221.03, Gesamttext/221.03/Gesamttext: Pferdezeitung

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Die Reithalle von der Blutwiese aus
Rechts die kleine, links die große Reithalle

Die Reithalle Löhne ist vor einigen Jahren neu erbaut worden. Weil ich in Löhne wohnte, kenne ich die näheren Umstände; ich habe mich damals nicht wenig gewundert.

Die Kläranlage wurde erweitert und die alte Reithalle stand im Wege. Das war die Chance des Reitvereins "von Seydlitz" (in dem meine Töchter das Reiten gelernt haben, siehe › Reiten auf Reiterhöfen und im Verein).

Der Reitverein pokerte hoch, die Stadt mußte eine saftige Kompensation zahlen und als Folge konnte sich der Reitverein eine neue Reithalle für die nette Summe von dreieinhalb Millionen Mark leisten. Sollte sich das nicht irgendwie bemerkbar machen?

Das Grußwort des Programmhefts stammt vom Bürgermeister Werner Hamel. Auszug:

Neben den alljährlich traditionell stattfindenden und bei Teilnehmern und Zuschauern gleichermaßen sehr beliebten Turnieren und Veranstaltungen unseres Reitvereins "von Seydlitz" Löhne-Werretal e.V. findet nun in Löhne, im vereinseigenen Reitsportzentrum an der Börstelstraße, am Pfingstwochenende vom 07. bis zum 09. Juni 2003, erstmals ein Western-Reit-Turnier statt.

Spontan denke ich und sicherlich auch viele Zuschauer, die über die Plakate über dieses Turnier in Kenntnis gesetzt wurden, an Wildwestromantik und diesen tollen Hauch von Freiheit und Abenteuer. Jugenderinnerungen werden wach. Ich erinnere mich an hochgewachsene braun gebrannte Reiter mit großen Hüten und großen Sporen auf gehörnten Sätteln und schnellen wendigen Pferden. Ja, ich bin, wie sie alle, neugierig auf diese, für Löhne so außergewöhnliche Veranstaltung. Wir alle erhoffen uns einen guten Einblick in die Reitkunst der Cowboys, dieser besonderen anderen hoch anspruchsvollen Reitweise. Hier in Löhne sehen wir die besten Westernreiter Norddeutschlands. Aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen, Hamburg und Bremen kommen sie, um sich für die Deutsche Meisterschaft in Mannheim zu qualifizieren. Ich wünsche allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit ihren Pferden eine topfite Tagesform und letztlich auch das erforderliche Quentchen Glück.

Die größte überdachte Reitsportanlage Norddeutschlands des Reitvereins "von Seydlitz" Löhne-Werretal e.V. bietet den Reitsportlern die hierfür erforderlichen vorbildlichen Bedingungen und den Zuschauern einen überaus geselligen Rahmen. Ich bin sicher, es wird wieder guter, spannender Sport geboten.

Donnerwetter - so erfahre ich durch das Grußwort, daß Löhne nicht nur eine große Reithalle hat, sondern die größte in ganz Norddeutschland! Die Ambitionen des Reitvereins sind wahrlich nicht klein!

Der Neubau hat neben der großen Reithalle, in der das Turnier stattfand, eine kleinere Reithalle, die als Abreiteplatz genutzt wurde. Die große Reithalle ist aber so groß, daß noch ein Teil abgetrennt werden konnte (oder mußte?), der ebenfalls als Abreiteplatz genutzt wurde.

Die Plakate, die auf das Pfingstturnier aufmerksam machen sollten, waren unscheinbar genug, aber die Silhouette des Reiters, der gerade einen Sliding Stop hinlegt, hatte, für mich jedenfalls, Signalwirkung. Wenn schon ein solches Turnier in einer unmittelbaren Nachbarschaft stattfinden sollte, dann wollte ich doch die Gelegenheit wahrnehmen.

Das Grußwort macht mir klar, daß ich ein ganz normaler Bürger bin, der genauso wie der Bürgermeister auf die Plakate reagiert und sich so seine Gedanken macht, aber sonst nichts mit dem Reitverein oder dem Westernreiten zu tun hat. Ich konnte mich selbst also als Testperson ansehen: Wie wirkt das Pfingstturnier auf den unbedarften Bürger?

Pfingstsonntag

Die Kamera stellt auf die Regentropfen scharf

Reichlich Platz unter dem Vordach für Zubehör

Siegerehrung im Amateur LK1 Trail all Ages
Petra Diekwisch erste von links

Petra und Christel Diekwisch

Das Turnier erstreckte sich über drei Tage. Leider hatte ich am ersten Tag gar keine und an den beiden anderen Tagen sehr wenig Zeit.

Am Samstag war das Wetter noch schön, am Sonntagnachmittag gab es das erste Gewitter, abends dann ein Unwetter, das in Norddeutschland 18 Menschenleben forderte; am Montag war das Wetter wieder akzeptabel.

Als ich am Sonntag kurz nach Mittag losfuhr, sah es schon nach Regen aus. Ich kannte den Weg gut: die Blutwiese, die ich seit fast zehn Jahren gepachtet habe, liegt etwa 800 Meter von der neuen Reithalle entfernt (siehe Foto im vorigen Abschnitt).

Auf dem Weg vom Parkplatz zur Reithalle brauchte ich schon den Regenschirm, und als ich die Halle erreicht hatte, ging es richtig los. Die Lichtverhältnisse drinnen waren wetterbedingt schlecht, die Fotos dementsprechend: Auch in der Digitalfotografie geht es nicht ohne Licht.

Das erste Gewitter, das ich geschützt in der Halle erlebte, war auch nicht ohne: Auf dem Rückweg mußte ich einen Umweg fahren, weil ein großer Baum umgestürzt war und quer über der Straße lag. Das Unwetter am Abend zauberte Wolken an den Himmel, wie ich sie noch nie gesehen hatte.

Die Teilnehmer des Turniers bekamen außer dem Geprassel auf dem Dach nichts mit. Der Lärmbelastung war durchaus nicht unerheblich, doch die Pferde ließen sich nichts anmerken.

Vor Jahren war ich einmal in Severloh in der Lüneburger Heide auf einem Westernturnier. Damals schien ebenfalls die Sonne, aber Gewitter waren nicht in Sicht, und das war gut so, denn alles fand unter freiem Himmel statt. Wenn es damals so geregnet hätte...

In Löhne fand die Veranstaltung sozusagen im Saale statt, und angesichts des Wetters war das ein Glück. Die Organisation hatte Rolf Diekwisch übernommen, ein alter Hase unter den Westernreitern, langjähriger Vorsitzender und Gründungsmitglied der » EWU (› Deutschland geht Western).

