgängliche Pferde die geeigneten Produkte für den riesigen Freizeitmarkt darstellen. Insgesamt also eine runde Lösung.
Aber Hallo! Jetzt habe ich ja die Tierart gewechselt! Wir waren doch bei den Menschen! Egal, sämtliche Argumente gelten gleichermaßen. Bleiben wir bei den Vorteilen: Die züchterisch interessanten Frauen, die ihren Zuchtwert durch regelmäßige Leistungsnachweise unter Beweis stellen, würden durch die Belastung einer Schwangerschaft genau daran gehindert werden. Das typische Problem der modernen Akademikerin. Hatte man schon früher über die Doppelbelastung der Frauen geklagt, so heißt die neueste Idee Berliner Politiker "Twenty Mom".
War man früher davon ausgegangen, daß sich die Erstschwangerschaft aufgrund der verlängerten Ausbildungszeiten immer weiter nach hinten schiebt, stellt man jetzt fest, daß diese durch die Probleme des Arbeitsmarktes zusätzlich immer weiter verschoben wird, bis es dann zu spät ist. Diese Tendenz soll jetzt durch einen Appell in ihr Gegenteil verkehrt werden. Man möchte die Frauen dazu anregen, bereits zu Beginn des Studiums Kinder in die Welt zu setzen, damit sie zu deren Ende für den Arbeitsmarkt verfügbar sind und diesen Teil ihres Lebensplans bereits erledigt haben:
| "Wir müssen diese Erst-Mal-Mentalität überwinden, die vor das Kind �erst mal� Berufseinstieg, Hausbau, Heirat und ein großes Finanzielles Polster setzt", so gab es Renate Schmidt den künftigen Akademikerinnen mit auf den Weg. Mittlerweile hat sie ihren Posten für Ursula von der Leyen geräumt � jene Frau, die nicht nur Vereinbarkeit von Beruf und Familie fordert, sondern auch noch vorzuleben scheint, dass ein "Erst mal" gar nicht nötig ist: Von der Leyen hat auf ihrem Weg zu drei akademischen Titeln und im Zuge einer steilen politischen Karriere sieben Kinder zur Welt gebracht.
So ähnlich sollen es nun also die jungen Studentinnen machen, und dieser angestrebte kulturelle Wandel interessiert nicht nur die Politiker: Demografen, Sozialwissenschaftler und Statistiker trafen sich kürzlich unter dem Motto "Ihr Kinderlein kommet" an der Universität Hohenheim, und auch hier wurde das Konzept der "Twenty Mom" kontrovers diskutiert. » Im Schoß des Hörsaals | | |
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