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Editorial zu Ausgabe 397

 
W. Popken im Fenster
Selbstportrait 08/2004
 
 
05.11.2006

Tabu

Manche Dinge sind tabu. Ich hatte mir darüber noch nie viel Gedanken gemacht. Gibt es heute überhaupt noch Tabus? Kann man sich doch gar nicht vorstellen, oder? Sämtliche Tabuthemen scheinen ziemlich systematisch angefaßt und enttabuisiert worden zu sein. Den passionierten Tabubrechern fällt es immer schwerer, noch ein Tabu zu finden, dessen öffentliche Enttabuisierung schockieren könnte.

Die Erfahrungen dieser Woche haben mich jedoch nachdenklich werden lassen. Möglicherweise verhält es sich mit den Tabus doch noch etwas anders, als ich gedacht hatte. Tabus, die man einfach brechen kann, sind ja nicht so schrecklich gefährlich. Zum Beispiel die öffentliche Entblößung sämtlicher Körperregionen oder die öffentliche Zurschaustellung von Handlungen, die eigentlich niemanden etwas angehen. Daran kann man sich gewöhnen. Das muß man nicht schön finden, man kann auch noch Schlimmeres befürchten, und es wird auch kommen, und man weiß, auch das wird einen nicht wirklich umbringen.



Computer-Spiele

Den Anfang machte ein Artikel in der neuen Ausgabe der » Zeit:

Je öfter ein Kind am Computer ballert, desto schlechter die Schulnoten, zeigt eine neue Studie. Die Spiele lassen eine Generation von Jungs verwahrlosen.
» Spiele ohne Grenzen

Dieser Artikel beginnt damit, detailliert Spielszenen zu beschreiben, die schier unerträglich sind. Man fragt sich, was in den Köpfen derjenigen vorgeht, die solche Spiele erfinden, inszenieren, programmieren, finanzieren, bewerben, vermarkten und rechtfertigen. Und man fragt sich natürlich, was in denjenigen vorgeht, die diese Spiele spielen.

Die Empörung über die Photos von deutschen Soldaten in Afghanistan erscheint demgegenüber geradezu lächerlich. Und dann wird einem natürlich klar, daß die Szenen dieser Spiele durchaus mitten aus dem Leben gegriffen sind, nämlich zunächst den entsprechenden Filmen entnommen, die in den letzten fünfzig Jahren mit zunehmender Brutalität produziert wurden und anscheinend eine Nachfrage befriedigten, die sie möglicherweise selbst heran gezüchtet hatten, und natürlich auch aus dem realen Geschehen, nämlich der allgemeinen Kriminalität (zum Beispiel der Mafia) und dem Kriegswesen (Massaker, Folterungen, Terror). Die ganze Palette, altbekannt, jeden Abend frisch zur Tagesschau neu aufbereitet.



Sex mit Tieren

Alles das konnte ich noch relativ gut abwehren. Aber dann beschäftigte ich mich näher mit einem Tierschützer-Buch, dessen Herausgeberin ich eine Rezension versprochen hatte. Weil das Thema so schwierig ist, glaubte ich es in einem Hauptartikel oder möglicherweise einer Serie näher aufarbeiten zu müssen. Nach mehreren Tagen Einarbeitung mußte ich erkennen, daß ich diesen Tabus nicht gewachsen war.

Es ist offenbar nicht so, daß die Gesellschaft (was immer das ist) durch irgendwelche Mechanismen künstliche Schranken errichtet, die man genausogut durchbrechen könnte. So wird ja ein Tabu erklärt:

So gelten bei Naturvölkern die Person des Häuptlings, Begräbnisplätze, Kultstätten etc. an sich als tabu. Man wusste jedoch auch jede beliebige andere Örtlichkeit, beispielsweise einen Baum, eine verlassene Wohnung, ja ein einzelnes Besitzstück, vor Annäherung, Berührung oder Wegnahme zu schützen, indem man sie mit einem einfachen Faden, in den unter bestimmten Zeremonien einige Knoten mit oder ohne Fetische eingeknüpft worden waren, umgrenzte oder umband (siehe Knotenknüpfen). Die Angehörigen der gleichen Ethnie waren überzeugt, dass bei Verletzung dieses Fadens alle Übel, die der Knotenschürzer hineingeknüpft hatte, unfehlbar auf sie fallen würden, und so ersetzte dieser Glaube die Sicherheitspolizei bei den verschiedensten Naturvölkern, denn in verschiedenen Formen findet oder fand sich das Tabu in allen Erdteilen.
» Tabu