Seine Tochter Petra war natürlich unter den Teilnehmern und hat mit ihrem Palomino-Hengst Mr. Peperoni Cody erwartungsgemäß wieder Preise einsammeln können, die sie aus den Händen ihrer Mutter Christel empfing. Rolf Diekwisch, früher selbst sehr erfolgreich, kann leider seit Jahren wegen Rückenproblemen nicht mehr mitmachen.

Genau 150 Teilnehmer waren gemeldet, davon 23 Männer, also waren 85% der "Cowboys" weiblichen Geschlechts. 69 Wettbewerbe waren ausgeschrieben, 479 Nennungen waren eingegangen.

Für mich als Neuling war es gar nicht einfach, mich im Wettbewerbsgeschehen zu orientieren. Freundlicherweise wurden die einzelnen Disziplinen im Tagungsheft erläutert:

Reining

Western Pleasure

Western Horsemanship

Trail

Western-Riding

Superhorse

Showmanship

Die Western-Disziplinen

Zitate aus dem Tagungsheft:

Reining:
Reining ist die Dressur im Westernreitstil. Reining bedeutet ein Pferd nicht nur zu lenken, sondern auch jede seiner Bewegungen zu kontrollieren. Ein gutes Reiningpferd sollte sich willig führen lassen und mit wenig und nicht sichtbarem Widerstand zu kontrollieren sein. Es muß dem Reiter völlig gehorchen. Jede eigene Bewegung muß als mangelhafte Kontrolle ausgelegt werden. Alle Abweichungen von der exakt vorgeschriebenen Aufgabe bedeuten ein Fehlen oder ein vorübergehender Verlust von Kontrolle und sind deshalb Fehler, die abhängig vom Grad der Abweichung bestraft werden. Außer dem Abzug von Fehlerpunkten soll es Pluspunkte geben. Sie werden für Weichheit, Eleganz, Haltung, Schnelligkeit und die Art, verschiedene Manöver durchzuführen, gegeben. Die einzelnen Reiningelemente, schnelle und langsame Galoppzirkel, fliegenden Wechsel, Spins, Sliding-Stops, Rollbacks und Rückwärtsrichten, werden zu Aufgaben (Pattern) zusammengefaßt. Es gibt verschiedene Reiningspatterns, deren einzelne Abschnitte in der festgelegten Reihenfolge geritten werden müssen. Die Aufgaben werden auswendig geritten.

Western Pleasure:
Nomen est omen: Es soll für den Reiter ein Vergnügen sein, das Pferd in den drei Grundgangarten am angemessen losen Zügel möglichst bequem und fließend zu reiten. Die Pferde werden beurteilt nach ihren Gangarten, ihrer Bereitschaft, die unsichtbaren Hilfen des Reiters sofort zu befolgen. Diese letztgenannten unsichtbaren Hilfen lassen die Prüfung für den Zuschauer sehr mühelos erscheinen, obwohl von den Reitern bei dieser "Materialprüfung" höchste Konzentration gefordert wird.

Die Pferde sollen in ihrer jeweiligen natürlichen Aufrichtung und damit in ihrem individuellen Tempo vorgestellt werden. Die natürliche Aufrichtung bedingt wesentlich flachere Beinbewegungen als beim "klassischen" Reiten bekannt. Da die Pferde individuell unterschiedliche Geschwindigkeiten, besonders in Trab und Galopp, besitzen, darf in der Pleasure überholt werden. Die Pferde müssen ihr jeweiliges Tempo in den verschiedenen Gangarten konsequent beibehalten.

Western Horsemanship:
Bei der Horsemanship stehen die Leistungen des Reiters im Vordergrund. Zur Bewertung kommen unter anderem die Hilfengebung und die Haltung des Reiters während der einzelnen Lektionen. Die verlangte Einzel-Aufgabe muß sehr exakt ausgeführt werden, was auch eine enorme Kontrolle des Pferdes voraussetzt. Es sind keine spektakulären, dafür aber penibel nachzureitende Manöver, die verlangt werden. In der Kürze liegt die Würze. Die Einzelaufgabe geht zu 80 Prozent in die Wertung ein. Der zweite Teil einer Horsemanship fließt zu 20 Prozent in die Wertung ein. Optisch ist dieser zweite Teil eine Pleasure. Im Gegensatz zu einer Pleasure wird hier allerdings weiterhin vor allem das reiterliche Können des Menschen beurteilt.

Trail:
In dieser Geschicklichkeits-Prüfung müssen die Pferde mindestens sechs Hindernisse bewältigen. Beim Trail sind Nervenstärke, Vertrauen vom Reiter ins Pferd und vom Pferd in den Reiter gefordert. Das gute Trail-Pferd soll sich unerschrocken und überlegt jedem Hindernisse nähern, es prüfen und dann bewältigen. Beispiele für die Aufgaben: der Reiter muß ein Tor öffnen und so durchreiten, daß eine Herde imaginäre Rinder auch nicht die geringste Gelegenheit hätte, ebenfalls das offene Tor zu passieren. Eine Brücke soll von dem Pferd vorsichtig, aber bereitwillig überquert werden. Am Boden liegende Stangen, die man sich als Unterholz im Wald vorstellen kann, müssen ohne Berührung in den verschiedenen Gangarten überschritten werden. Rückwärtsrichten des Pferdes durch ein enges Stangen-L oder Stangen-U.

Western-Riding
Bei der Western Riding sind vor allem zahlreiche fliegende Galoppwechsel auf den Punkt genau zu absolvieren. Sie gehört zu den anspruchsvollsten Disziplinen. Eine Western Riding bedeutet die Vorstellung eines sensiblen, sich losgelassen und mühelos bewegenden Pferdes. Pluspunkte werden vergeben für weiche, taktreine Gänge bei gleichbleibendem Tempo während der gesamten Aufgabe.

Superhorse
Die Superhorse ist eine besonders schwere Disziplin. Enthalten sind Elemente aus den vier Disziplinen:
Reining
Pleasure
Trail und
Western Riding.
Das Pferd muß für eine Superhorse ein besonders vielseitiges Talent mitbringen. Die Superhorse wird nur von der EWU angeboten.

Showmanship
Die Showmanship at Halter ist eine Disziplin speziell für Jugendliche. Bewertet wird der Jugendliche, wie er sein Pferd am Halfter vorstellt. Daneben gehört neben der korrekten Aufstellung des Pferdes und der genauen Absolvierung der verlangten Aufgabe auch der Pflegezustand von Pferd, Ausrüstung und Kleidung.

APHA

Siegerehrung im APHA-Wettbewerb

Vor dem Spiegel

Als ich die Halle betrat, gab es gerade eine Siegerehrung: Western Pleasure All Ages Open. Mir fielen die wunderschön gescheckten Pferde in die Augen - zunächst bemerkte ich gar nicht, daß keine nicht-gescheckten Pferde beteiligt waren. Das Vorwort des Veranstalters klärte mich dann auf: diese Auswahl war kein Zufall.

Am Sonntag ist der Tag der American Paint Horse Association.

Die Beteiligung war bei diesem Wettbewerb ausschließlich weiblich, und das, so stellte ich bald fest, war symptomatisch. Die "weichen Disziplinen" waren fest in weiblicher Hand, oder anders ausgedrückt: die Männer interessieren sich offenbar wenig für das Turniergeschehen, und wenn, dann ausschließlich für spektakuläre Auftritte.

Heute Mittag habe ich einen Aufsatz aus dem Buch › ... so frei, so stark ... des Westfälischen Landesmuseums Detmold gelesen, der eine plausible Erklärung für dieses Phänomen gibt (Harald A. Euler: Mädchen, Frauen und Pferde, Seite 167 ff.).

Die Wissenschaft führt dieses Verhalten wie viele andere auf die Prägung der Steinzeit zurück, wo die Frauen durch Schwangerschaft oder kleine Kinder behindert waren und deshalb sich auf "weiche" Tätigkeiten im häuslichen Umfeld konzentrierten, während die Männer in die Ferne schweiften. Heute machen die das auf Motorrädern.

Und schließlich übten fremde Frauen einen Reiz aus, weil die Frauen der eigenen Gruppe schwanger oder schon vergeben waren. Neue Frauen konnte man nur kennenlernen, wenn man herumstreunte. Das steinzeitliche Männerdasein als "Ranger" oder "Scout" ist der Grund für unsere ausgeprägte männliche Neigung zu Mobilität. (S. 170)

Das Ganze natürlich vor dem Hintergrund der Sorge um die Weitergabe der Gene, die uns schon bei der Verhaltensforschung im Zusammenhang mit Pferden begegnet war (› Horse Feelings, › Wilde Pferde). Meine Skepsis gegenüber dieser These hatte ich in den Tips › Stuten und Sex und › Dominanz zum Ausdruck gebracht, aber sie ist sicher sehr bequem für die Wissenschaft. Wenn wir Automaten sein sollten, dann müßten wir wohl so funktionieren.

Die Wissenschaft beobachtet immerhin sehr genau und kommt zu dem Schluß, daß Männer und Frauen denkbar unterschiedlich sind, ganz im Gegensatz zur These meiner Jugend, als alle Welt der Meinung war, Männer und Frauen seien im wesentlichen gleich. Sehr interessant.

Das erinnert mich an eine Definition des Begriffes Mode: "Mode ist die aktuelle Art, häßlich auszusehen." Die Wissenschaft unterliegt ebenfalls der Mode, oder vornehm ausgedrückt: Es herrschen immer gewisse Paradigmen, und die wechseln; das nennt man dann einen - na? -Paradigmenwechsel. Soviel zur Zuverlässigkeit der Erkenntnisse der Wissenschaft.

Die Gesamthochschule Kassel, Fachbereich Psychologie und Sport, hat kürzlich die Psyche pferdevernarrter Mädchen und Frauen erforscht. Die Ergebnisse leuchten mir durchaus ein.

Mädchen und Frauen

Die Beobachtungen im einzelnen (a.a.O., Seite 168):

Skeptisch: Pferdemädchen aus dem Reitverein

Damenriege

[...] Nicht das Interesse am Reiten zog die Mädchen in die Ställe, sondern ihre Liebe zum Pferd, und hierbei war ein Motiv dominierend: der Wunsch, ein Pferd zu umsorgen. Es zu füttern, zu putzen, auszuführen, seinen Stall auszumisten, ihm zuzureden, das sind die Tätigkeiten, die den Mädchen am Herzen liegen. Der Pferdevernarrtheit liegt eine Bindungsmotivation zugrunde: Das Pferd ist ein geliebter, unersetzbarer Partner; es vermittelt Sicherheit, Geborgenheit und Trost; die Beziehung zum Pferd wird als einzigartig, gegenseitig und "für immer" erlebt; das eigene Pferd wird idealisiert; die Nähe zum Pferd wird angestrebt - die Mädchen wollen ganz nah beim Pferd wohnen, viele sogar direkt im Stall. Das Pferd ist das größte und letzte Kuscheltier, denn es markiert einen Übergang im Leben des Mädchens, und zwar von der Herkunftsfamilie mit der Bindung an die Mutter zur eigenen Fortpflanzungsfamilie mit der Bindung an einen Mann. Das Pferd ist ein Übergangsobjekt zwischen Puppe und Partner. Auffällig ist nämlich, daß die totale Schwärmerei für das Pferd innerhalb kurzer Zeit schwindet, sobald die erste echte Liebe auftaucht. Nach der Pubertät, also mit etwa 15 bis 17 Jahren, hört bei den meisten Mädchen das Interesse für das Pferd auf, es sei denn, der neue Freund reitet zufälligerweise auch.

Neben diesem Bindungscharakter mit dem dominierenden Fürsorgemotiv gibt es noch einige weitere Gründe für die Neigung zum Pferd. Die Mädchen suchen ein unverfälschtes Naturerlebnis, das sie sich auf dem Reiterhof und bei Ausritten erfüllen können. Der Umgang mit dem Pferd erfordert disziplinierende Stärke, Kompetenz und Sachkunde und fördert so die Selbstwirksamkeit und Durchsetzungsfähigkeit der jungen Reiterin. Das Pferd vermittelt Sicherheit durch die erhöhte Sitzposition und eine schnelle Fluchtmöglichkeit. Auf dem Rücken des Pferdes können die Mädchen Abenteuer erleben, in die fremde Welt hinausreiten oder zumindest davon träumen.

Das Pferd bietet noch weitere Qualitäten für junge Frauen. Frauen drücken ihre Zuneigung, viel mehr als Männer, durch Berührung aus, und Pferde haben ein warmes, weiches, seidiges Fell. Frauen wollen mit dem geliebten Partner, wiederum mehr als Männer, ausgiebig reden, und das Pferd ist ein geduldiger Zuhörer. Reiten ist eine angesehene Sportart; die Mädchen reiten sozusagen höhere Schichten hinein. Und schließlich ist Reiten nicht mehr männlich dominiert, denn die Männer sind auf motorisierte Fortbewegungsmittel umgestiegen.

So ist das Interesse von Jungen an Pferden anders konturiert. Jungen lieben Wettkämpfe aller Art, und so wollen Jungen, wenn sie reiten, dies am liebsten so tun wie Cowboys und Indianer oder wie mutige Ritter. Pferdepflege ist ihnen nur lästige Pflicht. Wenn sie in Reitvereinen sind, arbeiten sie auf Turniere hin, woran Mädchen weniger Interesse haben, es sei denn an einem Schönheitswettbewerb mit dem Pferd. Mädchen erfüllen sich Pflege, Freizeit- und Naturinteressen beim Reiten. Für Jungen ist das Pferd eher ein Sportgerät als ein geliebter und vertrauter Partner.