Wenn es so einfach wäre, könnte ja jeder daherkommen und einfach rufen: "Aber er hat doch nichts an!" Das Tabu erscheint in der obigen Erklärung als willkürlich und durch nichts gerechtfertigt, durch nichts als eine Übereinkunft, einen Aberglauben, der mehr oder weniger leicht zu überwinden ist und auf jeden Fall überwunden werden kann. Ein Tabu ist in diesem Sinne einfach ein Zauber, an den man nicht glauben muß.

Das Tabu, das ich durch die Beschäftigung mit dem Thema "Sex mit Tieren" erlebt habe, hat mich gewissermaßen existenziell überfallen. Ich glaubte, mich vorurteilslos damit beschäftigen zu können, die unterschiedlichen Standpunkte zur Kenntnis nehmen und bewerten zu können, und mußte erfahren, daß mich ein Entsetzen überfiel, das immer größer wurde und mich schließlich dazu zwang, die Arbeit an diesem Thema einzustellen.



Werteverfall

Die Demoskopin » Elisabeth Noelle-Neumann hatte einen » Werteverfall beklagt, der von anderen vehement bestritten wurde. Es ist sicherlich richtig, daß manche früheren Tabus inzwischen verschwunden sind. Aber die Logik, daß es gar keine Grenzen gibt, geben darf, geben kann, läßt sich nicht aufrechterhalten.

So gilt zum Beispiel heutzutage die Regel, daß in der Sexualität alles erlaubt ist, sofern nicht jemand anders beeinträchtigt wird, was dieser durch seinen Einspruch deutlich zu machen hat. Und dann werden wir darüber informiert, daß Menschen verlangen, verletzt, verstümmelt, sogar getötet zu werden, wobei die sexuelle Komponente möglicherweise mehr oder weniger bestimmend sein mag. Und wiederum: Das ist ein weiterer Tabubruch, der einfach nur geil ist, der einen Kick gibt, einen Schauder verursacht, der offenbar nötig ist und den man immer schwieriger erlangen kann.

So auch beim angedeuteten Thema. Es kann nichts widerlich genug sein, daß man es nicht öffentlich breittreten möchte. Wenn nicht in gesprochener oder gedruckter Form, dann wenigstens im Internet. Wohin wird das führen? Wann wird jemand aufstehen und sagen: Es ist genug! Es reicht! Das ist widerwärtig, das lassen wir jetzt nicht mehr zu!

Eine solche Wende muß eines Tages kommen, kein Zweifel, und sie wird nur kommen können von innen heraus, wenn nämlich eine kritische Minderheit sich so übel fühlt wie ich in den letzten Tagen, wenn körperlich fühlbar wird, daß die Situation nicht mehr zu ertragen ist. Der berühmte jüdische Maler Max Liebermann fällt mir dazu ein:

Als er vom Fenster seiner Wohnung am Brandenburger Tor den Fackelaufmarsch anlässlich der Machtergreifung Hitlers sah, soll Liebermann gesagt haben: "Ach, wissen Se, ick kann jar nich soville fressen, wie ick kotzen möchte."
» Max Liebermann

Es hat bekanntlich noch einige Jährchen gedauert, bis diese Haltung weit genug verbreitet war, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Die Kosten des ganzen Unternehmens waren immens. Aber anscheinend ist es der Menschheit unmöglich, auf andere Weise zu lernen. Und so werden wir denn weiter Ungeheuerlichkeiten begehen müssen, um ganz allmählich durch Erfahrung klüger zu werden. Wer nicht mehr ahnungslos räsonieren muß, sondern existenziell weiß, ist sich seiner Sache sicher. Insofern war die Erfahrung für mich durchaus wertvoll. Mal sehen, ob ich nicht doch noch wenigstens eine Rezension zustandebringe.



 
Chefredakteur und Herausgeber
 
 




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