Diese Thesen mögen provozierend klingen; mich haben Sie an die Beschreibung meiner Tochter anläßlich des Projekts mit Mädchen einer Sonderschule erinnert (› Projektwoche Pferd); dort war unter anderem aufgefallen, daß sich kein einziger Junge gemeldet hatte. Trotzdem ist Vorsicht angesagt: es schreibt ein Mann. Die Ergebnisse, die Schlüsse, die Präsentation könnte geschlechtsspezifisch gefärbt sein. Ich bin sicher, die Leserinnen werden korrigierend eingreifen.

In der nächsten Woche werde ich weitere Beobachtungen anführen, die den geschlechtsspezifischen Umgang mit dem Pferd am Beispiel meiner Erlebnisse beim Pfingstturnier der Westernreiter in Löhne illustrieren.

Ich konnte mich bereits bei meinem ersten Entwurf nicht enthalten, in diesem Zusammenhang das Wort Motorrad zu gebrauchen. Ich war also schon auf der richtigen Spur. Was hat Motorradfahren mit Reiten zu tun?

Quellen

› Hohenzollernbrücke, Galeriebeitrag
› Reiten auf Reiterhöfen und im Verein, Vom Naturerlebnis bis zum Kleinen Reitabzeichen
» EWU
› Deutschland geht Western, EWU-Ehrenpräsident Rolf Diekwisch erzählt, Sonderausgabe
› ... so frei, so stark ..., Westfalens wilde Pferde, Rezension
› Horse Feelings,Die Welt der Pferde - Frei, Geheimnisvoll, Faszinierend, Rezension
› Wilde Pferde, Leben in Freiheit, Rezension
› Stuten und Sex, Tipp
› Dominanz, Tipp
› Projektwoche Pferd, Arbeit mit Schülern einer Sonderschule, Hauptartikel

Abbildungen
© › Gerd Hebrang

Leserresonanz

1 Leserresonanz zu dieser Ausgabe

Leserbrief › 972 zu Ausgabe › 221
23.06.03

Tipp: Selbst

Hallo Werner,

beim Eingeben des Betreffs fällt mir auf: neue Rechtschreibung!... Aber, worauf ich eigentlich reagieren wollte ist der ganze Tip bzw. Dein Suchen in der Erinnerung:

"Im Gegenteil: die Sache ist genau umgekehrt. Ich kenne da eine Geschichte, oder vielleicht ist es eine Anekdote, aber sie fällt mir einfach nicht ein, also muß ich sie neu erfinden. Sie handelte bestimmt nicht von einem Seiltänzer, aber mit einem Seiltänzer geht es auch. Der Seiltänzer also tanzt wunderbar über sein Seil, die Menge staunt, bewundert, applaudiert, da fragt einer: "Wie machst du das?" Da fällt der Seiltänzer vom Seil."

Kann es sein, daß es Heinrich von Kleists "Über das Marionettentheater" ist, an das Du Dich (nicht mehr bewußt) erinnerst? Auf jeden Fall könnte es Dir gefallen, endet mathematisch gesehen sehr interessant! Allerdings könnte es auch von Weizsäcker sein (Titel weiß ich nicht mehr), der vom Tausendfüßler erzählt, der das Gehen verlernt, nachdem er gefragt wird.

Herzliche Grüße
Katinka

Liebe Katinka,

das fällt mir auch immer wieder auf: das Wort Tipp ist das einzige, bei dem ich die neue Rechtschreibung akzeptiert habe; vielleicht liegt das daran, daß es das erste war. Ich habe beim Schreiben des Artikels überlegt, ob ich nicht auch bei diesem Wort wieder zur alten Rechtschreibung zurückkehren soll...

An die Geschichte mit dem Marionettentheater kann ich mich tatsächlich nicht erinnern, aber vermutlich habe ich sie in der Schule gelesen (das ist sehr lange her); vom Tausendfüßler habe ich vermutlich auch schon gehört, eine sehr lustige Vorstellung!

Herzliche Grüße
Werner

Messeseite: Höveler

	Fütterungserfahrung, die man kaufen kann Fütterungs-Programm für Sport- und Freizeitpferde

Qualitätsfuttermittel für landwirtschaftliche Nutztiere, Heim- und Hobbytiere herzustellen, gehört bei den Höveler Spezialfutterwerken seit fast 100 Jahren zur Firmenphilosophie des Unternehmens.

In diesem Zeitraum hat sich das Unternehmen zu einem führenden Hersteller von Spezialfuttermitteln in Europa entwickelt und dies für die verschiedensten Tiergattungen und Nutzungsformen.

Mit mehr als 140 Mitarbeitern stellt Höveler heute mehr als 300 verschiedene Futtermittel her. Schwerpunkte bilden dabei unser Futtermittel-Sortiment für die Pferdefütterung sowie für landwirtschaftliche Nutztiere.

Einige allgemeine Fütterungstips:

Heu vor dem Kraftfutter geben. Dies schafft stabile Milieubedingungen im Darm Täglich ca. 1 kg kaufähiges Rauhfutter (Heu/Stroh) je 100 kg Körpergewicht. Kraftfutterreiche Rationen auf mehrere Mahlzeiten verteilen: mind. zweimal, besser dreimal täglich. Nur Futter von hoher hygienischer Qualität einsetzen (Vorsicht bei Schimmel, Geruch, Staub). Ausreichend lange Freßzeiten und Ruhephasen nach der Fütterung vorsehen. Kein zu kurz gehäckseltes Gras oder Rauhfutter verfüttern (Verstopfungsgefahr!). Abwiegen der Futtermenge und exakte Rationsberechnung. Futterumstellungen allmählich vornehmen. Frisches, nicht zu kaltes Trinkwasser zur freien Verfügung bereitstellen. Regelmäßige Kotkontrollen durchführen. Futtermittel nicht ohne Isolation auf Betonböden lagern.

Kontakt

Herr Sommer Höveler Spezialfutterwerke GmbH & Co. KG

Hardt 2-6 D-40764 Langenfeld

› info@blattin.de » http://www.hoeveler.com/

Fon 0(049)2173/2820 Fax 0(049)2173/282115

Messeseite » Höveler · Höveler Futter
Höveler hat sozusagen das Pferdefutter erfunden - fordern Sie den Fachberater an!

Inhaltsmenü Höveler » Höveler Empfehlungen » Vollkorn-D-Mix » EF PferdeMüsli » Reform-Mix

» Allinone » Original KräuterMüsli » Indian Silver » Reformhafer » terabb-E

» terabb-A » terabb-Energie plus » terabb Olympia » Cob-Mix » Aegidienberg

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Rezension: Reiten aus der Körpermitte

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Swift, Sally

Reiten aus der Körpermitte
Band 2
Perfektion im Sattel

256 Seiten, 2 sw-Abbildungen, 167 Farbabbildungen, gebunden
2003, Cham; amerikanische Ausgabe: 2002 · Müller Rüschlikon
ISBN 3-275-01406-4

34,90 EUR · › Bestellen

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Zahlung per Lastschrift (Inland)

Der Verlag sagt über das Buch:

In Einklang mit dem Pferd

Dies ist die langerwartete Fortsetzung von "Reiten aus der Körpermitte", Sally Swifts erstem Buch, das 1985 das Reiten revolutionierte. Es wurde zu einem der bestverkauften Pferdebücher aller Zeiten, und die deutsche Ausgabe hat sich bereits über 50.000 mal verkauft.
Das von Sally Swift entwickelte Reiten aus der Körpermitte ("Centered Riding") verhilft dem Reiter mit der richtigen Körperhaltung, dem richtigen Einfühlungsvermögen und mentaler Vorstellungskraft zu Einheit und Harmonie mit seinem Pferd. Im Zentrum des ersten Buches stehen die imaginären Bilder ihrer Ausbildungsmethode.
Der neue Band ist ein erweitertes Arbeitsbuch, das die ganzheitlichen Bewegungslehren des ersten Bandes, z.B. der Alexandertechnik, ausführlich erklärt:

Es erläutert auf analytische Weise die neuen Erkenntnisse, die die Autorin in den letzten 20 Jahren ihrer Arbeit gewonnen hat.
Es erweitert das Verständnis für das "Reiten aus der Körpermitte".
Es erleichtert wesentlich die Umsetzung dieser speziellen Methode.
Es ist ein in sich geschlossenes Werk, das auf dem ersten Band aufbaut und dazu beiträgt, die Ausbildungsmethode "Centered Riding" in ergänzender Weise zu begreifen.

Klappentext

[...] Die Autorin arbeitet mit intensiven, ungewöhnlichen und kreativen Bildern und entwickelt dadurch bei ihren Schülern ein völlig neues Gefühl ebenso wie ein völlig neues Verständnis für das Reiten. Reiter, die sich zentrieren und im Gleichgewicht sitzen und dazu noch eine Menge über ihren eigenen und den Körper ihres Pferdes wissen, werden ihr Pferd dabei unterstützen, sich ausbalanciert und frei zu bewegen. Reiter und Pferd werden zu Partnern, die sich im Einklang bewegen, die Freude an der gemeinsamen Arbeit haben und gemeinsam auch zu Höchstleistungen in der Lage sind.

Sie verbessern Ihr Körpergefühl und das Körpergefühl Ihres Pferdes.

Sie machen Übungen am Boden und setzen das Gelernte dann auf dem Pferd um.
Dadurch erzielen Sie einen optimalen Lernerfolg.

Sie geben gewohnte Bewegungsmuster auf und erreichen dadurch einen besseren Sitz.

Sie werden ein neues Gefühl für das Reiten von Übergängen, Zirkeln, Wendungen oder Seitengängen entwickeln.

Reiten wird für Sie zu einem völlig neuen Erlebnis.

Sally Swift begann mit acht Jahren zu reiten. Als junge Frau arbeitete sie einige Jahre als Reitlehrerin, fand dann aber erst mit Anfang 60 zu ihrer Leidenschaft, der Ausbildung von Reitschülern, zurück und entwickelte ihr Ausbildungssystem Centered Riding, das mit Reiten aus der Körpermitte übersetzt wurde. Es brachte ihr weltweit große Anerkennung ein. Generationen von Reitern, unter ihnen viele bekannte Turniersieger, holten sich bei ihr das Rüstzeug für den Erfolg. Noch heute gibt die agile 89-Jährige ab und zu Reitstunden. Sie lebt in Vermont, USA.

Meine Meinung zu dem Buch:
von

› Werner Popken

In der letzten Woche habe ich das berühmte Buch » Reiten aus der Körpermitte besprochen, das nach 17 Jahren nun eine Fortsetzung erfährt. Bestand dazu ein Bedarf?

Das Vorwort der Autorin hat den Untertitel: "Warum gibt es ein zweites Buch?" Sie macht gleich klar, daß das erste Buch eigentlich die Voraussetzung für das zweite ist (S. 7):

Im zweiten Buch wird mehr auf das Pferd eingegangen. Es wird ausführlich erklärt, wie Sie die Muskulatur des Pferdes aufbauen und wie Sie Ihr erweitertes Verständnis für das Reiten aus der Körpermitte noch effektiver auf dem Pferd einsetzen können. Ihre reiterlichen Fortschritte wirken sich positiv auf den Pferdekörper aus. Beides greift ineinander und es entsteht ein wunderbares Zusammenspiel zwischen Pferd und Reiter.

[...] Dieses Buch gibt nicht nur einen Überblick über die äußerst wichtigen Grundlagen, sondern stellt auch die neuen Ideen zur Centered-Riding-Methode vor. Ein ganz wesentlicher Punkt, den ich betonen möchte: Reiten aus der Körpermitte ist keine spezielle Reitweise. Es ist vielmehr der effektivste Weg, den man lernen kann, um ein Pferd in allen Disziplinen im klassischen Sinne gut zu reiten.

Die höchste Stufe der Reitkunst präsentiert Reiter und Pferd in größter Harmonie. Dabei zeigt das Pferd sein volles Potential an Schwung, Athletik und Gehorsam. Reiten aus der Körpermitte ist die Basis - für den Anfänger ebenso wie für den Olympiateilnehmer, beim Springen, bei der Dressur, beim Western- und Distanzreiten.

Man mag sich fragen, ob jemand noch eine neue Reitlehre erfinden kann. In der letzten Rezension habe ich einige Gründe dafür genannt, warum diese Reitlehre anders ist als andere: Die Autorin hat andere Erfahrungen mit Ihrem Körper gemacht als andere Menschen, geht bewußter damit um und weiß mehr darüber. Sie selbst vergleicht sich mit Federico Caprilli, der in ihrer Jugend wegen seiner unkonventionellen Springtechnik im Mittelpunkt der Diskussion stand. Heutzutage reitet jeder Springreiter wie Caprilli.

Ich hoffe, daß es mit der Zeit mit dem Reiten aus der Körpermitte genauso läuft - daß die Philosophie und diese Konzepte in alle Reitstile und in jeden Reitunterricht einfließen und selbstverständlich werden.

Die Ziele sind also hochgesteckt. Die Autorin nimmt den Erfolg ihres ersten Buches ernst und zieht einfach die naheliegenden Konsequenzen. Die Perspektiven, die die Autorin ausmalt, klingen wundervoll (S. 9):

Was bringt einem das Reiten aus der Körpermitte?
Ich bin mir sicher, es gibt ein Pferd, das für Sie das Traumpferd schlechthin ist. Was sehen Sie in diesem Tier Ihrer Träume? Wahrscheinlich Schönheit und Balance, Rhythmus, Leichtigkeit und Kraft. Und gewiss strahlt das Pferd bei der Demonstration seines Könnens Vertrauen, Aufmerksamkeit und Freude aus.

Wenn Sie diese wundervollen Fähigkeiten im lebendigen, atmenden Pferd wecken wollen, müssen Sie Pferdeverstand entwickeln. Das Pferd ist eine großartige Kreatur. Als ursprünglich freies, wild lebendes Lauftier ist es so freundlich und teilt seine Begabungen mit uns. Gerade weil es uns seine Zusammenarbeit willig anbietet, haben wir die Verantwortung, ihm sein Training leicht verständlich, frei von Schmerzen und so angenehm wie möglich zu gestalten. Das gilt für anstrengende Bereiche wie Cutting, das Bewältigen der Geländestrecke in einer Vielseitigkeitsprüfung, die Teilnahme an einer Springprüfung oder das Reiten einer Dressuraufgabe auf Grand Prix Niveau. An dieser Stelle kommt das Reiten aus der Körpermitte zum Tragen. Die Feinheiten und die Techniken dieser Methode lassen größt mögliche Harmonie zwischen Pferd und Reiter in allen Bereichen entstehen.

Reiten aus der Körpermitte ist kein "Reitstil" wie es etwa Western-, Jagd-, Gangpferde- oder das klassische Dressurreiten sind. Reiten aus der Körpermitte erzieht vielmehr Geist und Körper zu mehr Balance und Integration von Bewegung. So wird die Reitkunst in eine neue Dimension geführt. Sie können die alten klassischen Leitsätze in einer neuen Form präsentieren. Pferdegerecht ist die Einhaltung der klassischen Prinzipien in jedem Reitstil und in jeder Disziplin. Durch das Reiten aus der Körpermitte wird die Umsetzung viel einfacher.

Ein in der Körpermitte ausbalancierter Reiter mit gutem Körperbewußtsein und einem Gefühl für sein Pferd, kann die Muskulatur des Pferdes korrekt aufbauen und ihm dabei helfen, sich ausbalanciert und frei zu bewegen. Das Pferd hat so die Möglichkeit, harmonisch mit seinem Reiter zusammenzuarbeiten und Freude an der Arbeit zu empfinden, statt Stress und all zu oft auch Schmerzen. Das Ergebnis sind ausdrucksstarke Bewegungen, die schön anzusehen sind.

Ich habe hier die neue Rechtschreibung zitiert; sie ist für mich verwirrend, ich kann mir nicht helfen. Ist das nun richtig geschrieben? "Grand Prix Niveau, all zu oft, höchst möglich, wild lebendes" - und dann: "zusammenzuarbeiten, vielmehr, wundervollen, pferdegerecht." Warum nicht alles "aus ein ander" schreiben? "Körper Bewußtsein, Körper Mitte, Reit Kunst, Recht Schreibung, Dressur Aufgabe, Pferde Verstand, zusammen zu arbeiten, viel mehr, Wunder vollen, Pferde gerecht, an bietet, usw." Die Zeichensetzung scheint auch nicht einfacher geworden zu sein. Das nur am Rande...

Im ersten Buch hat die Autorin ihre Methode auf 4 wesentliche Punkte reduziert. Im zweiten Buch macht sie zunächst mit wundervollen Fotos aus allen reiterlichen Disziplinen Lust, und auf Seite 19 schon faßt sie ihre Grundsätze zusammen:

Die wesentlichen Punkte im Überblick

Die Lernmechanismen

Es gibt zwei Gehirnhälften.
Die linke Gehirnhälfte nimmt die Informationen im Detail auf.
Die richtige Gehirnhälfte verschmilzt die Einzelheiten zu einem Ganzen. Daraus kann ein komplettes Bild abgerufen werden.
Lernen und unterrichten Sie in kleinen Lernabschnitten. Zu viele Aufgaben auf einmal sind für Sie und Ihr Pferd frustrierend.

Das Ergebnis

Durch einfach gehaltene Informationen wird das Lernen leicht und macht Spaß.

Die Sache mit den Gehirnhälften war zum Zeitpunkt des Erscheinens des ersten Buches noch ziemlich neu und war der Autorin vermutlich noch nicht bekannt; heute gehört dieses Wissen zum Allgemeingut.

Wie kriegt man das hin, daß die rechte Gehirnhälfte lernt? Zusätzlich zu den vielen Zeichnungen aus dem ersten Buch, die durch die Visualisierung von Konzepten den Lernprozeß beförderten, arbeitet die Autorin in diesem Buch mit körperlichen Übungen. Zwei ihrer Schülerinnen arbeiten zusammen und zeigen, wie Körpergefühl entwickelt wird.

Das setzt sofort meine Phantasie in Gang: Dieses Buch ist nicht für einen Leser, es ist für zwei! Wenn man das Buch zu zweit durcharbeitet, kann man nicht nur die Übungen nachvollziehen, man kann sich vor allen Dingen korrigieren. Das gilt natürlich für andere Reitlehren gleichermaßen, aber hier ergibt es sich sozusagen aus der Methode selbst.

Damit kommt ein zusätzlicher Spaßfaktor ins Spiel. Es ist mit Sicherheit viel vergnüglicher, sich zu zweit weiterzuentwickeln. Damit bekommt auch die Frage, ob man aus einem Buch reiten lernen kann, eine neue Wendung: Man braucht mit Sicherheit eine Korrektur durch eine dritte Person. Und die sollte die Reitlehre natürlich auch beherrschen.

Da es sich hier um die Reitlehre der Zukunft handelt, dürfte es nicht schwer sein, Mitstreiter zu gewinnen. Also dann: fröhliches Lernen! Die Illustrationen im Buch suggerieren, daß das möglich ist.

Siehe auch die folgende Rezension zum Werk von Swift, Sally:
Ausgabe 220 › Reiten aus der Körpermitte

› Ausgabe 221 · Siehe auch › Tipp 221

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Tip: Selbst

Selbst
Von

› Werner Stürenburg

In der Rezension dieser Woche (» Reiten aus der Körpermitte, Band 2) findet sich auf Seite 29 das Schwarzweißbild eines alten Mannes, der vergnügt auf seinem Pferd sitzt. Es ist F.M. Alexander, der Begründer der Alexandertechnik. Das Kapitel ist überschrieben mit "Der Gebrauch Ihres Selbst". Die Autorin führt dazu aus (S. 28):

Das Konzept vom "Gebrauch des Selbst" ist viel mehr als eine Auflistung körperlicher Funktionen. Es beinhaltet das Wissen von der Wechselbeziehung zwischen Geist und Körper. Wollen Sie einen körperlichen Vorgang wie das Reiten verbessern, oder auch nur lernen, leichter von einem Stuhl aufzustehen, dann müssen Sie die einzelnen Teile dieses Vorgangs zuerst verstehen. Vermeiden Sie es bewußt, sich nur auf die Schwierigkeiten dabei zu konzentrieren, denn nur so werden Sie Dinge lernen.

Hier muß ich doch protestieren! Und zwar in zweierlei Hinsicht: Einmal verwahre ich mich gegen diese Verwendung des Wortes "Selbst". Viele Leute verstehen Vielerlei unter diesem Begriff, aber bisher ist mir niemand untergekommen, der diesen Begriff so sinnleer gefaßt hat. Zum anderen hat niemand das Aufstehen von einem Stuhl dadurch gelernt, daß er die Einzelteile dieses Vorgangs zuerst verstanden hat.

Im Gegenteil: die Sache ist genau umgekehrt. Ich kenne da eine Geschichte, oder vielleicht ist es eine Anekdote, aber sie fällt mir einfach nicht ein, also muß ich sie neu erfinden. Sie handelte bestimmt nicht von einem Seiltänzer, aber mit einem Seiltänzer geht es auch. Der Seiltänzer also tanzt wunderbar über sein Seil, die Menge staunt, bewundert, applaudiert, da fragt einer: "Wie machst du das?" Da fällt der Seiltänzer vom Seil.

In dem Moment also, wo ich darüber nachdenke, wie ich eigentlich laufe, stolpere ich. Das Laufen wird eben nicht von der linken Gehirnhälfte gesteuert, sondern von der rechten. Man kann nun hingehen und mit der linken Gehirnhälfte anfangen und hoffen, daß die Sache irgendwann auf die rechte Gehirnhälfte überwechseln wird. So macht man es zum Beispiel mit der Musik.

Der Klavierschüler stümpert herum und wird immer besser, aber Musik wird das noch lange nicht. Musik kommt ganz woanders her, und wenn man das einfach so lernen könnte, hätten wir viel mehr große Musiker. Friedrich Gulda hat immer betont, daß er nie geübt habe. Das glaube ich gerne. "Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen." (Goethe, Faust)

Was das denn nun ist, was über die lernbaren Dinge hinausgeht, läßt sich meines Erachtens nicht bestimmen. Letzten Endes geht es um Qualität. Sally Swift will die Qualität des Reitens verbessern und benennt eine ganze Reihe von Kriterien, die für gutes Reiten zutreffen. Sie stellt nun fest, daß alles nichts nützt, wenn es links ausgeführt wird. Deshalb rät sie dazu, gar nicht mehr an das Reiten zu denken und die Dinge einfach geschehen zu lassen (S. 26).

Das kann man versuchen. Ob daraus dann etwas wird, ist eine andere Frage. Daß es Leute gibt, die das können, ist kein Beweis dafür, daß es jeder auf diese Weise lernen kann. Diese Leute hätten es vielleicht auch auf jede beliebige andere Weise gelernt.

Robert Pirsig hat in seinem berühmten Buch "Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten" gezeigt, daß Qualität nicht bestimmbar ist. Am Ende hat er erkannt, daß Lao Tse im Tao te King alles schon beschrieben hatte: "Das Tao, das benannt werden kann, ist nicht das Tao." Obwohl wir nicht definieren können, was Qualität ist, hängt alles von Qualität ab. Das Bessere ist der Feind des Guten.

Miles Davis hat in den siebziger Jahren seine Musiker auf die Bühne gestellt, ohne ihnen zu sagen, was gespielt wird. "I pay you guys to practise on the bandstand." (Ich bezahle euch Jungs, damit ihr auf der Bühne übt.) Am Anfang des Konzerts machte er sehr starken Druck: sehr hohes Tempo, kurze Phrasen, stampfende Rhythmen. Dann nahm er das Tempo zurück und ließ die Musik fließen, in der Hoffnung, daß alle Musiker inzwischen auf der rechten Seite angelangt waren. Es blieb ihnen kaum etwas anderes übrig, denn sie konnten sich auf nichts einstellen, weil sie nicht wußten, was er im nächsten Moment von ihnen wollte.

Offenbar hatte er die Gabe, seinen Mitmusikern hinüberzuhelfen; es gibt viele Zeugnisse darüber, daß diese selbst sehr erstaunt waren über das, was im Zusammenspiel mit ihm passierte. Und in der Regel haben Sie es ohne ihn auch nicht hinbekommen. Man wird an das Zitat von Goethe erinnert.

Max Beckmann hat es meistens abgelehnt, über seine Kunst zu reden, denn über Worte ließe es sich nicht vermitteln, man müsse es schon erfühlen. Darin schwingt eine gewisse Resignation mit, und diese Resignation fand ich auch bei vielen Lehrern, die einfach angesichts der Tatsache verzweifeln, daß sie ihren Schülern nicht weitervermitteln können, was sie wissen und können. Desto begeisterter sind sie, wenn sie dann doch einmal eine verwandte Seele finden, bei der ihre Saat auf fruchtbaren Boden fällt.

Das Selbst wird von den meisten Autoren für genau das verwendet, was unsere Begrifflichkeiten übersteigt und den eigentlichen Kern unseres Wesens ausmacht, der geheimnisvoll, wundermächtig, unauslotbar zu sein scheint.

So, scheint mir, könnte man das Geheimnis der Methode von Sally Swift verstehen: An sich selbst arbeiten, damit man sich der höheren Führung überlassen kann.

Vor dreißig Jahren habe ich Flamenco gelernt, und ich fühlte mich schlecht dabei. Der Tanzlehrer gab sich alle Mühe. Er wußte, wie es geht, und er versuchte, es mir beizubringen. Ich fühlte mich nur noch schlechter. Eines Tages ging mir auf, daß die spanischen Tänzer eine sehr stolze Haltung haben, daß ihr Körper von oben bis unten unter Spannung steht, einer Spannung, die Gefühle zum Ausdruck bringt. Das versuchte ich selber zu spüren, indem ich mich von der Musik leiten ließ, und in diesem Moment fühlte ich mich besser und konnte besser tanzen.

Ringo Starr hat einmal nach dem Ende der Beatles einen Song gemacht, in dem er schildert, daß er ein Filmstar werden soll und daß man ihm gesagt hat, daß das ganz einfach sein wird (wenn ich mich richtig erinnere). Die Phrase, die bei mir hängengeblieben ist, lautet: "Just act naturally." Das würde ich so übersetzen: Sei einfach ganz natürlich, ganz du selbst.

Wie sagte einmal ein Reitlehrer? "Eigentlich arbeite ich mit den Reitern und nicht mit den Pferden." Genau das macht Sally Swift. Mein Tipp für diese Woche: Achten Sie einmal darauf, wann Sie "Sie selbst" sind. Wann fühlen Sie sich "richtig" und wann nicht? Natürlich nur, wenn Sie mit Ihrem Pferd zusammen sind. Dieser Tipp gilt nur im Zusammenhang mit Pferden.

Ach ja: was hat das denn mit Alexander zu tun? "Seine Hauptaussage ist, daß jeder Körper eigentlich korrekt funktionieren möchte." Wunderbar! Wir müssen also nur zulassen, was ohnehin sein möchte.

Galerie: Vase

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Vase mit Pferdekopf

Unbekannt, griechische Antike
Henkelvase mit Pferdekopf
Terrakotta, ca. 60 cm hoch
Museum der Schönen Künste, Budapest, Aufnahme vom 11. Mai 2003

In der letzten Woche habe ich Kleinplastiken aus der griechischen Antike vorgestellt, die ich im Museum der Schönen Künste in Budapest fotografiert hatte (› Kriegerfigur). Bekannter sind die griechischen Vasen, und natürlich hatte das Museum auch davon eine schöne Auswahl.

Ich war vollständig auf Pferde geeicht und habe Vasen fotografiert, die Pferde darstellten. Meistens waren das Ganzfiguren. Diese Vase zeigt nur einen Kopf. Möglicherweise handelt es sich um eine Pferdepersönlichkeit, der mit dieser Abbildung ein Denkmal gesetzt wird. Vielleicht weiß jemand etwas darüber.

Auffällig ist die deutliche Zeichnung des Halfters. So sehen Halfter heute noch aus.

Kommentar
Von

› Werner Stürenburg



Schale

Während die Vasen zur Aufbewahrung dienten, etwa von Flüssigkeiten, aber auch von Getreide, hat man die Schalen sicherlich ähnlich benutzt wie wir das heute noch tun. Selten einmal bemalt jemand eine Schale. Picasso hat das in den fünfziger Jahren gemacht, aber es ist eine Ausnahme geblieben, und auch da hat man dann Auflagen davon gemacht. Einzelstücke sind wirklich selten.

Ob diese griechischen Vasen Einzelstücke waren oder in Serie hergestellt wurden, weiß ich nicht. Die Kunstobjekte, die die Porzellanmanufakturen zuweilen auflegen, fand ich immer besonders unerfreulich. Die griechischen Vasen wirken besonders durch ihre Reduktion. Sie sind im Regelfall in zwei Farben ausgeführt, manchmal in drei Farben: heller, roter und schwarzer Ton.

Diese Schale ist dreifarbig. Rot wird in der Mähne des Pferdes verwendet und vorne und hinten auf dem Leib - das könnte auf einen Schmuck hindeuten, etwa in der Art der ungarischen Schalanken (› Gehorsam). Die Zügel sind jedenfalls auch rot, und die Trense entspricht ebenfalls ziemlich genau den heute noch gebräuchlichen Modellen - was soll man mit einem Pferdekopf auch machen, so viele Möglichkeiten gibt es ja nicht.

Auf dem Hinterteil des Pferdes sitzt ein Vogel, der wiederum ein menschliches Gesicht hat. Die Hinterbeine des Pferdes sind doppelt vorhanden, was auf Bewegung hindeuten könnte; die Vorderbeinen sind aber demgegenüber extrem steif und stockartig, also ganz unbeweglich. Ansonsten ist der Hintergrund mit für mich unverständlichen Motiven gefüllt, und unten links scheint ein Teil zu fehlen und neutral ergänzt worden zu sein.

Höllenhund



Vase



Rückseite

Diese Vase würde ich für wesentlich älter halten, der Stil ist viel primitiver, die Technik viel einfacher. Auf die Vase aus hellem Ton ist eine einfache Pinselzeichnung aufgebracht mit dunklerem Ton. Das Pferd ist ziemlich stilisiert, besonders der Kopf, aber die Bewegung der Beine ist demgegenüber erstaunlich lebendig.

An der Rückseite sieht man, daß es sich um eine Konvention handelt. Der Maler benutzt immer dieselbe geistige Schablone. Das tun wir natürlich alle, aber so besonders berauschend ist das auf die Dauer nicht, weder für uns noch für andere.

Ich werde nie vergessen, wie ich, etwa in der achten Klasse, ein Bild malte mit einigen Vögeln am Himmel. Ich hatte in einer Zeitschrift etwas gesehen, was ich heute als Schablone bezeichnen würde.

Das hatte mir gefallen, es war leicht nachzumachen, und ich hatte es in meinem Bild eingesetzt. Da es mir gut gefiel, erwartete ich, daß mein Lehrer mich dafür loben würde. Immerhin war es ja noch nicht einmal meine Idee gewesen, sondern die eines professionellen Künstlers, und der Lehrer konnte ja nicht wissen, daß ich die Idee geklaut hatte.

Wider Erwarten bekam ich kein Lob, sondern eine abfällige Bemerkung. Dem Lehrer gefiel genau das nicht, was mir Eindruck gemacht hatte: das Schablonenartige.

Schablonen haben einen Vorteil: sie können zu Zeichen werden. Zeichen können gelesen werden, über eine Konvention können die Menschen sich verständigen, was ein Zeichen bedeuten soll. So sehen wir auf dieser Vase ein Hakenkreuz.

Dieses Hakenkreuz hatte damals natürlich eine andere Bedeutung als im Dritten Reich, aber das ist in diesem Zusammenhang nicht wichtig: Wichtig ist, daß Menschen einer Epoche sich über die Bedeutung eines Zeichens verständigen können.

Merkwürdig ist der große Höllenhund, der das Pferd fressen will. Ich vermute mal, daß es sich um die Illustration einer Geschichte handelt. Leider bin ich in griechischen Sagen nicht gut genug bewandert, um hier Vermutungen anstellen zu können.

Diese Museumsstücke machen mir immer sehr viel Eindruck. Um so erstaunter war ich, als ich eines Tages entdeckte, daß man solche Sachen ganz einfach kaufen kann, z. B. im Kunsthandel oder auf einer Kunstmesse. Offenbar werden solche Sachen immer noch aus der Erde ausgegraben - oder sollte es sich um Fälschungen handeln?

Quellen

› Kriegerfigur, Galeriebeitrag
› Gehorsam, Hauptbeitrag

Abbildungen

© › Werner Stürenburg

Poster: Siegerehrung

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Siegerehrung
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Qualifikation zur Dt. Meisterschaft

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Ansatz
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Aus dem Galopp zum Stopp

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Palomino
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Bei der Siegerehrung

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Full Speed
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Extreme Schräglage, Spaß für beide

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Endspurt
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Ansatz zum Stopp

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Qualm!
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Wie aus dem Bilderbuch

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